Replik zum Ausblick! Part X! – Das Finale!

Ohne Unterbrechung kommt der Schluss! Das Finale, danach kann nichts mehr kommen und Teil zehn trägt den Titel:
Qualität für alle!

Mit dieser Ansage erklärt die Intendanz, dass das Konzept einer „Kultur für alle“ nun weichen muss, denn: “Der einstige Anspruch ist weitgehend erfüllt, mittels vieler ineinandergreifender Maßnahmen: Kultur steht in Linz und Oberösterreich allen offen.“ Das kann einigermaßen zynisch aufgefasst werden. Denn das Kultur allen offen steht, alleine dieses Aussage, verschließt die Augen vor realen Zugangshürden zum Kunst- und Kulturangebot, die ökonomisch und sozial gegeben sind. Ganz zu schweigen davon, dass ein offen stehen für alle auch ein offen sein bedeuten müsste. Aber – um den Zynismus weiterzutreiben: Mit „allen“ sind wohl nicht „alle“ gemeint. Konzepte von Diversity sind in anderen Ländern unabdingbar, (Ober-)Österreich ist davon weit entfernt. Dazu reicht ein Blick auf die Führungsetagen etablierter Häuser ebenso wie in die Vorstände vieler Kulturinitiativen. Der Anteil von MigrantInnen ist gegen null. (Bewusst schreibe ich hier nicht von Menschen mit Migrationshintergrund, weil diese Zuschreibung – lt. Hakan Gürses – das Betreten des Vordergrundes verhindert, da der Hintergrund manifest ist.)

Aber da es um „alle“ geht meint der neue Slogan den die Intendanz uns schenkt nämlich folgendes: “„Qualität für alle!“ ist die neue Leitplanke. Teilhabe ist die Voraussetzung, aber was zählt, ist Berührung, Gehalt und Kraft dessen, was geboten wird – für alle.“
Um das hier mit oben zu koppeln, muss ich feststellen, dass die Voraussetzungen für die neue Leitplanke noch nicht erfüllt sind. Denn Teilhabe heißt sowohl Zugänge ermöglichen, also auch aktive Partizipation fördern. Und das für alle!

Replik zum Ausblick! Part IX!

Eigentlich sollte heute etwas anderes Thema sein! Aber dazu eventuell später mehr. Schlechter Journalismus wird sich öfters finden.

Darum mit vollem Elan zum vorletzten Kapitel, aber nicht ohne die Tradition des Verweises auf KollegInnen

Das vorletzte Kapitel titelt: Bewegung tut gut!
Nein es geht der Intendanz nicht um ein Fitnessprogramm. Die Notwendigkeit zur Bewegung sieht die Intendanz in den Institutionen, und hier vor allem in den Führungsetagen.

Ich will einmal davon absehen, dass die Intendanz ihren Ausblick nutzt, um noch einmal in kindischer Manier auf das Theater Phönix hinzuhauen. Wunden heilen nicht so schnell.

Nein ich will vielmehr versuchen hierin etwas zu finden, das ein zentrales Thema von Kunst- und Kulturarbeit sein muss: Nennen wir es einmal „innere Mobilität“
Der Satz aus dem Kapitel: Umso dringlicher, die Beweglichkeit nicht mehr zu verlieren, sondern sie im Gegenteil zu trainieren. Und aller Routine dort entgegenzutreten, wo sie kulturelle Lähmungserscheinungen produziert., bringt das in Teilen auf den Punkt.

Routine, Betriebsblindheit. Es gibt so viele Begriffe die den Zustand beschreiben, der oft einhergeht mit der Institutionalisierung. Jener Zustand der sich auf das Bewirtschaften der eigenen Claims beschränkt.
Aber das Kapitel der Intendanz liest sich dann doch etwas zu apodiktisch.

Denn es ist auch nicht der Weg einer radikalen Erneuerung, wenn alle Köpfe ausgetauscht werden. Der Weg muss sein Strukturen zu hinterfragen und hier auch von den Organisationen und Institutionen ein hohes Maß an Selbstreflexion zu fordern.

Die Rod Steigers der Donaulände

Es gibt Kifferregeln (niemand kifft hier, soviel vorab) und es gibt Regeln zum Bloggen. Bloggerregel # 1 lautet wohl: Schreibe nicht über deine eigenen Befindlichkeiten. Und ich tu es trotzdem. Hier, jetzt, sofort. Ich rede davon, dass ich mich durch Polizeiautos, die im Schritttempo vorbeirollen, extrem provoziert fühle. Ich nenne diese unangenehme Auswirkung den Rod-Steiger-Effekt. Rod Steiger verkörpert im Film In the Heat of the Night einen rassistischen Cop, dessen Weltbild erschüttert wird; und zwar von einem Schwarzen, von einem schwarzen Cop. Und es gibt da eine Szene, da sieht Steiger durch gelbe Sonnenbrillen aus dem Auto, das er im Schritttempo über eine Brücke fährt. Und da sein Weltbild bröckelt, macht ihn das noch bedrohlicher; eine tickende Zeitbombe. Eine der besten Filmszenen überhaupt.

„In Linz … viel Polizei“

Nunja, ganz so dramatisch war es heute auf der Donaulände nicht, aber doch absurd genug. In dieser einen Stunde fuhren zwei Polizeiautos im Kreis, dann kam noch der Polizeibus. Es wäre denen vermutlich niemand böse, wenn sie sich auch mal in die Sonne legten. Aber dieses herumkurven und kontrollieren? Doch Polizisten machen auf der Donaulände mehr als nur Autofahren. Das weiss ich wegen dem Hund; der folgt nämlich üblicherweise meinen Anweisungen nicht, bleibt ohne erkennbaren Grund – völlig unmotiviert – mitten am Weg sitzen. Dann nähert sich ein Polizeiauto im Schritttempo (Rod Steiger taucht in Gedanken auf). Man steht im Weg. Hund hört nicht auf die wortreichen Kommandos, es wird ein wenig umständlich bevor der Weg frei wird. Hundebesitzerin ist genervt. Aber die Polizisten fahren nicht weiter, sondern „steigern“ auch noch aus dem Auto.

Dann kommt es zu einem seltsamen Dialog.

Polizist: Sie wissn oba eh, dass do ka Hundefreilaufzone is.
spam: Na.
Polizist (deutet in eine Richtung): Die is do hintn.
spam (schaut dem Polizei-Finger zum Klohaus beim Spielplatz nach): Aha. Seit wann denn?
Polizist: Schon seit i nu gor ned Polizist war.
spam (denkt: coole Antwort): Aso.
Polizist: Sie miassn den Hund anleinen. Aber des is nur zur Information.
spam (grosses Fragezeichen im Kopf): Na dann. Danke!
(Der im übrigen echt sehr freundliche Polizist geht zu anderen Hundebesitzern und wird von einem Dobermannweibchen kräftig angebellt. spam + Hund ziehen ohne Leine weiter)

Ich dachte dann an die Stadtwache und wie das sein wird, wenn diese mit Pfefferspray gegen ungehorsame HundebesitzerInnen vorgehen werden. Ich dachte darüber nach, wie schwierig es ist, einen Beruf auszuüben, der ein noch schlechteres Prestige hat, als das von Rechtsanwälten, Politikern oder Journalisten. Und darüber, dass vermutlich der eine oder andere Polizist deshalb irgendwann ein Coaching in Anspruch wird nehmen müssen; weil leicht ist das nicht. Ich dachte auch darüber nach, wie sich im 19. Jahrhundert die sittenpolizeilichen Agenden entwickelt haben und bis heute angewendet werden. Und nun, im 21. Jahrhundert, sollen sittenpolizeiliche Agenden privatisiert werden. Das kann nicht gutgehen. Ich male das Schwarz an die Wand.

FROntal

Morgen, am späten Nachmittag, wird von Radio FRO in der FROntal-Aktion am Taubenmarkt nach Superstadtwachenordnungsdienst-PraktikantInnen-AnwärterInnen gesucht. Ich werde dort sein und alles genau beobachten und in Lokalaugenschein nehmen. Vielleicht bewerbe auch ich mich – mit dem Watchdog, der meinen Anweisungen nicht folgt.

Replik zum Ausblick! Part VIII!

Kurze Unterbrechungen erhöhen die Spannung! Für den Cliffhanger sorgte diesmal Kollege giro mit einem Stück geborgter Poesie.

Aber dem Gesetz der Serie ist es geschuldet, dass hier das nächste Kapitel des Ausblicks der Intendanz der Kulturhauptstadt betrachtet wird:
Die Szenen fordern und fördern!

Und dieses Plädoyer hätten sich wohl die BeobachterInnen der Kulturhauptstadt nicht erwartet: „Zu den wesentlichsten Anliegen jeder städtischen Kulturpolitik gehört die Förderung jener kreativen und künstlerischen Kräfte, die sich in Linz und Oberösterreich als Freie Szene verstehen. Es geht dabei um den vitalen Kern des kulturellen Geschehens und um eine Energie, die sich aus Leidenschaft und im eigenen Auftrag einbringt in die Gesellschaft und in deren Wahrnehmung.“
Das klingt wie aus dem Kulturentwicklungsplan der Stadt Linz abgeschrieben, wo es heißt Um das große künstlerische Potenzial der Freien Szene auch in Zukunft in Linz zu halten, muss die Förderung der Freien Szene konsequent und nachhaltig wirksam weitergeführt und ausgebaut werden. Wohlgemerkt jener Kulturentwicklungsplan, dessen Wichtigkeit mit Fortdauer der Kulturhauptstadt von den Intendanz mehr und mehr in Abrede gestellt wurde.
Aber im Prinzip muss – zu beiden Aussagen – ein klares „JA“ gesprochen werden.

Und auch der Abschluss dieses Kapitels ist etwas, was in weiteren Diskussion für ebensolchen Stoff sorgen sollte:
Denn es gilt, bloße Bequemlichkeit aufzukündigen, aber den Hunger nach starken, eigensinnigen Zeichen und nach neuen existentiellen Entwürfen ernst zu nehmen.
Und ja, die Bequemlichkeit ist die Gefahr für uns alle. Das zurechtrücken der Möbel im eigenen Schrebergarten ist immer vordringlich. Aber auch hier darf gefragt werden, wo sie denn herrührt diese Bequemlichkeit. Die ist nicht ausschließlich selbst verschuldet. Sondern sie ist – in weiten Teilen – politisches Kalkül. Die die „bequem“ sind werden nicht aufbegehren. Darum werden sie durch – geringe – Zugeständnisse ruhiggestellt aber sie lassen sich auch ruhigstellen.
Heinrich Heine meinte schon in Deutschland Ein Wintermärchen dazu, als der dem kleinen Harfenmädchen lauschte:
„Sie sang das alte Entsagungslied,
Das Eiapopeia vom Himmel,
Womit man einlullt, wenn es greint,
Das Volk, den großen Lümmel.
Ich kenne die Weise, ich kenne den Text,
Ich kenn auch die Herren Verfasser;
Ich weiß, sie tranken heimlich Wein
Und predigten öffentlich Wasser.“

Stadtwache.jpg

Dichten gegen Blödsinn

Folgendes Gedicht hat Harald „Huckey“ Renner bei der Anti_Stadtwache-Kundgebung am 22.April vorgetragen und dankenswerterweise für den KUPF-Blog zur Verfügung gestellt. Bis 6. Mai kan man noch unterschreiben!

Eines Tages saß ich einfach da und fand
einen Sack voll Scheiße nah am Sraßenrand.
So unaushaltbar der Gestank in die Nase drang,
die Frage ist, was man aus sowas machen kann.
Und als ich da so mit dem Sacke stand,
kam ein großer, grüner Mann die Straße entlang.
In der Ferne sah ich ihn am Horizont,
und ich fragte mich woher der wohl kommt.
Wenn er da ist frag ich ihn, denn den Scheißehaufen
Könnt ich ihm gleich samt dem Sack verkaufen.

„Hallo!“, sag´ich: „großer grüner Mann,
sieh dir doch bitte mal das Ding hier an,
denn was immer es ist: ich brauch es nicht.
Ich kann nichts damit machen also verkaufe ich´s.“
„Ja, ich bin interessiert“, sagt der grüne Mann,
und sieht den Sack erstmal prüfend an.
Er schnuppert daran und rümpft die Nase empört,
er sagt: „in diesem Sack ist nur Scheiße, die dir nichtmal gehört!“
„Tschuldigung!“, sage ich, „das ist doch nur legitim,
ich hab einen Sack voll Scheiße, wenn du willst kriegst du ihn!“
Da muss er lachen und sagt: „Das kannst du gleich vergessen,
denn wer Scheiße verkauft wird irgendwann auch Scheiße fressen!
Genau was du tun willst, hab´ ich früher getan,
seitdem bin ich bekannt als der grüne Mann.
Ich wollte Scheiße verkaufen doch das klappte nie
Und als Sklave der Industrie aß ich sie.
Denn mein Boss hat gesagt: „Dieser Scheiß muss weg“,
so hab´ ich Unmengen davon in diesen Sack gesteckt.
Was da drinnen ist, fress´ ich seit Jahren schon.
Du siehst was los ist mit mir, das hab´ ich jetzt davon!“
Plötzlich stürzt er sich auf den Sack wie wild,
und frisst alles in sich rein, dass mir ganz anders wird!
Und während er gar nicht mehr aufhört alles in sich reinzuchaufeln,
weiss ich, dass ich noch vieles machen wird´ nur keine Scheiße verkaufen…“

Replik zum Ausblick! Part VII!

Back after the commercial-break, für die von Kollegen Lüpke propagierte Papstverhaftung, darf heute Teil sieben den Endspurt einleiten.
Verwiesen sei an dieser Stelle auch auf das wunderschöne Posting von claire schlamm – was für ein Name, was für ein Kommentar.

Gut – back to business – die Intendanz spricht heute zu uns von: Effizienter werden!
Und sie überrascht. Denn die Überschrift würde ja vermuten lassen, das die aus Punkt eins bekannte Peitsche wieder zu knallen beginnt. Aber nein. Mit nüchternem Blickwill die Intendanz das Verhältnis von Aufwand und Ertrag in der täglichen Arbeitüberprüft wissen, aber: Eine solche Prüfung muss in keiner Weise jener simplen Ökonomisierung von Kultur Vorschub leisten, die zu Recht mit Skepsis beurteilt gehört – weil hier Wirtschaftlichkeit oft zu Lasten von Inhalt geht.
Natürlich kann jetzt darauf verwiesen werden, dass sich die Intendanz hier selbst ein wenig widerspricht, weil doch – z.B. in Punkt vier des Ausblicks – auch schon andere Töne angeschlagen wurden.

Aber was die Intendanz mit Effizienz meint, oder zumindest schreibt zu meinen liest sich fast schon wie ein KUPF Forderungskatalog: Indessen hat die Arbeit am Kulturhauptstadtprojekt uns und viele Beteiligte gelehrt, dass Effizienz im Kulturbetrieb sehr wohl ein Thema ist. Sei es dort, wo die Professionalisierung von Arbeitsbedingungen und Produktionsmitteln Raum schafft für eine Konzentration auf die kulturellen und künstlerischen Kernanliegen. Oder dort, wo unnötige Schlaufen und Diskussionsblasen ein Mittun oder gar Mitentscheiden zwar vorgeben, aber in keiner Weise einlösen.

Denn übersetzt heißt das: Sichert die Strukturen, damit die Menschen arbeiten können!

Für die unnötigen Schlaufen und Diskussionsblasen hat die Intendanz auch ein Beispiel parat: Ein Beispiel für derartige Placebo-Situationen ist der Stadtkulturbeirat, dessen unverbindliche Aktivität ständig darauf verweist, welch zeitraubende Fehlkonstruktion dieses Gefäß ist. Hier und anderswo braucht es beherzte, selbstkritische Eingriffe, im Zeichen des Aufbruchs.
Und hier muss Widerspruch an den Tag gelegt werden. Denn die Unverbindlichkeit des Stadtkulturbeirates ist nicht den AktivistInnen und Mitgliedern desselben anzulasten, sondern hier muss die Politik Farbe bekennen, ob und wie sie Gremien der Partizipation einbinden will.
Und mit Einbindung ist mehr gemeint, als aktiven, interessierten Menschen einen Sandkasten aufzubauen in dem sie – mit Überwachung – spielen dürfen. Sind ja – für die Politik – nur Sandburgen!

Justiz vs Kirche

Man nehme mal an, offizielle VertreterInnen der KUPF schlagen, misshandeln und vergewaltigen über Jahrzehnte hinweg ihnen anvertraute Kinder. Große KUPF-Versammlungen und kleine Beratungsgespräche, diese und jene Situationen würden von den kupf´schen Organen zum Missbrauch genutzt. Die KUPF würde es vermutlich nicht mehr lange geben. Zurecht.

Bei der Kirche als potentiell verbrecherische und kriminelle Organisation scheint der juristische Sachverhalt bzw. dessen Bewertung anders zu liegen. Trotz der starken Hinweise auf globale kriminelle Strukturen, auf Missbrauch und dessen Vertuschung auf und von allen kirchlichen Ebenen, werden die Vorkommnisse als Einzelfälle behandelt.

Es ist einmal mehr der Humanist, Philosoph und Biologe Richard Dawkins , dem die Debatte ein wenig Würde abseits liberalkatholischer Betroffenheitsrhetorik verdankt: gemeinsam mit GesinnungsfreundInnen will er nun den Kopf der Bande, einen gewissen Josef Ratzinger, Deckname Benedikt XVI, dingfest machen – nämlich unter voller Ausnutzung des Rechtsstaates. Die englischen Justizbehörden sollen den Papst bei seiner Englandreise im September festnehmen und wegen „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ vor den Internationalen Gerichtshof für Menschenrechte zerren. Eine nicht recht realistische, aber charmante Vorstellung, und im Falle eines anderen Verbrechers, nämlich des chilenischen Ex-Diktators Pinochet, hat das ganze ja schon einmal funktioniert – dieser wurde bei seiner Einreise nach England verhaftet und verblieb immerhin 2 Jahre in U-Haft, bevor er wieder nach Chile ausgeliefert wurde.

Wo bleiben bei uns die jungen Staatsanwälte, die wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung ermitteln? Immer nur Tierschützer jagen kann ja auf Dauer auch nicht befriedigend sein.

Replik zum Ausblick! Part VI!

Diese kleine Serie lässt sicherlich den Eindruck entstehen, dass es darum geht der gewesenen Kulturhauptstadt und ihrer Intendanz noch eins auszuwischen, vor allem da die Medienmaschine nicht mehr läuft.
Doch es geht um mehr! Es geht darum, (kultur-)politische Empfehlungen anzusehen, die an die Stadt und Ihre Verantwortlichen gerichtet sind und diese kritisch zu hinterfragen. Das – aus meiner Perspektive – nur wenig Begrüßenswertes in den Ausblicken steckt, kann mir nicht angelastet werden.
Umso mehr kann es als erfreulich gewertet werden, dass Kapitel sechs des Ausblicks ein äußerst kluges Denken mit sich bringt, wenngleich auch hier Kritik notwendig ist.
Verfolgen wir also das Statement mit dem Titel: Kompetenzen von außen holen!

Hier steht geschrieben:
„Nicht alles braucht auf eigenem Mistbeet zu wachsen. Linz ist stark, versteht sich als Stadt der Ermöglichungskultur und verfügt, glücklicherweise, über beträchtliche Mittel. Also sollten in allen kulturrelevanten Gremien, Jurys, Projektausschüssen, Boards und dergleichen bewusst VertreterInnen und Fachleute aus anderen Städten geholt werden.“
Dass der Begriff Mistbeet etwas desavouierendes hat muss nicht weiter kommentiert werden, von einem Schrebergarten zu sprechen wäre netter.
Aber im Kern ist hier ein zentrales Problemfeld thematisiert, das die Kulturarbeit begleitet: Der fehlende Blick über den Tellerrand.
Allzu oft wird im eigenen Saft gegart, allzu oft wird der eigenen Schrebergarten nicht verlassen, um die (oft vermeintliche) Vormachtstellung zu bewahren. Die Offenheit für Neues und der Dialog werden allzu oft zu Gunsten der eigenen Profilierung hintangestellt.
Das Rezept der Intendanz greift aber zu kurz. Denn der Austausch kann nicht alleinig durch die Besetzung von Entscheidungsgremien gelingen. Vielmehr muss es ermöglicht werden, dass Austausch mit KulturträgerInnen und Kulturschaffenden jenseits der (Lande-)Grenzen passiert. Hierfür gibt es verschiedene Modelle, die ausgebaut werden müssen.

Es ist schon klar, dass die Intendanz hier kein konkretes Modell vorschlägt. Aber, dass es im Kapitel heißt: „Linz hat bereits und gerade in den letzten Jahrzehnten gezeigt, dass es vieles aus eigener Kraft schaffen kann. Deshalb darf die Stadt es sich nun leisten, souverän von anderen zu lernen[…]“ muss trotzdem hinterfragt werden dürfen.
Von anderen lernen klingt ein wenig nach Frontalunterricht. Spannender wären „alternative Lernformen“ wie selbst bestimmtes Lernen. Es kann nicht darum gehen, den Blick von außen als einziges Korrektiv anzuwenden.
Notwendig wird die Balance sein, die es zwischen „innen“ und „außen“ zu halten gilt.

Replik zum Ausblick! Part V!

Experimente wagen und gewinnen!, titelt die Nr. 5 des Intendantenausblicks und es sei mir erlaubt nur auf zwei Sätze einzugehen, die den – ansonsten nämlich durchaus disktutierenswürdigen – Text zu einem Ärgernis gestalten.

„Im Kulturhauptstadtjahr war es unumgänglich, eine Fülle von neuen Formaten und Themen, oft auch von neuen Inszenierungsformen zu erfinden und zu erproben.“
Ja, das mag sein, dass es unumgänglich war, aber es war vor allem möglich weil die budgetären Mittel gegeben waren! Und wieso war es im Kulturhauptstadtjahr unumgänglich? Das liest sich so, als ob Kulturhauptstadt Zwangserneuerung betreiben müsste, sich aber nicht darauf besinnen dürfte Bestehendes verstärkt zu fördern und nach vorne zu stellen.

„Wobei nicht vergessen gehen darf, dass, um Neues zu ermöglichen und zu finanzieren, auch ruhig mal alte Zöpfe fallen dürfen. Linz. Verändert,!
Das wirklich ärgerliche daran ist, dass die Intendanz ihr Dauerthema wiederholt, ohne einen Vorschlag zu machen was denn konkret passieren soll. Im Kulturhauptstadtjahr wurde auf die Internationalisierung gesetzt – ist es das was das Neue sein soll. Und die Alten Zöpfe sind zumeist die, die den Weg geebnet und die Strukturen geschaffen haben, damit jetzt Neues entstehen kann.