Zur finanziellen Situation der KAPU

Eine Pressemitteilung der KAPU vom 23. November 2006 zur aktuellen Situation des Kulturvereines.

 

Sehr geehrte JournalistInnen, liebe FreundInnen der KAPU!

Die KAPU, ein Linzer Kulturhaus aus dem Spektrum der alternativen „Freien Szene“, steht seit längerem unter großem finanziellen Druck. Da die angehende Kulturhauptstadt Linz zur Zeit ihre Subventionen neu vergibt, wollen auch wir uns zu Wort melden und unsere prekäre Situation der Öffentlichkeit darstellen.

Das Jahr 2006 war und ist für die KAPU wieder von einer andauernden Finanzkrise überschattet, die nur durch exzessive Selbstausbeutung der beiden Angestellten und der vielen ehrenamtlichen AktivistInnen bzw. durch die Kulanz namhafter KünstlerInnen (die aus Solidarität mit der KAPU einmalig zu niedrigeren Gagen bereit sind zu spielen) handhabbar ist. An und für sich selbstverständliche Ausgaben, etwa für gelegentliche Weiterbildungsmaßnahmen, Bezahlen von Überstunden, angemessene Gagen für lokale wie internationale KünstlerInnen, kleinere Reperaturen oder Instandhaltung der Haustechnik sind zur Zeit in der KAPU kaum möglich.

Besonders die Arbeitsverhältnisse der beiden Angestellten sind auch beim besten Willen nicht als human zu bezeichnen: die Subventionsgeber ermöglichen Halbtagsanstellungen, in der Realität arbeiten die Angestellten aber pro Woche mindestens das Doppelte – ein altes Leiden der „Freien Szene“: hochqualifizierte, junge Menschen arbeiten beinahe rund um die Uhr professionell und leben dennoch unter der Armutsgrenze. Arbeitsstunden von 60 Stunden aufwärts pro Woche sind keine Seltenheit, Monatsverdienste um die 700 Euro sind Standard.

Gerade solche Bereiche der Kulturarbeit sind aber für kulturelle Kontinuität sowie Innovation unumgänglich. Eine Anpassung der Subventionen durch die Stadt Linz und in weiterer Folge auch durch Land OÖ und Bund an die realen Gegebenheiten ist für die nächsten Jahre dringend erforderlich – der Weiterbestand der KAPU in ihrer jetzigen Form ist ansonsten nicht zu gewährleisten. Ohne ausreichende Basisfinanzierung müssen Teilbereiche der KAPU ersatzlos gestrichen werden (zB. Kino, Literatur, Tonstudio,…), eine Aufrechterhaltung der kulturell äußerst positiven, finanziell aber katastrophalen Situation über das Jahr 2006 hinaus ist unter den gegebenen Umständen nicht mehr möglich.

KAPU ist eine Stätte jugendlicher und junger ehrenamtlicher Tätigkeit – das ist gut so und soll auch so bleiben. Aber auch Ehrenamt benötigt gewisse strukturelle Voraussetzungen, und die sind zur Zeit in der KAPU nicht gewährleistet.

Die KAPU fordert daher mit Nachdruck eine Anpassung ihrer Programm-Subventionen auf je 48.000,- Euro seitens Stadt, Land und Bund. Mit dieser vergleichsweise geringen Summe ist es der KAPU für die nächsten Jahre möglich, ihre erfolgreiche Arbeit fortzusetzen. Eine angehende Kulturhauptstadt ist verpflichtet, ihren KünstlerInnen und KulturarbeiterInnen zumindest halbwegs humane Produktionsbedingungen zu ermöglichen. Auch eine Kulturhauptstadt ist nicht nur auf Repräsentations- und Eventkultur, sondern auf eine lebendige, lokale und nachhaltige Szene angewiesen.

Linz, 23.11.2006

Philip Kroll (Obmann) für die KAPU

Quo vadis, Kulturpolitik?

 

Eine Pressemitteilung der IG Kultur Österreich vom 30. November 2006.

Während Österreich mit engelsgleicher Geduld auf die Bildung einer neuen Regierung wartet und die ersten Wahlversprechen über Bord geworfen werden, sei noch einmal folgendes in Erinnerung gerufen:

Österreich braucht endlich wieder oder erstmals eine Kulturpolitik, die im Selbstverständnis, dass Kultur nicht nur an den Polen Tradition und Kulturindustrien stattfindet, Rahmenbedingungen schafft, die gegen eine Musealisierung und Eventisierung konkrete Schritte setzt. Da nützt das wohlmeinende Bekenntnis zur Förderung regionaler Kulturinitiativen nichts, wenn stetig Infrastrukuren abgebaut und noch immer keine Mehrjahresverträge zu Verfügung gestellt werden.

Für eine adäquate Förderung zeitgenössischer Kunst- und Kulturarbeit braucht es dringend eine Erhöhung der budgetären Mittel, einer, die dem Stellenwert von Kunst und Kultur auch entspricht.

Die IG Kultur Österreich fordert daher, neben der Einrichtung eines Kunst- und Kulturministeriums, Transparenz in der Verwaltung und Fördervergabe, Mehrjahresverträge und Strukturförderungen insbesondere auch für Kulturinitiativen von MigrantInnen und feministische Projekte.

Der derzeitige Zustand – ohne Budget, und in Folge mit einem Budgetprovisorium ab Jänner 2007 und seinen Ausgabebeschränkungen – verschärft die ohnehin schon prekäre finanzielle Lage vieler Kulturinitiativen und Kunstschaffender und ist unhaltbar.

Rückfragen
IG Kultur Österreich
Gumpendorfer Str. 63b
A-1060 Wien

Tel. +43 (01) 503 71 20
Fax. +43 (01) 503 71 20 – 15

http://www.igkultur.at

 

Sofortige Umsetzung der Förderung Freier Radios! (2004)

Eine Pressemitteilung des <a href=“http://www.freie-radios.at“ target=“sb“>Verband Freier Radios Österreich</a> vom 4. Dezember 2006:  SPÖ und ÖVP übernehmen Forderungen des VFRÖ ins Regierungsprogramm.

Der Verband Freier Radios Österreich (VFRÖ) begrüßt die Förderung für elektronische nichtkommerzielle Medien aus Gebührensplitting im Regierungsprogramm von ÖVP und SPÖ, die vergangene Woche beschlossen wurde: „Damit wird eine zentrale Forderung des Verbands Freier Radios Österreich nach über 10 Jahren endlich verwirklicht!“, meint Helmut Peissl, Vorsitzender des VFRÖ. „Wir appellieren aber nach wie vor an die Politik, die Leistungen der Freien Radios im Interesse der Allgemeinheit auch gesetzlich zu berücksichtigen: Der Offene Zugang zu Sendeflächen im Radio, die Vermittlung von Medienkompetenz und die publizistische Ergänzung durch die Freien Radios im lokalen und regionalen Bereich muss als öffentlicher Auftrag auch im Privatradio- und KommAustria-Gesetz ausdrücklich verankert werden!“

In seinem Förderungsmodell fordert der VFRÖ jährlich mindestens 6 Mio. Euro für die 12 bestehenden Freien Radios und weitere Radioprojekte im gesamten Bundesgebiet. Dass auch kommerzielle Anbieter gefördert werden sollen, vermerkt der Kommunikationswissenschafter und Geschäftsführer der Radiofabrik in Salzburg, Wolfgang Hirner mit Skepsis: „Die Liberalisierung des Rundfunks hat bisher abgesehen vom Sektor der Freien Radios kaum zu größerer Meinungs- und Medienvielfalt geführt: Die meisten Privatradios stehen mittelbar oder unmittelbar im Eigentum führender Zeitungstitel; die Medienkonzentration in Österreich hat durch die Zulassung von bundesweitem Privatradio in der Privatradiogesetznovelle von 2004 weiter drastisch zugenommen. Öffentliche Förderungen in diesem Bereich müssen ausschließlich einer Stärkung der zentralen demokratischen Funktionen von Medien zukommen: Meinungsäußerungsfreiheit, Meinungsvielfalt und Medienvielfalt!“. Die Schaffung einer unabhängigen Medienbehörde sei auch vor diesem Hintergrund begrüßenswert.

„Die Umsetzung der Förderung für Freie Radios muss nach einer Regierungsbildung sofort in Angriff genommen werden: Die Freien Radios arbeiten seit der Streichung der Bundesförderungen durch die schwarz-blaue Bundesregierung 2001 am absoluten Limit; die Arbeit mit den österreichweit über 2500 RadiomacherInnen aus allen gesellschaftlichen Bereichen und die Aufrechterhaltung des Sendebetriebs ist derzeit weitgehend nur durch das außerordentliche persönliche Engagement der MitarbeiterInnen möglich!“, fordert Veronika Leiner vom VFRÖ.

Rückfragen:

Veronika Leiner
Verband Freier Radios Österreich
Mail: veronika.leiner@freie-radios.at
Fon: 0676 – 538 0 539
www.freie-radios.at