Im Heranwachsen häuten sich sowohl Mensch und Tier als auch die Pflanzen – Häutungen umgeben und verbinden uns.
Häutungen sind natürliche sowie metaphorische Transformationsprozesse, in denen etwas Neues, Reiferes entsteht, Altes abfällt und losgelassen wird. Oft haben sie etwas Gewaltiges und Brutales an sich, zugleich können sie aber auch zur Erleichterung und Befreiung führen. Sie sind bewegte Momente: ein Zusammenziehen und Ausdehnen, ein Loslösen und Herausbilden.
Unmittelbar nach der Häutung ist jedes Wesen äußerst fragil und ungeschützt, ein mehr als nackter Körper, der gerade im Beginnen ist, eine neue Haut zu bilden. Dabei blickt er auf das von ihm Abgestreifte: ein abgelöstes Material, eine gefaltete Hülle, einen zurückgelassenen Mantel. Anknüpfend an das Spielzeitthema 2021 – „Heilung“ – betrachten wir die „Häutung“ als den nächsten Schritt, der während und nach Heilungen eintritt, als einen ambivalenten Prozess, um neues Gewand zu erhalten und zu tragen.
Wir suchen Projekte oder Ideenskizzen aus allen künstlerischen Bereichen und Genres, die sich der vielfältigen Bedeutung von Häutung widmen. Im Fokus steht hier die Häutung als bewegter Prozess. Welcher Impuls setzt eine Häutung in Kraft? Wie sieht der Prozess einer Häutung aus? Ist Häutung eine Entscheidung oder passiert sie ,natürlich‘ und unangekündigt? Wo stehen wir Menschen im Moment und sollten wir uns häuten? Oder sind wir schon mittendrin?
Ausgewählte Projekte werden im Rahmen des Toihaus-Festivals Performance Fiction (19.–22.05.2022) präsentiert
→ Deadline: 31.10.2021
Bitte senden Sie Ihre Einreichung (samt Einreichformular) an bewerbung@toihaus.at
Wir brauchen:
• Ausgefülltes Formular (Download)
• Ein zusätzliches PDF mit:
– max. 1 Seite Idee
– Grobe Kalkulation
– Kurzinfos zu den mitwirkenden Personen
– Technical Rider (wenn bereits vorhanden)
– Fotos, Videos, Moodboards, etc.
Es können auch noch nicht fertige Produktionen eingereicht werden, wenn sie bis Mai 2022 produziert sind! Die Auswahl erfolgt durch die künstlerische Leitung des Toihaus Theaters. Die Einreichungen werden ab dem Start des Calls laufend gesichtet.
Open Call „Häutung“ / „Moulting“ (pdf)
Literaturtipps
Didier Anzieu: Das Haut-Ich. Suhrkamp 1991.
Claudia Benthien: Haut: Literaturgeschichte – Körperbilder – Grenzdiskurse. Rowohlt 1999.
Gilles Deleuze: Die Falte. Leibniz und der Barock. Suhrkamp 2000.
Jean-Luc Nancy: Die fragile Haut der Welt. Diaphanes 2021.
Verena Stefan: Häutungen. Autobiografische Aufzeichnungen. Gedichte, Träume, Analysen. Frauenoffensive 1975.
Über Performance Fiction (19. – 22.05.2022)
Wir leben in einer Zeit der Umbrüche und Disruptionen, einer Welt, die von Vielfalt und Differenziertheit geprägt ist. Unterschiede, die einerseits viel Positives bedeuten, aber auch großes Polarisierungspotential haben. Das Anthropozän in all seinen Ausprägungen und Auswirkungen ist somit längst zu einer Metapher für krisenhaft erscheinende, globale Umbrüche geworden. Was ist dabei die Rolle der Kunst? Was kann Kunst für die Zukunft tun?
Im Rahmen des Toihaus-Festivals Performance Fiction soll diese Frage im Dialog mit dem Publikum erörtert werden. Im interdisziplinären Austausch mit Künstler*innen und Gästen aus Wissenschaft und Wirtschaft knüpfen sich neue Netzwerke und kommen Impulse, aus denen interdisziplinäre Knotenpunkte und Ideen für künftige Spielzeitthemen oder Formate wachsen können. Performances und andere Showing-Formate geben bei Performance Fiction schließlich weitere Anregungen, die Zukunft im Jetzt zu begreifen. Als künftig jährlich wiederkehrendes Veranstaltungsformat jeweils am Ende der Spielzeit lädt Performance Fiction zu einem inspirierenden Dialog über disziplinäre Grenzen hinweg ein.
→ Kontakt: Karoline Jirikowski
bewerbung@toihaus.at