Replik zum Ausblick! Part 1!

Übrigens war Linz Kulturhauptstadt im Jahr 2009. Eh schon allen egal, oder? Den Verantwortlichen von Linz 09 offenbar nicht und das ist gut so. Sollte gemeint werden.
Relativ unbemerkt von einer breiten Öffentlichkeit haben die Verantwortlichen den Versuch unternommen, zehn Empfehlungen „für die Situation und die Anliegen der Kultur in Linz und in Oberösterreich“ zu formulieren.
Das sei Ihnen unbenommen. Aber widerspruchslos will ich das auch nicht stehen lassen. Der Start einer kleinen Serie zu den zehn Empfehlungen.

Tempo und Intensität beibehalten!
Unter diesem Schlagwort steht die Aussage: „Eigentlich wäre es naheliegend, nach dem Kulturhauptstadtjahr darauf mit Verlangsamung zu reagieren, kürzer zu treten, so etwas wie eine kulturelle Ruhezeit einzufordern. So verständlich diese Reaktion wäre, so fatal würde sie sich auswirken. Denn es ist unerlässlich, Tempo und Intensität nach Möglichkeit beizubehalten, um die Kontinuität sicherzustellen.“
Hopp, hopp, hopp! Die neoliberale Peitsche der Geschwindigkeit knallt schon! Nur nicht nachlassen, Projekte, Projekte, Projekte – wir wollen sie sehen!
Linz 09 hat uns, dem Publikum, den AktivistInnen keine Ruhezeit gegönnt. (Re-)Aktive Auseinandersetzung war gefordert.
Nach dieser Aussage ist Reflexion gleichbedeutend mit Stillstand, also nur nicht nachdenken.

Was weiter steht ist auch ganz spannend: „Allzu nahe liegt es, die Reduktion der individuellen und sozialen Energien auch als Vorwand dafür zu nehmen, unbequeme und deshalb unliebsame Entwicklungen zu stoppen oder gar rückgängig zu machen.“
Das klingt schon vernünftiger. Denn die Befürchtung, dass der Maßstab Kulturhauptstadt über die kulturellen Aktivitäten gelegt wird, und unter dem Vorwand „eingeschränktes Programm“ auch weniger Geldmitteln fließen, ist beileibe nicht ungerechtfertigt.
Dabei kommt es auf politischer Seite zu einer Widersprüchlichkeit, die ihresgleichen sucht. Im Kulturhauptstadtjahr wurde Geld in die Kultur gepumpt, 2010 ist wieder Krise, Geldmittel werden reduziert (wie ja auch die OÖN schon feststellen), aber der Output soll erhalten bleiben.

Am Ende der Empfehlung kommt wieder das Wirtschaftparadigma: „Erst ein kulturell dauerhaft aktives Klima schafft Standortvorteile und ist eine wesentliche Voraussetzung für das Ziel, 2015 definitiv die interessanteste Stadt Österreichs zu sein.“
Ja, ja, Standortvorteile, Umwegrentabilität. Lasst uns den Stift zücken und den Rechenschieber anwerfen. Denn legitimiert wird über Zahlen nicht über Inhalt.

Ganz grundsätzlich muss hier abschließend noch auf die Kommunikationsmethode hingewiesen werden, die diesen zehn Empfehlungen zu Grunde liegt. Sie werden veröffentlicht und damit stehen sie da. Auf Diskussion legt die Veröffentlichung es erst gar nicht an. Was gilt ist das geschriebenen Wort, das in Html gemeiselt für die Ewigkeit bestehen bleibt.
Auch das kann als Ergebnis der Kulturhauptstadt gewertet werden.

Image, Solidarität

Solidaritätsfalle!

„Read him George Orwell, explain Solidarity because
He must understand how he needs us“
(Robert Wyatt; Born Again Cretin)

Die Krise, die Krise, die Krise! Sie hat und trifft uns alle, von allen wird erwartet, dass sie in Zeiten der Krise zusammenhalten. Alle sollen jetzt an einem Strang ziehen, nur was ist am anderen Ende desselben?

Das Gemeinsame wird beschworen, und doch ist die Sicherung der eigenen Pfründe das vordergründige Ziel. Und es wird sich auswirken. Und der – ach so aufgeschlossene und andere – Kulturbereich macht dabei munter mit.
Die Falle der Solidarität schnappt wieder einmal zu!
Zuerst erklären wir uns einmal alle solidarisch mit allen! Das Angenehme daran ist, dass das nicht weh tut! Sich solidarisch erklären schafft Gewissensberuhigung und die Distanz kann trotzdem gewahrt bleiben. Und ein ruhiges Gewissen in Zeiten der Krise ist bekanntlich ein sanftes Ruhekissen.

Aber wenn es um die eigene Sache geht, um das eigene Auskommen spielen wir die Evolutionstheorie durch und die Stärksten und Besten sollen überleben. Und schon tappe ich selbst in die Falle, schreibe „wir“ und meine doch „alle außer uns“.

Wir (sic!) laufen Gefahr billige Argumente zu liefern für eine Politik der es nicht ungelegen kommt, wenn soziale Selektion in sich selbst passiert.

Die Herausforderung der nächsten Zeit kann nicht im solidarisch erklären liegen, sondern muss darin gefunden werden emanzipative Veränderungen herbeizuführen. Der politische Status Quo, der Individualismus lediglich als Werbeträger zulässt und an der Entsolidarisierung arbeitet um die Zugriffsmöglichkeiten auf das Subjekt zu erleichtern muss gebrochen werden.

Alle fürchten sich um ihre Subventionen, die KUPF hat die Angst vielleicht sogar mit geschürt. Aber anstatt Maßnahmen von der Politik zu fordern und aktive Solidarität als Motor künftiger Aktionen geltend zu machen, erfolgt die lokale Pfründepolitik der Vereine.
Ein Beispiel dafür fand sich im Blogbeitrag von Daniel Friesenecker zur verweigerten Förderung durch die Stadt Linz:
„Als Betreiberverein von drei Projekten, der seit seiner Gründung nachweislich Akzente setzt und stets als kooperativ und offen eingestuft wird, muss man sich dabei schon sehr fragen, warum die verwackelten, qualitativ minderwertigen und inhaltlich irrelevanten Interviews mit Trafikanten, Berichte über Tanzabende im Altenheim oder Weihnachtsmärkte am Lohnstorferplatz aus dem Linzer Franckviertel – die „Franckviertel TV“ liefert – von genau derselben zuständigen Stelle als förderwürdig eingestuft werden, freie Medienarbeit mit einem Mindestmaß an Anspruch an sich selbst von jungen Menschen hingegen nicht.“

Das ist – zuerst einmal – eine private Meinung, genauso wie mein Beitrag. Aber er stößt auch Tür und Tor auf für Neiddebatten und eine eigenartige Differenzierung zwischen „förderungswürdig – wir“ und „nicht förderungswürdig – die“ auf.
Und interessanterweise wurde und wird von den FördergeberInnen immer ähnlich argumentiert. Wenige Vereine und Initiativen die nicht schon den Satz gehört haben: „Ich würde euch gerne mehr Fördergeld geben, aber dann muss ich es XY wegnehmen“.
Die Antwort darauf kann und muss sein: „Mehr Geld für alle“!

Wenn wir dieses Spiel mitmachen und das Best Practice liefern wo Förderungen gekürzt werden können, machen wir uns nicht nur verdächtig sondern auch schuldig an einer Umverteilung, bei der keiner von uns (wirklich uns) als SiegerIn hervorgehen wird.

Darum: Nicht Solidarität erklären, sondern aktiv solidarisch handeln!

Linz braucht keine Stadtwache! Jetzt unterschreiben!

Die BürgerInneninitiative „Linz braucht keine Stadtwache“ hat dank eurer Hilfe das erste Ziel erreicht! Mehr als 1600 (weit mehr als die notwendigen 800) Menschen haben in der ersten Etappe unterschrieben.

Danke an alle UnterstützerInnen!

Seit gestern, Donnerstag, 8. April 2010 läuft die zweite Etappe: Bis 6. Mai 2010, müssen sich mehr als 3000 Personen der Initiative mit einer Unterschrift anschließen. Sollte dies gelingen (wovon wir ausgehen) muss der Gemeinderat unser Anliegen behandeln. Das Anliegen ist so einfach wie klar: „BürgerInneninitiative gemäß § 69 Statut Linz 1992: Die Stadt Linz spricht sich gegen eine Stadtwache aus, daher wird der Beschluss des Gemeinderates vom 3.12.2009 über die Errichtung einer Stadtwache ersatzlos aufgehoben.“

Wir bitten nun alle, auch jene welche schon beim ersten Mal unterschrieben haben, auf eine BürgerInnenservicestelle der Stadt Linz zu gehen und für unsere Initiative zu unterschreiben. (Deshalb auch jene, die schon in der ersten Etappe dabei waren, da wir nicht sicher sein können, ob die Unterschrift schon bei den abgegebenen 800 UnterstützerInnen mitgezählt wurde.) Unterschriftsberechtigt sind in Linz wahlberechtigte Personen. Bitte Ausweis nicht vergessen!

Schon jetzt ein großes Danke für eure Unterstützung und euer Engagement! Wer Zeit und Interesse hat mehr als nur eine Unterschrift abzugeben, kommt bitte zu den wöchentlichen Treffen am Donnerstag um 18:00 Uhr in die Stadtwerkstatt bzw. kontaktiert uns (z.B. über email). Wir können
jede Hilfe gebrauchen! Es sind einige Aktivitäten geplant, wie z.B. Veranstaltungen, Infostände, Konzerte, etc., um auf unser Anliegen aufmerksam zu machen und Unterschriften zu bekommen.

Am Montag, 12. April 2010 findet ab 16:00 Uhr eine Kundegebung vor dem Neuen Rathaus statt, bei der sich viele Menschen auch gleich der BürgerInneninitiative mit ihrer Unterschrift anschließen können. Bitte kommt zahlreich!

Für eine soziale, lebendige und offene Stadt statt ein Linz mit Stadtwache!

http://www.stadtwachelinz.at
keine@stadtwachelinz.at

Die BürgerInnenservice-Stellen mit Öffnungszeiten im Detail:
Bürgerservice Center Hauptstraße 1 – 5,
Neues Rathaus, Montag bis Freitag 7 bis 18 Uhr
Service-Center im Wissensturm,
Montag bis Freitag 8 bis 18 Uhr
Stadtbibliothek Auwiesen Wüstenrotplatz 3,
Montag von 11 bis 13 Uhr und 14 bis 19 Uhr, Mittwoch 9 bis 13 und 14 bis 17 Uhr, Dienstag, Donnerstag und Freitag 9 bis 14 Uhr
Stadtbibliothek Keferfeld-Oed Landwiedstraße 65,
Montag 11 bis 13 Uhr und 14 bis 17 Uhr, Dienstag, Donnerstag, Freitag 9 bis 14 Uhr, Mittwoch 9 bis 13 Uhr und 14 bis 19 Uhr
Stadtbibliothek Urfahr-Center Hauptstraße 83 – 85,
Montag 11 bis 13 und 14 bis 19 Uhr, Dienstag bis Donnerstag 9 bis 13 und 14 bis 17 Uhr, Freitag von 9 bis 14 Uhr
Stadtbibliothek Dornach-Auhof Sombartstraße 1 – 5,
Montag 11 bis 13 Uhr und 14 bis 17 Uhr, Dienstag 9 bis 14 Uhr, Mittwoch 9 bis 13 Uhr und 14 bis 19 Uhr, Donnerstag 9 bis 14 Uhr, Freitag 9 bis 14 Uhr
Stadtbibliothek Ebelsberg Kremsmünsterer Straße 1 – 3,
Montag 11 bis 14 Uhr, Dienstag 9 bis 13 Uhr und 14 bis 17 Uhr, Mittwoch und Freitag 9 bis 14 Uhr, Donnerstag 9 bis 13 Uhr und 14 bis 19 Uhr
Stadtbibliothek Einsteinstraße Einsteinstraße 11,
Am 12.4. öffnet die Stadtbibliothek um 11 Uhr; Montag 9 bis 13 Uhr und 14 bis 18 Uhr, Mittwoch 9 bis 13 Uhr und 14 bis 17 Uhr, Dienstag, Donnerstag und Freitag 9 bis 14 Uhr
Stadtbibliothek Franckstraße Franckstraße 68,
Montag 11 bis 13 und 14 bis 18 Uhr, Dienstag, Donnerstag, Freitag 9 bis 14 Uhr, Mittwoch 9 bis 13 und 14 bis 18 Uhr
Stadtbibliothek Allgemeines Krankenhaus Linz Krankenhausstraße 9,
Montag und Donnerstag 9 bis 12 Uhr und 14 bis 17 Uhr, Dienstag, Mittwoch und Freitag 9 bis 12 Uhr
Stadtbibliothek Neue Heimat Lilienthalstraße 5,
Montag 11 bis 13 Uhr und 14 bis 19 Uhr, Mittwoch 9 bis 13 Uhr und 14 bis 17 Uhr und Donnerstag 9 bis 14 Uhr
Stadtbibliothek Pichling Lunaplatz 4, Montag 12 bis 17 Uhr, Dienstag 9 bis 14 Uhr, Mittwoch 9 bis 13 Uhr und 14 bis 19 Uhr, Donnerstag und
Freitag 9 bis 14 Uhr

Das Kreuz mit den Blasphemikern

Einer sagte mal, wenn den Titanics nichts Neues einfällt, dann tun sie den Hitler aufs Cover. Nachdem im Winter die deutsche, evangelische Bischöfin wegen Trunkenheit am Steuer angezeigt wurde und ihr Amt daraufhin kündigte, ahnte man schon, dass Frau Ex-Bischof Margot Kässmann die nächste zweifelhafte Ehre zuteil werden könnte. Titanic, im Bereich Rechtsstreitigkeiten durchaus erprobt, hat mit dem aktuellen Cover einen Affront angezettelt, der zwar nicht auf die Kässmann abzielt, aber auf Missbrauch durch die Kirche.

Die Crux mit dem Kreuz

Unter der Schlagzeile „Kirche heute“ druckte Titanic ein Gemälde ab, auf dem ein Kruzifix dargestellt ist; davor steht mit dem Rücken zum Betrachter ein katholischer Bischof, dessen Kopf den Bereich der Genitalien des Gekreuzigten verdeckt.
Resultat: über 120 Beschwerden beim Deutschen Presserat. Zwei Anzeigen bei der Frankfurter Staatsanwaltschaft.
Um was handelt es sich bei den Vorwürfen im Kern?
Der Vorwurf lautet: Verletzung religiöser Gefühle.
Dazu kommt, dass im Journalismus die Grenze zwischen Satire und Verleumdung schmal ist. Doch kann man Realität – genauer – die mediale Vermittlung von Wirklichkeit noch mit dem Sender/Empfänger-Prinzip erklären? Oder ist der „Empfänger“ nicht viel mehr eine Black-Box, bei der man nie weiss, wie Nachrichten rezipiert werden?

Die Abenteuer im Kopf

Eine Bildanalyse tut not. Defacto könnte man sagen: Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Zu sehen ist eine Person, die vor einem Kruzifix steht. Sie könnte, wie es die Tradition gebietet, davor stehen und – beten. Aber natürlich wissen wir nach der Abklärung der Aufklärung, dass alles einen Kontext hat. Und da die Kirche ihre Leichen im Keller nun offenbaren muss, ist das im Moment nun einmal einer der ersten Kontexte, die dazu im Kopf auftauchen. Dem Titanic Magazin ist das gut gelungen; es hat den Finger in die Wunde gelegt. Aber ist es ein Ursacher? Der Wegweiser zeigt an, aber er geht nicht mit.

Je genauer aber man das Bild studiert, desto deutlicher wird, das sich auf Jesus‘ Gesicht ein seeliges Lächeln spiegelt; der Bischof scheint an etwas zu hantieren? Falls man nun tatsächlich eine sexuelle Handlung ausgemacht haben will, könnte man denken: Gut, zwei homosexuelle Menschen handeln selbstbestimmt. Aber auch das ist nur die halbe Wahrheit, denn einer der beiden ist angenagelt …

Warum schockiert die Öffentlichkeit so wenig, dass Religiöse in der Tat eine Folterszene anbeten?
Als sich in den 50er Jahren eine asiatische B oder C-Fussballmannschaft bei der Weltmeisterschaft qualifiziert hatte und dafür in einem Raum einer europäischen Schule untergebracht wurde, musste sie von den Organisatoren kurzerhand wieder umquartiert werden. Die Männer fürchteten sich vor dem Kruzifix und der gefolterten Person aka Jesus zu Tode.

Es scheint, als trifft hier Abgebrühtheit auf verletzte religiöse Gefühle. Und beides scheint mehr in jenen vereint, die sich gegen Satire im Bereich Kirche verwehren. Tja, Gegensätze, Ambivalenzen und Unvereinbares sollte man eben aushalten lernen. Möglichst noch in diesem Leben.

DIT!

FLOSS – Free/Libre Open Source Software, Community-Arbeit und das kreative Arbeiten zwischen Gesetz und Ästhetik sind wesentliche Säulen des Programms von LinuxWochenLinz, kurz LIWOLI 2010, die von servus.at organisiert werden. Unter dem Motto DIT! – Doing It Together werden auch heuer lokale und internationale Theoretikerinnen, Künstlerinnen und Programmiererinnen drei Tage lang an der Kunstuni Linz in einem offenen Rahmen wesentliche Tools und Praktiken im Bereich Freie Software vorstellen und vermitteln.

Lernen und Lehren mit FLOSS

Freie Software, freie Lizenzen und Webtechnologien werden stets wichtiger. An vielen heimischen Universitäten oder Kunstschulen wird Open Source Software aber kaum vermittelt. Der selbständige Umgang mit digitalen Werkzeugen bleibt vernachläßigt.
Das gute Beispiel ist der Networked Media-Masterstudiengang des Piet Zwart Institute in Rotterdam, wo man bereits seit Jahren auf Freie Software setzt. Bei LiWoLi zeigen etwa Florian Cramer (How to Run an Art School on Free Software/Open Source) und Seppo Gründler (FLOSS or FLASH) das Potential von Open Source in Forschung und Praxis auf. FLOSS bildet dabei einen Schwerpunkt. Gleichzeitig soll der Aspekt der Produktionsbedingungen von Open Source Software Thema sein. FLOSS-Entwicklerinnen erfahren die „housewifisation of labour“, damit ist jene Arbeit gemeint, die als nicht produktiv geltend, unbezahlt bleibt. Diese These wird Armin Medosch (Subsist! FLOSS production and the labour viewpoint) aus dem Blickwinkel der Arbeit vorstellen und beruft sich auch auf feministische Theorien der 70er und 80er Jahre.

Open Frameworks und die Community

Hinter freier Software steht eine Community. Programmiererinnen und Künstlerinnen tragen und erweitern die Entwicklung von freier Software, indem sie Wissen und Ressourcen teilen, kollaborieren und Anderen zur Verfügung stellen. Durch diese Art des Zusammenschlussen erreichen Freie Software Tools oft ein mächtiges Potential. Open Frameworks ist nur ein Beispiel für ein derartiges Open Source Projekt, hinter dem eine wachsende Community steht. Im Rahmen von LiWoLi werden Offene Tools, wie Open Frameworks in Workshops vermittelt. Freie Initiativen, wie Funkfeuer, präsentieren ihre Community Projekte dem Publikum.

Remix Culture und Copyright

Heutzutage kann man keine künstlerische oder kulturelle Aussage mehr machen, ohne sich mit Urheberrechtsfragen auseinanderzusetzen. Gleichzeitig nutzen immer mehr Künstler digitale Technologien wie Sampling und Remixing und bedienen sich aus dem Bilderpool unserer medialen Realität. Kunst- und Kulturproduktion bewegt sich damit zwischen Gesetz und Ästhetik. Im Rahmen von LiWoLi beleuchten TheoretikerInnen, wie Felix Stalder (Remix Culture) und Valie Djordjevic die zentralen technologischen, rechtlichen und kulturellen Dynamiken in den Bereichen Medienkunst und Urheberrecht.

LIWOLI 2010 finden im Zeitraum von 15. – 17. April an der Kunstuniversität Linz am Hauptplatz 8 statt. Der Eintritt ist frei. Hier findet ihr die Möglichkeit euch zu den Workshops anzumelden.

Kettensägenschutzhose Horst

Durchdrungen und noch immer etwas erschüttert vom größten zivilen Experiment aller Zeiten – im europäischen Teilchenbeschleuniger LHC kollidierten gestern um 13:06 Protonen mit nie zuvor erreichter Energie – durchsuche ich das Internet nach Informationen zu Thema. Wie das beim Surfen im Netz manchmal so ist, verlieren sich die Spuren und plötzlich lande ich auf Telepolis bei einem Artikel mit dem Titel Kettensägenschutzhose Horst. Horst ist intelligente Kleidung. Intelligente Textilien sollen Arbeitsunfälle vermeiden helfen. Im Moment beschäftigt die ForscherInnen am Technologie-Zentrum Informatik und Informationstechnik (TZI) der Universität Bremen, wie die Stromversorgung der Kettensägenschutzhose Horst funktionieren könnte. Ich hingegen frage mich, welche Schutzkleidung für KulturarbeiterInnen adäquat wäre. Ein Frostschutzganzkörperoverall „Fön“, um dem rauen Wind Einhalt zu gebieten?

Informiert sich weiterhin für Sie,
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FIFTITU%: Offener Brief zur Nachfolge in der Linzer Kulturdirektion

Die patriarchalen Netzwerke funktionieren.

Sehr geehrte Damen und Herren!

Der Politik scheint es nicht wichtig zu sein, auf eine Ausgewogenheit der Geschlechter in den Führungsebenen hinzuarbeiten. Wie schon in unserem offenen Brief von Oktober 2009 dargelegt, hat sich die Statistik diesbezüglich nicht wesentlich gebessert. (21% Frauen)

Julius Stieber wird im Mai neuer Kulturdirektor, trotz qualifizierter Mitbewerberinnen. Zwei Frauen und ein Mann standen in der letzten Runde zur Auswahl. Die Jury war bis auf eine externe Expertin „männlich“ besetzt. War dies der Grund, dass im Dreiervorschlag dem Mann der Vorzug gegeben wurde? Herr Bürgermeister Dobusch hätte noch einmal anders entscheiden können.
Oder lag es am politischen Tauschhandel? Welche Gründe auch immer ausschlaggebend waren: Laut Frauenförderplan der Stadt Linz steht die Stelle der gleichqualifizierten Frau zu – und die gab es!

Politik sollte im Sinne des Gemeinwesens und Zusammenlebens handeln. Im Besonderen gilt das für den Kultursektor, der als Schnittstelle zur Öffentlichkeit eine Vorreiterrolle einnimmt und Zeichen, die in diesem Bereich gesetzt werden zukunftsweisend sind. Das Gemeinwesen, das sind auch durchschnittlich 52% Frauen der Gesamtbevölkerung. Frauen, denen nach wie vor Zugänge zu allen Ebenen der Macht durch solche Entscheidungen verwehrt werden – aktiv verwehrt werden!

Laut Frauenförderplan der Stadt Linz ist eine Quote bei Neubesetzungen einzuhalten – beschämend genug, dass es sich dabei um eine zu erfüllende Frauenquote von 40% handelt! Wie wäre es mit einer Männerquote von maximal 40% auf allen Ebenen?

Wieder ein Nachsatz zur Quote:
Geht es um die Frage der Quotenregelung, entwickeln sich oft hitzige Debatten zu Für und Wider. FIFTITU% hat im Rahmen des Projektes „Die Quote – eine Provokation“ eine Internetseite mit umfangreicher Materialsammlung eingerichtet. www.diequote.at
Dort finden Sie Infos zur Geschichte der Quote und kluge wie auch dumme Sprüche. Ebenso finden Sie Statements der Frauenministerin, einer Kunsthistorikerin, von Künstler_innen, eines Bau- und Kulturarbeiters und einiger mehr.
„Ich bin eine Quotenfrau und stolz darauf…“ titelt beispielsweise der Beitrag der Frauenbeauftragten der Stadt Linz. Elfriede Hammerl wirft in ihrem „Quoten-Blabla“ die Frage der nie gestellten Frage auf, woher so viele qualifizierte Männer zu nehmen seien und was an Halbe-Halbe ungerecht sein solle. In einer virtuellen Linzer Stadtansicht können Sie sich durch den Frauen- und Männeranteil innerhalb der Führungskräfte der Linzer Kulturlandschaft klicken. (Stand 2007)

Mit freundlichen Grüßen
FIFTITU%

Dieser Brief ergeht an Politiker_innen, Presse und Interessierte im Kunst- und Kulturbereich.

25. März 2010

Ada Lovelace Day 2010: Honoring Women in Technology

Ada Lovelace Day 2010: Ushi Reiter

Heute, der 24. März, ist Ada Lovelace Day: Heute geht es darum, Frauen in Technologie und Wissenschaft zu nennen und zu ehren. Aus diesem Anlass möchte ich heuer eine Frau nennen, die in Linz lebt und arbeitet – und in dieser Stadt wichtig ist: Ushi Reiter.

Als Künstlerin arbeitet Ushi schon lange mit verschiedenen Medien. Seit 2005 ist sie auch Geschäftsführerin von servus.at. Ende der 90er Jahren waren „Art Servers“ viel im Gespräch und stellten ein wichtiges Alternativ zu kommerziellen Angeboten dar. Doch einen kleinen unabhängigen Server zu betreiben, ist keine Kleinigkeit, und um den Art Servers ist es inzwischen sehr still geworden. Dass servus.at in Linz nicht bloss noch existiert, sondern auch ein wichtiger und lebendiger Knotenpunkt im Kulturleben dieser Stadt und darüber hinaus ist, ist ganz und gar nicht selbstverständlich. Dass es so ist, ist im Wesentlichen Ushi zu verdanken.

Neben dem Alltagsgeschäften von servus.at werden auch größere und kleinere Veranstaltungen rund um Freie Software sowie kritische Auseinandersetzungen mit Technologie und deren Anwendungsbereiche organisiert und durchgeführt, wobei sowohl „Geeks“ wie auch Kunstschaffende angesprochen werden. 2007 war Ushi Mitorganisatorin vom Eclectic Tech Carnival in Linz, eine internationale Zusammenkunft von Frauen mit einem kritischen Interesse an Freie Software und Technologie. Als weitere Mitorganisatorin kann ich nur sagen, die Zusammenarbeit war eine Wohltat, und ich kann mir gar nicht vorstellen, wie wir es ohne Ushis besonderen Fähigkeiten geschafft hätten – und /etc07 in Linz gilt bis heute als ein Höhepunkt in der Entwicklung dieses internationalen Geflechts.

Es wurde zwar leise Kritik geäußert, dass Eclectic Tech Carnival – im Gegensatz zu den Linux Tagen – ausschließlich (bis auf dem Abendprogramm) Frauen vorbehalten war. Im darauffolgenden Jahr wurde wieder LiWoLi (Linux Woche Linz) veranstaltet. Danach bemerkte Ushi lakonisch: „2007 – 100% Frauen, 2008 – 98% Männer, 2009 – ?“ Dass es bei servus.at verstärkt immer wieder Angebote speziell für Frauen gibt, ist wohl kaum ein Zufall bei dieser Geschäftsführung.

Nicht zuletzt basieren auffallend viele Webseiten der Linzer Freien Szene auf Drupal (u.a. auch die Kupf-Seite mit diesem Blog), und nach und nach bildet sich ein gemeinsames Basiswissen in Bezug auf Drupal. Auch diese vorbildliche Vorreiterinnenstelle habe wir Ushi mit ihrem Team zu verdanken.

Weil heute also Ada Lovelace Day ist: Danke Ushi!

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Bloggen und gegen Rosenkranz tanzen

Jetzt also doch noch. Dieser Blog will ja kein Schönwetter Blog sein, beim Betrachten der „Tag-Cloud“ liegt dieser Schluss auch nicht sonderlich nahe. Trotzdem kann ich mich ob meines Usernamens kaum dem Vorwurf erwehren, dass ich erst vom Schnee befreiten Balkon zu tippen beginne. Ein Schelm, wer so was denkt!

Als Blog-Greenhorn seien mir zum Start ausnahmsweise ein paar einleitende Gedanken erlaubt:

Ich bin nämlich höchst erfreut darüber, wie sich der KUPF-Blog innerhalb der letzten Wochen thematisch entwickelt hat. Nicht bloß einmal bin ich tatsächlich vor der Situation gestanden, dass ein für mich blogwürdiges Thema schon vor meinem Schreibbeginn gepostet war. Das ist ja ein gutes Zeichen, möcht‘ ich meinen! Der demokratiepolitisch (und für mich persönlich) äußerst wichtige Themenkreis Antirepression, Justiz und Überwachung erfreut sich hoher Blogfrequenz. Weiter so KollegInnen! Was dies folglich für meine Beitragsgestaltung bedeuten kann, wird sich weisen. Ich werde versuchen die eine oder andere Nische zu besetzen – dafür nötige Ketten liegen schon bereit!

Jetzt aber Schluss mit dem Anfangsgelabere. Wir sollen ja demnächst eine/n Bundespräsident/in wählen, wie wir alle wissen. Die Kandidatur von FPÖ Politikerin Barbara Rosenkranz treibt geradezu absurde Blüten, die jeden weiteren Kommentar entbehren.

Darum an dieser Stelle zwei Einladungen:

LICHTERTANZ GEGEN ROSENKRANZ
Donnerstag 25.März
19:00 Uhr Ballhausplatz, Wien
weitere Infos: www.lichtertanz.at

Demo zum Lichtertanz – Nur Tanzen ist zu wenig!
Datum: Donnerstag, 25. März 2010
Zeit: 18:00 – 19:00
Ort: Unirampe
Straße: Karl-Lueger-Ring 1

ad Zivilgesellschaft

Auf der Leipziger Buchmesse traf der Radioaktivist Jörg Stöger den Tierrechtsaktivist und Obmann des Vereins gegen Tierfabriken DDr. Martin Balluch auf der literadio Bühne. Sein Buch „Widerstand in der Demokratie – Ziviler Ungehorsam und konfrontative Kampagnen“ hat Balluch auch als Reaktion auf seine Verhaftung und vorhergehenden Überwachung geschrieben. Es geht um Causa Tierschutzaktivisten und deren Verhaftung nach dem Paragraph 278a. Der Hauptangeklagte im derzeit laufenden, von hoher medialer Aufmerksamkeit begleiteten Prozess legt darin seine Ansichten bezüglich des zivilen Engagement und der demokratiepolitischen Legitimität verschiedener Aktionsformen dar. Im Gespräch führt er diese genauer aus, erzählt über seine persönliche Situation und nimmt zu kritischen Fragen bezüglich einzelner Radikalisierungstendenzen innerhalb der Tierrechtsszene Stellung.