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Creative Europe: Probleme und mögliche Lösungen

Warum das Creative Europe Förderprogramm für die kleinen Player kaum mehr funktioniert – und was sich daher ändern muss

Als vor einigen Jahren bekannt wurde, dass die EU Kommission das damalige „Culture Europe“ – Förderprogramm umstellen will, war die Aufregung groß. Maßgebliche Eckpunkte der Reform war eine stärkere Ausrichtung auf wirtschaftliche Kriterien und den Kreativwirtschaftsbereich, die Öffnung des Programms für For-Profit Organisationen und die Zusammenführung mit der Medienförderung unter einem Dach. Derzeit wird das seit 2014 laufende, nun „Creative Europe“ genannte Förderprogramm evaluiert. Die KUPF OÖ beteiligt sich am Evaluierungsprozess und schildert hier ihre Eindrücke und Positionen.

Letzte Woche lud der Creative Europe Desk Austria, die nationale Koordinationsstelle für das Creative Europe – Förderprogramm, Stakeholder und erfolgreiche ProjekteinreicherInnen zum Evaluierungsgespräch nach Wien. Dabei wurden auch detaillierte Zahlen und Fakten aus den ersten drei Jahren des Creative Europe – Programms präsentiert, die durchaus bemerkenswert sind. Die wohl spannendste Feststellung war, dass die von vielen gefürchtete Plünderung des Kulturförderprogramms durch For-Profit Organisationen bis dato noch kaum eingetreten ist. Es sind weiterhin die Non-Profit Organisationen, die den Großteil der Förderzuschläge bekommen. Diese – für unseren Sektor positive – Nachricht wird aber von anderen Kennzahlen und negativen Entwicklungen überschattet.

Die wohl wichtigste Zahl ist die Erfolgsrate der Einreichungen. Lag diese im Schnitt über die letzte, siebenjährige Culture Europe – Periode in Österreich noch bei etwa 30%, so liegt sie seit der Umstellung auf Creative Europe nur noch bei rund 13%, knapp hinter dem europaweiten Schnitt von 16%. Dennoch ist Österreich im Europavergleich immer noch erfolgreich und kann sich in etwa das Doppelte der Summe an Förderungen zurückholen, die es einzahlt.

Die Ursache für dieses radikale Sinken der Erfolgsrate lässt sich im Wesentlichen auf zwei Punkte zurückführen: Erstens nehmen bei gleichbleibender Finanzierung mehr Länder am Programm teil (38 statt früher 31), damit steigt die Konkurrenz. Und zweitens gab es eine massive Verschiebung weg von den sogenannten kleinen Projekten (bis 200.000 € Zuschuss) hin zu den großen Projekten (bis 2 Mio. Zuschuss). Wurden im alten Förderprogramm im Schnitt noch sechs kleine und 0,7 große Projekte gefördert, so ging die Zahl der kleinen im neuen Programm auf zwei zurück, während jene der großen Projekte auf 1,3 anstieg.  Weiters hat sich auch das Verhältnis zwischen jenen Projekten, bei denen die Projektleitung in Österreich lag (sogenannter Lead)  und jenen, bei denen Österreich nur Partner war, 1:4 auf 1:1,5 verschoben.

Diese Verschiebung hat dazu geführt, dass es für den Großteil der österreichischen Kulturinitiativen heute kaum mehr attraktiv ist, eine Einreichung vorzubereiten. Der berühmt-berüchtigte Aufwand für eine EU-Einreichung steht in keinem vernünftigen Verhältnis mehr zu dem Ablehnungsrisiko und den zu holenden Mitteln. Dies wird noch dadurch verschärft, dass die nationale Kofinanzierung in den aktuellen Sparzeiten noch schwieriger und unsicherer geworden ist. Dazu kommen noch häufig genannte Beschwerden über die Qualität der EU-Jurys, die teilweise offenkundig keine passende fachliche Qualifikation vorweisen können, und deren Bestellungsprozedere sogar für die nationalen Creative Europe Desk intransparent ist. Oder der Umstand, dass es in den letzten beiden Jahren auch zu organisatorischen Problemen im Ausschreibungsprozess gekommen ist: Ausschreibungen werden teils um mehrere Monate verschoben, dann überraschend mit kurzen Fristen ausgeschrieben und schließlich fehlen teils noch die nötigen Unterlagen und Einreichformulare, obwohl die Frist zur Einreichung schon läuft. Bei der Auszahlung von Raten kommt es immer wieder zu Verzögerungen, Fragen werden oft nicht zeitnahe beantwortet und dass die letzte Drittelrate erst nach der abschließenden Projektevaluierung, die sich über Monate ziehen kann, ausgezahlt wird, bringt vor allem für kleine Initiativen große Liquiditätsprobleme.

Kein Wunder, dass das Image des Creative Europe – Förderprogramms massiven Schaden genommen hat – was nun aber auch auf EU-Ebene erkannt wurde. Die nun laufende Evaluierung ist also wohl eine durchaus gute Gelegenheit, am laufenden Programm Änderungen vorzunehmen und die Weichen für ein besseres Nachfolgeprogramm zu stellen.

Die KUPF schlägt folgende Verbesserungsmaßnahmen vor und freut sich über eine Übernahme dieser Punkte im EU – Konsultationsverfahren, das noch bis 14. April hier online ausgefüllt werden kann:

Kurzfristige Maßnahmen:

  • Stärkere Fokussierung der Bewertung auf inhaltliche statt wirtschaftliche Kriterien.
  • Vereinfachung der Antragstellung und Abwicklung der Kleinprojekte.
  • Einführung einer neuen Projektkategorie „Kleinstprojekte“ (bis 80.000 €) mit stark reduziertem Einreichungs- und Abwicklungsaufwand.
  • Möglichkeit der Pauschalisierung und Prokopfkennzahlenrechnung von Förderabrechnungen statt der derzeitigen aufwendigen Einzelbelegsabrechnung.
  • Einführung eines zweistufigen Verfahrens für Großprojekte (erste Stufe: nur inhaltliches Konzept; zweite Stufe: aktuelles umfangreiches Konzept).
  • Möglichkeit einer (gedeckelten) Abrechnung der Kosten für die Projektkonzeption bei zugesagten Projekten.
  • Abschlagszahlung bei negativer Bewertung großer Projekte, die in die zweite Stufe geschafft haben.
  • Zahlung der letzten Förderrate bei Projektende, nicht erst nach erfolgter Abrechnung.
  • Fachliche Kompetenz der Juroren und Evalutoren muss zwingend gegeben sein.
  • Förderung von mehr Kleinprojekten statt wenigen Großprojekten. Mehr Vielfalt muss das Ziel sein.

Langfristige Maßnahmen:

  • Eine Erhöhung des Gesamtvolumens des Creative Europe – Programms.
  • Abspaltung der Kreativwirtschaftsförderung in ein eigenes Programm unter der Bedingung, dass dieses eigene Gelder erhält und nicht Mittel des Creative Europe – Programms absaugt.
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Internationaler Frauentag 2017

Auch 2017 beteiligen sich wieder etliche Initiativen aus dem KUPF-Netzwerk mit Veranstaltungen und Aktionen am Weltfrauentag. Ein kleiner, unvollständiger Überblick:

  • Das Programmkino Wels im Medien Kultur Haus bietet diese Woche die Frauenfilmtage 2017 an: →Infos
  • Radio FRO widmet am 8. März ganztägig alle Sendungen dem Frauentag: →Programm
  • Das Frauenforum Salzkammergut veranstaltet im Kino Ebensee am 11. März den 30. Frauenfilmtag: →Infos
  • In Linz haben sich mehrere Initiativen (u.a. Arcobaleno, Autonomes Frauenzentrum, fiftitu%, Maiz, …) erneut zum Bündnis Feminismus & Krawall zusammengeschlossen: →Programm
  • Die Zuckerfabrik Enns offeriert in Kooperation mit Ennser Frauenorganisationen einen Frauenfilmabend
  • Im Papierwelten in Laakirchen wird die gesamte Woche die Ausutellung  „Starke Frauen“ gezeigt: →Infos
  • Das GUGG in Braunau veranstaltet gemeinsam mit der Frauenberatungsstelle einen Abend mit LES REINES PROCHAINES: →Infos
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KUPF Mitglieder- Versammlung 2017

Am Samstag, dem 18. Februar 2017, fand die KUPF Mitgliederversammlung 2017 der KUPF statt. Austragungsort der Veranstaltung war dieses Jahr das Linzer Kulturzentrum KAPU, das selbst Mitglied der Kulturplattform ist. Im Rahmen der Mitgliederversammlung wurde das vergangene Jahr reflektiert und ein sehr konkretes Arbeitsprogramm samt Budgetplan für das Jahr 2017 beschlossen.

Vorstand 2017:

Acht Personen kandidierten bei der Vorstandswahl und wurden von der Mitgliederversammlung gewählt: Jolanda de Wit (OKH Vöcklabruck), Christian Diabl (FRO Linz), Eva Falb (KomA Ottensheim), Bernhard Forstenlechner (Klangfolger Gallneukirchen), Christian Haselmayr (KAPU Linz), Lisa Neuhuber (Kino Ebensee), Victoria Schuster (KomA Ottensheim) und Florian Walter (Waschaecht Wels). Fotos und Kurz-Biografien sind hier einsehbar.

Aus dem Vorstand ausgeschieden sind: Nicole Honeck, Julia Müllegger, Johanna Klement, Thomas Kreiseder sowie Valentin Schachinger. Alle fünf haben mehrere Jahre als KUPF-VorständInnen die Kulturplattform geprägt und haben heuer nicht mehr kandidiert. Wir danken den Fünfen!

Neue KUPF – Mitglieder:

Vier interessierte Kulturinitiativen bewarben sich um Mitgliedschaft in der KUPF und wurden von der Mitgliederversammlung aufgenommen:

PostSkriptum (Linz)

Seit mittlerweile 11 Jahren ist der Verein PostSkriptum in der Linzer Literaturszene tätig. Der klare Vereinszweck ist die Durchführung von Poetry Slams sowie die Förderung von NachwuchsliteratInnen und das Heranführen von HobbyautorInnen die Bühne. Postskriptum hat seinen Sitz in Linz, veranstaltet aber auch außerhalb, etwa immer wieder im Welser Medien Kultur Haus. →www.postskriptum.at

FreiRaum (Wels)

Der Verein „FreiRaumWels“ stellt mit Unterstützung der Stadt Wels Raum zur Verfügung, um selbstorganisiert an ehrenamtlichen Projekten und sozialen Aktivitäten zu arbeiten. Der FreiRaum ist ein Gemeinschaftsraum im Herzen von Wels, der Leute einlädt ihre Ideen mit anderen Menschen zu teilen und zu verwirklichen – und ihre Kreativität in den Dienst der Gemeinschaft oder einer guten Sache zu stellen. →www.freiraumwels.at

20gerHaus (Ried)

Das 20gerHaus ist Galerie und Verein – seit 2006 ist ein zentrumsnaher Standort in Ried in Betrieb. Das 20gerHaus hat es sich zur Aufgabe gemacht hat, Kunst und Kultur im weitesten Sinn zu fördern, Ausstellungen zu veranstalten, Kurse anzubieten und Kulturprojekte zu initiieren. Ziel des ambitionierten Ausstellungsprogramms ist es, eine Mischung aus jungen und arrivierteren Künstlern der Region auszustellen, immer wieder aber auch Gäste von weiter weg und ausgesuchtes Kunsthandwerk zu präsentieren. →www.20gerhaus.at

Aufschrei (Aschach)

Von engagierten Jugendlichen aus der Region Aschach/Eferding 2012 gegründet liegt der Zweck des Vereins in der Organisation kultureller Veranstaltungen (z.B. Konzerte, Workshops, Diskussionsabende…). Ein wichtiges Anliegen ist uns dabei die Förderung von Künstlerinnen und Künstlern aus der Region, insbesondere junger Bands. Weiters will der Aufschrei eine Diskussionsplattform für Jugendliche und junge Erwachsene links der Mitte schaffen, um ihnen die Vernetzung und den Ideenaustausch mit Gleichgesinnten zu ermöglichen. Ziele ist dabei stets die aktive Bekämpfung von Sexismus, Homophobie und Xenophobie. →vereinaufschrei.wordpress.com

 

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Kulturleitbild: KUPF verlangt mehr Tempo in der Umsetzung

Das 2009 beschlossene oberösterreichische Kulturleitbild ist ambitionierter als seine Umsetzung. Dies zeigt auch der aktuelle Umsetzungsbericht des Landes Oberösterreichs, der diese Woche dem Kulturausschuss vorgelegt wird. Die in der aktuellen KUPFzeitung formulierte Kritik wird durch den Bericht weitgehend bestätigt. Viele Punkte gerade im zeitgenössischen Kulturbereich harren weiter der Umsetzung. Die KUPF fordert die Politik daher auf, das Reformtempo im Kulturbereich zu erhöhen und die offenen Baustellen anzugehen.

17 Seiten umfasst der aktuelle Umsetzungsbericht zum acht Jahre alten Kulturleitbild. Die konkreten Fortschritte haben darin überraschend wenig Platz, den fast die Hälfte des Berichts widmet sich zwei Studien: Während das market Institut die Meinung der Bevölkerung zum Kulturland OÖ erhoben hat, wurde die Innsbrucker Gesellschaft für angewandte Wirtschaftsforschung mit einer Analyse der Umwegrentabilität der öffentlichen Kulturausgaben beauftragt. Beide Studien beinhalten durchaus erfreuliche Ergebnisse: Der überwiegende Teil der Bevölkerung gibt der Landespolitik gute Noten, ganze 71% der Menschen halten die öffentlichen Kulturausgaben für angemessen (47%) oder sogar zu niedrig (24%).

Aber die Studien zeigen auch Probleme auf: Als Hinderungsgründe für den Zugang zu Kunst und Kultur werden von 42% der Befragten Geldmangel als Ursache genannt. Dies zeigt deutlich, dass es verstärkte Anstrengungen braucht, um das erklärte politische Ziel zu erreichen, dass Kunst und Kultur nicht nur ein elitärer Luxus sind, sondern für alle Menschen zugänglich wird. Eine zielgerichtete verstärkte öffentliche Förderung von Kunst und Kultur und das Senken von Zugangsbarrieren ist also dringend notwendig. Stagnierende Kulturbudgets haben genauso wie die Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Eintrittskarten zu höheren Ticketpreisen geführt, besonders im zeitgenössischen Kulturbereich.

Weiters nennen 20% der Befragten fehlende Angebote in ihrer Region als Hürde. Die KUPF fordert seit Jahren eine verstärkte Förderung von Kunst und Kultur am Land, auch im Sinne der Regionalentwicklung. Denn das kulturelle Angebote der Absiedlung und Verödung entgegenwirken, sollte mittlerweile allen klar sein. Dies kann aber nur durch eine Veränderung der Verteilungsschlüssel im Kulturbudget geschehen: Wenn schon 91% des gesamten Kulturbudgets für Einrichtungen des Landes OÖ und der Stadt Linz verwendet werden, die notwendigerweise sich eher in den Städten und größeren Kommunen zentrieren, dann bleibt nur noch wenig Geld für die freien, dezentralen Kulturorganisationen übrig. Die Kulturinitiativen am Land gelten als regionale Nahversorger und müssen auch in dieser Rolle entsprechend gewürdigt werden.

Die aufgeführten Umsetzungspunkte sind teilweise klar nachvollziehbar, teilweise aber auch sehr unkonkret: Im Arbeitsschwerpunkt zu Migration wird lediglich auf Vorschläge des Landeskulturbeirats verwiesen. Ob, wie und wann diese umgesetzt werden, bleibt völlig offen. Als Beleg für das Führen des kulturpolitischen Diskurses wird eine Tour des Landeshauptmanns in der Wahlkampfzeit 2014/2015 genannt – Ergebnisse oder Erkenntnisse bleibt der Umsetzungsbericht schuldig.

Auffällig ist grundlegend, dass sich der Bericht hauptsächlich auf die Erfolge der Einrichtungen des Landes OÖ stützt. Was in der oder für die zeitgenössische Kulturszene passiert, bleibt vollkommen unerwähnt. Allerdings hat sich das Land in den letzten acht Jahren auch wenig mit diesem für die Zukunft wichtigen Bereich beschäftigt, wie dieser Bericht deutlich zeigt.

Die KUPF fordert die Landespolitik daher auf, den fünften Gang einzulegen und die offenen Baustellen besonders im Bereich der zeitgenössischen Kultur anzugehen. Die Förderung der freien Medien, Gleichberechtigung der Frauen im Kulturleben, Entwicklung der kulturellen Infrastruktur am Land, Aufbrechen des überkommenen Verteilungsschlüssel zwischen Pflicht- und Ermessensausgaben, Weiterbildungsangebote für KulturarbeiterInnen, etc: Die KUPF hat dazu schon viele Vorschläge in die Debatte gebracht und bleibt weiter gesprächsbereit. Das Kulturland OÖ muss sich weiter entwickeln, wenn es überleben will.

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Leserbrief und Replik zur Wahlkolumne

Es erstaunt die KUPF manchmal, wie wenig Reaktionen auf die oft recht provokanten Texte der KolumnistInnen der KUPFzeitung bei uns eintreffen. Zur Kolumne von Andreas Wahl in der aktuellen KUPFzeitung #160  erreicht uns dieses Mal aber glücklicherweise ein Leserbrief von Otto Tremetzberger und die Replik von Andreas Wahl.

 

Leserbrief Otto Tremetzberger:

Wie der Schelm tickt so denkt er. Eine Replik auf diesen Text.

Der Schelm ist wieder einmal Andi Wahl. Sein „Tick“ sind zum Beispiel die „gesellschaftlichen Eliten“. Über „Kunststudierende“ ulkt er: „Seelenlose Kunstzombies“.

Wenn auch A. Wahl in der KUPF Zeitung zu Recht den latenten Widerspruch anführt, dass „Leute aus der (Anm. OT: chronisch unterfinanzierten) Freien Szene in Linz“ gegen die Schließung der städtischen Einrichtung „Salzamt“ rebellieren, so entpuppt sich die aktuelle „Wahlkolumne“ ein paar Zeilen darauf schon als „klassischer Wahl“. (KennerInnen der Szene wissen was ich meine)

Geradezu wie eine gefährliche Drohung hört es sich dann an wenn Wahl es „in der gegenwärtigen Logik des Kunstbetriebes“ generöserweise für „durchaus legitim“ befindet, dass Kunststudierende aus „Eigennutz“ gegen die Schließung des „Ausstellungs- und Atelierbetriebs“ Salzamt „auf die Barrikaden“ steigen, um so ihren „Marktwert“ zu steigern. Wohlgemerkt: „gegenwärtig“. In der klassen- und kunstlosen Gesellschaft soll später einmal auch dieser „Markt“ vermutlich Geschichte sein.

Salzamt „zuadraht“: Selber schuld, meint der Schelm Wahl. Hättens halt was gescheites lernen sollen. „No ja … da mias wida de g’schtopften in oasch greuln“ lesen wir als Antwort im zur „Wahlkolumne“ passenden (und diesmal wirklich unpassenden) Cartoon von Stephan Gassner gleich daneben. Tja, lustig ist das nicht mehr.

Es ist dieser (linke?) Antielitismus, das (linke?) Gesudere gegen „die da oben“, das Gerede von KünstlerInnen als „Arschkriechern“, die Wut auf die „Gstopften“ und das vermeintliche “Establishment”, das Geraune über Kulturschaffende, die sich „in den Annehmlichkeiten eines … organiserten Galerie- und Atelierbetriebs verlieren“ …

Kurz gesagt: Wir haben es hier mit einer linksmeinenden Kunstfeindlichkeit zu tun, die sich 1:1 in das Narrativ der Rechten einpasst. Beides, Wahls witzlose Kolumne und Gassners Cartoon könnte man genauso gut im „Wochenblick“ abdrucken. Schade. Die KUPF-Zeitung auf Stammtischniveau.

Und weil heute auch der 4.12.2016 ist. Dem zitierten Narrativ zufolge wird auch gegen das „Establishment“ abgestimmt: Freunde: Ihr gießt nicht Wasser, sondern Öl ins Feuer!

Und natürlich: Ich entschuldige mich nicht.

Otto Tremetzberger

Replik Andreas Wahl:

Aber Otto, warum wunderst du dich?
Du weisst doch, dass ich kulturpolitisch in der KUPF sozialisiert wurden. Wir haben uns in den 80ern des 20. Jh. daran gemacht die kulturelle Verkrustungen im Lande aufzubrechen. Mit viel Witz und viel Zorn haben wir den kirchlichen und weltlichen Autoritäten die kulturuelle Hegemonie aus der Hand geschlagen. Es ging immer darum – wie schon 100 Jahre davor in den Arbeiter*innen-Bildungsvereinen – die Sachen in die eigene Hand zu nehmen. Auch die Kultur, auch die Kunst.
Natürlich ist in meinem Weltbild Kunst nichts für Spezialist*innen, sondern eine ganz normale Lebensäußerung die Jede*m*r zusteht.

Aber Otto, du weisst doch…
…dass ich langsam ein Silberrücken werde. Mich als solcher noch an Zeiten erinnere (und wohl auch orientiere) in denen man sich nicht gezwungen sah jede seiner Lebensäußerung auf ihren eventuellen vermarktbaren Wert abzuklopfen. Man hat geschrieben, Skulpturen gebaut, gesungen weil man schreiben, bauen, singen wollte. Nicht um seinen Lebensunterhalt damit zu verdienen. „Kunst kommt von müssen“ hat es Helmuth Gsöllpointner (muss man nicht mehr kennen – man sollte es aber) gerne auf den Punkt gebracht.

Ja Otto, du hast vollkommen recht
…in der klassenlosen Gesellschaft sollte es keine Kunstmarkt (wie wir ihn kennen) mehr geben. Für dich habe ich nochmals meine Marx-Engels-Gesamtausgabe hervor gekramt. Und da findet sich da der „Deutschen Ideologie“ eine vage Idee vom Alltagsleben in der klassenlosen Gesellschaft /“wo Jeder nicht einen ausschließlichen Kreis der Tätigkeit hat, sondern sich in jedem beliebigen Zweige ausbilden kann, die Gesellschaft die allgemeine Produktion regelt und mir eben dadurch möglich macht, heute dies, morgen jenes zu tun, morgens zu jagen, nachmittags zu fischen, abends Viehzucht zu treiben, nach dem Essen zu kritisieren, wie ich gerade Lust habe, ohne je Jäger, Fischer, Hirt oder Kritiker zu werden.“/ //

Otto, lass dir gesagt sein
… wie ich es als das Vorrecht der Jugend erachte radikal und überheblich zu sein, so nehme ich mir das Recht heraus mir Sorgen zu machen. Und so mache ich mir eben Sorgen um Menschen die sich von einer mir so wichtigen Sache wie Kunst ökonomisch abhängig machen. Denn – so meine Überzeugung – Kunst, Politik und Liebe sollte man ohne Rücksichtnahme auf seinen Lebensunterhalt betreiben (können). Die von mir recht unglücklich gewählte Formulierung der „seelenlosen Kunstzombies“ ist also nicht als Befund, sondern als Ausdruck meiner Sorge zu lesen.

Ansonsten, lieber Otto
…bedanke ich mich sehr für deine Gegenrede. Zum Einen schätze ich die Kunst der wohl gesetzten Beleidigung und zum Anderen hast du mir Gelegenheit gegeben mich genauer zu erklären. Die Sklaventreiber*innen der KUPF-Zeitungs-Redaktion peitschen mich immer zum kurzen Format. Deine Replik verschaffte mir die Gelegenheit mich einmal weg zu ducken, ihrem nächsten Peitschenhieb auszuweichen um mir soviel Buchstaben zu gönnen die meine Geschichte eben braucht.

Andreas Wahl, Bau- & Kulturarbeiter

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KUPF Radio: Raumschiffkommentare

Im Oktober dieses Jahres hat sich die KUPFradio-Redakteurin Sigi Ecker mit den MacherInnen der Linzer KUPF-Mitgliedsinitiative Raumschiff getroffen. Thema der daraus entstandenen Sendung war unter anderem das oft komplizierte Verhältnis zu PolitikerInnen und BeamtInnen, welches junge KulturarbeiterInnen als frustrierend erleben.

Sigi Ecker hat sich daraufhin aufgemacht, um das politische Gegenüber des Raumschiffs vor das Mikrophon zu bitten: Sowohl der Linzer Kulturdirektor Julius Stieber als auch der Linzer Vizebürgermeister und Kulturstadtrat Bernhard Baier legen im Interview ihre Sicht der Dinge dar.

Weiterführende Links:

 

Sendezeiten:

  • Radio FRO: Dienstag um 17.30 Uhr sowie Mittwoch um 8.00 Uhr
  • Freies Radio Freistadt: Mittwoch um 16.30 Uhr sowie Donnerstag um 14.00 Uhr
  • Freies Radio Salzkammergut: Mittwoch um 13.00 Uhr
  • Freies Radio B138: Donnerstag um 18.30 Uhr

 

Sendungen online hören:

 

 

Bilddatei/Header: (c) Kulturstadtrat Baier

COVER KUPF Organisationshandbuch I bis III

Abverkauf KUPF Organsiations Handbuch

Das bewährte Handbuch für dürftige Zeiten, jetzt um 50% verbilligt: In drei Bänden werden die Grundbegriffe der Organisation in zivilgesellschaftlichen Zusammenhängen erläutert und mit praktischen Beispielen erläutert. Ob Projektmanagment, Versicherungsfragen oder Buchhaltungsprozedere – das KUPF Organisationshandbuch bietet einen Leitfaden für stimmige Strukturen und rechtskonforme Verhältnisse in der eigenen Organisation oder Initiative. 2009 in neu überarbeiteter, fünfter Auflage erschienen.

Mehr Infos: Inhaltsverzeichnis und Bestellformular

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Studie: Umwegrentabilität der Ausgaben im Kulturbereich

Regelmäßig gibt das Land Oberösterreich Kulturstudien in Auftrag, um die Rolle von Kunst und Kultur für die Entwicklung des Landes einzuschätzen. Ein Schwerpunkt der aktuellen wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit kulturellen Themen war die Bedeutung von Investitionen in Kunst und Kultur aus volkswirtschaftlicher Sicht. Prof. DDr. Friedrich Schneider wurde beauftragt, eine „Regionalwirtschaftliche Analyse der Umwegrentabilität der Ausgaben im Kulturbereich“ durchzuführen, die Studie steht untenstehend als PDF-File zum Download bereit.

DOWNLOAD 2016_ LandOÖ Kulturausgaben Umwegrentabilität_rev1

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Stadt Linz spart bei Kultur und Bildung ein

Die Stadt Linz plant, Einsparungen im Kultur- & Bildungsbereich kurzfristig umzusetzen. So sollen unter anderem das städtische Atelierhaus Salzamt und andere Kultur- & Bildungseinrichtungen wie Stadtteilbibliotheken, die Medienwerkstatt etc. geschlossen werden, auch das Linzfest scheint betroffen.

Der Beschluss dazu wird voraussichtlich bereits am Donnerstag, 20.10. 2016, im Linzer Gemeinderat gefasst, die KUPF und andere kritisieren diese Vorgehensweise. Derzeit produzieren fast täglich diverse KünstlerInnenkollektive, Kulturinitiativen und viele andere Statements und Protestnoten gegen die Schliessung des Atelierhaus Salzamt. Am 19.10.2016 fand auch eine Demonstration gegen die Sparpläne statt.

Hier – zum Überblick – ein fortlaufend aktualisierter Überblick über die diversen Entwicklungen, Statements, Pressebericht etc..

Am 19. 10. 2016 fand eine vom Kulturverein FAMA initierte Demonstration für den Fortbestand des Atelierhaus Salzamt statt. Fotos von der Demo sind im entsprechenden Facebook-Thread zu finden: https://www.facebook.com/events/349844602021338/ (h/t Twicsy Instagram followers)