#KTMgate: Reaktionen der Kunst- und Kulturszene

Es wird nicht still ums #KTMgate beziehungsweise den oberösterreichischen Kulturförderungsskandal. Nach Aufdeckungsarbeit der KUPF und journalistischer Berichterstattung reagieren nun Kunst- und Kulturschaffende öffentlich. Hier herunterzuladen und nachzulesen sind das Forderungspapier der Grazer Autorinnen Autorenvereinigung, Regionalgruppe Oberösterreich sowie David Wagners Offener Brief an Landeskulturdirektor Reinhold Kräter, die uns von den Verfasser*innen freundlicherweise zur Verfügung gestellt wurden. Gemeinsamer Nenner: So lassen wir uns nicht behandeln.

1. Forderungspapier der GAV OÖ

Wir, die Regionalgruppe der Grazer Autorinnen Autorenversammlung Österreich (GAV OÖ), die größte Vereinigung von SchriftstellerInnen des Landes, werden in unserer Arbeit zusehends gehindert. Der Stellenwert der Literatur nimmt ab, unser Beruf ist mittlerweile höchst prekär. Unsere Arbeitsbedingungen haben sich in den letzten Jahren sukzessive verschlechtert. Das „Land der Möglichkeiten“ steht Literaturschaffenden nicht offen.

2. Offener Brief von David Wagner

Liegt die Art, wie wir von der Politik behandelt werden, am Unwissen bezüglich unserer täglichen Arbeitsbedingungen, oder wird es vielmehr vorsätzlich darauf angelegt, dass freie Kulturschaffende ebenso wie engagierte Kulturinitiativen und interessiertes, aufgeschlossenes Publikum zugunsten einer massentauglichen Event-Kultur früher oder später aus diesem Land verschwinden?

3. Stellungnahmen in anderen Medien

Reinhard Kannonier, ehemaliger Rektor der Kunstuniversität Linz

„Architektonisch nicht schlecht, alles – auch die Ausstattung – sehr auf Dynamik ausgerichtet. In sich gut gemacht, aber mit einem Museum hat das nichts zu tun“

Im Zusammenhang mit den für das Projekt gewährten öffentlichen Geldern ist er der Ansicht: „Gegen Industrieförderungen ist nichts einzuwenden, aber keinesfalls aus dem Kulturbudget“.

Quelle: https://www.sn.at/kultur/allgemein/linzer-unirektor-ueber-ktm-motohall-showroom-kein-museum-75513910 © Salzburger Nachrichten VerlagsgesmbH & Co KG 2019

Sommerpause

Es ist heiß! Die KUPF OÖ macht jetzt mal eine wohlverdiente Sommerpause:
Von 12.8. bis 26.8. ist unser Büro im Betriebsurlaub.
Danach retten wir weiterhin unser Kulturland OÖ – das ist dringender denn je!
Ihr könnt euch auch schon auf unsere Herbst-Ausgabe der KUPFzeitung zum Schwerpunkt Klima Kultur freuen.
Ein Abo bekommt ihr hier.

Schönen Sommer und viele Abkühlungen wünscht die KUPF OÖ 🙂

Erfolgreicher Abschluss für 21 TeilnehmerInnen des zweiten Kunst- und Kulturmanagementlehrgangs

Acht produktive Wochenenden liegen hinter den Teilnehmenden der zweiten Auflage unseres Lehrgangs. Von Kulturtheorie über Projektmanagement und Finanzierung bis zu Kulturvermittlung reichten die Themen und verschiedene Veranstaltungsorte ergänzten das breite Spektrum der Module. Aber auch die Lehrgangsgruppe brachte Erfahrungen und Wissen aus vielen unterschiedlichen Bereichen ein und so konnte sich die Freie Szene mit Künstler*innen vernetzen aber auch direkt den Einblick in größere Institutionen und öffentliche Einrichtungen bekommen.

Gruppenfoto im Kulturverein SCHLOT
Den Abschluss des breit gefächerten Spektrums bildete eine Exkursion in das Museum Arbeitswelt in Steyr und ein Praxisplanspiel. Somit konnten die Inputs der Vortragenden auch in der Umsetzung erlebt werden. Das Juryplanspiel bot die Möglichkeit die Erfahrungen der letzten Monate in einen Projektantrag zu vereinen und abschließend im Rahmen einer moderierten öffentlichen Jurysitzung Feedback dazu zu geben.
Museum Arbeitswelt Steyr

Äußert positives Feedback gab es außerdem für den gesamten Lehrgang und die Vortragenden. Vor allem das gemeinsame Erarbeiten der Themen und die praxisnahe Herangehensweise wurden von den TeilnehmerInnen hervorgehoben.

Die Bilanz des Lehrgangs sind nicht nur zwei Babies, sondern auch gemeinsame Veranstaltungsideen und viele Kontakte aber auch neue Freundschaften. Die Lehrgangsleitung und das BFI können diese Eindrücke und Rückmeldungen nur unterstreichen und sind ebenfalls überaus zufrieden mit der erfolgreichen zweiten Ausgabe des Kunst- und Kulturmanagementlehrgangs!

Der zweite Lehrgang ist geschafft!

Die Sommerausgabe der KUPFzeitung ist da!

Thema: Kultur | Leiten

Am 8. Mai 2019 stieß Landeshauptmann Stelzer den Entwicklungsprozess zum neuen Kulturleitbild an. Das kam so vorzeitig und überraschend, dass sich in der Kunst- und Kulturszene berechtigte Ängste und Fragen breit mach(t)en: Wieso jetzt? Was steckt dahinter? Was kann passieren?

Um diesen Unsicherheiten etwas Produktives entgegenzuhalten, versteht sich die Nummer 170 der KUPFzeitung so zugespitzt wie noch nie als Informationsgrundlage und Argumentationswerkzeug. Wir möchten unser Möglichstes tun, um aus dem Kulturleitbild kein Kulturleidbild zu machen.

Alles dazu finden Sie in der KUPFzeitung.

Dafür haben wir unter anderem jene gefragt, die es (besser) wissen müssten: Die Politik – mit LH Stelzer und LH a. D. Pühringer im exklusiven Interview. Die Wissenschaft – mit einem grundlegenden Artikel von Beate Kegler, Lehrbeauftrage am Institut für Kulturpolitik der Uni Hildesheim. Und die Kulturarbeiter*innen selbst – in seinem Leitartikel nimmt Klemens Pilsl kein Blatt vor den Mund.

Herzstück dieses Schwerpunkts ist unser Forderungskatalog. Darin benennen wir 10 konkrete Maßnahmen, die Kulturpraxis wirksam und nachhaltig unterstützen.

Die KUPFzeitung stopft jedes Sommerloch!

Es gibt einiges zu entdecken in dieser Ausgabe – fad werden soll Ihnen über den Sommer nicht: Die Künstlerin Regina Picker hat dafür etwa ein alternatives Nachschlagewerk der Heimat-Begriffe konzipiert. Die Autorin Vina Yun hat den Comic Von Unten – über Migration und Arbeit – von Daria Bogdanska, rezensiert.

Im Terminkalender für Juni bis September finden sich in der Printausgabe wieder einige Schmankerl – allen voran Festivals, Freiluftveranstaltungen und Sommercamps, sodass niemand allein daheim vor sich hin schwitzen muss.

Was ist die KUPFzeitung?

Die KUPFzeitung ist das kulturpolitische Magazin der Kulturplattform Oberösterreich. Es erscheint vier mal im Jahr als Printmagazin.

Was kostet die KUPFzeitung?

Abonnent*innen bezahlen beim Abo 19,80 EUR (inkl. 10% UST) pro Jahr für vier Ausgaben.
Wohlwollende Unterstützer*innen können zudem auch ein Förder-Abo für 44,00 EUR (inkl. 10% UST) pro Jahr wählen. Das Abonnement kann jederzeit gekündigt werden, ganz unkompliziert per Formular, Email oder Telefon. Kleiner Tipp: Ein Abo ist natürlich auch ein super Geschenk! 

 Ja, ich will ein KUPFzeitungs-Abo!

ZACK, ZACK, ZACK zur KUPFzeitung Release Party!

Am 18. 6. gibt es ab 19 Uhr Lesungen, Diskussionen, Musik, Drinks und hoffentlich VIELE, die mit uns am Salonschiff Fräulein Florentine feiern.

Nach den letzten rasanten Wochen rund um das neue Kulturleitbild, die Bestellung des Landeskulturbeirates, Ibiza-Gate, die EU-Wahl und noch so manchen Wunderlichkeiten wollen wir mit euch am 18.6. um 19 Uhr feiern. Das geht nun wirklich alles ZACK, ZACK, ZACK!

Das Programm:

*19 Uhr: Ausstellungsführung Kunsthalle durch den Skulpturenpark an der Donaulände
*19:30 : Einleitung und unser ZACK ZACK ZACK Dramolett
*19:45 : Podiumsdiskussion zum Thema „Beteiligung“ mit migrare, JAAPO und maiz
*20:30 : Lesung von Mieze Medusa
*20:45 : Präsentation unseres Forderungskataloges in der KUPFzeitung für das Kulturleitbild neu
*Ausklang mit Drinks, Musik und Schmökern in der KUPFzeitung

Solidaritätspakt – Offener Brief und Einladung an Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein und alle Ministerinnen und Minister


Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin, werte Bundesministerinnen und Bundesminister,

mit großer Freude haben wir bei der Antrittsrede von Frau Dr.in Brigitte Bierlein
wahrgenommen, dass es von ihrer Seite Gesprächsbereitschaft mit der
Zivilgesellschaft gibt. Die letzten 17 Monate waren für die zivilgesellschaftlichen
Bündnisse und Organisationen nicht nur aus finanzieller Sicht herausfordernd. Die
Gesprächsbasis mit der Zivilgesellschaft ist in dieser Zeit von Seiten der Politik
sukzessive schlechter geworden, sodass viele Anliegen und Bedürfnisse liegen
geblieben sind.
Erstmals in der österreichischen Geschichte haben sich in den letzten Jahren NGOs
und zahlreiche zivilgesellschaftliche Organisationen zu einem Solidaritätspakt
zusammengeschlossen, der es ermöglicht, gemeinsam am Ausbau der Demokratie zu
arbeiten. Die Solidarisierung dieser Organisationen ist ein effektiver und guter Weg,
um anstehende gesellschaftliche Probleme und Anliegen zu erörtern, auszuarbeiten
und gemeinsam zu lösen.
Das Ziel ist es, trotz unterschiedlicher Ansichten in vielen Punkten, gemeinsam an
einem Strang zu ziehen und in Österreich ein solidarisches Miteinander zu erreichen,
das über Parteigrenzen hinweg die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger ernst nimmt
und sich dieser annimmt.
Deshalb möchten wir Sie, Frau Dr.in Bierlein, und alle Ministerinnen und Minister
herzlich zu einem Gespräch mit Vertreterinnen und Vertretern des Solidaritätspaktes
einladen, um der neuen Regierung die größten Herausforderungen der
Zivilgesellschaft darzulegen und eine gemeinsame Basis für die Zukunft zu schaffen.
Wir sind zuversichtlich, dass viele Anliegen sich durch gute Gespräche,
wertschätzendes Miteinander und der Bereitschaft, anderen zuzuhören, lösen lassen.

Die Mitglieder des Solidaritätspaktes

Die UnterzeichnerInnen:
AfA-Artists for Austria-creative pool
Aktion 21-pro Bürgerbeteiligung und Aktion21-pro Bürgerbeteiligung austria
AMSEL-Arbeitslose Menschen suchen effektive Lösungen
an.schläge – das feministische Magazin
arbeit plus, Soziale Unternehmen Österreich
Arbeiter Samariter Bund Wien
asylkoordination österreich
ATTAC Österreich
Aufstehn.at – Verein zur Förderung zivilgesellschaftlicher Partizipation
B7 Arbeit und Leben
Dachverband Salzburger Kulturstätten
Die Armutskonferenz
epicenter.works – Plattform Grundrechtspolitik
EVAL Ehrfurcht Vor Allem Leben
Ewald Grünzweil IG Milch in
FIAN Österreich
Frauen*Volksbegehren
Freischreiber
FZA – Verein zur Förderung von Kultur, Kunst und Wissenschaft
GLOBAL 2000
IG KiKK – Interessensgemeinschaft der Kulturinitiativen in Kärnten | Koroška
IG Kultur Österreich
IG Kultur Steiermark
IG Kultur Wien
Initiative Minderheiten
Initiative Zivilgesellschaft
Kath. ArbeitnehmerInnen Bewegung Österreich
KONSULTATIVE
Kulturrat Österreich
KUPF – Kulturplattform OÖ
LEFÖ – Beratung, Bildung und Begleitung für Migrantinnen
maiz – autonomes Zentrum von und für Migrantinnen
mehr demokratie!
NeSoVe / Netzwerk Soziale Verantwortung
NPO-Institut, Wirtschaftsuniversität Wien
OBRA-One Billion Rising Austria
ÖBV-Via Campesina Austria
OMAS GEGEN RECHTS
ÖPA-Österreichische Plattform für Alleinerziehende
ORANGE 94.0 Das Freie Radio in Wien
Pioneers of ChangePlattform 20000frauen
Queer Base – Welcome and Support for LGBTIQ Refugees
Reporter ohne Grenzen, Österreich
Runder Tisch Grundeinkommen Österreich
SOS Mitmensch
Südwind – Verein für Entwicklungspolitik und Globale Gerechtigkeit, Österreich
Theater der Unterdrückten Wien
TKI – Tiroler Kulturinitiativen
transform!at
Verband Freier Radios Österreich
Volkshilfe Österreich
WWF Österreich

Wir fordern die Abschaffung fixer Sitze für Regierungsparteien in Kulturbeiräten

Kunst- und Kulturverbände und Kunst- und Kultureinrichtungen fordern die Abschaffung fixer Sitze für Regierungsparteien in Kulturbeiräten. Die Einbindung von Kunst- und Kultureinrichtungen in Bestellungs-Entscheidungen ist unerlässlich. ​​​​​​​

Wir nehmen die Entsendung des Malers Manfred „Odin“ Wiesinger in den OÖ Landeskulturbeirat zum Anlass, um uns grundsätzlich gegen die fixe Besetzung von Sitzen durch Regierungsparteien in Kulturberatungsgremien auszusprechen. Die Ernennung von Kulturbeiräten muss ausschließlich auf der Grundlage von begründeten Vorschlägen und entsprechenden Qualifikationsnachweisen erfolgen. An dieser Forderung ändert auch der inzwischen erfolgte Rücktritt Manfred „Odin“ Wiesingers nichts.

Zentrales Kriterium für die Berufung in Kulturbeiräte hat die persönliche fachliche Befähigung zu sein, wie sie u.a. auch im OÖ Landeskulturförderungsgesetz für Beiratsmitglieder festgeschrieben ist, die nicht von Regierungsparteien entsendet werden. Ebenso ist ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis sowie eine angemessene Repräsentation von Regionen und Minderheiten in der Zusammensetzung einzuhalten. Bei Besetzungen, die von Ressortzuständigen unmittelbar vorgenommen werden, sind die betroffenen Einrichtungen in die Entscheidungen einzubeziehen.

Beiräte sprechen auf Basis ihrer fachlichen Fähigkeiten Empfehlungen aus, die von Ressortverantwortlichen bestätigt oder verworfen werden. Beiräte haben nur dann Sinn, wenn sie die ohnehin regierenden Parteien beraten, nicht, wenn sie als ihr verlängerter Arm dienen. Beiratsmitglieder müssen fachlich sowie von den persönlichen und organisatorischen Voraussetzungen her zu selbständigen Auseinandersetzungen und Entscheidungen in ihrem Aufgabenbereich in der Lage sein. 

Wir wenden uns daher gegen Berufungen in Kulturbeiräte ohne Verpflichtung zu einem anderen Qualifikationsnachweis als den der parteipolitischen Zuordnung.

Wir wenden uns insbesondere und mit Nachdruck gegen Beiräte, die sich als Auftragnehmer/innen politischer Parteien verstehen.

Die Ablehnung von Personen für Kulturbeiratstätigkeiten, die den demokratiepolitischen Grundkonsens durch menschenverachtende, demokratie- und verfassungsfeindliche Äußerungen und Aktivitäten in Zweifel ziehen, sollte eine demokratiepolitische Selbstverständlichkeit sein.

Einzelpersonen und Vertreter/innen von Einrichtungen und Organisationen

Burgenland

Gerhard Altmann, Autor, Pöttsching
Günter Schütter, Vorstand IG Kultur Burgenland

Kärnten

Sieglind Demus, Autorin, Villach
Gabriele Russwurm-Biró, Autorin, Journalistin, Präsidentin des Kärntner SchriftstellerInnenverbands, Klagenfurt
Alina Zeichen, Vorsitzende IG KiKK – Interessensgemeinschaft der Kulturinitiativen in Kärnten/Koroška

Niederösterreich

Friedrich Damköhler, Schriftsteller, Obmann ARTSchmiedatal, Ziersdorf
Marzanna Danek-Hnelozub, Autorin, Lanzendorf
Johannes Diethart, Autor und Verleger, Wösendorf
Susanne Dobesch Präsidentin des NÖ PEN-Clubs, Bad Sauerbrunn
Margit Hahn, Autorin, Klosterneuburg
Elfriede Hammerl, Autorin, Journalistin, Gumpoldskirchen
Doris Kloimstein, Autorin und Pädagogin, St. Pölten
Annemarie Moser, Schriftstellerin, Wiener Neustadt
Milan Ráček, Autor, Obmann St.Vertr. des Kulturbundes Weinviertel, Sitzendorf
Clementine Skorpil, Autorin, Neulengbach
Sylvia Treudl, Autorin, Leitung NÖ Literaturhaus Krems

Oberösterreich

Ingeborg Aigner, Kulturella – Kultur und Bildung in Ottnang, Ottnang
Renée Chvatal, Kunst- und Kulturverein Raumschiff, Linz
Thomas Duschlbauer, Präsident des OÖ PEN-Clubs, Linz
Alois Fischer, Vorstand, Jazzatelier Ulrichsberg
Verena Humer, stv. Geschäftsführung Kulturplattform Oberösterreich (KUPF)
Sigrid Kofler, bildende Künstlerin, St. Marienkirchen a.H.
Roland Kutschera, KukuRoots Gramastetten
Kurt Mitterndorfer, Autor und Kulturarbeiter, Linz
Julia Müllegger, Kulturarbeiterin, Ebensee
Andrea Reisinger, Künstlerin und Kulturarbeiterin, Linz
Richard Schachinger, (noch) Ersatz-Mitglied des OÖ Landeskulturbeirats, Vöcklabruck
Andrea Schrattenecker, Oberösterreich
Katharina Serles, Leitung KUPFzeitung, Linz
Martin Stöbich, Kulturverein Kukuroots Gramastetten
Gotthard Wagner, künstlerische Leitung des Kulturverein sunnseitn, Feldkirchen an der Donau

Salzburg

Thomas Randisek, Geschäftsführer Dachverband Salzburger Kulturstätten
O. P Zier, Autor, St. Johann im Pongau

Steiermark

Lidija Krienzer-Radojević, Geschäftsführung IG Kultur Steiermark
Heidrun Primas, Leitung Forum Stadtpark, Graz
Sibylle Schleicher, Schauspielerin & Autorin
Andrea Stift-Laube, Autorin und Herausgeberin der LICHTUNGEN, Graz

Tirol

Siljarosa Schletterer, Lyrikerin und Radiomacherin, Innsbruck
Helene Schnitzer, Geschäftsführerin TKI – Tiroler Kulturinitiativen, Innsbruck

Vorarlberg

Erika Kronabitter, Autorin, Künstlerin, Bregenz
Katharina Leissing, Geschäftsführung IG Kultur Vorarlberg

Wien und bundesweit

Irmgard Almer, Geschäftsführung IG Kultur Wien  
Ewald Baringer, Autor
Michael Beisteiner, Autor
Peter Bielesz, Autor
Ana Bilic, Schriftstellerin, Theaterautorin, Filmemacherin
Gerhard Blaboll, Schriftsteller, Kabarettist, Radiomoderator
Robert Dassanowsky, Autor, Filmproduzent, Colorado Springs USA – Wien
Elisabeth Erler, Literaturwissenschaftlerin
Jannik Franzen, Bereich Kunstpolitik IG Bildenden Kunst
Petra Ganglbauer, Autorin, Präsidentin Grazer Autorinnen Autorenversammlung 
Yvonne Gimpel, Geschäftsführerin IG Kultur Österreich 
Marianne Gruber, Präsidentin, Österreichischer Schriftstellerverband 
Iyad Hasan, Autor
Hannes Heher, Vizepräsident Internationale Gesellschaft für Neue Musik
Sonja Henisch, Autorin, bildende Künstlerin
Miguel Herz-Kestranek, Schauspieler und Autor
Franz Hocheneder, Autor, Wien
Eva Holzmair, Autorin, Sprecherin von AIEP Austria (Plattform österreichischer Kriminalschriftstellerinnen und -schriftsteller) 
Hahnrei Wolf Käfer, Autor
Harald Kollegger, Autor, Vize-Präsident österreichischer PEN-Club
Sonja Leipold, Präsidentin Internationale Gesellschaft für Neue Musik
Maria Teresa Lichem, Autorin, Literaturwissenschaftlerin
Brigitte Meissel, Autorin
Helmuth A. Niederle, Autor, Präsident österreichischer PEN-Club 
Brigitt Rapp, Geschäftsführerin der IG Übersetzerinnen Übersetzer 
Rikki Reinwein, Präsidentin Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs –Zentralverband
Otto Hans Ressler, Autor, Wien
Gerhard Ruiss, Autor, Geschäftsführer IG Autorinnen Autoren
Susanna C. Schwarz-Aschner, Vorstand Erstes Wiener Lesetheater
Manfred Stangl, Herausgeber PAPPELBLATT, Zeitschrift für Literatur, Menschenrechte und Spiritualität
Bernhard Studlar, Autor, Künstlerischer Leiter der Wiener Wortstätten
Ilse Tielsch, Autorin, Wien
Bosko Tomasevic, Autor
Wolfgang Weigel, Autor, Wissenschaftler
Renate Welsh, Autorin, Präsidentin der IG Autorinnen Autoren 
Peter Paul Wiplinger, Autor 
Berthild Zierl, Präsidentin der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs, Landesverband Wien, NÖ, Bgld.

Einrichtungen und Organsationen (Bundesländer und bundesweit)

ARTSchmiedatal, Niederösterreich
Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreich-Zentralverband, Wien
Dachverband Salzburger Kulturstätten, Salzburg
dok.at – Interessengemeinschaft Österreichischer Dokumentarfilm, Wien
Erstes Wiener Lesetheater, Wien
Experiment Literatur (KV Wachaecht) Oberösterreich
Forum Stadtpark Graz, Steiermark
Fotogalerie Wien, Wien
Grazer Autorinnen Autorenversammlung, Wien
GAV Oberösterreich
IG Autorinnen Autoren, Wien
IG Autorinnen Autoren Tirol, Innsbruck, Tirol
IG Bildende Kunst, Wien 
IG Filmkultur, Wien
IG Freie Theater, Wien
IG KiKK – Interessensgemeinschaft der Kulturinitiativen in Kärnten/Koroška
IG Kultur Burgenland, Pinkafeld, Burgenland 
IG Kultur Österreich, Wien
IG Kultur Steiermark, Graz, Steiermark 
IG Kultur Vorarlberg, Fedlkirch, Vorarlberg
IG Kultur Wien 
IG Übersetzerinnen Übersetzer, Wien
IG World Music Austria, Wien
Internationale Gesellschaft für Neue Musik (IGNM), Sektion Österreich, Wien 
Jazzatelier Ulrichsberg, Oberösterreich
Kärntner SchriftstellerInnenverband, Klagenfurt, Kärnten
Klangfestival, Gallneukirchen, Oberösterreich
Kulturplattform Oberösterreich (KUPF), Oberösterreich 
Kulturrat Österreich, Wien 
Kulturverein sunnseitn, Feldkirchen, Oberösterreich
Kunst- und Kulturverein Raumschiff, Linz, Oberösterreich
Österreichischer PEN-Club, Wien
Österreichischer Schriftstellerverband, Wien
Österreichisches Literaturforum, Wösendorf, Niederösterreich
Original Linzer Worte, Linz, Oberösterreich
Österreichischer Musikrat, Wien 
RedSapata TANZFABRIK, Linz, Oberösterreich
TKI – Tiroler Kulturinitiativen, Innsbruck, Tirol
Tiroler Künstler*schaft, Innsbruck, Tirol
Verband Filmregie Österreich, Wien
Verband Freier Radios Österreich, Wien
WERK X-Peterplatz, Wien 
Wiener Wortstätten, Wien

Stand 24.5.2019

Dies ist eine offene Liste, Bekanntgabe weitere Unterstützung von Kunst- und Kultureinrichtungen ist hier möglich

Kultur „neu ordnen“ in OÖ

Seit März war bekannt, dass es ab 8.5. einen Prozess zu „Kultur neu denken“ geben wird, um ein neues Kulturleitbild für OÖ zu erarbeiten. Dass das Kulturleitbild nun nach 10 Jahren „neu gedacht“ und „neu geordnet“ werden soll, kam nicht nur für die freie Szene mehr als überraschend. Die KUPF war bei der Auftaktveranstaltung dabei.

Kultur neu denken - warum jetzt?

Das Kulturleitbild dient seit jeher als strategische Grundlage und Legitimation für öffentliche Kulturfinanzierung und Förderpolitik in Oberösterreich. Daraus sollen sich Maßnahmen und operative Ziele für die künftige Entwicklung des Kulturlebens und -erlebens ergeben. Das aktuelle KLB wurde vom ehem. LH Dr. Josef Pühringer 2007 in Auftrag gegeben und mittels eines 2 Jahre andauernden Prozess erarbeitet. Fach-Expert*innen schreiben so einem Leitbild eine Dauer von bis zu 15 Jahren zu. Dass dieses Leitbild nun nach 10 Jahren „neu gedacht“ bzw. „neu geordnet“ werden soll, kam nicht nur für die Kulturszene mehr als überraschend. Einerseits überrascht der Zeitpunkt genau jetzt ein neues KLB zu erarbeiten, andererseits ist aber auch klar, dass man auf neue Entwicklungen wie Digitalisierung, Globalisierung und Kürzungen der Kulturbudgets reagieren muss. Dass dem Prozess des KLB auf Antrag der FPÖ eine Änderung der Landesverfassung vorausging (April 2019) kann ein Zeichen dafür sein, dass das neue KLB in Zukunft eine Legitimation bieten soll, migrantische und Kultur und Kultur von Frauen nicht mehr zu fördern. Aus Sicht der KUPF müssen Demokratie und kulturelle Teilhabe im KLB aber im Zentrum stehen.

Das KLB soll eine Politik der kulturellen Differenz ermöglichen. Sofern der Nominierung von Odin Wiesinger heute Nachmittag von der OÖ Landesregierung stattgegeben wird, ist der „offene Prozess des KLB“ eine reine Farce.

Seit März war bekannt, dass es ab 8.5. einen Prozess zu „Kultur neu denken“ geben wird. Die Einladungen zur Auftaktveranstaltungen lagen nicht einmal 2 Wochen vor der Veranstaltung in den Postkästen, was bereits zu Beginn viele Interessierte verärgert hatte. Das war dann auch in den Brainstormings, die anfgangs abgehalten wurden spürbar. Bevor Genaueres zum Prozess bekannt gegeben wurde, durfte man sich in eine der sechs Themen-Gruppen einbringen: Kunstschaffen im 21. Jhd. / Kunst erleben / Avantgarde und neue Formen von Kunst und Kultur / Worauf stehen wir (Volkskultur und Kulturelles Erbe) / Kultur lernen (Vermittlung) / Kunst: Motor nach Innen und nach Außen. Die Eröffnungsrede von Hr. LH Stelzer konnte viele offene Fragen der Interessierten nicht ausreichend beantworten, da nichts darüber gesagt wurde, auf welchen Zeitraum der Prozess angelegt ist oder warum genau jetzt der richtige Zeitpunkt sei, um ein neues KLB zu erstellen und wer diesen neuen Prozess angestoßen hat. Positiv zu beobachten war einerseits die sehr engagierte Teilhabe der Anwesenden und andererseits dass auch viele Personen aus der freien Szene eingeladen waren. Es wurde außerdem von allen Seiten darauf hingewiesen, dass der Kulturbeirat in jede Phase des Prozess stark einbezogen wird, was wir von der KUPF für wichtig und richtig halten.

Unklar bleibt allerdings, wer beim neuen KLB das Sagen haben wird oder was mit den Inputs der Workshops passiert.

Die Input-Rede der aus Deutschland eingeladenen Expertin Dr. Cornelia Dümcke wurde von vielen Besucher*innen im Anschluss sehr gelobt. Sie strich in ihrem 3 Sektoren Modell (Öffentlichkeit, Zivilgesellschaft und Privat- bzw. Erwerbswirtschaft) klar heraus, dass ein gelungenes KLB nur dann gelingt, wenn neue Formen wie offspaces und zivil-gesellschaftliches Kunstschaffen auf eine Ebene mit den großen Häusern gestellt werden. Sie zitierte aus dem Bericht zur sozialen Lage der Kunstschaffenden in Österreich: „Prekär ist regulär. Sicher nur die Unsicherheit.“ Wichtig sei es ihrer Meinung nach, bei der Entwicklung eines KLB die Dimensionen unterschiedlicher sozialer, wirtschaftlicher und räumlicher Prozesse zueinander in Beziehung zu setzen. Im Fokus sollen „Planungssicherheit und verlässliche Unterstützung stehen“. Mit diesen Schlussworten erntete sie viel Applaus.

Was passiert mit dem "alten" Leitbild und wer evaluiert es?

Das „alte“ KLB wurde bis dato noch nicht evaluiert.
Da die bisherigen Umsetzungsberichte des Landes dazu nicht sehr aussagekräftig sind, würden sich viele Kulturschaffende eine Evaluierung von externen Expert*innen oder Steuergruppen wünschen um einen objektiven und transparenten Bericht zu erhalten.
Dieser Bericht sollte Zahlen und Fakten liefern. Erst dann kann man sagen, was konkret nicht umgesetzt wurde bzw. wo es noch Aufholbedarf gibt. Was aber jetzt schon ersichtlich ist, ist das große Versäumnis für nicht-institutionelle Kulturschaffende Verbesserungen zu gewährleisten. Auf den ersten Seiten des „alten“ KLB wird unermüdlich auf die Notwendigkeit freier Kunsträume und gesicherter Strukturen für die freie Szene hingewiesen. Im Maßnahmen-Katalog und auch im Bericht finden sich aber allen voran das Musiktheater, die Landesbibliothek oder die Bruckner-Privatuniversität. Alles zweifelsohne wichtige Institutionen, aber von dezentraler Kulturförderung in den Regionen ist hier keine Rede mehr. Gesprochen wurde auch von einer „längerfristigen Unterstützung der strukturellen Basis“ und „mehrjährigen Förderprojekten“, die wir vor allem in der Freien Szene immer noch vermissen. Das wären nur zwei kleine Beispiele, die vom neuen KLB aufgegriffen und verbessert werden könnten.

Was braucht das Neue...

Aus Sicht der KUPF müssen bestehende Qualitäten wie Vielfalt, Eigenständigkeit und offene Begegnungsräume sowie sichere Strukturen weiter ausgebaut werden. Werte wie Brauchtum und Volkskultur müssen zeitgemäß und mit kritischem Blick vermittelt werden, um nicht weiterhin von Heimattümelei und Ausgrenzung überschattet zu sein. Junge Generationen sollen kulturell eingebunden und gemeinsam mit Zugewanderten vernetzt werden, sodass der Prozess ganzheitlich und nachhaltig wirken kann. Kultur bedeutet nicht ein ausschließliches Fördern von „Leuchtturmprojekten“ wie das Ars Electronica oder das Musiktheater, Kultur bedeutet auch ein gemeinsamer Mut zu zeitgenössischen Experimenten und Projekten jenseits von Profit. Demokratie und kulturelle Teilhabe stehen hier im Zentrum. Das KLB soll eine Politik der kulturellen Differenz ermöglichen.

Und sonst?

Kulturförderungen sind keine Spende. Das Budget der Kunst- und Kulturförderung ist dazu da um unsere Gesellschaft lebendig zu halten; die freie Szene belebt die landeseigenen Institutionen und ergänzt dieses Angebot auf essentielle Art und Weise.
Kunst und Kultur soll und darf bestehende Modelle kritisch hinterfragen und karikieren um gleichzeitig andere gesellschaftliche Entwicklungsmöglichkeiten vorstellbar zu machen.
Kultur sollte wieder als Notwendigkeit für eine funktionierende und reflektierte Gesellschaft anerkannt werden. In Zeiten von Digitalisierung und Globalisierung brauchen wir das mehr denn je. Kunst und Kultur dürfen nicht an einer fiktiven Wirtschaftlichkeit gemessen werden. Kultur verändert. Kultur prägt wie man denkt, fühlt und sich selbst in der Welt verortet.

Neue Perspektiven auf alte Probleme?

Über das Symposium „Freie Szene – Freie Kunst. Soziale Gerechtigkeit – Fair Pay“ in Wien

Am 8. und 9. April 2019 fand im Gartenbaukino in Wien das Symposium „Freie Szene – Freie Kunst. Soziale Gerechtigkeit – Fair Pay. Konkrete Strukturen und Ideen für Wien“ statt. Auf Initiative von Veronica Kaup-Hasler, Wiener Stadträtin für Kultur und Wissenschaft, organisierten die Interessensgemeinschaften einen internationalen und interdisziplinären Austausch über Rahmenbedingungen der Kunst- und Kulturarbeit in Österreich.

Für die KUPFzeitung saß Katharina Serles erstmals im Publikum und fasste ihre Eindrücke von Tag 1 wie folgt zusammen:

So wichtig die Auseinandersetzung mit den eigenen Strukturen ist, so irritierend war es für mich festzustellen, wie grundsätzlich die Diskussion immer noch geführt wird. Einige Redebeiträge konnten mir nur ein verwundertes ‚ja eh!‘ oder ‚wieso nicht schon längst?‘ abringen; das Lamento über die prekären Arbeitsbedingungen der (freien) Kunst- und Kulturszene ist ein allzu bekanntes Lied, das leider ebenso oft ohne echte Konsequenzen oder Handlungsmaßnahmen verklingt.

Verantwortung der Kultur-Szene

Veronica Kaup-Hasler begrüßte mit einer angriffigen Rede, in der sie die umgreifende Maximierungslogik als eine Ursache für schlechtere Arbeitsbedingungen in der Kunst- und Kulturszene identifizierte. Ähnlich formulierte das später Yvonne Gimpel: „Dass immer mehr mit immer weniger realisiert wird, ist eine trügerische Erfolgsgeschichte.“ Die Stadträtin enthob dabei aber die Szene selbst und ihre Akteur*innen nicht jeglicher Verantwortung: Rahmenbedingungen, so Kaup-Hasler, könnten und müssten sowohl von Seiten des Staates als auch durch die eigenen Strukturen geschaffen wie verändert werden.

Begrüßung von Stadträtin Veronica Kaup-Hasler

Forderungen nach Solidarität und Repräsentation

Bojana Kunst vom Institut für Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen bot mit ihrem Impuls den nötigen künstlerisch-theoretischen Weitblick und schaffte es, aus einem immer noch aktuellen Filmbeispiel aus den 70er Jahren neue Perspektiven abzuleiten: Ausgehend von Die allseitig reduzierte Persönlichkeit – Redupers (1978) von Helke Sander diskutierte sie, wie wir unser Verständnis von ‚Arbeit‘ radikal verändern müssen, um Kulturarbeit gleichberechtigt verorten und entlohnen zu können. Sander spielt in ihrem eigenen Film eine junge Mutter, Fotografin, Künstlerin, Feministin und Aktivistin, die zwischen all diesen Positionen und Professionen in einem Paradoxon der ‚unfreien Autonomie‘ verstrickt ist. Zu sehen ist, wie das Ideal eines emanzipierten Lebens langsam erodiert und in sein Gegenteil umschlägt. Aus dem selbstbestimmten wird ein fremdbestimmtes Leben, in dem der Alltag die eigenen (sozial-)politischen Ansprüche im Keim erstickt. Dass dieses Paradoxon heute noch gilt, wurde schnell klar. Kunst verortete das Problem aber nicht im Individuum und seiner Forderung nach einem autonomen Leben, sondern in den fehlenden Strukturen und einer Gesellschaft, die keine freien Formen zulasse. Forderungen nach mehr Geld seien also naheliegend und wichtig, zu oft vergessen würden aber Forderungen nach Solidarität – und mehr noch, nach institutioneller/struktureller Verortung und Anerkennung von autonomen Lebens- und Arbeitskonzepten.

Maßnahmen zur Verwirklichung der Utopie

Yvonne Gimpel, Geschäftsführerin der IG Kultur, fragte dann nach der „Utopie des Möglichen“: Ist gerechte Bezahlung für Kunst- und Kulturarbeit wirklich eine Utopie? Ähnlich wie später Irmgard Almer verwies sie auf die schlechte Datenlage als Ausgangssituation für Veränderungen: Best Practice Beispiele gäbe es kaum, wenig davon sei auf Österreich übertragbar. Für Österreich gäbe es erst seit einem halbem Jahr eine Studie zu Kulturarbeiter*innen/-vermittler*innen, die nichts wirklich Neues enthalte: Kultur-Arbeit ist meist ein Zusatzgeschäft neben anderen Brotjobs und in atypischen Beschäftigungssituationen; das führt zu lücken- oder fehlerhaften Absicherungen bei Krankheit, Erwerbslosigkeit, oder im Alter; und Frauen haben es dabei noch prekärer als Männer. Kurz: Von der Kunst leben zu wollen, heißt die Kunst des Überlebens (schmerzvoll) zu lernen. Die internationalen Rahmenbedingungen sehen ähnlich düster aus: In allen westeuropäischen Staaten haben sich die Kulturbudgets seit der Finanzkrise nicht erholt, stattdessen stagnieren oder sinken sie. Als Antwort darauf, als Weg aus der Utopie zum Möglichen, skizzierte sie folgende konkrete Schritte:

  • Kunst-/Kulturproduktion ist aus ihrem auratischen Nimbus beziehungsweise aus der Degradierung zum Hobby herauszuholen. Kunst und Kultur ist Arbeit, die materiell entlohnt werden muss. Erst wenn man sich als Arbeiter*in begreift, kann man Forderungen formulieren.
  • Schlechte Bedingungen dürfen nicht akzeptiert werden, sie sind nicht naturgegeben.
  • Es braucht mehr und stärkeren kollektiven Widerstand, sowie neue Allianzen.
  • Verbindliche Mindeststandards für professionelle Kunst- und Kulturarbeit sind essentiell; gerade auch dort, wo die öffentliche Hand fördert.
  • Es braucht Kostenwahrheit in Förderanträgen sowie Transparenz und Nachvollziehbarkeit in Förderabwicklungen.
  • Die Output-Orientierung in Förderinstrumentarien muss in den Hintergrund geraten; Exzellenz und Vielfalt brauchen einen geschützten Nährboden.
  • Es geht um mehr Geld. Für die Budget-Verhandlungen muss eine Faktenbasis geschaffen werden.

Um diesen Paradigmenwechsel für die freie Szene anzustoßen, regte Gimpel an, einen Kulturentwicklungsplan gemeinsam mit der Szene, ihren Akteur*innen und ihren Interessensvertretungen zu erarbeiten, also konkrete Rahmenbedingungen, Prioritäten, Ziele und Zielgruppen festzulegen, sowie einen Plan zur regelmäßigen Selbst-Evaluierung zu entwickeln.

Top-Down und Bottom-Up

Irmgard Almer, Geschäftsführerin der IG Kultur Wien, lieferte schließlich weitere Zahlen und Fakten, die die schlechte Situation der freien Szene als „Stiefkind der Kulturförderung“ untermauerten. So gäbe es in Wien keinen eigenen Fördertopf für Kulturinitiativen, die entsprechend auf atypische Arbeitsverhältnisse und Ehrenamt angewiesen seien. Obwohl diese einen wichtigen Beitrag zur sozialen und kulturellen Nahversorgung leisten, seien sie Stadt/Land/Bund nicht das entsprechende Geld wert.

Die weiteren Redebeiträge aus der Praxis bestätigten meinen Eindruck: Im neoliberalen Umfeld wird ‚frei‘ zu ‚flexibel‘, ‚selbstoptimiert‘ und ‚vereinzelt‘. Um von außen einen politischen Kulturwandel einzufordern und ihn auch von innen zu erreichen, braucht es Zusammenschlüsse, gemeinsame Visionen und Strukturen. Top-Down und Bottom-Up gleichzeitig also, das wird viel Arbeit – und auch wenn die angekündigten ‚konkreten Strukturen und Ideen‘ am ersten Tag nicht immer deutlich wurden, die Notwendigkeit und der Wille dafür sind immerhin da.

Das gesamte Programm ist hier zu finden.