Positionspapier zur Bewerbung für die Kulturhauptstadt 2009

KUPF-Positionen zur Bewerbung von Linz als Europäische Kulturhauptstadt 2009

 

Die Stadt Linz möchte sich als europäische Kulturhauptstadt 2009 bewerben. Dieses EU-Kulturprogramm existiert seit 1985 und wird von der Europäischen Kommission folgendermaßen definiert: „Der Reichtum, die Vielfalt und die Gemeinsamkeiten des kulturellen Erbes in Europa sollen herausgestellt und ein Beitrag zu einem besseren Verständnis der Bürger Europas füreinander geleistet werden.“ Es wird eine gewaltige Herausforderung für die Stadt Linz ihre Bewerbung für 2009 vor diesem Hintergrund auf einem fortschrittlichen Kulturbegriff, jenseits des beliebten Mottos Kultur für alle(s und nichts), aufzubauen. Denn, wie aus der Definition ersichtlich, wird hier von vornherein mit einem konservativen Kulturbegriff geliebäugelt. So stellt sich natürlich die Frage, welcher Kulturbegriff vonseiten der EU aber auch seitens der Bewerberin diesem Unterfangen zugrunde liegt und liegen wird.

Nicht nur schwer verdauliche Begriffe wie „Reichtum“, „kulturelles Erbe“, oder „Bürger Europas“, stimmen nachdenklich. Praktische Erfahrungen aus Graz zeigen, dass Vorsicht und vielmehr noch Vorausschau und Weitblick angesagt sind, wenn es um die Diskussion Linz als Europäische Kulturhauptstadt 2009 geht. Wieso bewirbt sich die Stadt Linz für eine europäische Kulturhauptstadt? Tatsächlich wird hier zumeist mit ökonomischen Faktoren wie Umwegrentabilität, Stadtmarketing oder einem verbesserten Wirtschaftsstandortfaktor argumentiert. Einen „Erfolg“ einer Kulturhauptstadt in steigenden Tourismuszahlen zu messen, scheint mehr als bedenklich und führt nur zu leicht in eine dumpf statische Repräsentationskultur.

Vielmehr sollte es darum gehen, ein kulturpolitisch ebenso tragfähiges wie andauerndes und fortschrittliches Grundgerüst jenseits eurozentristischen Kleingeistes zu entwickeln. Kein Großevent in Form eines ein-jährigen Feuerwerkes zu planen, das ebenso schnell zerfällt, wie es aufleuchtet. „Ein Strohfeuer, das Asche hinterlässt“ befürchtet der Salzburger Landeshauptfraustellvertreter Raus und begründete so den Rückzug der Bewerbung der Mozartstadt. Deshalb fordert die KUPF vehement Vorhaltigkeit wie Nachhaltigkeit in der Kulturpolitik ein. Zu beleuchten ist nicht nur das Jahr 2009 sondern die Entwicklung bis 2008 und ab 2010. Da zu befürchten ist, dass gerade initiative, zeitgenössische Kulturarbeit, unter der Last unseres „kulturellen Erbes“ dahinvegetiert und im Schatten kostspieliger neuer Großbauten und bestehender Kulturpaläste verkümmert. Zudem besteht eine der wenigen Perspektiven für die KulturarbeiterInnen hierzulande in Form billiger Arbeitskräfte für kulturelle Großprojekte. Dennoch kann die Bewerbung unter bestimmten Voraussetzungen neben unzähligen Risken, die ein derartiges Projekt mit sich bringt, eine Chance für die Hauptstadt und das Land darstellen: Entscheidungsprozesse müssen demokratisiert werden. Dabei geht es auch um eine transparente Planung wie Gestaltung.

Es muss ein Konzept entwickelt werden, wie die lokale und regionale Kulturszene bereits im Vorfeld gefördert und aufgebaut werden kann, damit einer weiteren Verhärtung des „Stadt-Land-Gefälles“ entgegengewirkt werden kann und die bestehende lebendige und vielfältige Kulturszene Oberösterreichs auch nach 2009 bestehen kann. Signale, wie eine 15%-Budgetsperre oder das Einfrieren von Fördergeldern auf einen Minimalbetrag, die eine kontinuierliche Arbeit unmöglich machen, wie sie seitens des Landes und seiner (Kultur)Hauptstadt gesetzt werden, weisen dabei deutlich in eine falsche Richtung und lassen Schlimmes befürchten. Es muss überlegt werden, wie so genannte gesellschaftliche „Randgruppen“ in den Mittelpunkt des kulturellen Geschehens gelangen können. Wie können verstärkt Partizipationsmöglichkeiten von MigrantInnen in das soziale, politische wie kulturelle Leben und in Entscheidungsfindungen dieser Gesellschaft geschaffen werden? Es geht darum, nationalstaatlichen Modelle und jene eurozentristische Sichtweise zurückzuweisen, auch unter besonderer Bedachtnahme auf die Vergangenheit der Landeshauptstadt, welche ja bekanntlich bereits einmal als Kulturhauptstadt galt. Und es geht auch darum Gegenmodelle zu bestehenden Geschlechterkonstruktionen, jenseits eines gemainstreamten genderings, zu entwickeln.

Eine Verbesserung der Rahmenbedingungen für Kulturarbeit in diesem Land hat für die KUPF oberste Priorität. Kultureller Fortschritt ist immer auch mit einer Portion Mut verbunden, Mut zum Experiment, zu einem vielfältigen, partizipativen kulturellen Leben, das wird von der KUPF als Dachverband von über 90 Initiativen in Oberösterreich eingefordert.

Zur Europäischen Vernetzung der Freien Medien

Thomas Kreiseder arbeitet seit Monaten an der Organisation des FM@dia Forum 04 (10.-13. Juni) in Prag und Freistadt. Wir haben ihn gebeten, für die LeserInnen unserer Homepage kurz zusammenzufassen um was es bei dieser Veranstaltung geht.

 

Mit der Erweiterung der EU wird das Bild eines zusammenwachsenden Europas als Raum des Friedens und der Zusammenarbeit beschworen, interkultureller Austausch und grenzüberschreitende Kommunikation zwischen BürgerInnen benachbarten Regionen hinken der Entwicklung aber nach. Freie unabhängige Medieninitiativen fördern besonders die Kommunikation im lokalen Rahmen, aber auch innerhalb und zwischen verschiedenen gesellschaftlichen und sprachlichen Gemeinschaften. Das FM@dia Forum in der Zeit vom 10. bis 13. Juni in Prag und Freistadt, will den Austausch und die Zusammenarbeit verschiedener BürgerInnenmedien zwischen Ost und West, auch über die Grenzen der erweiterten EU hinaus, fördern.

Die Arbeitsbedingungen für unabhängige Medien unterscheiden sich in den verschiedenen Regionen des ?neuen Europa? stark nach politischen, wirtschaftlichen, gesetzlichen und gesellschaftlichen Vorgaben. Das Das FM@dia Forum 04 soll helfen, Strategien zu entwickeln, die die Anerkennung Freier Medien fördern und ihre Einbeziehung in die Politik der Europäischen Union sichern.

Die erwarteten TeilnehmerInnen von Das FM@dia in Prag und Freistadt kommen aus sehr unterschiedlichen Medienbereichen und Sektoren des kulturellen, sozialen und zivilgesellschaftlichen Engagements.

Am 12. Juni, in Freistadt steht die Bedeutung grenzüberschreitender Medienarbeit, als Beitrag zur eigenständigen regionalen Entwicklung zur Diskussion. Die Veranstaltung wurde mit Prag und Freistadt bewusst an 2 unterschiedlichen Orten geplant. Während Prag zweifellos eines der osteuropäischen Zentren zivilgesellschaftlichen Engagements darstellt ist die österreichische Stadt Freistadt knapp an der Grenze zur tschechischen Republik eine jener Städte, die seit dem Fall des ?Eisernen Vorhanges? unmittelbar und zunächst schlagartig von den Entwicklungen jenseits der Grenze betroffen sind.

Besonders in wirtschaftlicher Hinsicht sind sich mit einer Vielzahl an Kooperationen und Joint Ventures die beiden Grenzgebiete rasch näher gekommen. Ganz anders in kultureller, medialer und gesellschaftlicher Hinsicht. Nach wie vor ist es besonders die Sprache, die das Gefühl an einer Grenze zu sein, nicht vergessen lässt. Politische Auseinandersetzungen, etwa im Zusammenhang mit dem grenznahen AKW in Temelin haben beträchtlich dazu beigetragen, dass die viel zitierten Grenzen im Kopf nach wie vor existieren und es im Alltag der Menschen jenseits des Einkaufens kaum Berührungspunkte und Kommunikation gibt.

Mit dem Radio Freistadt ist nun eine Medieninitiative entstanden, die vor allem an grenzüberschreitenden Medienstrategien arbeitet und es sich zum Ziel gesetzt hat, eine unabhängige Informations- und Kommunikationsplattform für die gesamte Region zu sein.

FM@dia in Freistadt versucht einerseits, internationale Beispiele für die interkulturelle Kommunikation durch Community Medienprojekte zu präsentieren und mit lokalen Initiativen auszutauschen, als auch die Perspektiven für ein grenzüberschreitendes Radioprojekt in Freistadt auszuloten.

Bei FM@dia in Freistadt werden am 12. und 13. Juni 2004 drei Diskussionen auf dem Programm stehen:

//PODIUM A: 14:30-16:30: SALZHOF FREISTADT

STRATEGIEN DER INTERVENTION: MEDIEN ALS interkulturelle KOMMUNIKATIONSPLATTFORMEN
(Community media as an intercultural communication tool)

TeilnehmerInnen:
Brenda Leonhard, Bush Radio, Cape Town/South Africa
Adrien Sindayigaya, Bujumbura, Burundi
Ales Car, Magazin Balcani / YU
Jim Doherty, Speak for yourself, IE
Marco Angelucci, Radio Tandem (I), Radio Popolare Network

Rui Monteiro (Online/More Colour in the Media, NORDSAM, Indvandrer TV, http://www.multicultural.net/ )

Moderation:
Martina Böse, Initiiative Minderheiten, Wien

//PODIUM B: 17:00-19:00: Salzhof Freistadt
Grenzüberschreitende Medienarbeit und die regionale Entwicklung (Cross Border Media and Local Development)

TeilnehmerInnen:

Mag. Sylvia Amann, ACCC
Mag. Otto Tremetzberger, Radio Freistadt
Mag. Josef Mühlbachler, BM Freistadt
Dr. Helmut Renöckl, Institut für Wirtschaftsethik und Regionalentwicklung UNI Budweis, UNI Linz
Harald Liehman, Contract
LAbg. KommR Gabriele Lackner-Strauss / Obfrau Euregio
Mag. Josef Ecker, Kulturabteilung des Landes OÖ (angefragt)

Moderation: Mag. Kornelia Wernitznig

Freistädter Rundschau

//Abendprogramm bei John Tylo (Backwood Association) im Harrachsthal

//Runder Tisch in der Local Buehne – Sontag, 13. Juni 2004

Gespräch und Reflexion mit

Brenda Leonhard (Bush Radio, Kapstadt/Südafrika)
Adrien Sindayigaya (Bujumbura, Burundi)

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FM@dia Forum 04 – June, 10-13: Prague (Cz) and Freistadt (At)
Connecting Free Media –> http://fmedia.ecn.cz
Exchange within and beyond Central and Eastern Europe

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