Schrumpfen zivilgesellschaftlicher Gestaltungsspielräume

Das European Civic Forum (ECF) sucht Geschichten über Aktivist*innen oder Gruppen, die sich im besonderen Maße gegen das Schrumpfen zivilgesellschaftlicher Gestaltungsspielräume eingesetzt haben. Es geht vor allem um Aktivitäten für demokratische Handlungsspielräume und Grundrechte sowie um Effekte auf das politische und öffentliche Leben.
Aus den Geschichten werden sechs ausgewählt, um im Magazins „Activizenship“ veröffentlicht zu werden.

Die Protagnositen werden Ende 2019 nach Brüssel eingeladen. Ihre Geschichten sollen die Kampagnen- und Lobbyarbeit der ECF für 2020 unterstützen.

Tragt Eure eigene Geschichte oder die anderer bis zum 15. Juni 2019 hier ein:
https://docs.google.com/forms/d/e/1FAIpQLSdIR-7sHoQLBmJ60Ydwkkrlp46j6zylsdTQzgaP67q1_5XvrA/viewform

Das European Civic Forum (ECF) dokumentiert auf Civic Space Watch (http://civicspacewatch.eu/) Trends der Beschränkung zivilgesellschaftlichen Handlungsspielraums („shrinking spaces“) in der EU – Druck auf die Vereinigungs-, Versammlungs- und Meinungsfreiheit.

Wir fordern die Abschaffung fixer Sitze für Regierungsparteien in Kulturbeiräten

Kunst- und Kulturverbände und Kunst- und Kultureinrichtungen fordern die Abschaffung fixer Sitze für Regierungsparteien in Kulturbeiräten. Die Einbindung von Kunst- und Kultureinrichtungen in Bestellungs-Entscheidungen ist unerlässlich. ​​​​​​​

Wir nehmen die Entsendung des Malers Manfred „Odin“ Wiesinger in den OÖ Landeskulturbeirat zum Anlass, um uns grundsätzlich gegen die fixe Besetzung von Sitzen durch Regierungsparteien in Kulturberatungsgremien auszusprechen. Die Ernennung von Kulturbeiräten muss ausschließlich auf der Grundlage von begründeten Vorschlägen und entsprechenden Qualifikationsnachweisen erfolgen. An dieser Forderung ändert auch der inzwischen erfolgte Rücktritt Manfred „Odin“ Wiesingers nichts.

Zentrales Kriterium für die Berufung in Kulturbeiräte hat die persönliche fachliche Befähigung zu sein, wie sie u.a. auch im OÖ Landeskulturförderungsgesetz für Beiratsmitglieder festgeschrieben ist, die nicht von Regierungsparteien entsendet werden. Ebenso ist ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis sowie eine angemessene Repräsentation von Regionen und Minderheiten in der Zusammensetzung einzuhalten. Bei Besetzungen, die von Ressortzuständigen unmittelbar vorgenommen werden, sind die betroffenen Einrichtungen in die Entscheidungen einzubeziehen.

Beiräte sprechen auf Basis ihrer fachlichen Fähigkeiten Empfehlungen aus, die von Ressortverantwortlichen bestätigt oder verworfen werden. Beiräte haben nur dann Sinn, wenn sie die ohnehin regierenden Parteien beraten, nicht, wenn sie als ihr verlängerter Arm dienen. Beiratsmitglieder müssen fachlich sowie von den persönlichen und organisatorischen Voraussetzungen her zu selbständigen Auseinandersetzungen und Entscheidungen in ihrem Aufgabenbereich in der Lage sein. 

Wir wenden uns daher gegen Berufungen in Kulturbeiräte ohne Verpflichtung zu einem anderen Qualifikationsnachweis als den der parteipolitischen Zuordnung.

Wir wenden uns insbesondere und mit Nachdruck gegen Beiräte, die sich als Auftragnehmer/innen politischer Parteien verstehen.

Die Ablehnung von Personen für Kulturbeiratstätigkeiten, die den demokratiepolitischen Grundkonsens durch menschenverachtende, demokratie- und verfassungsfeindliche Äußerungen und Aktivitäten in Zweifel ziehen, sollte eine demokratiepolitische Selbstverständlichkeit sein.

Einzelpersonen und Vertreter/innen von Einrichtungen und Organisationen

Burgenland

Gerhard Altmann, Autor, Pöttsching
Günter Schütter, Vorstand IG Kultur Burgenland

Kärnten

Sieglind Demus, Autorin, Villach
Gabriele Russwurm-Biró, Autorin, Journalistin, Präsidentin des Kärntner SchriftstellerInnenverbands, Klagenfurt
Alina Zeichen, Vorsitzende IG KiKK – Interessensgemeinschaft der Kulturinitiativen in Kärnten/Koroška

Niederösterreich

Friedrich Damköhler, Schriftsteller, Obmann ARTSchmiedatal, Ziersdorf
Marzanna Danek-Hnelozub, Autorin, Lanzendorf
Johannes Diethart, Autor und Verleger, Wösendorf
Susanne Dobesch Präsidentin des NÖ PEN-Clubs, Bad Sauerbrunn
Margit Hahn, Autorin, Klosterneuburg
Elfriede Hammerl, Autorin, Journalistin, Gumpoldskirchen
Doris Kloimstein, Autorin und Pädagogin, St. Pölten
Annemarie Moser, Schriftstellerin, Wiener Neustadt
Milan Ráček, Autor, Obmann St.Vertr. des Kulturbundes Weinviertel, Sitzendorf
Clementine Skorpil, Autorin, Neulengbach
Sylvia Treudl, Autorin, Leitung NÖ Literaturhaus Krems

Oberösterreich

Ingeborg Aigner, Kulturella – Kultur und Bildung in Ottnang, Ottnang
Renée Chvatal, Kunst- und Kulturverein Raumschiff, Linz
Thomas Duschlbauer, Präsident des OÖ PEN-Clubs, Linz
Alois Fischer, Vorstand, Jazzatelier Ulrichsberg
Verena Humer, stv. Geschäftsführung Kulturplattform Oberösterreich (KUPF)
Sigrid Kofler, bildende Künstlerin, St. Marienkirchen a.H.
Roland Kutschera, KukuRoots Gramastetten
Kurt Mitterndorfer, Autor und Kulturarbeiter, Linz
Julia Müllegger, Kulturarbeiterin, Ebensee
Andrea Reisinger, Künstlerin und Kulturarbeiterin, Linz
Richard Schachinger, (noch) Ersatz-Mitglied des OÖ Landeskulturbeirats, Vöcklabruck
Andrea Schrattenecker, Oberösterreich
Katharina Serles, Leitung KUPFzeitung, Linz
Martin Stöbich, Kulturverein Kukuroots Gramastetten
Gotthard Wagner, künstlerische Leitung des Kulturverein sunnseitn, Feldkirchen an der Donau

Salzburg

Thomas Randisek, Geschäftsführer Dachverband Salzburger Kulturstätten
O. P Zier, Autor, St. Johann im Pongau

Steiermark

Lidija Krienzer-Radojević, Geschäftsführung IG Kultur Steiermark
Heidrun Primas, Leitung Forum Stadtpark, Graz
Sibylle Schleicher, Schauspielerin & Autorin
Andrea Stift-Laube, Autorin und Herausgeberin der LICHTUNGEN, Graz

Tirol

Siljarosa Schletterer, Lyrikerin und Radiomacherin, Innsbruck
Helene Schnitzer, Geschäftsführerin TKI – Tiroler Kulturinitiativen, Innsbruck

Vorarlberg

Erika Kronabitter, Autorin, Künstlerin, Bregenz
Katharina Leissing, Geschäftsführung IG Kultur Vorarlberg

Wien und bundesweit

Irmgard Almer, Geschäftsführung IG Kultur Wien  
Ewald Baringer, Autor
Michael Beisteiner, Autor
Peter Bielesz, Autor
Ana Bilic, Schriftstellerin, Theaterautorin, Filmemacherin
Gerhard Blaboll, Schriftsteller, Kabarettist, Radiomoderator
Robert Dassanowsky, Autor, Filmproduzent, Colorado Springs USA – Wien
Elisabeth Erler, Literaturwissenschaftlerin
Jannik Franzen, Bereich Kunstpolitik IG Bildenden Kunst
Petra Ganglbauer, Autorin, Präsidentin Grazer Autorinnen Autorenversammlung 
Yvonne Gimpel, Geschäftsführerin IG Kultur Österreich 
Marianne Gruber, Präsidentin, Österreichischer Schriftstellerverband 
Iyad Hasan, Autor
Hannes Heher, Vizepräsident Internationale Gesellschaft für Neue Musik
Sonja Henisch, Autorin, bildende Künstlerin
Miguel Herz-Kestranek, Schauspieler und Autor
Franz Hocheneder, Autor, Wien
Eva Holzmair, Autorin, Sprecherin von AIEP Austria (Plattform österreichischer Kriminalschriftstellerinnen und -schriftsteller) 
Hahnrei Wolf Käfer, Autor
Harald Kollegger, Autor, Vize-Präsident österreichischer PEN-Club
Sonja Leipold, Präsidentin Internationale Gesellschaft für Neue Musik
Maria Teresa Lichem, Autorin, Literaturwissenschaftlerin
Brigitte Meissel, Autorin
Helmuth A. Niederle, Autor, Präsident österreichischer PEN-Club 
Brigitt Rapp, Geschäftsführerin der IG Übersetzerinnen Übersetzer 
Rikki Reinwein, Präsidentin Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs –Zentralverband
Otto Hans Ressler, Autor, Wien
Gerhard Ruiss, Autor, Geschäftsführer IG Autorinnen Autoren
Susanna C. Schwarz-Aschner, Vorstand Erstes Wiener Lesetheater
Manfred Stangl, Herausgeber PAPPELBLATT, Zeitschrift für Literatur, Menschenrechte und Spiritualität
Bernhard Studlar, Autor, Künstlerischer Leiter der Wiener Wortstätten
Ilse Tielsch, Autorin, Wien
Bosko Tomasevic, Autor
Wolfgang Weigel, Autor, Wissenschaftler
Renate Welsh, Autorin, Präsidentin der IG Autorinnen Autoren 
Peter Paul Wiplinger, Autor 
Berthild Zierl, Präsidentin der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs, Landesverband Wien, NÖ, Bgld.

Einrichtungen und Organsationen (Bundesländer und bundesweit)

ARTSchmiedatal, Niederösterreich
Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreich-Zentralverband, Wien
Dachverband Salzburger Kulturstätten, Salzburg
dok.at – Interessengemeinschaft Österreichischer Dokumentarfilm, Wien
Erstes Wiener Lesetheater, Wien
Experiment Literatur (KV Wachaecht) Oberösterreich
Forum Stadtpark Graz, Steiermark
Fotogalerie Wien, Wien
Grazer Autorinnen Autorenversammlung, Wien
GAV Oberösterreich
IG Autorinnen Autoren, Wien
IG Autorinnen Autoren Tirol, Innsbruck, Tirol
IG Bildende Kunst, Wien 
IG Filmkultur, Wien
IG Freie Theater, Wien
IG KiKK – Interessensgemeinschaft der Kulturinitiativen in Kärnten/Koroška
IG Kultur Burgenland, Pinkafeld, Burgenland 
IG Kultur Österreich, Wien
IG Kultur Steiermark, Graz, Steiermark 
IG Kultur Vorarlberg, Fedlkirch, Vorarlberg
IG Kultur Wien 
IG Übersetzerinnen Übersetzer, Wien
IG World Music Austria, Wien
Internationale Gesellschaft für Neue Musik (IGNM), Sektion Österreich, Wien 
Jazzatelier Ulrichsberg, Oberösterreich
Kärntner SchriftstellerInnenverband, Klagenfurt, Kärnten
Klangfestival, Gallneukirchen, Oberösterreich
Kulturplattform Oberösterreich (KUPF), Oberösterreich 
Kulturrat Österreich, Wien 
Kulturverein sunnseitn, Feldkirchen, Oberösterreich
Kunst- und Kulturverein Raumschiff, Linz, Oberösterreich
Österreichischer PEN-Club, Wien
Österreichischer Schriftstellerverband, Wien
Österreichisches Literaturforum, Wösendorf, Niederösterreich
Original Linzer Worte, Linz, Oberösterreich
Österreichischer Musikrat, Wien 
RedSapata TANZFABRIK, Linz, Oberösterreich
TKI – Tiroler Kulturinitiativen, Innsbruck, Tirol
Tiroler Künstler*schaft, Innsbruck, Tirol
Verband Filmregie Österreich, Wien
Verband Freier Radios Österreich, Wien
WERK X-Peterplatz, Wien 
Wiener Wortstätten, Wien

Stand 24.5.2019

Dies ist eine offene Liste, Bekanntgabe weitere Unterstützung von Kunst- und Kultureinrichtungen ist hier möglich

was tun

was tun ist das Thema der aktuellen Ausschreibung von TKI open 20. Gesucht sind Kunst- und Kulturprojekte, die Impulse für eine zukunftsfähige, solidarische Gesellschaft setzen. Einreichfrist ist der 6. Oktober 2019.


Aktuell sehen wir uns als pluralistische Gesellschaft(en) mit schwierigen Fragen konfrontiert: Wie umgehen mit demokratiegefährdenden Phänomenen wie Populismus und Extremismus? Was tun gegen soziale Ungleichheit, die immer dringlicher werdende Klimakrise oder die Spaltung der Gesellschaft mit besorgniserregenden Tendenzen zu Hass und Radikalisierung? Es scheint, als wäre uns das Vertrauen in die Zukunft abhandengekommen und als fehlte es an positiven, visionären Zukunftsentwürfen. Vielleicht sitzen wir deshalb Heilsversprechungen rückwärtsgewandter Politiken so gerne auf, die die „gute alte Zeit“ zurückholen oder zumindest den Status quo bewahren wollen. Nur, das wird angesichts der aktuellen Anforderungen nicht funktionieren.
Wenn Menschenrechte, demokratische Werte und damit Grundprinzipien unserer liberalen Demokratie in Frage gestellt werden, wenn sich die Grenzen des Sagbaren kontinuierlich verschieben, ist Handeln gefragt. Dafür braucht es Visionen: Wie wollen wir leben? Wie lässt sich ein solidarisches Zusammenleben gestalten? Welche Impulse können helfen, irrationale Ängste zu überwinden und die Freude am Gestalten unserer Zukunft zu stärken?

Künstler*innen und Kulturinitiativen verfügen über große gesellschaftliche Gestaltungskraft. Sie müssen sich nicht auf eine kritische Analyse der bestehenden Verhältnisse beschränken, sondern schaffen es auch, mögliche Auswege und Alternativen aufzuzeigen – durch Initiativen, die mutige Ideen von Gemeinschaft und Zusammenleben entwickeln, durch Projekte, die im Kleinen neue Lebensentwürfe in die Praxis umsetzen. TKI open 20 sucht Kulturprojekte und künstlerische Interventionen, die nicht nur Gegenwärtiges kommentieren, sondern auch aktiv Zukunft gestalten wollen. Die Ausschreibung lädt dazu ein, sich aktuellen Herausforderungen zu stellen, Visionen für ein gerechteres Miteinander zu formulieren und Impulse für eine zukunftsfähige Gesellschaft zu setzen.


TERMINE UND INFORMATIONEN
Einreichfrist: Sonntag, 6.10.2019, 24 Uhr Einreichung: Einreichunterlagen im pdf-Format an office@tki.at

Öffentliche Jurysitzung: Samstag, 9.11.2019. Eine fünfköpfige Fachjury wählt die überzeugendsten Konzepte aus und schlägt diese dem Land Tirol zur Förderung vor.
Die Projekte werden 2020 umgesetzt.

Dotierung: 68.500 Euro aus Mitteln des Landes Tirol
Alle Informationen und Downloads zur Ausschreibung finden Sie auf:
www.tki.at > TKI open 20

RÜCKFRAGEN Helene Schnitzer | helene.schnitzer@tki.at | 0512 586781 | Erreichbarkeit: DI – FR TKI – Tiroler Kulturinitiativen | Dreiheiligenstr. 21 a | 6020 Innsbruck
KOOPERATION
TKI open 20_was tun entstand in Kooperation mit der Innsbrucker Mitgliedsinitiative Wie wir leben wollen.

Causa Odin Wiesinger: Offener Brief an LH Stelzer

Sehr geehrter Herr Landeshauptmann, sehr geehrter Herr Kulturreferent,

erst kürzlich waren einige von uns mit vielen anderen Kulturarbeiter*innen, Künstlern und Künstlerinnen und Lehrenden – viele von Ihnen auch ehemalige oder aktuelle Mitglieder des oö. Landeskulturbeirates – zur Auftaktveranstaltung zum neuen oö. Kulturleitbild geladen. Danke dafür, dass Sie sich gemeinsam mit so vielen kulturell engagierten Menschen einen Abend lang auseinandersetzten und offenbar interessiert waren an unseren Einwürfen, Ideen und Schlagwörtern zum neuen Kulturleitbild. Was Sie uns in Berichten davor und auch vor Ort schuldig geblieben sind, ist allerdings eine fundierte, transparente und nachvollziehbare Begründung dafür, warum ausgerechnet jetzt ein neues Kulturleitbild von Nöten ist, oder eine – wie Sie sagen – ‚Neuordnung des künstlerischen und kulturellen Geschehens‘. Schließlich ist das vor 10 Jahren auf 15 Jahre formulierte Kulturleitbild weder ein schlechtes, noch eines, mit dem sich nicht weiterarbeiten ließe noch hatten wir in den vergangenen 10 Jahren mit so massiven demographischen, wirtschaftlichen oder politischen Veränderungen zu tun, die ein neues Leitbild notwendig machen würden.

Oder etwa doch?

Die vielen Vermutungen, Gerüchte und Befürchtungen, was denn nun neu geordnet werden müsse und wer vor allem davon profitieren werde, wurden heute Vormittag leider bestätigt: Der Maler Odin Wiesinger soll seitens der FPÖ in den Landeskulturbeirat entsendet werden und Sie, Herr Landeshauptmann, verweisen dabei schulterzuckend auf das „eigenständige Nominierungsrecht für alle im Landtag vertretenen Parteien“. Das trifft zu, das ist richtig und das mit auch gut so und bislang wurde dieses Nominierungsrecht von den Parteien ganz im Sinn der demokratischen, wertschätzenden Ausrichtung des Gremiums genutzt. Das heißt, auch Menschen, die von Parteien nominiert wurden, haben sich stets an die offenen, diskursiven Strukturen der einzelnen Fachbeiräte und Arbeitsgruppen gehalten, es stand nicht die plumpe politische, ideologische Ausrichtung im Vordergrund, sondern der wertvolle Austausch immer im Sinn oberösterreichischer Kulturarbeit. Mit Odin Wiesinger allerdings würde nun eine Person in dieses Gremium einziehen, die aus seiner extremen politischen Haltung kein Hehl macht. Er publizierte in als rechtsextrem eingestuften Blättern wie der ‚Aula‘ und für das rechte Magazin ‚Info-Direkt‘, eine seiner Bildserien trägt den Namen ‚Endsieg‘, darüber hinaus verleiht er seiner frauenverachtenden Haltung auf Social Media Kanälen gerne Ausdruck und bezeichnet u.a. Frauen, die offenbar nicht seiner politischen Gesinnung entsprechen, als „ein Stück Fleisch“. Und das sind nur einige Beispiele und Begründungen dafür, warum wir der Ansicht sind, dass Herr Wiesinger nichts in einem ehrenwerten Gremium wie dem oberösterreichischen Landeskulturbeirat zu suchen hat.

Herr Landeshauptmann, wir appellieren an Sie – machen Sie sich der Tragweite dieser Nominierung bewusst und schüren Sie durch nüchterne Verweise auf Statuten nicht weiter die Befürchtungen vieler, dass es sich bei der ‚Neuordnung des kulturellen Geschehens‘, von dem Sie anlässlich der Neuformulierung des Leitbildes sprechen, rein um die hegemonialen Ansprüche einer Klientel handelt, die aus den bisherigen diskursiven Räumen Orte des Kulturkampfes machen will.

Wir wurden wie viele andere auch, am Abend des 8. Mai gefragt, was ein neues Kulturleitbild enthalten müsse – an diesem Abend sprachen und diskutierten wir noch über sehr viele tiefgreifende Ideen dazu. Heute, wenige Tage danach, reduzieren sich diese vielen Ideen aufgrund der drastischen Entwicklungen auf einen einzigen Satz:

Ein neues Kulturleitbild muss ein ganz klares und glaubwürdiges Bekenntnis zu einer demokratischen, offenen, inklusiven Kulturpolitik enthalten, die alle rechtsextremen, identitären Kultur- und Heimatbilder, die sich aus einer Geisteshaltung ableiten, von der Österreich 1945 befreit wurde, eindeutig ablehnt.

Wir ersuchen Sie, lehnen Sie Kraft Ihres Amtes als Kulturreferent und Landeshauptmann die Nominierung Odin Wiesingers ab und distanzieren Sie sich von allen Versuchen seitens der FPÖ, unser Land kulturpolitisch um Jahrzehnte zurückzuwerfen!

Mag.a Wiltrud Katherina Hackl, Geschäftsführerin gfk oö
Mag.a Verena Humer, stv. Geschäftsführerin der KUPF OÖ
Mag.a Kathrin Quatember, Historikerin

Dominika Meindl, GAV OÖ und Original Linzer Worte
Gerhard Ruiss, IG Autorinnen und Autoren
IG Bildende Kunst

Kultur „neu ordnen“ in OÖ

Seit März war bekannt, dass es ab 8.5. einen Prozess zu „Kultur neu denken“ geben wird, um ein neues Kulturleitbild für OÖ zu erarbeiten. Dass das Kulturleitbild nun nach 10 Jahren „neu gedacht“ und „neu geordnet“ werden soll, kam nicht nur für die freie Szene mehr als überraschend. Die KUPF war bei der Auftaktveranstaltung dabei.

Kultur neu denken - warum jetzt?

Das Kulturleitbild dient seit jeher als strategische Grundlage und Legitimation für öffentliche Kulturfinanzierung und Förderpolitik in Oberösterreich. Daraus sollen sich Maßnahmen und operative Ziele für die künftige Entwicklung des Kulturlebens und -erlebens ergeben. Das aktuelle KLB wurde vom ehem. LH Dr. Josef Pühringer 2007 in Auftrag gegeben und mittels eines 2 Jahre andauernden Prozess erarbeitet. Fach-Expert*innen schreiben so einem Leitbild eine Dauer von bis zu 15 Jahren zu. Dass dieses Leitbild nun nach 10 Jahren „neu gedacht“ bzw. „neu geordnet“ werden soll, kam nicht nur für die Kulturszene mehr als überraschend. Einerseits überrascht der Zeitpunkt genau jetzt ein neues KLB zu erarbeiten, andererseits ist aber auch klar, dass man auf neue Entwicklungen wie Digitalisierung, Globalisierung und Kürzungen der Kulturbudgets reagieren muss. Dass dem Prozess des KLB auf Antrag der FPÖ eine Änderung der Landesverfassung vorausging (April 2019) kann ein Zeichen dafür sein, dass das neue KLB in Zukunft eine Legitimation bieten soll, migrantische und Kultur und Kultur von Frauen nicht mehr zu fördern. Aus Sicht der KUPF müssen Demokratie und kulturelle Teilhabe im KLB aber im Zentrum stehen.

Das KLB soll eine Politik der kulturellen Differenz ermöglichen. Sofern der Nominierung von Odin Wiesinger heute Nachmittag von der OÖ Landesregierung stattgegeben wird, ist der „offene Prozess des KLB“ eine reine Farce.

Seit März war bekannt, dass es ab 8.5. einen Prozess zu „Kultur neu denken“ geben wird. Die Einladungen zur Auftaktveranstaltungen lagen nicht einmal 2 Wochen vor der Veranstaltung in den Postkästen, was bereits zu Beginn viele Interessierte verärgert hatte. Das war dann auch in den Brainstormings, die anfgangs abgehalten wurden spürbar. Bevor Genaueres zum Prozess bekannt gegeben wurde, durfte man sich in eine der sechs Themen-Gruppen einbringen: Kunstschaffen im 21. Jhd. / Kunst erleben / Avantgarde und neue Formen von Kunst und Kultur / Worauf stehen wir (Volkskultur und Kulturelles Erbe) / Kultur lernen (Vermittlung) / Kunst: Motor nach Innen und nach Außen. Die Eröffnungsrede von Hr. LH Stelzer konnte viele offene Fragen der Interessierten nicht ausreichend beantworten, da nichts darüber gesagt wurde, auf welchen Zeitraum der Prozess angelegt ist oder warum genau jetzt der richtige Zeitpunkt sei, um ein neues KLB zu erstellen und wer diesen neuen Prozess angestoßen hat. Positiv zu beobachten war einerseits die sehr engagierte Teilhabe der Anwesenden und andererseits dass auch viele Personen aus der freien Szene eingeladen waren. Es wurde außerdem von allen Seiten darauf hingewiesen, dass der Kulturbeirat in jede Phase des Prozess stark einbezogen wird, was wir von der KUPF für wichtig und richtig halten.

Unklar bleibt allerdings, wer beim neuen KLB das Sagen haben wird oder was mit den Inputs der Workshops passiert.

Die Input-Rede der aus Deutschland eingeladenen Expertin Dr. Cornelia Dümcke wurde von vielen Besucher*innen im Anschluss sehr gelobt. Sie strich in ihrem 3 Sektoren Modell (Öffentlichkeit, Zivilgesellschaft und Privat- bzw. Erwerbswirtschaft) klar heraus, dass ein gelungenes KLB nur dann gelingt, wenn neue Formen wie offspaces und zivil-gesellschaftliches Kunstschaffen auf eine Ebene mit den großen Häusern gestellt werden. Sie zitierte aus dem Bericht zur sozialen Lage der Kunstschaffenden in Österreich: „Prekär ist regulär. Sicher nur die Unsicherheit.“ Wichtig sei es ihrer Meinung nach, bei der Entwicklung eines KLB die Dimensionen unterschiedlicher sozialer, wirtschaftlicher und räumlicher Prozesse zueinander in Beziehung zu setzen. Im Fokus sollen „Planungssicherheit und verlässliche Unterstützung stehen“. Mit diesen Schlussworten erntete sie viel Applaus.

Was passiert mit dem "alten" Leitbild und wer evaluiert es?

Das „alte“ KLB wurde bis dato noch nicht evaluiert.
Da die bisherigen Umsetzungsberichte des Landes dazu nicht sehr aussagekräftig sind, würden sich viele Kulturschaffende eine Evaluierung von externen Expert*innen oder Steuergruppen wünschen um einen objektiven und transparenten Bericht zu erhalten.
Dieser Bericht sollte Zahlen und Fakten liefern. Erst dann kann man sagen, was konkret nicht umgesetzt wurde bzw. wo es noch Aufholbedarf gibt. Was aber jetzt schon ersichtlich ist, ist das große Versäumnis für nicht-institutionelle Kulturschaffende Verbesserungen zu gewährleisten. Auf den ersten Seiten des „alten“ KLB wird unermüdlich auf die Notwendigkeit freier Kunsträume und gesicherter Strukturen für die freie Szene hingewiesen. Im Maßnahmen-Katalog und auch im Bericht finden sich aber allen voran das Musiktheater, die Landesbibliothek oder die Bruckner-Privatuniversität. Alles zweifelsohne wichtige Institutionen, aber von dezentraler Kulturförderung in den Regionen ist hier keine Rede mehr. Gesprochen wurde auch von einer „längerfristigen Unterstützung der strukturellen Basis“ und „mehrjährigen Förderprojekten“, die wir vor allem in der Freien Szene immer noch vermissen. Das wären nur zwei kleine Beispiele, die vom neuen KLB aufgegriffen und verbessert werden könnten.

Was braucht das Neue...

Aus Sicht der KUPF müssen bestehende Qualitäten wie Vielfalt, Eigenständigkeit und offene Begegnungsräume sowie sichere Strukturen weiter ausgebaut werden. Werte wie Brauchtum und Volkskultur müssen zeitgemäß und mit kritischem Blick vermittelt werden, um nicht weiterhin von Heimattümelei und Ausgrenzung überschattet zu sein. Junge Generationen sollen kulturell eingebunden und gemeinsam mit Zugewanderten vernetzt werden, sodass der Prozess ganzheitlich und nachhaltig wirken kann. Kultur bedeutet nicht ein ausschließliches Fördern von „Leuchtturmprojekten“ wie das Ars Electronica oder das Musiktheater, Kultur bedeutet auch ein gemeinsamer Mut zu zeitgenössischen Experimenten und Projekten jenseits von Profit. Demokratie und kulturelle Teilhabe stehen hier im Zentrum. Das KLB soll eine Politik der kulturellen Differenz ermöglichen.

Und sonst?

Kulturförderungen sind keine Spende. Das Budget der Kunst- und Kulturförderung ist dazu da um unsere Gesellschaft lebendig zu halten; die freie Szene belebt die landeseigenen Institutionen und ergänzt dieses Angebot auf essentielle Art und Weise.
Kunst und Kultur soll und darf bestehende Modelle kritisch hinterfragen und karikieren um gleichzeitig andere gesellschaftliche Entwicklungsmöglichkeiten vorstellbar zu machen.
Kultur sollte wieder als Notwendigkeit für eine funktionierende und reflektierte Gesellschaft anerkannt werden. In Zeiten von Digitalisierung und Globalisierung brauchen wir das mehr denn je. Kunst und Kultur dürfen nicht an einer fiktiven Wirtschaftlichkeit gemessen werden. Kultur verändert. Kultur prägt wie man denkt, fühlt und sich selbst in der Welt verortet.

Klangfestival | ZINE | 2019 | weaving in

OPEN CALL

Wir suchen Eure Beiträge für das ZINE zum Klangfestival 2019 – Text und Bild, Literarisches und Theoretisches, Kunst, Politik und Kulturtheorie, Comics oder Gedichte, Fotografien oder eine Kurzgeschichte. Ein Songtext, ein Gekritzel, eine Analyse … alles zum Leitmotiv WEAVING IN.

Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist grafik-726x1024.png

Gesammelt werden die Beiträge erstmals in einem ZINE zum Klangfestival –
eine Publikation, die unterschiedlichste Beiträge, verschiedene Genres und
Perspektiven vielgestaltig miteinander verbindet – weaving in!
Redaktionsschluss / Deadline ist am 13. Juni 2019

Prekarisierung, Ausgrenzungspolitik und Entsolidarisierung führen zu
Vereinzelung und zu losen Verhältnissen – Fäden laufen auseinander.
Übrig bleibt eine Gesellschaft von Individuen – auf sich alleine gestellt,
verstreut und zurückgelassen. Wettbewerb erzeugt konsumorientierte
Räume an den Rändern der Orte und Leerstände in den Zentren. Das
Leben findet zunehmend in privaten und privatisierten Bereichen statt.
Durch Verdrängung entsteht Unsichtbarkeit. Wir weben uns in den Diskurs-
Teppich der gesellschaftlichen Verhältnisse ein und wollen wieder
ineinander greifen. Wir knüpfen wieder an, schaffen neue Knotenpunkte
und Verbindungen. Als Reaktion auf eine um sich greifende, repressive
Struktur, auf die Ambivalenz zwischen Sichtbarkeit und dem Verschwinden,
antwortet das Klangfestival 2019 mit einem Leitmotiv der Wieder-Verknüpfung:
weaving in.
Mal einen anderen Faden einarbeiten, Zöpfe aus Schimmel flechten. Ein
Befall der Leerstände, eine Welle als Gefüge. Es geht um die Freilegung
von Verdrängtem, vom Rand, der plötzlich spricht. Von Einzelnen, die
sich zusammentun, um was zu tun? Es geht um noch nie dagewesene
Verstrickungen, um Kluft und Missklang sowie vakante Zwischenwelten.
Es geht um schiedere Knoten, darum, sich mal etwas einzunähen. Ein Anlass
ist Splitter und Salbe, einer, der Freitag, der Dreizehnte. Es geht um
das Anreißen, Mischen und Binden, das Handwerk der Leeren Dichte.
Spitzt die Nadeln, es geht weiter!



Einreichungen
Text (Richtwert max. 3600 Zeichen), Bild (300dpi), Kurzbiographie
Deadline/Redaktionsschluss: 13. Juni 2019
klangfestival.zine@gmail.com
Für die Redaktion: Tanja Fuchs, Marlene Haider, Johannes Oberhuber,
Magdalena Übleis-Lang, Mario Weisböck
www.klangfestival.at
Wieder-Verknüpfung | Sichtbarmachung des Unbekannten | Leerstände | Kollektive

OPEN CALL
Klangfestival | ZINE | 2019 | weaving in
The ZINE for Klangfestival 2019 collects various contributions from literature,
art, politics as well as cultural and social theory. Under the heading
weaving in diverse perspectives and genres are invited to intertwine.
Precarious conditions, politics of isolation and disunitement lead to separation
and slack circumstances – threads are drifting apart. What’s left
forms a society of individuals – on their own, dispersed and left standing
alone. Competition causes consumption-oriented spaces on the outskirts
and vacancies in the centers. Life increasingly happens in private
or privatised space. Repression causes invisibility. We weave (ourselves)
into the carpets of socio-cultural circumstances willing to mesh. We tie
in again, accomplishing unprecedented nodes and contacts. In reaction
to the pervasive dissolving and repression Klangfestival 2019 places its
motif of reconjunction: weaving in.
Incorporating new strands, braiding queues of mold. An attack on the
void, a wave as a texture. It’s about excavating the displaced, about
the edge suddenly speaking. The individuals, joining forces to do what?
It’s about unprecedented entanglements, about gaps and dissonance
and vacant spheres in between. It’s about appropriating scuffed nodes.
For the cause of splinters and balms, and of Friday the 13th. It’s about
pulling it off, the shuffle and the bond, the craft of the hollow density.
Sharpen the needles, it’s on again!
Application: text (max. 3600 characters), image (300dpi), short biography
Deadline: June 13th 2019
klangfestival.zine@gmail.com
Editorial team: Tanja Fuchs, Marlene Haider, Johannes Oberhuber,
Magdalena Übleis-Lang, Mario Weisböck
http:// www.klangfestival.at
reconjuction | visualization of the void | vacancies | collectives