Foto von vikroth: http://img534.imageshack.us/i/johanna006.jpg/

Spät aber doch

Eigentlich wollte ich ganz was anders schreiben. An einem gewissen Samstag gingen mir beim Aufstehen soviele Gedanken durch den Kopf, doch als die ersten Nachrichten vom Tod Johanna Dohnals auf Twitter auftauchten, stiegen ganz andere Gedanken und Erinnerungen hoch. Dann beschloss ich, die Gedanken bei einer mechanischen Tätigkeit einfach fließen zu lassen und fing an, in der Küche aufzuräumen. Gedankenversunken und unachtsam, blieb ich mit dem Fingernagel am alten Obstkorb hängen, ein Stück vom Korbgeflecht brach ab und setzte sich unter dem Fingernagel fest. Schließlich mußte mir der ganze Fingernagel abgenommen werden, um das Holzstück zu entfernen, und somit war es mit dem Schreiben zunächst einmal aus.

Welche Ironie: Beim Nachdenken über Johanna Dohnal eine solche schmerzhafte Verletzung durch Hausarbeit zuzuziehen, die mich an meine vertrauten Tätigkeiten als selbständige Frau hindert.

Die körperlichen Schmerzen lassen inzwischen nach, die Gedanken aber nicht. Ich bekenne mich dazu: ich bin eine alte Feministin, eine linke Emanze, gehöre jener unmöglichen Generation Frauen an, die überall als Abschreckung dienen sollen, wenn Feminismus diskreditiert und ins Lächerliche gezogen wird. Und ich bin stolz darauf.

Und ich kann mich an jenen fernen Zeiten erinnern, als Männer sich über Johann Dohnal aufgeregt haben, doch Frauen jedes Alters sagten ganz unter sich: “Aber eigentlich hat sie ja recht!” Damals – ja, “damals” sagen die alten Frauen – schienen tiefgreifende Änderungen möglich und Hoffnung lag in der Luft, glaubte ich zumindest.

Aber ich kann mich auch erinnern, dass es einmal ein “Skandälchen” im Parlament gab, als alltägliche “Grapschgeschichten” an die Öffentlichkeit drängten. So armselig und lächerlich, wie das Verhalten der männlichen Kollegen im Parlament war, masste sich Jörg Haider an, im Bierzelt am Urfahraner Markt, Johanna Dohnal bei dieser Gelegenheit anzugreifen. Seinem johlenden, angetrunkenen Publikum im Bierzelt erzählte er, Johanna Dohnal würde sich nur deswegen über die sogenannte “Grapschaffäre” aufregen, weil sie “so häßlich” sei, dass sie niemand begrapschen wolle.

Ich persönlich habe ihm diesen “Witz” nie verziehen, aber bis auf ein paar linke Emanzen hat sich niemand darüber aufgeregt. Gehört diese Einstellung, dass sexuelle Belästigung ein “Kompliment” sei, auch zur Abschreckungsstrategie? Freuen sich junge, schöne Frauen wirklich über Grapschversuche und blöde Anmache?

Johanna Dohnal habe ich immer als eine ehrenhafte, integere Politikerin wahrgenommen, die ihre Prinzipien und Anliegen intelligent, präzis, nachvollziehbar und grammatikalisch korrekt formuliert hat. Von welchen Politikerinnen könnte dies heute behauptet werden? Wer bietet sich heute als Vorbild an? Etwa Maria Fekter? Gar Barbara Rosenkranz? Könnte es vielleicht überhaupt eine Strategie sein – eine von konservativ bis ganz rechts eingesetzte –, dass unmögliche Frauen an wichtigen Positionen gesetzt werden, um zu veranschaulichen, dass Frauen in der Politik nichts zu suchen haben? Die wichtigen Entscheidungen dann doch lieber den dünnhaarigen, bierbäuchigen Männern überlassen, nicht wahr? Wo sind wirklich inspirierende Vorbilder zu finden? In der Politik jedenfalls nicht. Wenn ich die kläglichen Figuren anschaue, die heutzutage nur hirnlosen Populismus betrieben, statt politische Verantwortung zu tragen, spüre ich nur Wut.

Aber wen kümmert es, wenn ich wütend bin? Ich bin eben nur eine hässliche alte Emanze.

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Krems: Nur ja keine Vorverurteilungen

Ganz wohl war mir nicht, als ich an einem sonnigen Augusttag vor dem Merkur-Markt in Krems stand und die genervten Fragen eines ORF-NÖ Reporters beantwortete. Im Hintergrund standen heulende Kinder vor einem improvisierten Altar aus Kerzen und Blumen neben dem Eingang des Supermarktes. Sehr zum Ärger vieler KundInnen, die sich durch die trauernden Kids beim Einkaufen gestört fühlten. Der Journalist begrüßte uns mit den Worten „Und ihr seit jetzt auch da, um den Polizisten vorzuverurteilen?“

Ein paar Tage zuvor wurde in dem Supermarkt ein 14jähriger Einbrecher von einem Polizisten erschossen. Obwohl sich das „Bündnis gegen Polizeigewalt“ aus strategischen Überlegungen ausschließlich mit dem 1. Mai in Linz beschäftigen sollte, machten wir in diesem Fall eine Ausnahme und fuhren nach Krems. Zu diesem Zeitpunkt wusste die Öffentlichkeit nur wenig über die Vorgänge jener Nacht, weshalb unsere Statements vorsichtig und zurückhaltend waren. Dass dem Jungen in den Rücken geschossen wurde, war damals noch nicht bekannt. Wir forderten daher vor allem Verbesserungen bei der Polizeiausbildung, der psychologischen Schulung usw.

Freilich „stank“ die ganze Sache von Anfang an. Der 17jährige Komplize wurde noch im Krankenhaus (er hatte einen Durchschuss durch beide Beine) in U-Haft genommen, während die beiden PolizistInnen mehrere Tage Zeit hatten, bevor sie überhaupt das erste Mal befragt wurden. Heute wissen wir, dass die Kripo den Todesschützen ebenfalls in U-Haft stecken wollte, jedoch bei der Staatsanwaltschaft tagelang niemanden erreichen konnte. Die schauderhaften Details der Ermittlungen, Falschaussagen und Relativierungen seitens der Polizei möchte ich hier nicht weiter ausrollen, die Zeitungen der letzten Tage waren voll davon.

Eines ist mir aber wichtig festzuhalten: Hätten wir Vorurteile gehabt – sie alle hätten sich als richtig herausgestellt. Der Umgang mit der Causa „Krems“ ist ein weiterer haarsträubender Beleg für den desolaten Zustand unserer Gesellschaft, unserer demokratischen Institutionen und vor allem der Medienlandschaft. Die ÖVP – in NÖ allmächtig – inserierte bereits Solidaritätsbekundungen mit der Polizei, Krone-Ekelpaket Michael Jeannée schrieb negative Mediengeschichte, in dem er den Tod des 14jährigen mit den Worten „Wer alt genug ist zum Einbrechen ist alt genug zum Sterben“ kommentierte und sogar das polizeikritische Boulevardblatt „Österreich“ stürzte sich auf den zweiten Einbrecher und veröffentlichte sein Strafregister.

Das milde Urteil ist der krönende Abschluss der Geschichte. „Rambo“ darf weiter das Gesetz vertreten und die Sache ist damit erledigt. Fekter, Pröll, Dichand, Jeannée sind keine österreichischen Extreme, sondern repräsentieren den Normalkonsens in dieser Republik. Ein Zustand, der den Namen Demokratie nicht verdient. Die meisten BürgerInnen verwechseln Demokratie mit alle paar Jahre wählen gehen, alles was sonst noch dazugehört ist unterentwickelt und degeneriert. In Frankreich oder Griechenland werden als Reaktion Autos angezündet, in Österreich beschränkt sich der letzte Rest an „Gutmenschen“ auf Kommentare in Minderheitenzeitungen und – ja genau – fassungslosen und verzweifelten Blogeinträgen. Nichts wie weg, sag ich nur..

Linz braucht keine Stadtwache

BürgerInneninitiative gemäß § 69 Statut Linz 1992

Der Linzer Gemeinderat hat am 3. Dezember 2009 mehrheitlich die Errichtung einer Stadtwache beschlossen und den Sicherheits- und Ordnungsausschuss mit der Ausarbeitung der Grundlagen dafür beauftragt. Diese Stadtwache soll ab September 2010 zunächst mit 18, später mit 30 Aufsehern aufgestellt werden.

Linz braucht keine Stadtwache, egal mit welchen Kompetenzen diese ausgestattet sein soll und egal wie sie heißen soll. Sie ist gegen die Mehrheit der BürgerInnen der Stadt gerichtet. Sie bedeutet eine Militarisierung des öffentlichen Raums. Der öffentliche Raum der Stadt soll einzig als Konsumarena definiert werden und nicht als Ort des Zusammenlebens der Menschen. Diese Art von Stadtpolitik schließt ganze Bevölkerungsgruppen aus dem städtischen Leben aus. Eine Stadtwache bedeutet zusätzliche Repression, ausufernde Überwachung und schließlich eine Eskalation von Gewalt. Zahlreiche Beispiele aus anderen Städten belegen dies.

Während sich im Stadtbudget ein Sparkurs abzeichnet, sollen mehr als zwei Millionen Euro für eine Stadtwache verschwendet werden. Geld das auf der anderen Seite bei sozialen Aufgaben, in der Gemeinwesenarbeit oder aber in der Kulturarbeit eingespart wird.

Die wachsende Unsicherheit vieler Menschen hat soziale Hintergründe, sie resultiert aus Angst vor der Zukunft und aus Furcht vor schwindender Existenzsicherheit. Darauf geht jedoch der Beschluss zur Einrichtung einer Stadtwache überhaupt nicht ein. Im Gegenteil, eine Stadtwache bedeutet letztlich die Verschärfung der sozialen Probleme. Statt sozialer Sicherheit wird ein Law-and-Order-Regime etabliert.

Daher ergeht nachstehende BürgerInneninitiative gemäß § 69 Statut Linz 1992:

Die Stadt Linz spricht sich gegen eine Stadtwache aus, daher wird der Beschluss des Gemeinderates vom 3.12.2009 über die Errichtung einer Stadtwache ersatzlos aufgehoben.

Zur Information: Zur Einleitung des Verfahrens sind die Unterschriften von mindestens 800 in Linz wohnhaften BürgerInnen erforderlich.

Wenn sie uns unterstützen möchten, laden sie hier die Bürgerinitiative Liste als PDF herunter, drucken Sie Sie aus, unterschreiben Sie selbst und sammeln idealerweise noch weitere Unterschriften und lassen Sie uns das Dokument zukommen.

Unterschriebene Listen bitte senden an: Personenkomitee gegen die Stadtwache, Postfach 520, 4021 Linz. Listen können auch in den Büros der Stadtwerkstatt und der KAPU abgegeben werden.

www.stadtwachelinz.at

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Gleichstellung: Bitte Warten?

Wir wissen es alle. Doch wenn das Nachrichtenmagazin Profil mit „Macho-Land-Österreich“ titelt, dann wenden sich Viele wieder fragend dem Thema zu – auch ich. Wie ist es um die Gleichstellung der Frauen mit den Männern bestellt? Was sagen die Quoten?

Schon die Titelseite des aktuellen Profil ist jedenfalls mit ein paar drastischen Statistiken versehen:

*** Frauenanteil im Parlament? Kein Drittel.
*** In Aufsichtsräten? Unter 10 Prozent.
*** An der Uni-Spitze? Null.

Das brachte mich auf die Idee einmal beim Verein Fiftitu nachzufragen, ob es Statistiken zu Frauenquoten gäbe, im Allgemeinen und über die OÖ Kulturvereine im Speziellen. Die Ladies von Fiftitu arbeiten zwar aktuell an Statistiken, das Resultat läßt aber noch ein Weilchen auf sich warten. Ich wurde aber fürs Erste freundlich auf die Webseite „Die Quote – Eine Provokation“ verwiesen, die 2005 entstand und bis etwa 2007 upgedatet wurde. Ad hoc dachte ich, dass ich diese Informationen nicht wirklich heranziehen könne. Oder doch?

Nun sitze ich hier und weiss noch immer nicht, ob es mich trotz oder weil meines Pessimismus überraschen soll, dass sich die Statistiken keineswegs verändert haben. Die Zahlen sind seit Jahren austauschbar, die Zahlen stagnieren. Ist die Gleichstellung quasi kaltgestellt?
Laut Profil sind in Österreich auch Frauendomänen von Männern besetzt: In Kärnten bekam bisher keine einzige (sic!) Gynäkologin einen Vertrag mit der Gebietskrankenkasse. „Quer durch Österreich ordinieren 407 Gynäkologen und nur 88 Gynäkologinnen auf Kasse. Auch die Wiener Frauenärztin Renate Kallo hätte ihre Kassen-Praxis an einen Mann übergeben müssen: „Meine Patientinnen gehen lieber zu Frauen und wollen nicht in Privatordinationen.“ Also geht Kallo nicht in Pension – obwohl sie fast 70 ist.“

Ich schließe mich im Übrigen Marty Huber an, die sich eine blasphemische Quote wünscht, wenn sie sagt:
„Ich wünsche mir eine blasphemische Quote: frei nach Donna Haraway, weil Blasphemie mehr von Treue zeugt als Dienen, meint sie in ihrem Text dem Cyborg Manifesto. Daher wünsch ich mir eine Quote für Frauen, die den Feminismus nicht neoliberal buchstabieren, frei nach Frigga Haug, eine Quote, die aktiv antirassistisch ist, eine, die auch schon mal das Biogeschlecht beiseite lässt. Weil Blasphemie vor den moralisch Oberschlauen schützt und trotzdem zu ihrer Community steht. Ich wünsch mir ein Quote, die mit den Abtrünnigkeiten und trennenden Aspekten ironischen Umgang findet, eine, die sich selber widerspricht; unbezähmbar, unkontrollierbar wuchernd und nicht gendermaingestreamt. In einer blasphemischen Quotierung gibt es frei nach Audre Lord keine „nur“ auf Frauenpolitik bezogenen Kämpfe, sondern die Kämpfe richten sich immer auch gegen Ausbeutungsverhältnisse per se. Mehr Manifest … Mehr Aktion … Mehr Quote in der Blasphemie …“ (Marty Huber, Sprecherin der IG Kultur Österreich, Dramaturgin in Tanz und Performance und queere Aktivistin im Rosa Lila Tipp, Wien)

In wenigen Tagen jedenfalls, am 8. März, wird der Internationale Frauentag gefeiert. In den Freien Radios geht ein dichtes, von Frauenredaktionen gestaltetes Programm on Air und in Linz kann man am Taubenmarkt nach elegant gekleideten Guerillagirls Ausschau halten.
Zumindest bemerkenswert ist auch, dass es nun nicht gesetzeswidrig ist, die Nationalhymne mit den Töchtern zu besingen – aber das ist ja eh nicht so spannend …

Der gender-Filmabend Ciné FRAME_in sucht neue Mitarbeiter_innen!!!

Ciné FRAME_in will Raum für die Auseinandersetzung mit Gender und Queer-relevanten Themen schaffen. Deshalb werden jeden dritten Mittwoch im Monat gender/queer-thematische Dokumentarfilme im Schikaneder gezeigt. Im Anschluss finden theoretische Reflexionen, Präsentationen, Podiumsdiskussionen und emotionaler Meinungsaustausch abseits des male-/mainstreams statt. Das lustvolle Leben zelebrieren wir danach gemeinsam bei guten Drinks und feiner Musik von queeren turntables.

Mitarbeit kann: filme aussuchen, filmrechte anfragen, diskussionen organisieren, flyer und poster layouten etc beeinhalten, kann sich aber auch auf einen bestimmten bereich konzentrieren. voraussetzungen gibt es keine außer spaß und interesse an der sache (wobei etwas vorwissen nicht schaden kann…)! wir sind eine kleine, offene gruppe, die sich das erste mal im juni 2009 zusammengefunden hat, sich seitdem aber immer wieder transformiert hat. bisher haben wir vier FRAME_in filmabende organisiert, die im NIG (Uni Wien), im C1 (Uni Wien) und im schikaneder stattgefunden haben. mehr info dazu befindet sich auf unserer facebook-seite. wir haben viele ideen, wie wir aus diesen abenden mehr als einen normalen filmabend machen wollen, was bis jetzt aufgrund unserer personellen und finanziellen kapazitäten nicht so leicht möglich war. daher ist eure mitarbeit dringend gefragt!

falls ihr lust habt mitzuarbeiten, kommt einfach diesen donnerstag, am 4.3., um/ ab 17.00 zu unserem nächsten treffen im wirr (burggasse 70).
wer diesen donnerstag keine zeit hat, kann natürlich auch ein andermal einsteigen.

fragen per telefon: 0699-10815723.

„Das-kann-ich-auch“-Kunst-Verständnis

oder „Man muss darüber nachdenken, ob ich jetzt Kunst fördere, die ich auch für privaten Eintritt am Wiener Gürtel bekomme.“

Es gibt Bücher, die tausende mögliche Definitionen über Was-ist-Kunst auseinandersetzen. Für die FPÖ ist das rasch beantwortbar oder zumindest weiß die FPÖ was Kunst nicht ist, beispielsweise: „Rudelbumsen sei einmal keine Kunst.“
Dieser blumigen Sprache bemächtigt sich die FPÖ, wenn sie sich zur aktuellen Ausstellung in der Secession äußert. Denn dort stellt der Schweizer Künstler Christoph Büchel seinen Ausstellungsraum mit dem Titel Element6 aus. Und für die FPÖ ist es „eine Schweinerei, den als Kunst zu deklarieren.“
FPÖ-Funktionäre und Parteichef Strache hetzten wie auch der Boulevard gegen die sogenannte Rathaus-SPÖ, denn „die muss schon völlig durchgeknallt sein, wenn sie öffentlichen Gruppensex mit 90.000 Euro unterstützt“. Es lag schon vor Tagen auf der Hand, dass eine Kunst-Subventionsdebatte angerissen werden würde. Zur Sicherheit hat die FPÖ ein Plakat – im üblichen Sujet – entworfen, indem sie Missbrauch von Steuergeldern anprangert und mit Reizworten wie „Gruppensex“ zu untermauern versucht.

Also was versteht eine FPÖ unter Kunst? „Kunst“, sagt FPÖ-Kultursprecherin Heidemarie Unterreiner, „sei gerade in der Kulturnation Österreich identitätsstiftend. Wenn man jetzt alles zur Kunst deklariert – auch was gar keine Kunst ist -, dann achtet man unsere kulturelle Identität nicht, auch nicht die österreichischen Sitten und unseren Wertekanon.“ Und Bezirksfunktionär Tiller, in der Donaustädter FPÖ zuständig für Museen und Brauchtumspflege ist, gibt hingegen unumwunden zu, „ein Waldmüller gefällt mir halt besser. Heute kannst auf einem Bild gar nix mehr erkennen. Vielleicht bin ich auch schon zu alt, aber ich versteh’s nicht, und was ich nicht verstehe, werde ich nicht unterstützen.“

Der Eklat um die Förderungen der Secession Ausstellung ist ein stellvertretendes Beispiel für Probleme im Bereich der Subventionen im Kunst- und Kulturbereich. Als die Glöcklerinnen beim KUPF Innovationstopf 2009 einreichten und ihr Projekt umsetzten „sie brachen den männerdominierenden Ebenseer Glöcklerlauf oder in anderen Worten, sie bereicherten den Lauf um die Frauen“, gab es Proteste. Auch beim Landeshauptmann wurde man vorstellig. Auch hier Tradition vs. reaktionäre Verweigerung der Anführungszeichen Moderne Anführungszeichen? Jedenfalls ist es nicht nur ein lästiges Problem sich mit PolitikerInnen auseinandersetzen zu müssen, die offen gesagt, mit Kunst überfordert sind.
Die Kürzung von Kulturbudgets, wie es in OÖ noch im Kulturhaupstadtjahr passierte, ist im Übrigen ein weiteres Indiz für das fehlende Verständnis was Kunst und Kultur für eine Gesellschaft bedeuten.

Und wieder frage ich: Kunst ma an Fufzga leichn?

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Frühlingsbeginn in Vorarlberg

Besser kann der Frühling gar nicht beginnen. Heute um 4.00 Uhr in der Früh hätte eine vierköpfige Familie aus dem Kosovo abgeholt und ausser Landes gebracht werden sollen. Als die Fremdenpolizei vor dem Haus in der Vorarlberger Gemeinde Röthis auftauchte wurde sie von Bürgermeister Norbert Mähr und etwa 40 Nachbarinnen und Freundinnen der Familie empfangen, die sich den Polizisten in den Weg stellten und die Abschiebung somit vorerst verhindern konnten.
O-ton des Bürgermeisters: „Ich wurde nicht informiert und ich lasse nicht zu, dass die Familie in dieser Form delogiert wird“
Hut ab, sag ich nur.

ÖVP-Sicherheitslandesrat Erich Schwärzler hatte zwar humanitäres Bleiberecht beantragt, dem konnte aber (noch) nicht entsprochen werden. Grund dafür ist ein Aufenthaltsverbot des Vaters in Deutschland, der – dort geboren – illegal einreiste, um seine Mutter zu besuchen. Das Verbot wird im nächsten Monat aufgehoben, womit dieses Hindernis bald beseitigt sein dürfte. Die Familie spricht Deutsch, hat eine fixe Zusage eines Arbeitgebers und ist „bestens integriert“.

Der kleine Aufstand in Röthis zeigt eines ganz deutlich: Sobald mensch die Betroffenen des restriktiven Fremdenrechts und die „tragischen Einzelfälle“ persönlich kennt, sieht die Welt ganz anders aus. Doch Vorsicht ist geboten. Auch im „Fall Zogaj“ gab es anfangs breite Solidarität, sogar die FPÖ-Gemeinderatsfraktion sprach sich damals gegen die Abschiebung aus. In der weiteren Folge wurde die Familie durch eine gezielte Hetzkampagne kriminalisiert und diffamiert. Eine so noch nicht dagewesene Welle des Hasses ergießt sich seither über Arigona, ein Ende ist nicht abzusehen.

Trotzdem ist die gestrige Aktion ein Lichtblick und Hoffnungsschimmer. Immer mehr Menschen stellen sich der restriktiven Migrationspolitik Österreichs und dem „rassistischen Grundkonsens“ entgegen. Super, weiter so, dranbleiben!

Die teuersten Assistentinnen Österreichs

Eigentlich hab ich mir aus Gründen des gesundheitlichen Selbstschutzes vorgenommen nicht zu jedem typisch „österreichischen“ Thema zu bloggen und Absurditäten wie den Assistenzeinsatz des Bundesheeres zu ignorieren. Nachdem jetzt aber die SPÖ-Spitze einmal mehr in die Falle getappt ist und sich bedingungslos für den Grenzeinsatz stark macht, kann ich mich doch nicht mehr zurückhalten. Denn an dieser Frage lässt sich das taktische Dilettantentum in der Sozialdemokratie eindrucksvoll ablesen.
Seit 1990 patroullieren Grundwehrdiener an den ehemaligen Ostgrenzen, seit es die nicht mehr gibt im „Hinterland“. Es sind befremdliche Bilder, wenn 18jährige mit Sturmgewehr und der Aufgabe „Verdächtiges“ der Polizei zu melden durch Wohnsiedlungen marschieren. Aus gutem Grund darf das Bundesheer im Inneren nur in äußersten Notfällen eingesetzt werden.
Die Fakten zu diesem Einsatz sind eindeutig und nicht wegzudiskutieren: Er verursacht 12,5 Millionen Euro pro Jahr an direkten Kosten. Die Gesamtkosten sollen bis zu 38 Millionen betragen. 2009 wurden insgesamt 9 illegale Einwanderer aufgegriffen. Seit Beginn des Einsatzes haben sich 23 Grundwehrdiener das Leben genommen.
Warum angesichts dieser Zahlen überhaupt noch darüber diskutiert wird, den Einsatz zu verlängern scheint an sich schon rätselhaft. Und dann doch wieder nicht. Die Mehrheit der Burgenländerinnen will die Soldaten. Im März sind Landtagswahlen und die SPÖ hat neben Eberau noch ein Thema, wo sie dem Volk aufs Maul schauen kann. Und das Volk ist verunsichert, durch angstschürende Krone-Schlagzeilen, durch rechtspopulistische Wahlkämpfe, durch Krise, Globalisierung und überhaupt.
Das ganze erinnert ein bisschen an die ersten Jahre nach dem 11. September 2001, wo jeder Farmer in der Pampa eine US-Flagge hisste, mit seinem Gewehr am Gartenzaun patroullierte und darauf wartete, dass plötzlich ein bärtiger Taliban um die Ecke biegt. Das passierte zwar nie, doch „sicher ist sicher“. Ein Totschlagargument, mit dem man auch rechtfertigen könnte in jeden österreichischen Vorgarten einen Schützenpanzer zu stellen.
Die ÖVP hat die Absurdität erkannt und ist dabei ihren Kurs zu ändern, die SPÖ hats nicht geschafft und muss jetzt zu diesem sinnlosen Einsatz stehen. So sind die Regeln in der Politik und die ÖVP spielt das Spiel routinierter und professioneller. Lieber im Burgenland, wo sie sowieso seit der Fekter-Show um Eberau in der Defensive sind, etwas verlieren, um dann bundesweit gegen die Steuergeldverschwender der SPÖ wettern zu können. Denn in Tirol hat man wenig Verständnis dafür, den Burgenländerinnen eine teure Beruhigungspille finanzieren zu müssen.

Schattenkultur

Es gibt ja auch so etwas wie die Kultur des Todes; wird aber gerne verdrängt. Ein Bestattungsunternehmen hat nun mit einer
quick & dirty-Werbeaktion Aufsehen erregt. Der Bestattungsunternehmer parkte kurzerhand seinen Leichenwagen mit der Aufschrift
„Wir sind allzeit für Sie bereit“ an einer stark befahrenen Strasse im Bezirk Schärding.
Das klingt kurios, aber gut. Überhaupt könnten Menschen ihre eigenen Nachrufe zeitlebens verfassen, damit erspart man sich, dass man in katholischer Manier Nachgerufen wird. Nam June Paik hat es mit „When too perfect – liebe Gott böse“ (NJP) vorgemacht. Die Möglichkeit seinen eigenen Nachruf zu gestalten steht im Übrigen bald zur Disposition.
Watch out: abgang.org!
Und Nachrufe für kulturpolitische Zustände sollte es auch geben …

Ende der Werbeschaltung.