Datenschutz neu

Im Mai 2018 tritt die neue Datenschutz-Verordnung in Kraft. Die KUPF hat ihre Mitglieder mehrmals informiert, hat Infos & Veranstaltungen zum Thema zusammengefasst und gemeinsam mit der IG Kultur einen Workshop für Kulturvereine organisiert. Die IG Kultur Österreich (die bundesweite Interessenvertretung der freien Kulturinitiativen in Österreich) hat nun für Kulturschaffende und Vereine einige Informationen, Anleitungen und Mustervorlagen zum Umgang mit der neuen Verordnung zusammengefasst:

Weiterlesen …

csm_header_bg_2782f44c12.png

Studie: Paralleldimension

 

Wochenblick, Alles roger?, Info Direkt. Derartige Medien sehen sich selbst zwischen reiner Wahrheit und medialer Avantgarde. Pendelnd zwischen Lederhosengaudi und identitärer Philosophie fordern sie für sich mediale und kulturelle Hegemonie. Wie sehen die Inhalte aus? Wer sind die Autor*innen? Und welche Kommunikationsstrategien verfolgen sie? Die oberösterreichische Historikerin Kathrin Quatember hat für die Studie Paralleldimension: „Alternativmedien“ in OÖ die neuen Medien vom rechten Rand untersucht.

Die Studie kann in der Printversion hier online bestellt werden:

Studie Paralleldimension: „Alternativmedien“ in OÖ – Printversion

Gratis Download als PDF
Kathrin Quatember, Historikerin mit Schwerpunkt Zeitgeschichte, 
Erwachsenenbildnerin und Referentin in der politischen Bildung und Social Media; 
seit mehr als zehn Jahren Recherchen, Artikel, Vorträge und Workshops zu Themenkomplex Rechtsextremismus. 
Unterschiedliche Projekte zu Kultur, Bildung und Politik. 
Bloggerin.fireredfriederike.com
civilmedia17-day2_35240622772_o.jpg

Medienkonferenz #mediana

Radio FRO, die KUPF und viele andere laden herzlich ein, gemeinsam über Medien, Kultur und Demokratie nachzudenken.

Die Medienlandschaft verändert sich. Traditionelle Leitmedien verlieren an Bedeutung, Algorithmen und kommerzielle Interessen haben immer mehr Einfluss auf Meinungsbildungsprozesse. Gleichzeitig wird der öffentlich-rechtliche Sektor aktuell europaweit in Frage gestellt. Wir wollen über die Bedeutung der Medien für den demokratischen Diskurs in unserem Land diskutieren.

Darum organisieren das RADIO FRO und viele andere am 19. Mai in Linz die medienpolitische Konferenz #mediana18.
Unter dem Titel „public open spaces“ beschäftigen wir uns in Keynotes, Talks, Workshops und Podiumsdiskussionen mit dem demokratiepolitischen Auftrag der Medienlandschaft als Ganzes. Wir wollen wissen, wie der für die Demokratie so wichtige Public Service-Auftrag von Medien künftig organisiert und realisiert werden kann. Konkret fragen wir uns:

• Welche demokratiepolitischen Aufgaben haben Medien?
• Was ändert sich durch Digitalisierung und Soziale Medien?
• Welche Rolle können dabei die Freien Medien spielen?
• Wie geht’s weiter mit dem ORF?
• Und wie kann das alles finanziert werden?

Wir erwarten jede Menge spannende Gäste, u.a. werden Corinna Milborn, Leonhard Dobusch, Erich Fenninger, Thomas Drozda und Daniela Kraus mit uns diskutieren. Den Abschluss der Konferenz bildet eine prominent besetzte Podiumsdiskussion mit Vertreter*innen aller politischen Parteien, Medienschaffenden und Wissenschaftler*innen.

Am Samstag, 19. Mai 2018 an der Kunstuniversität Linz.
Das genaue Programm findet ihr hier.

VeranstalterInnen: Radio FRO und KUPF in Kooperation mit dorftv, fjum – forum medien und journalismus wien und dem Verband Freier Radios Österreich (VFRÖ).


Doch das ist noch nicht alles:

Die mediana ist heuer Teil eines größeren Symposiums, denn der Open Commons Kongress und die Medienkonferenz #mediana18 treten am 18. und 19. Mai als gemeinsames Symposium auf. Beide Tage beschäftigen sind mit der Frage, wie man Demokratie unter den aktuellen medialen Bedingungen stärken kann, der Open Commons Kongress speziell mit der Rolle von historischen und zeitgenössischen Wissensarchiven.

Auch in Wien und Innsbruck diskutieren Freie Radios über Medienpolitik
Die #mediana18 ist außerdem Teil der „Medienpolitischen Pfingsten“, denn zu Pfingsten hosten gleich drei Freie Radios medienpolitische Diskussionsveranstaltungen. Den Anfang macht Freirad – Freies Radio Innsbruck mit einer Diskussion unter dem Titel „Demokratie-. Stärken. Strategien gegen rechten Populismus. Kritische Wissenschaft, kritischer Journalismus und die Rolle von NGOs“ am 18. Mai in Linz, danach folgt die #mediana18 in Linz (gemeinsam mit dem Open Commons-Kongress) und schließlich ein Symposium in Wien am 22. Mai, das Radio ORANGE 94.0 mit dem Institut für Publizistik an der Uni Wien organisiert: „Democracy under Pressure – Community Media in Europe“

Medienpolitische Pfingsten

Auch im Vorjahr hat bereits eine #mediana stattgefunden. Im Vorfeld wurden zwei Positionspapiere in Kooperation mit zivilgesellschaftlichen und kulturpolitischen Vertreter_innen erarbeitet.
Zur Medienförderung:

Forderungen Medienförderung


und zur Plattformregulierung:

Forderungen Plattformregulierung

Petition zur Erhöhung des EU-Kulturbudgets

Culture Action Europe hat eine Petition gestartet, in der die Mitgliedstaaten und die EU aufgefordert werden:

  • Sicherzustellen, dass 1% des Budgets jedes EU-Politikbereichs für Kultur verwendet wird.
  • Das EU Budget für Kultur zu verdoppeln.

Culture Action Europe ist ein europäisches Netzwerk von Kulturorganisationen und Einzelpersonen, das sich der Förderung der Kultur als Voraussetzung für eine nachhaltige Entwicklung auf lokaler und europäischer Ebene verschrieben hat.

Die KUPF OÖ schließt sich den Forderung von CAE an und empfiehlt, die Petition zu unterschreiben:  https://secure.avaaz.org/en/petition/European_Union_Member_States_Supporting_Culture_is_Supporting_Europe/

Wer mehr zum Thema EU Kulturförderungen lesen möchte, dem oder der sei der Beitrag „Da muss sich was ändern, liebe EU“ aus der KUPFzeitung #162 ans Herz gelegt.

Die KUPF wächst weiter und begrüßt 7 neue Mitglieder

Dass die Arbeit der KUPF OÖ als Interessenvertretung und Servicestelle weiterhin großen Zuspruch und Nachfrage erhält, zeigen die weiter steigenden Mitgliedszahlen.

Mittlerweile sind 155 Kulturinitiativen Teil der Kulturplattform Oberösterreich, alleine seit Beginn des Jahres wurden sieben neue Mitglieder aufgenommen. Dabei ist erfreulich, dass neben jungen Initiativen auch bereits etablierte Vereine sich dazu entschlossen haben, Mitglied der KUPF OÖ zu werden. Im Folgenden stellen wir die jüngsten sieben Mitglieder vor, im Übrigen allesamt Linzer, und heißen sie herzlich willkommen:

afo – architekturforum oberösterreich

Das afo architekturforum oberösterreich versteht Architektur in vielfältigen Bezügen zu Interessens- und Anspruchsgruppen in unserer Gesellschaft. Die gebaute Umwelt schafft Lebens-, Wirtschafts- und Kulturräume für die Menschen. Daher steht Architektur in einer besonderen Verantwortung. In Auseinandersetzung mit den vielfältigen Ansprüchen und Interessen von Politik, Wirtschaft und Kultur sieht sich das afo als Promotor hoher architektonischer Qualität in Oberösterreich und als Imagebildner für Architekturanliegen. Ausgehend vom Haus der Architektur in Linz wirkt das afo durch Vorträge, Ausstellungen und Tagungen, Wettbewerbe und Projektentwicklungen.

https://afo.at

Kulturverein Damen&Herrenstraße, DH5

CoWorking Space, CoOperation Space, Kunstraum, Sozialer Raum. 300qm Freiheit im Herzen von Linz

Der Raum in der Herrenstraße 5 ist Ausgangspunkt der Tätigkeit des Kulturvereins Damen&Herrenstraße (kurz DH5). Er ist Arbeitsplatz, Kunstraum und sozialer Raum. Der Verein finanziert sich von Spenden, Beiträgen der hier tätigen Initiativen und durch den CoWorking Space. Das DH5 bietet Kulturinitiativen, sozialen Initiativen und den hier arbeitenden Menschen Infrastruktur und einen zentral gelegenen, atraktiven Raum, der auch öffentlich genutzt werden kann. Es schließt eine Lücke zwischen Berufsleben und Familienleben, zwischen Privatheit und Öffentlichkeit. In die durchwegs kommerziell genutzte Herrenstraße bringt das DH5 Vielfalt und Farbe, indem hier auch nichtkommerzielle Projekte und marginalisierte und unterrepräsentierte Gruppen einen Platz finden. Das DH5 wirkt somit der voranschreitenden Gentrifizierung – zum Vorteil der gesamten Zone – entgegen.

https://dh5.space

Kulturverein Raumteiler

Raumteiler ist ein Studio, Atelier und Co-working Space in der Linzer Humboldtstrasse. Neun Personen (5 Frauen/4 Männer) teilen sich den Raum, arbeiten interdisziplinär zusammen und organisieren Veranstaltungen und Kulturprojekte von Architektur, Theater, bildende Kunst bis hin zu Design – immer mit dem Fokus zeitgenössischer Kunst.

Schule des Ungehorsams

Im Bau 1 der Tabakfabrik Linz wurde nach der Idee des bekannten Linzer Karikaturisten Gerhard Haderer im Herbst 2017 die „Schule des Ungehorsams“gegründet. Diese ist eine philosophische, politische, humanistische Denkschule – ohne Pausenglocke und Regelunterricht. Ein Denklabor, um individuelle Ideen zu gesellschaftspolitisch relevanten Themen zu zünden, Ungehorsam zur Abwechslung mal positiv zu besetzen und sich mit anderen Menschen zu vergnügen. Ungehorsam soll nicht glorifiziert, sondern kultiviert werden.

Die „Schule des Ungehorsams“ ist für Haderer ein Aufruf an alle Menschen, die sich einmischen wollen, um die Gesellschaft mitzugestalten und in einer spielerischen Art und Weise Ungehorsam durchzudenken. Und das vor allem jetzt, in einer Zeit, in der Spießbürgerlichkeit wieder zunehmend en vogue ist, die neue Sehnsucht nach konservativen Werten alle Bereiche des Lebens durchdringt und sich gesellschaftspolitisches Engagement nicht selten in Facebook-Postings erschöpft.

http://schuledesungehorsams.at

SK8 – Kunst & Freizeitkultur Verein

Der gemeinnützige Verein sieht sich als Plattform für die freie SkaterInnen-Szene in Linz und Oberösterreich.  Den Vereinsverantwortlichen ist es wichtig, dass potentiell geförderte Infrastruktur gemeinsam – bottom-up – mit der lokalen Skateszene entwickelt werden soll. Darüber hinaus organisiert der Verein seit 2017 sehr erfolgreich Veranstaltungen, die irgendwo zwischen Skate-Event und Musikfestival angesiedelt sind. Die OrganisatorInnen zählten bei ihrer ersten größeren Veranstaltungen – dem „Sk8 Bash“ – in der Tabakfabrik über 400 BesucherInnen. Das Aufgabenfeld des Vereins umfasst:

  • Organisation und Abhaltung von Skateboardworkshops- bzw. kursen und Skateboardcamps
  • Organisation von Skateboardcontests und ähnlichen Veranstaltungen
  • Umgestaltung bzw. Erweiterung von bestehenden, sowie Erbauen von neuen Skateparks
  • Workshops in Zusammenarbeit mit anderen Vereinen oder Institutionen die sich für das Wohl der Kinder einsetzen sowie mit diversen schulischen Einrichtungen
  • Vernetzung der regionalen Szene sowie auf nationaler und Internationaler Ebene

https://www.facebook.com/pg/sk8linz/

Südwind OÖ

Südwind setzt sich als entwicklungspolitische Nichtregierungsorganisation seit über 35 Jahren für eine nachhaltige globale Entwicklung, Menschenrechte und faire Arbeitsbedingungen weltweit ein. Durch schulische und außerschulische Bildungsarbeit, die Herausgabe des Südwind-Magazins und anderer Publikationen thematisiert Südwind in Österreich globale Zusammenhänge und ihre Auswirkungen. Mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen, Kampagnen- und Informationsarbeit engagiert sich Südwind für eine gerechtere Welt. Südwind OÖ ist unter anderem einer der Initiatoren der erfolgreichen WearFair Messe und unterstützt mit dem Programm „FAIRTRADE Gemeinden“ oberösterreichische Kommunen dabei, fairen Handel auf lokaler Ebene zu verankern und die Beschaffung auf fair gehandelte Produkte umzustellen.

https://www.suedwind.at/oberoesterreich/

Time’s Up

Founded in 1996, Time’s Up has its principal locus in the Linz harbour of Austria. Its mission is to investigate the ways in which people interact with and explore their physical surroundings as a complete context, discovering, learning and communicating as they do. Thus their research is based upon constructing interactive situations not unlike the normal physical world, inviting an audience into them and encouraging their playful experience-driven exploration of the space and its behaviours, alone and in groups. In this research process they use tools from the arts and design, mathematics, science and technology as well as sociology and cultural studies.

Our goals are to collaboratively investigate the world and its options with a general public, communicating and discussing these discoveries through workshops, publications, teaching and symposia.

http://www.timesup.org

Neue Studie zur sozialen Lage

Die 2008 veröffentliche Studie zur sozialen Lage der KünstlerInnen, die damals für großes Aufsehen sorgte, wird neu durchgeführt. Auch diesmal liegt der Fokus wieder bei den KünstlerInnen sowie den Kunst- & Kulturvermittler/innen –  die Tür wurde aber auch ein Stück weit in Richtung der KulturarbeiterInnen aufgemacht: Menschen, die „kunstnahe Tätigkeiten im inhaltlichen Umfeld von Kunst (bspw. organisatorische, konzeptionelle Tätigkeiten, Kulturmanagement, Kunsttherapie)“ betreiben, sind dezidiert angesprochen.

Aus dem Ausschreibungstext:

Die Lebens- und Arbeitssituationen von Kunstschaffenden und Kunst-/Kulturvermittler/innen in Österreich sind häufig durch prekäre Arbeitsverhältnisse und unsichere Einkommensperspektiven geprägt – zu diesem Ergebnis kam im Jahr 2008 eine umfassende Grundlagenstudie zur sozialen Lage der Künstler und Künstlerinnen im Auftrag des damaligen bm:ukk. Wie hat sich die Situation im vergangenen Jahrzehnt verändert? Welche Entwicklungen haben die Arbeits- und Lebensrealitäten der Kunstschaffenden seither beeinflusst? Und mit welchen – alten oder neuen – Herausforderungen haben Künstlerinnen und Künstler heute zu kämpfen? Diesen Fragen widmet sich ein Update der Studie, die gemeinsam von L&R Sozialforschung und österreichischer kulturdokumentation im Auftrag des Bundeskanzleramts – Sektion Kunst und Kultur durchgeführt wird. Die Studie soll nicht nur den Status Quo abbilden, sondern vor allem auch Entwicklungen und daraus zu ziehende Schlüsse sichtbar machen.

Bei der Online-Befragung kann unter folgendem Link bis 30. April teilgenommen werden:

https://lrsocialresearch.limequery.com/index.php/671631/lang-de

Protest gegen Stopp der CD Förderung durch das Land OÖ

Nach und nach werden weitere Details der Folgen der massiven Kürzungen im Kulturbudget sichtbar. Dass der Budgetansatz für die Förderung der oberösterreichischen Musikszene besonders betroffen ist, ist seit Herbst bekannt und wurde von uns bereits kritisiert. Eine der konkreten Folgen ist nun die Einstellung der Förderung der sogenannten CD Förderung. Die oberösterreichische Musikszene ist wenig überrascht entsetzt und hat folgenden offenen Brief an Landeshauptmann Stelzer und Kulturdirektor Kräter verfasst, den wir gerne teilen:

Mögen Sie Musik aus Oberösterreich?

Dann ist das wichtig für Sie: Die einzig verbliebene Fördermaßnahme für Musikproduktion auf Landesebene wurde ersatzlos gestrichen. Das erfahren MusikerInnen, die dieser Tage beim Land OÖ um Förderung ihrer geplanten CD oder LP ansuchen. Öffentlich gibt es dazu bislang keine Information, obwohl seit Anfang 2018 in Kraft. Die Nachlässigkeit in der Kommunikation verdeutlicht den geringen Stellenwert, den die Politik diesem wichtigen Förderinstrument für die Musikszene beimisst. Dass die Betroffenen in keiner Weise standespolitisch vertreten oder öffentlich organisiert sind, wird die Entscheidung erleichtert haben: „Abschlägige Auskunft bei Bedarf“ ist offenbar die Devise bei der klammheimlichen Umsetzung dieser weiteren, vermeintlichen „Spar-Maßnahme“ am Kultursektor.

Oberösterreich ist Kulturland, Wirtschaftsstandort und Lebensraum – zugleich und alles in einem. Die Streichung der CD-Förderung, so klein diese Maßnahme scheinen mag, betrifft deshalb keineswegs nur die Minderheit der antragstellenden Personen. Es ist ein weiterer Einschnitt in das vielfach vernetzte System aus kulturellen, ökonomischen und sozialen Zusammenhängen, das insgesamt die Lebensqualität und wirtschaftliche Prosperität im Land ausmacht. Die Politik trägt die Verantwortung für dieses empfindliche Netzwerk. Sie müsste es bewahren und ausbauen, stattdessen bringt sie es in Gefahr.

Wir haben einige Argumente gesammelt, warum die CD-Förderung wichtig ist. Wenn Sie diese Ansicht teilen, dann verschicken Sie dieses Mail an Interessierte, Musikschaffende und MusikliebhaberInnen, Online- und Printmedien, und teilen Sie den politisch Verantwortlichen (Landeshauptmann Thomas Stelzer, Kulturdirektor Reinhold Kräter) mit, dass Sie die Streichung der CD-Förderung für einen Fehler halten!

Musikland

Das Land Oberösterreich hat in den letzten Jahren sehr viel Geld in die musikalische Infrastruktur des Landes investiert. Das Musiktheater oder die Anton Bruckner Privatuniversität sind prominente Beispiele. Es wird Jahre und Jahrzehnte dauern, bis sich diese Ausgaben bezahlt machen. Bezahlt machen sie sich nur dann, wenn die bestehende Struktur auch belebt wird, wenn die Angebote nachgefragt und weiterentwickelt werden. Eine lebendige, lokale Musikszene wird dafür unersetzlich sein. Die CD-Förderung trifft gerade den Nachwuchs, der für diese Vitalität sorgen wird.

Bildungsschwerpunkt

Oberösterreich ist zurecht stolz auf seine Landesmusikschulen, die seit gut vier Jahrzehnten als regionale Musikimpulse das kulturelle Leben prägen. Mit der Bruckneruni gibt es zudem eine hochrangige akademische Ausbildungsstätte für Musik im Land. Dieses dichte Netzwerk musikalischer Bildung wird überregional und international wahrgenommen und gilt als vorbildlich. Umso unverständlicher, dass diese Schwerpunktsetzung in Frage gestellt wird: Mit der Streichung der CD-Förderung entfällt ein wichtiges und dabei sehr kostengünstiges Element der Nachwuchsunterstützung, ein Bindeglied zwischen Ausbildung und Ausübung der musikalischen Profession.

Konsumanreiz

Die CD-Förderung wird zweckgebunden ausbezahlt für die Produktion von Tonträgern (CDs oder LPs). Diese Tonträger müssen irgendwo aufgenommen werden, die CDs oder LPs müssen gepresst werden, die Grafik erarbeitet werden, etc. All das sind Vorgänge wirtschaftlicher Wertschöpfung, die überwiegend in Oberösterreich erfolgen. Die Förderung deckt dabei die Kosten meist nur zum Teil ab. Das Geld des Landes ist also Anreiz, um hier am Wirtschaftsstandort ein Mehrfaches der erhaltenen Summe auszugeben.

Wirtschaftsförderung

Oberösterreich will moderner Wirtschaftsstandort sein, sich den Herausforderungen von Digitalisierung und Globalisierung stellen. Nun sind gerade Unternehmen im Bereich Musikproduktion und -vertrieb (Medienunternehmen, Druckproduktion, Tonstudios, Merchandising, Softwareunternehmen, etc.) Vorreiter in diesen Gebieten. Die von der Politik vielfach hochgehobenen und geförderten Start-Up-Unternehmen am Technologie-Sektor sind gerade in diesem Marktsegement stark involviert.

Starproduktion

Oberösterreich ist Musikland. Viele bekannte Interpretinnen und Interpreten quer durch die Genres zeugen von dem hohen Stellenwert, den die Musik hier hat. Hubert von Goisern, Bilderbuch, Attwenger, Texta, Parov Stelar, Mavi Phoenix, Austrofred, folkshilfe, Frau Tomani, Krautschädl, Blonder Engel, Manuel Normal, Leyya sind nur einige von vielen namhaften Projekten. Sie alle haben „klein“ angefangen, waren in vielen Fällen vermutlich Nutznießer der nun gestrichenen Förderung. Der Erfolg einiger „Stars“ beruht auf dem Gesetz der großen Zahlen. Es braucht also eine gewisse Masse an Musikschaffenden, um den Durchbruch einiger weniger wahrscheinlicher zu machen. Um dies zu gewährleisten, ist eine stabile Infrastruktur notwendig: Aufführungsorte, Ausbildungsstätten und Förderungen.

Exportschlager

Musik ist Exportgut. Was wäre Österreich ohne Mozart? Was wäre Oberösterreich ohne Anton Bruckner? Die CD-Förderung trägt dazu bei, dass Oberösterreich international gehört und wahrgenommen wird. Die Musikgruppen, die Cds oder LPs produzieren, wollen ihre Songs auch aufführen. Sie organisieren Konzerte, unternehmen Tourneen, füllen Wirtshäuser, Clubs und Musiksäle. Mit den Tonträgern tragen sie nicht nur ihre Musik, sondern auch die Namen ihres Herkunftslandes und ihrer Heimatorte in andere Städte, Regionen, Länder – in die Welt hinaus.

Experimentierfreude

Nicht jede Musik ist kommerziell verwertbar. Manchmal braucht es Zeit, bis der „Wert“ einer Musik erkannt wird. Andere Musikstücke werden sich nie außerhalb einer kleinen Fangemeinde durchsetzen. Gerade diese Musik ist es aber, die auf Förderung angewiesen ist. Gerade diese Musik ist es außerdem, die für die entscheidenden Impulse in der musikalischen Entwicklung sorgt: Künstlerinnen und Künstler, die mit neuen Instrumenten experimentieren, mit andern Formen der Aufführungspraxis, mit alternativen Konzepten der Komposition. Das Land Oberösterreich würde gut daran tun, insbesondere die experimentellen Musikformen zu fördern und hervorzuheben. Sie sind der kreative Boden, auf dem die kommerzielle Musikkultur gedeiht.

Förderung Neu

Die Kürzung der CD-Förderung ist ein Irrtum, der am besten rückgängig gemacht wird, noch bevor sich die schädigende Wirkung der Maßnahme auch nur ansatzweise entfalten kann. Stattdessen sollte die Förderung auf digitale Produktionen ausgeweitet werden. Denn auch für die nicht-physische Musikproduktion für MP3-Anwendungen im Netz fallen Kosten für die Aufnahmen im Tonstudio, für Mastering, Artworks und ähnliche Dinge an. Die Herstellung der Tonträger verursacht nur einen Teil der Musikproduktionskosten – das gilt auch für die konventionelle Produktion auf CD und für das nach wie vor sehr beliebte Vinyl.

DominikaMeindl.jpg
Dominika Meindl. Foto: Robert Maybach

Ob diese Kritik gehört wird, bleibt offen. Denn die Literatin Dominika Meindl, die seit seit 12 Jahren für den offiziellen Kulturbericht des Landes OÖ die Kolumne „Kulturfolgerin“ schreibt, wollte in der jüngsten Ausgabe über dieses Thema schreiben. Allerdings wurden die dementsprechenden Sätze ohne Rücksprache mit ihr aus dem Artikel gestrichen. Daraufhin hat Meindl aus Protest ihre Tätigkeit für das Land OÖ eingestellt. Traurig, aber ein mutiger Schritt wie wir finden.

Es ist schade, dass das Land OÖ sich der öffentlichen Debatte um die Folgen der kulturpolitischen Entscheidungen kaum stellt.

kupfzeitung-165-fb-header-ab.jpg

KUPFzeitung abonnieren!

Um Frauenpolitik und Feminismus geht’s in der kommenden Ausgabe der KUPFzeitung. Sie erscheint am 15. März. Wer die KUPFzeitung per Post nach Hause haben will, sollte schnell noch abonnieren!

Was ist die KUPFzeitung?

Die KUPFzeitung ist das kulturpolitische Magazin der Kulturplattform Oberösterreich. Es erscheint vier mal im Jahr als Printmagazin. Hier geht’s zum KUPFzeitungs-Abo!

Warum soll ich die KUPFzeitung abonnieren?

Die KUPFzeitung ist ein kritisches Spezialmedium für Kulturdiskurs und Kulturpraxis. AbonnentInnen beziehen mit der KUPFzeitung regelmäßig aktuelle Beiträge, Recherchen und Datenvisualisierungen aus dem Bereich der regionalen und bundesweiten kritischen Kulturpolitik. Sie partizipieren an zeitgenössischen Diskursen und haben Einblick in der Entwicklungen, Prozesse und Themen der freien Szene und initiativen Kulturarbeit in Oberösterreich, Österreich und weit darüber hinaus. AbonnentInnen lesen als erste meinungsbildende Kolumnen und profitieren von Literatur- und Veranstaltungssempfehlungen. Das KUPFzeitungs-Abonnement ist eine einfache und direkte Möglichkeit, ein kritisches Medium zu unterstützen und zudem jedes Quartal die Zeitung als druckfrisches Print-Produkt zu beziehen. Ja, ich will ein KUPFzeitungs-Abo!

Was kostet die KUPFzeitung?

AbonnentInnen bezahlen beim Abo 18,70 EUR (inkl. 10% UST) pro Jahr für vier Ausgaben.
Wohlwollende UnterstützerInnen können zudem auch ein Förder-Abo für 55,00 EUR (inkl. 10% UST) pro Jahr wählen. Das Abonnement kann jederzeit gekündigt werden, ganz unkompliziert per Formular, Email oder Telefon. Perfekt, hier geht’s zum KUPFzeitungs-Abo!

 

wir_sind_oberoesterreich_ooelandesmuseum_a.bruckboeck.jpg

„Wir sind Oberösterreich“ – Ein Nachruf

Anfang des Jahres endete diese große Sonderausstellung im Linzer Schlossmuseum. In den neun Monaten ihrer Laufzeit hat sich einiges getan in diesem Land, das museal so positiv beschworen wurde. Mittlerweile hat die Direktorin gekündigt, nachdem sie aus den Medien erfahren musste, dass ihr Vertrag nicht mehr verlängert werden sollte. Die Online-Petition #kulturlandretten wurde mittlerweile schon von mehr als 17.000 Menschen unterschrieben, weil sie gegen Kürzungen des Kulturbudgets sind. Ständig hört man Beschwichtigungen, stückweise erfährt man von weiteren Streichungen und künftigen Plänen aus der Zeitung.

Von Siegfried Kristöfl – Historiker, Mitglied des OÖ. Kulturbeirates

Eine Ausstellung worüber? Über ein Bundesland und deren eineinhalb Millionen Einwohner? Nein. Bloß eine Ausstellung über 26 museumsreife Persönlichkeiten aus Oberösterreich. Ihr Leben und ihr Wirken lassen einen bunten Kosmos aus Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft entstehen, in dem Vöcklabrucker Eternit und Gmundner Keramik miteinander harmonieren, Regenwürmer beobachtet und Gräberfelder protokolliert werden. Wo Biedermeiermaler einen Ohrring tragen und abenteuerlustige Bäcker einen Kopfschmuck der Maori. Wo eine kommunistische Dichterin und verhinderte Jesuiten denselben Platz haben wie Firmengründer. Hier sind alle save. Es muss ein gutes Land sein, dieses OÖ.

Ja, diese Auswahl und diese Ausstellung sind auch ein ordentliches Sehnsuchtsstück. Das Museum träumt Oberösterreich groß, positioniert es als selbstbewusst und bettet es in eine wohlwollende Welt. Niemand stößt sich hier am verqueren Handeln von Forschern und Künstlern. Das Gestaltungsteam findet die richtigen Worte für die Selbstverständlichkeit kreativen Tuns. Es ist diese Liebe zu Miniaturen, die deren Erzählung durchwärmt. Es ist die sonore Resonanz auf Nischen, die die Präsentation als tiefer Ton durchsummt.   Die Porträts der 26 könnten – so ist der Anspruch – ebenso in einem Seminar an einer Kinder-Uni präsentiert werden. Gut so. Aber wäre es nicht noch besser, so eine Identitätsparade als Wanderausstellung zu entwickeln? Eine Präsentation, die man auf Tournee schickt, sowohl grad mal über die Grenze zu den Nachbarn, als auch weit fort, nach China oder wohin sonst. Das ausgebreitete Oberösterreich der Ausstellung ist eine kreierte Marke, die kommuniziert gehört. Daher lesen sich die Abschnitte der Ausstellung auch wie griffige Claims: „Wir sind bekannt“, „… neugierig“, „… fantasievoll“, „… abenteuerlich“, „… erfinderisch“, „… modern“ oder „wir sind ausgezeichnet“. Derart werden die präsentierten Role Models zu Figuren eines oberösterreichischen Storytellings. Die Gestaltung und Inszenierung der Ausstellung sind dessen Beginn. Sie eröffnen einen Weg, OÖ mit anderen Augen zu sehen und Aufmerksamkeit für Kreativität in der Geschichte des Landes zu schüren.

Die Präsentation ist ein Spielball, der vom Linzer Schlossberg aus weit ins Land geschossen werden wollte, in dieses Oberösterreich, das seit dem Frühjahr 2017 eine neue Regierung, einen neuen Landeshauptmann und neuen Kulturreferenten hat. Doch der Ball flog nicht, sondern päppelte, wenn überhaupt, über die Stufen hinab in die leeren Gassen der Altstadt, mindestens so leer wie die Kassen, die die alte Regierung hinterlassen haben soll – sofern man den Begründungen für das Sparprogramm Glauben schenken möchte. Das neue türkis-blaue Budgetziel: kein Minus mehr! Die Schuldenbremse wird gezogen. Der Zugriff wirkt wie ein erstes Ausprobieren. Macht man Ähnliches – nämlich Handbremse ziehen – lenkend auf Glatteis, schlingert das Vehikel. Und prompt entstehen Schäden.   Die große Befürchtung ist nicht, dass Kultur ihre Aktiven, ihr Budget und ihr Publikum verliert, sondern ihre einflussreichen Fürsprecher und kompetenten Ombudsleute. Die Kulturpolitik setzt zwar aufs Oberösterreichische und auf Exzellenz, versteht darunter aber etwas Anderes als uns im Museum gezeigt wurde. Denn könnte es etwas Passenderes für eine Kulturregion geben als eine Ausstellung, auf der groß „OÖ“ steht und die „OÖ“ darstellt in einer Ausstellungssprache des 21. Jahrhunderts? Das Schwärmen von fantasievollen Menschen und einem neugierigen Land ist zu Ende. Familienfreundlichkeit ist nett, öffnet aber nicht die Herzen der Entscheider, genauso wenig der empathische Einsatz für Kreativität. Humanistischer Geist ist schön und gut, aber nicht ausreichend. Ein Spielball ist lieb, aber neue Spiele reizen viel mehr. „Alexa, mach die Musik lauter und dann spar ein wenig an Kultur!“

Foto: „Wir sind … neugierig“ – was da auf uns zukommt im Land und was dort ausgebrütet wird im Land? OÖ Landesmuseum, A. Bruckböck