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1. Mai in Linz

Hier ein paar Pics vom 1. Mai in Linz. Die SPÖ hat sich mit ihrem „Festzug“ leider so lange Zeit gelassen, dass die Alternative Maidemo zum ersten Mal seit ich denken kann in schweren Regen geraten ist. Die Welt steht wohl nicht mehr lange..

 

Niemand fühlte sich auf die Schaufel genommen.

1mai11_Linz_6 Die Jusos führen den Maiaufmarsch der SPÖ an und demonstrieren gegen das von ihrer Partei beschlossene Fremdenrechtspaket.

1mai11_Linz_8 AktivistInnen von Social Impact haben besonders mit den Musikkapellen ihren Spaß.

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1mai11_Linz_13 Aber auch andere nutzten den SPÖ-Aufmarsch für „stillen“ Protest.

1mai11_Linz_12 Der Slogan der Stadtpartei wurde inhaltlich etwas ergänzt.

1mai11_Linz_11 Endlich bringt sich auch die radikale Linke in den tagespolitischen Diskurs ein.

1mai11_linz_15 Die Alternative: wie immer unvermummt.

1mai11_Linz_9 Highlight der alternativen Demo war aber einmal mehr der pink&silver-Block.

 

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Osterbesuch: Bike Kitchen Linz

Bike Kitchens liegen voll im Trend, und das ist gut so. Auch die KUPF hat schon das eine andere Wort über diese Zellen der globalen Bicycle Culture verloren, zum Beispiel in einem Artikel von Günther Ziehlinger (KAPU Linz) über die Bike Kitchen Linz.

Da die Linzer Bike Kitchen eine besonders mobile zu sein scheint, hat sie des öfteren bereits den Standplatz gewechselt – in der Regel nicht ganz freiwillig. Seit einiger Zeit residiert das kleine Fahrradreparaturkollektiv nun am Fuße des Schlossberges an der Lessingstraße, wo es bis mindestens Mai 2011 noch einen kleinen Flecken Erde als Werkstatt und Treffpunkt nutzen kann. Hier werden mindestens jeden Donnerstag, meist auch öfter, unkompliziert Räder repariert – aber nicht von dienstleistenden Zweiradmechanikern, sondern von Fahrrad-Enthusiasten gemeinsam mit den RadfahrerInnen. Die Bike Kitchen stellt soweit als möglich Know-How und Equipment und hilft dann bei der Reparatur. Bezahlt wird nach eigenen Ermessen und den jeweilig angefallenen Materialkosten. Die subkulturelle Prägung der Bike Kitchen ist bei einem Besuch unübersehbar: schwarze Kleidung, Gesichtsschmuck und Dreadlocks scheinen bei den meisten UserInnen obligat, auch die rund um die Bike Kitchen residierenden Hunde bilden wohl eine gewisse Barriere für neue BesucherInnen. Wer sich aber erst einmal der kläffenden Tölen erwehrt hat, wird entdecken, dass die anwesenden Punks sehr freundliche Menschen sind, die auch mal gerne im dazugehörigen Garten arbeiten und zudem ein Ohr für alle Problemchen rund ums Fahrrad haben. Also nicht abschrecken lassen, sondern einfach mal vorbeischauen!

Ich habe kurz vor Ostern die Bike Kitchen Linz besucht und wieder einmal einige wackelige Handy-Bilder geschossen. Here we go!

Das Herzstück der Bike Kitchen Linz – ein alter Bauwagen, der Werkzeuge und dergleichen in sich birgt, umgeben von noch zu verwertenden Fahrrad-Leichen:
Das offizielle „Geschäftsschild“ der BKL – ein nicht besonders marketingtauglicher, aber sehr charmanter A4-Zettel, der am Bauwagen pickt. Enthält eigentlich alle Infos, die man braucht:

Das Innerste der Bike Kitchen:

Auch wenn es der gemeine Spießer kaum zu glauben vermag – die Gemüseaffinität ist bei Punks in der Regel deutlich höher als beim Durchschnittsbürger!

Die Bike Kitchen hat auch eine reale Küche anzubieten – in Form dieser traditionellen Feuerstelle samt Grillrost:

bike cook at work:

UserInnen und BesucherInnen sowie vögelnde Köter:

Für Interessierte: Bike Kitchen Linz

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Open Barcamp Salzkammergut am 16. April im OTELO Vöcklabruck

Do it yourself, Community Building und Vernetzung sind auch in der Region Salzkammergut bestimmende Querschnittsthemen. Insbesondere in den letzten 5 Jahren lässt sich dieser Prozess in zunehmendem Maße beobachten, was sich in wachsenden oder neu gegründeten Initiativen in Kultur, Medien über Permakultur bis Technologie widerspiegelt.

Vor diesem Hintergrund wird nun die Barcamp-Idee als Anti-Konferenz und offene Veranstaltung – an der sich Menschen austauschen und voneinander lernen können – auch im Salzkammergut umgesetzt. Thematisch ist das Barcamp völlig offen gehalten.

Das Open Barcamp Salzkammergut findet kommenden Samstag, 16. April von 10:00 bis 18:00 im OTELO – Offenes Technologielabor statt.

Eingeladen sind all jene Menschen, die selbst Themen präsentieren wollen oder etwas über ein Thema lernen möchten: Jede/r trägt etwas bei – ob inhaltlicher Impuls, Diskusssionsteilnahme oder praktische Anregungen

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Radionest goes Medienkarawane!

Ein kurzer Blick in den Rückspiegel: Mit einem Tag der offenen Tür wurde vor knapp einem Jahr das Radionest Vöcklabruck als FRS Außenstudio im OTELO eröffnet – auch die KUPF Zeitung berichtete (Link) und das Pilotprojekt „Freies Medium gründet Außenstelle“ war auf Schiene.

Es schien für einen Moment so, als ob das oberösterreichische Radiouniversum nach den Gründungen in Freistadt und Kirchdorf auch ganz ohne Festival der Regionen Impuls wachsen könnte. Fast. Denn wenige Tage nach der Außenstudio-Eröffnung war es dann auch schon offiziell: das Festival der Regionen wird 2011 in Attnang-Puchheim Station machen und damit wieder eine riesen Chance eröffnen: wenn auch in diesem Fall nicht für einen neuen Sender, so für die regionale Verankerung einer bestehenden Community.

Nach der positiven Projekteinreichung war es dann gewiss: das Radionest wird gemeinsam mit den vier Freien Radios und dorftv die so genannte Medienkarawane bilden! Und diese hat mittlerweile schon Fahrt aufgenommen…

Unter anderem starten kommenden Samstag die kostenlosen Basisworkshops – alle Interessierten sind herzlich eingeladen, selbst ProduzentInnen zu werden!

Samstag, 09. April: 10.00 – 18.00 Uhr im OTELO (Vöcklabruck)
Montag, 18. April: 10.00 – 18.00 Uhr im OTELO (Vöcklabruck)
Samstag, 14. Mai: 10.00 – 18.00 Uhr im OTELO (Vöcklabruck)

Weitere Informationen hierzu sowie zur Medienkarawane im Allgemeinen finden sich auf dem Projektblog via www.medienkarawane.org

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Ratlosigkeit als politische Kategorie?

Die folgenden Zeilen haben keinen Sinn, keine Aussage. Sie sollen Erlebtes und meine Ratlosigkeit ausdrücken.

Ich bin gern in Berlin. So zum Beispiel diese Tage. Und immer, wenn ich in Berlin bin, verbringe ich am liebsten Zeit in Deutschlands berühmtesten Problem-Bezirk Neukölln. Sie kennen die mediale Aura: Heroin, Hartz4, Rütli-Schule. Moslems, Gangster, Problem-Kids.
Den Gangster traf ich aber nicht in Berlin, sondern am Heimweg. Via „Bobobomber“ (das Wort habe ich erfunden und steht für AirBerlin) flog ich nach Salzburg, von dort gings weiter per Zug nach Linz.

Zwischen Wels und Linz läuft mir am Gang ein schwarzer Jugendlicher entgegen, dicht gefolgt vom Schaffner. Der Schaffner erwischt den Knaben, der offenbar ohne Ticket unterwegs ist. Der Knabe im Gangsta-Outfit dreht ordentlich auf, schreit rum, der Schaffner ruft mit dem Handy die Polizei. Ich versuche, das Gesehene zu ignorieren und gehe zu meinem Platz.

Weil es mir dann doch keine Ruhe lässt und weil ich anfällig für rassistische Gutmenschen-Klischees bin (ich vorverurteile gelegentlich Uniformträger und halte schwarze Kids manchmal für potentielle Opfer) gehe ich zurück. Der Schaffner, groß und kräftig, bebt vor Wut, bemüht sich aber, ruhig zu bleiben. Da ich dem schwarzfahrenden (dirty wording, i know) Kid den Ärger mit der Polizei ersparen will, frage ich den Schaffner, ob man denn nicht noch ein Ticket nachkaufen könne. Den illegalen Passagier zum legalen machen.

Der Schaffner ist sehr erstaunt. „Warum?“ fragt er mich. Weil ich selber ein lästiger Jugendlicher war und deshalb Verständnis aufbringen möchte, sage ich, und der Schaffner verkauft mir das Ticket plus Aufschlag für den Jugendlichen. Ich fordere den nach wie vor rumschimpfenden Jugendlichen auf, endlich die Klappe zu halten, sich beim Schaffner für dessen Kulanz zu bedanken und drücke ihm sein Ticket in die Hand. Jovial-provokativ tätschelt der Jugendliche dem zornesroten Schaffner die Schulter, der zuckt zurück. Ich bugsiere den Knaben weg, er bedankt sich flüchtig bei mir und zischt ab.

Ich bin froh, die Sitiuation ausgestanden zu haben, bedanke mich beim Schaffner für sein Entgegenkommen sowie seine Contenance und halte die Sache für erledigt.

Denkste! In der Straßenbahn sehe ich den Knaben wieder, unschwer zu erkennen nicht nur an der Hautfarbe, sondern am Gangsta-BlingBling samt fake-diamond-skull-cap. Er blockiert lautstark für eine halbe Minute die Straßenbahntür, dann fährt die Bim los. Sofort stehen Kontrolleure bei ihm und fragen nach seinem Fahrausweis. Er hat diesmal ein gültiges Ticket in der Hand, beginnt aber sofort lautstark zu brüllen. Er erklärt brüllend die verschreckten Kontrolleure zu Rassisten und „Hurenkindern“, dann zeigt er sein Ticket. Er erklärt in der gefüllten Bim den Kontrolleuren unüberhörbar, wie er ihre Mütter zu ficken gedenkt und dass er sich auch vor einem Boxkampf nicht fürchte. Ich gehe wieder zu ihm, sehe im zum ersten Mal in die Augen. Es ist nüchtern, aber hochgradig aggressiv. Er erkennt mich, ich rede kurz auf ihn ein, sich zu beruhigen. Eher vergeblich. Die Kontrolleure haben Angst und steigen aus, er brüllt ihnen lautstark nach, dass er vor niemanden, aber auch wirklich niemanden Angst habe und steigt eine Station später selber aus. Eine tickende Zeitbombe.

Er hinterlässt eine mit mehrheitsösterreichischen Passagieren prall gefüllte Straßenbahn. Alle hörten starr zu, wie der Jugendliche die Kontrolleure niederbrüllte, alle hatten Angst. Der kleine Gangsta entspricht all Kronen-Zeitung-Klischees. Mangelnde Zivilcourage trifft Rassismus. Ich fremdschäme mich für den kleinen Gangsta. Ich kann sogar die Angst der anderen Passagiere verstehen. Hatte Kirsten Heisig doch recht und gutmenschliche Liberalität wie meine verstärkt die Gewaltspirale migrantischer Kids, führt letztendlich sogar zur Bestätigung und Reproduktion rassistischer Klischees? Ich bleibe ratlos zurück.

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Unter dem Baustein, ja da liegt der Strand! [Kulturhaus VB]

Das Ringen um kulturellen Freiraum ist oftmals ein Dauerbrenner, insbesondere in der regionalen Kulturarbeit. Das Schaffen oder Halten von geeigneten Räumlichkeiten ist gewissermaßen ein knochenharter Job – Kondition ist bei all den kommunalpolitischen Hürden und Stolpersteinen von Vorteil.

Ein solcher Marathon spielt sich an der Vöckla ab, denn da laufen Kulturschaffende bereits seit 20 Jahren einem Kulturhaus hinterher (1). Von Pusteausgehen ist aber keine Rede: 2007 hat sich ein Dutzend Kulturvereine zu einer Plattform zusammengeschlossen (2) und ein Konzept für die Realisierung eines Kunst- und Kulturhauses am Areal der alten Hatschekstiftung ausgearbeitet (3). Doch der geglaubte Zielsprint verwandelte sich in den besagten Marathon. Die Gründe dafür sind vielschichtig und würden den Rahmen dieses Postings sprengen. Jedenfalls wurde die umfassende Konzeptrealisierung mangels Budgetmittel auf Eis gelegt, jetzt sollte wenigsten eine Minimalvariante einen abgespeckten Betrieb ermöglichen.

Dann kam im Herbst 2010 die Hiobsbotschaft: die Abgangsgemeinde Vöcklabruck könnte/müsste das liebgewonnene Gebäude verkaufen. Daraufhin gingen über 100 Kulturschaffende als „Fußmarsch der Maroden“ (4) auf die Straße und verhinderten damit (vorerst) den Verkauf.

Dennoch muss das Gebäude dringend minimaladaptiert werden – und das nicht nur der Benutzung wegen. Die Hatschek-Stiftung verfällt nämlich und entspricht mittlerweile keinen Baunormen mehr. Die Sanierungsarbeiten machen geschätzte 20 000 Euro aus – die Stadt möchte sie investieren, kann es aber als Abgangsgemeinde bis auf weiteres nicht.

Darum hat die Plattform für ein Kunst- und Kulturhaus nun eine Bausteinaktion ins Leben gerufen – um das notwendige Geld möglichst rasch aufzustellen, das Haus zu retten und einen eingeschränkten Betrieb zu ermöglichen(5). Jetzt heißt es Kulturarbeitshandschuhe anziehen und Bausteine schupfen…

Glossar:

(1) http://blatthirsch.at/wp/blatthirsch-03/smells-like-teen-spirit
(2) http://www.kulturhaus-vb.org/
(3) http://www.blatthirsch.at/wp/wp-content/uploads/download/Konzept%20VOKUS.pdf
(4) http://www.youtube.com/watch?v=5hmQxNHZocs
(5) http://www.kulturhaus-vb.org/

Linz: Critical Mass 25.03.2011

Die Critical Mass ist eine inzwischen recht beliebte und erfolgreiche Srtategie sowie Bewegung sozialen wie ökologischen Widerstandes. International teilweise recht erfolgreich, in Österreich vor allem durch die ausgesprochen gut besuchte und medial wild beäugte Critical Mass Vienna bekannt.
Im Linz, der ewigen Provinz, fristet die Critical Mass eher ein Nischendasein, ist aber dennoch aktiv und kontinuierlich am Radeln. Jeden letzten Freitag im Monat treffen sich in der warmen Jahreszeit etwa 30 bis 150 AktivistInnen und unternehmen einen unangemeldeten und ungeplanten Ausflug durch die Stadt.

Das Selbstverständnis der RadlerInnen der Critical Mass (CM) beinhaltet, dass sich die Demonstration immer den Platz nimmt, den sie braucht und der ihr zusteht. Sprich: es wird nicht brav im Gänsemarsch durch kleine Gässlein gefahren, sondern eine oder mehrere Spuren beanspruchend über Hautverkehrsadern. Das führt natürlich zu Konflikten mit beleidigten AutofahrerInnen und gelegentlich auch der Polizei.

Heute, am 25.März, fand die erste Ausfahrt der Linzer CM statt. Gezählte 46 Personen zwischen sieben und siebzig Jahren nahmen teil. Wer Lust hat, kann sich über zukünftige Fahrrad-Demos hier informieren.

Zum Abschluß noch einige verwackelte Kompaktkamera-Impressionen von der heutigen Ausfahrt:

Der Soundtruck der Critical Mass Linz:

Wheels On Fire!

From digital to analog -> scientist on bike:

KAPU Youngsters Bike Punk Militia:

Am Volksgarten:

Das lokale Presseteam:

Das Lastenrad, bevor die Last verlorenging:

Die CM passiert die Arbeiterkammer Linz:

Die CM am Weg zum Bahnhof:

Immer wichtig: zusammenwarten

Der Turntableist und die Vertreterin der Lokalpolitik:

Vorbei am Gendarmerie-Posten in der Linzer Altstadt

Immer dabei: verärgerte Verfolger auf vier Rädern, die nicht überholen können:

Für Interessierte: Critical Mass Österreich
Für Fortgeschrittene: Naked Bike Ride Day

Bei Touristinnen und Demonstrantinnen gleichermaßen beliebt: Urban Knitting - Strickguerilla-Aktivistinnen haben zahlreiche Bäume entlang der Ringstraße "eingestrickt".

Tag des Apfels?

15.000 Frauen und Männer marschierten gestern über die Wiener Ringstraße. Ein breites Bündnis bis hinein in die ÖVP hat die bunte Demo organisiert.
Der 8. März ist ein Fixtermin für frauenpolitischen Aktionen. Ein Kampftag, ständig von Kommerzialisierung und Ritualisierung bedroht und doch zäher als mann glaubt. Das Datum erinnert an einen Textilarbeiterinnen-Streik in New York 1857. Die Assoziation damit gibt es aber erst seit dem Kalten Krieg. Ursprünglich wurde der Kampftag stark mit den sozialistischen und kommunistischen Bewegungen verbunden. Aufgrund der schaurigen Performance des realen Sozialismus fand frau dann in dem (historisch umstrittenen) New Yorker Streik eine bessere Erzählung.
Die große Demo fand heuer aber am 19. März statt, dem Tag an dem der internationale Frauentag auch die alte Donaumonarchie erfasste. 20.000 Menschen gingen 1911 in Wien für die Rechte der Frauen auf die Straße. Während in den letzten hundert Jahren viele der damaligen Forderungen durchgesetzt wurden, ist zumindest eine peinlicherweise hochaktuell. „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ ist uralt und noch lange nicht erreicht. Bis diese Selbstverständlichkeit nicht endlich Realität ist, würde ich Maria Rauch-Kallat und ihren emanzipierten Freundinnen nicht den Gefallen tun und den Internationalen Kampftag der Frauen, Mädchen, Lesben zu einem schlichten Frauentag verkommen lassen. Denn dann ist er nur mehr einer unter vielen, zwischen dem Tag des Apfels und der Woche der Hautkrebsvorsorge.

Der Geist des konservativen Frauentags zeigt sich schockierend offen in diesem großartigen Video:

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Am Tag 2 nach dem Massenbetteln

Am Samstag, dem 5.März 2011, protestierten Menschen der sogenannten Zivilgesellschaft gegen das sogenannte Bettelverbot, das der OÖ Landtag am 10.März beschließen möchte. Der Protest manifestierte sich in einer bettelnden Menschenkette vom Linzer Taubenmarkt bis zur Bethlehemstraße.

Zwei Tage später spaziere ich ebenda, von der Bethlehemstraße kommend, Richtung Taubenmarkt. Plötzlich bremst eines der regelmäßig patrouillierenden Polizeiautos abrupt ab, legt den Rückwärtsgang ein und lenkt rasant auf die Landstraße. Ich schrecke auf, der Grund für den testosteronlastigen Autostunt wird mir nur Sekunden später klar: ein dunkelhäutiger Mensch mit Krücke, offensichtlich einer jeder „ausländischen Bettler“, die in Linz um Geld bitten und laut Medien und gesundem Volksempfinden der Bettelmafia angehören, spaziert mir entgegen.

„Du da, Passport!“, zischt der beifahrende Polizist aus dem Fenster. Der derart unhöflich Aufgeforderte reicht seelenruhig ein Dokument durchs Fenster. Der Polizist wird ihn von nun an während der gesamten Amtshandlung ungefragt duzen. Dem Bettler ist es egal, er versteht ohnehin kaum ein Wort deutsch. Ich hingegen bin fassungslos und beschließe, die Amtshandlung zu beobachten. Zum Missfallen des Polizisten, selbstverständlich.

Der Polizist fordert den mutmaßlichen Bettler auf, die Taschen zu leeren. Ohne Begründung, ohne ein „bitte“. Der derart Beamtshandelte leert stoisch seine rechte Tasche und zeigt Zigaretten, währenddessen fasst ihm der Polizist bereits ohne Vorwarnung ins Gewand und man hört Kleingeld scheppern, dass der Polizist offenbar, ich kann es nur schlecht sehen, einzieht. Ohne Begründung, ohne Erklärung. Ich staune.

Nun schreibt der Polizist etwas, nach einiger Zeit überreicht er dem jungen Mann einen kleinen Zettel sowie die Ausweispapiere. Stoisch nimmt der junge Mann beides entgegen und dreht sich weg, die Amtshandlung wurde offenbar ebenso wortlos beendet wie sie eröffnet wurde. Ich wende mich an den Mann und frage ihn, ob er soeben eine Strafe bekommen hat. Er versteht mich schwer, aber dann dennoch. Er weiß es nicht – hat er soeben einen Strafzettel bekommen, vielleicht auch nur eine Quittung für das eingezogene Geld? Es ist ihm egal, zahlen kann er sowieso nichts und die Amtshandlung beanstanden liegt ebenfalls außerhalb seiner Möglichkeiten. Mein Angebot zu übersetzen lehnt er mit müdem Blick ab.

Beschämt drücke ich dem Mann eine Zehn-Euro-Note in die Hand, der Polizist überlegt sichtlich, ob er einschreiten soll. Er unterlässt es. Denn das gesunde Volksempfinden maßregelt meine Spendenbereitschaft umgehend: drei ältere Damen aus dem Shopping-Mob beginnen sofort, nachdem ich die 10 Euro hergeschenkt habe, auf mich einzuschimpfen: ob ich wahnsinnig wäre, diesem aggressiven Bettler Geld zu geben? Ob ich nicht wisse, dass der ein Ausländer war? Ob ich die Mafia unterstützen möchte?
Zufrieden grinst der Polizist die Damen an: „Keine Sorge, wir kümmern uns schon darum.“

Links:
die Homepage der Bettellobby
Bilder und Infos zum Massenbetteln

Logo Bettellobby OÖ

KUPF gegen Bettelverbot

Wie viele andere Vereine und Organisationen unterstützt auch die KUPF die kürzlich gegründete BettelLobby Oberösterreich:

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Presseaussendung BettelLobby OÖ Linz, am 24.2.2011

Betreff: BettelLobby OÖ gegründet

Sehr geehrte MedienvertreterInnen,

Der oberösterreichische Landtag wird am 10. März ein verschärftes Bettelverbot beschließen. Mit diesem Gesetz sollen arme Menschen von den Straßen vertrieben werden. Die Armut wird bleiben, auch weil die Politik bei der Bekämpfung der Armut nachlässig ist. Über Jahre wurde von Boulevard und Rechtsparteien der „Mythos Bettelmafia“ aufgebaut. Mit der Realität der Menschen hat das jedoch nichts zu tun. Bettelverbote sollen diese bloß aus der öffentlichen Wahrnehmung verdrängen.

Wir glauben, dass Betteln ein Menschenrecht für Menschen in Not ist. Niemand bettelt freiwillig. Meist ist es der letzte Ausweg für VerliererInnen des kapitalistischen Systems oder für rassistisch Diskriminierte, denen nichts anderes übrig bleibt.

Wir fordern daher:

• Die Abschaffung aller Bettelverbote
• Das Ende der Kriminalisierung von bettelnden Menschen
• Die Bekämpfung der Armut und nicht die Bekämpfung der Armen

Der öffentliche Raum muss allen gehören und nicht nur den Kaufkräftigen!

Um ein deutlich sichtbares Zeichen zu setzen haben zahlreiche Organisationen und Einzelpersonen die BettelLobby Oberösterreich gegründet. Eine Liste der UnterstützerInnen können Sie auf http://www.bettellobby.at/ nachlesen. Auch auf der Facebook-Seite http://www.facebook.com/bettellobbylinz formiert sich Widerstand.

Es gibt auch in OÖ genug Menschen, die dieses Gesetz nicht widerspruchslos hinnehmen.

Die BettelLobby OÖ

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