Joseph Raymond McCarthy

„Mc Carthy“ Kaltenberger!

In der Einleitung zum Beitrag „Replik zum Ausblick! Part IX!“ habe ich schon angekündigt, dass dazu eventuell später mehr kommen würde. Und schon passiert es.

Der Beitrag von Volksblatt Redakteur Michael Kaltenberger ist nämlich nicht nur aufgrund der – nachweislich – falschen Fakten so ärgerlich, sondern weil er in das selbe Horn stößt, wie vor ihm schon viele ÖVP-PolitikerInnen (Franz Morak, Elisabeth Manhal, …). (Auch die FPÖ stößt in das selbe Horn, aber dies ist aufgrund der reflexartigen Beißhaltung nicht weiter beachtenswert, die SPÖ schaut bei solchen Sachen zuerst lange dem Volk aufs Maul bevor sie sich dann doch äußert).

Was ist es denn, dieses Ärgernis. Spüren wir der Sache nach:
“Problematisch wird die Sache allerdings, wenn diese linkslinke Truppe die Mai-Demo der Kommunisten als Vehikel für Provokationen gegen die Exekutive nutzt. Angesichts der jüngsten Vorfälle, die tragisch zeigen, in welchem Spannungsfeld sich die tägliche Arbeit der Exekutive abspielt, ist die geplante Vermummungs-Modeschau höchst unappetitlich.“ So Kaltenberger.
Unappetitlich! Dass die ganze Sache eine kulinarische Note bekommt ist ja ganz nett. Was Hr. Kaltenberger hier (von den Begrifflichkeiten her genau im FPÖ-Jargon) nicht essen will, ist eine Auseinandersetzung mit den Vorfällen des 1. Mai 2009, bei dem die Exekutive – auch gerichtlich festgehalten – unschuldige TeilnehmerInnen der Demonstration unter Gewaltanwendung festnahm, und die Repression fröhliche Urständ‘ feierte.

Kaltenberger weiter: “Und weil es bei der Kummerl-Demo am 1. Mai nicht nur gegen die Polizei geht, sondern auch gegen die im Entstehen begriffene Linzer Stadtwache, darf man annehmen, dass die Veranstalter und Teilnehmer ein Problem mit der staatlichen Ordnung insgesamt haben.“
Sehr gut erkannt Herr Kaltenberger. Sie haben ja – offensichtlich – auch ein Problem mit dem Gespenst des Kommunismus. Aber vielleicht zu Ihrer Hilfe: Jede staatliche (Ver-)Ordnung muss hinterfragt werden, vor allem wenn sie – wie im Falle der Linzer Stadtwache – ja doch nur politische Kosmetik und Symptombekämpfung ist. Dass einmal die Ursachen hinterfragt werden und an und mit diesen gearbeitet wird, lässt sich leider klientelpolitik-technisch nur schlecht bewerkstelligen.

Zum Schluss meint Hr. Kaltenberger: “Aber wenn das Ganze von den Steuerzahlern finanziert wird, nämlich über Subventionen für die Kulturplattform „Kupf“, die am 1. Mai genauso in der ersten Reihe steht wie bei den Aktionen gegen die Stadtwache, dann stellt sich vielen Bürgern die Frage, ob das wirklich Sinn und Zwecke einer – subventionierten! – Kulturinitiative ist.“
Das musste ja kommen, die Steuerkeule. Wir alle müssen für das zahlen. Dass wir alle auch für die Stadtwache zahlen, darf Hr. Kaltenberger hier ruhig ausblenden. Und es ist auch gut so. Denn er, genauso wie die oben erwähnten ÖVP-PolitikerInnen verkennen eine entscheidende Tatsache: Wofür hier Geld aus öffentlichen Förderungen fließt, ist ein Kunstprojekt. Eine künstlerisch, kulturelle Auseinandersetzung mit einem Thema, das sich nicht die AktivistInnen aus den Fingern gesogen haben, sondern das von der Politik aufoktroyiert wurde. Sicherheit über alles!
Das demokratiepolitisch notwendige Aufstehen gegen diesen Trend bezahlt uns niemand. Das machen wir aus unserem Antrieb heraus. Was treibt Sie an, Hr. Kaltenberger? Die Angst vor dem Kommunismus?
Das wäre schön zu wissen!

Replik zum Ausblick! Part X! – Das Finale!

Ohne Unterbrechung kommt der Schluss! Das Finale, danach kann nichts mehr kommen und Teil zehn trägt den Titel:
Qualität für alle!

Mit dieser Ansage erklärt die Intendanz, dass das Konzept einer „Kultur für alle“ nun weichen muss, denn: “Der einstige Anspruch ist weitgehend erfüllt, mittels vieler ineinandergreifender Maßnahmen: Kultur steht in Linz und Oberösterreich allen offen.“ Das kann einigermaßen zynisch aufgefasst werden. Denn das Kultur allen offen steht, alleine dieses Aussage, verschließt die Augen vor realen Zugangshürden zum Kunst- und Kulturangebot, die ökonomisch und sozial gegeben sind. Ganz zu schweigen davon, dass ein offen stehen für alle auch ein offen sein bedeuten müsste. Aber – um den Zynismus weiterzutreiben: Mit „allen“ sind wohl nicht „alle“ gemeint. Konzepte von Diversity sind in anderen Ländern unabdingbar, (Ober-)Österreich ist davon weit entfernt. Dazu reicht ein Blick auf die Führungsetagen etablierter Häuser ebenso wie in die Vorstände vieler Kulturinitiativen. Der Anteil von MigrantInnen ist gegen null. (Bewusst schreibe ich hier nicht von Menschen mit Migrationshintergrund, weil diese Zuschreibung – lt. Hakan Gürses – das Betreten des Vordergrundes verhindert, da der Hintergrund manifest ist.)

Aber da es um „alle“ geht meint der neue Slogan den die Intendanz uns schenkt nämlich folgendes: “„Qualität für alle!“ ist die neue Leitplanke. Teilhabe ist die Voraussetzung, aber was zählt, ist Berührung, Gehalt und Kraft dessen, was geboten wird – für alle.“
Um das hier mit oben zu koppeln, muss ich feststellen, dass die Voraussetzungen für die neue Leitplanke noch nicht erfüllt sind. Denn Teilhabe heißt sowohl Zugänge ermöglichen, also auch aktive Partizipation fördern. Und das für alle!

Replik zum Ausblick! Part IX!

Eigentlich sollte heute etwas anderes Thema sein! Aber dazu eventuell später mehr. Schlechter Journalismus wird sich öfters finden.

Darum mit vollem Elan zum vorletzten Kapitel, aber nicht ohne die Tradition des Verweises auf KollegInnen

Das vorletzte Kapitel titelt: Bewegung tut gut!
Nein es geht der Intendanz nicht um ein Fitnessprogramm. Die Notwendigkeit zur Bewegung sieht die Intendanz in den Institutionen, und hier vor allem in den Führungsetagen.

Ich will einmal davon absehen, dass die Intendanz ihren Ausblick nutzt, um noch einmal in kindischer Manier auf das Theater Phönix hinzuhauen. Wunden heilen nicht so schnell.

Nein ich will vielmehr versuchen hierin etwas zu finden, das ein zentrales Thema von Kunst- und Kulturarbeit sein muss: Nennen wir es einmal „innere Mobilität“
Der Satz aus dem Kapitel: Umso dringlicher, die Beweglichkeit nicht mehr zu verlieren, sondern sie im Gegenteil zu trainieren. Und aller Routine dort entgegenzutreten, wo sie kulturelle Lähmungserscheinungen produziert., bringt das in Teilen auf den Punkt.

Routine, Betriebsblindheit. Es gibt so viele Begriffe die den Zustand beschreiben, der oft einhergeht mit der Institutionalisierung. Jener Zustand der sich auf das Bewirtschaften der eigenen Claims beschränkt.
Aber das Kapitel der Intendanz liest sich dann doch etwas zu apodiktisch.

Denn es ist auch nicht der Weg einer radikalen Erneuerung, wenn alle Köpfe ausgetauscht werden. Der Weg muss sein Strukturen zu hinterfragen und hier auch von den Organisationen und Institutionen ein hohes Maß an Selbstreflexion zu fordern.

Replik zum Ausblick! Part VIII!

Kurze Unterbrechungen erhöhen die Spannung! Für den Cliffhanger sorgte diesmal Kollege giro mit einem Stück geborgter Poesie.

Aber dem Gesetz der Serie ist es geschuldet, dass hier das nächste Kapitel des Ausblicks der Intendanz der Kulturhauptstadt betrachtet wird:
Die Szenen fordern und fördern!

Und dieses Plädoyer hätten sich wohl die BeobachterInnen der Kulturhauptstadt nicht erwartet: „Zu den wesentlichsten Anliegen jeder städtischen Kulturpolitik gehört die Förderung jener kreativen und künstlerischen Kräfte, die sich in Linz und Oberösterreich als Freie Szene verstehen. Es geht dabei um den vitalen Kern des kulturellen Geschehens und um eine Energie, die sich aus Leidenschaft und im eigenen Auftrag einbringt in die Gesellschaft und in deren Wahrnehmung.“
Das klingt wie aus dem Kulturentwicklungsplan der Stadt Linz abgeschrieben, wo es heißt Um das große künstlerische Potenzial der Freien Szene auch in Zukunft in Linz zu halten, muss die Förderung der Freien Szene konsequent und nachhaltig wirksam weitergeführt und ausgebaut werden. Wohlgemerkt jener Kulturentwicklungsplan, dessen Wichtigkeit mit Fortdauer der Kulturhauptstadt von den Intendanz mehr und mehr in Abrede gestellt wurde.
Aber im Prinzip muss – zu beiden Aussagen – ein klares „JA“ gesprochen werden.

Und auch der Abschluss dieses Kapitels ist etwas, was in weiteren Diskussion für ebensolchen Stoff sorgen sollte:
Denn es gilt, bloße Bequemlichkeit aufzukündigen, aber den Hunger nach starken, eigensinnigen Zeichen und nach neuen existentiellen Entwürfen ernst zu nehmen.
Und ja, die Bequemlichkeit ist die Gefahr für uns alle. Das zurechtrücken der Möbel im eigenen Schrebergarten ist immer vordringlich. Aber auch hier darf gefragt werden, wo sie denn herrührt diese Bequemlichkeit. Die ist nicht ausschließlich selbst verschuldet. Sondern sie ist – in weiten Teilen – politisches Kalkül. Die die „bequem“ sind werden nicht aufbegehren. Darum werden sie durch – geringe – Zugeständnisse ruhiggestellt aber sie lassen sich auch ruhigstellen.
Heinrich Heine meinte schon in Deutschland Ein Wintermärchen dazu, als der dem kleinen Harfenmädchen lauschte:
„Sie sang das alte Entsagungslied,
Das Eiapopeia vom Himmel,
Womit man einlullt, wenn es greint,
Das Volk, den großen Lümmel.
Ich kenne die Weise, ich kenne den Text,
Ich kenn auch die Herren Verfasser;
Ich weiß, sie tranken heimlich Wein
Und predigten öffentlich Wasser.“

Replik zum Ausblick! Part VII!

Back after the commercial-break, für die von Kollegen Lüpke propagierte Papstverhaftung, darf heute Teil sieben den Endspurt einleiten.
Verwiesen sei an dieser Stelle auch auf das wunderschöne Posting von claire schlamm – was für ein Name, was für ein Kommentar.

Gut – back to business – die Intendanz spricht heute zu uns von: Effizienter werden!
Und sie überrascht. Denn die Überschrift würde ja vermuten lassen, das die aus Punkt eins bekannte Peitsche wieder zu knallen beginnt. Aber nein. Mit nüchternem Blickwill die Intendanz das Verhältnis von Aufwand und Ertrag in der täglichen Arbeitüberprüft wissen, aber: Eine solche Prüfung muss in keiner Weise jener simplen Ökonomisierung von Kultur Vorschub leisten, die zu Recht mit Skepsis beurteilt gehört – weil hier Wirtschaftlichkeit oft zu Lasten von Inhalt geht.
Natürlich kann jetzt darauf verwiesen werden, dass sich die Intendanz hier selbst ein wenig widerspricht, weil doch – z.B. in Punkt vier des Ausblicks – auch schon andere Töne angeschlagen wurden.

Aber was die Intendanz mit Effizienz meint, oder zumindest schreibt zu meinen liest sich fast schon wie ein KUPF Forderungskatalog: Indessen hat die Arbeit am Kulturhauptstadtprojekt uns und viele Beteiligte gelehrt, dass Effizienz im Kulturbetrieb sehr wohl ein Thema ist. Sei es dort, wo die Professionalisierung von Arbeitsbedingungen und Produktionsmitteln Raum schafft für eine Konzentration auf die kulturellen und künstlerischen Kernanliegen. Oder dort, wo unnötige Schlaufen und Diskussionsblasen ein Mittun oder gar Mitentscheiden zwar vorgeben, aber in keiner Weise einlösen.

Denn übersetzt heißt das: Sichert die Strukturen, damit die Menschen arbeiten können!

Für die unnötigen Schlaufen und Diskussionsblasen hat die Intendanz auch ein Beispiel parat: Ein Beispiel für derartige Placebo-Situationen ist der Stadtkulturbeirat, dessen unverbindliche Aktivität ständig darauf verweist, welch zeitraubende Fehlkonstruktion dieses Gefäß ist. Hier und anderswo braucht es beherzte, selbstkritische Eingriffe, im Zeichen des Aufbruchs.
Und hier muss Widerspruch an den Tag gelegt werden. Denn die Unverbindlichkeit des Stadtkulturbeirates ist nicht den AktivistInnen und Mitgliedern desselben anzulasten, sondern hier muss die Politik Farbe bekennen, ob und wie sie Gremien der Partizipation einbinden will.
Und mit Einbindung ist mehr gemeint, als aktiven, interessierten Menschen einen Sandkasten aufzubauen in dem sie – mit Überwachung – spielen dürfen. Sind ja – für die Politik – nur Sandburgen!

Replik zum Ausblick! Part VI!

Diese kleine Serie lässt sicherlich den Eindruck entstehen, dass es darum geht der gewesenen Kulturhauptstadt und ihrer Intendanz noch eins auszuwischen, vor allem da die Medienmaschine nicht mehr läuft.
Doch es geht um mehr! Es geht darum, (kultur-)politische Empfehlungen anzusehen, die an die Stadt und Ihre Verantwortlichen gerichtet sind und diese kritisch zu hinterfragen. Das – aus meiner Perspektive – nur wenig Begrüßenswertes in den Ausblicken steckt, kann mir nicht angelastet werden.
Umso mehr kann es als erfreulich gewertet werden, dass Kapitel sechs des Ausblicks ein äußerst kluges Denken mit sich bringt, wenngleich auch hier Kritik notwendig ist.
Verfolgen wir also das Statement mit dem Titel: Kompetenzen von außen holen!

Hier steht geschrieben:
„Nicht alles braucht auf eigenem Mistbeet zu wachsen. Linz ist stark, versteht sich als Stadt der Ermöglichungskultur und verfügt, glücklicherweise, über beträchtliche Mittel. Also sollten in allen kulturrelevanten Gremien, Jurys, Projektausschüssen, Boards und dergleichen bewusst VertreterInnen und Fachleute aus anderen Städten geholt werden.“
Dass der Begriff Mistbeet etwas desavouierendes hat muss nicht weiter kommentiert werden, von einem Schrebergarten zu sprechen wäre netter.
Aber im Kern ist hier ein zentrales Problemfeld thematisiert, das die Kulturarbeit begleitet: Der fehlende Blick über den Tellerrand.
Allzu oft wird im eigenen Saft gegart, allzu oft wird der eigenen Schrebergarten nicht verlassen, um die (oft vermeintliche) Vormachtstellung zu bewahren. Die Offenheit für Neues und der Dialog werden allzu oft zu Gunsten der eigenen Profilierung hintangestellt.
Das Rezept der Intendanz greift aber zu kurz. Denn der Austausch kann nicht alleinig durch die Besetzung von Entscheidungsgremien gelingen. Vielmehr muss es ermöglicht werden, dass Austausch mit KulturträgerInnen und Kulturschaffenden jenseits der (Lande-)Grenzen passiert. Hierfür gibt es verschiedene Modelle, die ausgebaut werden müssen.

Es ist schon klar, dass die Intendanz hier kein konkretes Modell vorschlägt. Aber, dass es im Kapitel heißt: „Linz hat bereits und gerade in den letzten Jahrzehnten gezeigt, dass es vieles aus eigener Kraft schaffen kann. Deshalb darf die Stadt es sich nun leisten, souverän von anderen zu lernen[…]“ muss trotzdem hinterfragt werden dürfen.
Von anderen lernen klingt ein wenig nach Frontalunterricht. Spannender wären „alternative Lernformen“ wie selbst bestimmtes Lernen. Es kann nicht darum gehen, den Blick von außen als einziges Korrektiv anzuwenden.
Notwendig wird die Balance sein, die es zwischen „innen“ und „außen“ zu halten gilt.

Replik zum Ausblick! Part V!

Experimente wagen und gewinnen!, titelt die Nr. 5 des Intendantenausblicks und es sei mir erlaubt nur auf zwei Sätze einzugehen, die den – ansonsten nämlich durchaus disktutierenswürdigen – Text zu einem Ärgernis gestalten.

„Im Kulturhauptstadtjahr war es unumgänglich, eine Fülle von neuen Formaten und Themen, oft auch von neuen Inszenierungsformen zu erfinden und zu erproben.“
Ja, das mag sein, dass es unumgänglich war, aber es war vor allem möglich weil die budgetären Mittel gegeben waren! Und wieso war es im Kulturhauptstadtjahr unumgänglich? Das liest sich so, als ob Kulturhauptstadt Zwangserneuerung betreiben müsste, sich aber nicht darauf besinnen dürfte Bestehendes verstärkt zu fördern und nach vorne zu stellen.

„Wobei nicht vergessen gehen darf, dass, um Neues zu ermöglichen und zu finanzieren, auch ruhig mal alte Zöpfe fallen dürfen. Linz. Verändert,!
Das wirklich ärgerliche daran ist, dass die Intendanz ihr Dauerthema wiederholt, ohne einen Vorschlag zu machen was denn konkret passieren soll. Im Kulturhauptstadtjahr wurde auf die Internationalisierung gesetzt – ist es das was das Neue sein soll. Und die Alten Zöpfe sind zumeist die, die den Weg geebnet und die Strukturen geschaffen haben, damit jetzt Neues entstehen kann.

Replik zum Ausblick! Part IV!

In dieser kleinen, zeitlich begrenzten Blog-Reihe widmen wir uns heute dem vierten Ausblick der Intendanz der Kulturhauptstadt, mit welchem sie uns erklären bzw. nahelegen, was bis 2015 zu geschehen hat.
Heute ist die Rede von: Die Gewinne bewirtschaften!

Und hier erzählt die Intendanz:„Vieles steht auf der Habenseite von Linz09 – der Abschlussbericht ist dafür ein beredtes und anschauliches Zeugnis. Projekte, Erfahrungen, Imagewerte, Netzwerke und Hoffnungen müssen jedoch weiter bearbeitet werden, um den Gewinn zukunftsorientiert zu realisieren.“
Interessant vorerst ist schon eimal, dass die Sollseite, also das Kontominus nicht angesprochen wird. Sondern – um es wirtschaftlich auszudrücken – geht es um Gewinnmaximierung.
Etwas spitzfindig, polemisch muss auch erwähnt werden, dass es von einem relativ seltsamen Zugang zeugt, wenn die Rede davon ist, dass Hoffnungen weiter bearbeitet werden müssen. Hoffnungen wurden seit der Bewerbung zur Kulturhauptstadt bearbeitet – sprich geschürt. Aber die abgegebenen Heilsversprechungen wurden – wenn überhaupt – nur partiell eingelöst.

Was aber die Intendanz mit Gewinnmaximierung meint, erklärt sie uns auch noch, wenn da steht: „Die Weiterführung einzelner Projekte gehört ebenso dazu wie das Bemühen um ein kundenfreundliches Ticketing aller Linzer Kultureinrichtungen oder die Anstrengungen zugunsten von Marketingsynergien im kulturtouristischen Feld.“
Darf ich ehrlich sein? Ich kanns nicht mehr hören. Dieser – wie es im Kommentar zum Part II so treffen hiess – Kulturpolitik-Sprech, der darauf abzielt kosmetische Korrekturen anzudenken, aber sich nicht an die eigentlichen Herausforderungen wagt. Denn Tickenting und Marketingsynergien sind nur dann sinnvoll, wenn auch die strukturelle Absicherung der AktivistInnen gewährleistet wird.

Replik zum Ausblick! Part III

So lange kommentiert wird, so lange wird repliziert – das ist ein Versprechen.
Und darum widmen wir uns heute dem Kapitel Drei der Visionen, welche die Intendanz von Linz09 für Linz erdacht hat:

Linz ist Stadt und Land!

Hier heißt es:
Zu den Grunderfahrungen der Kulturhauptstadt gehört, wie entscheidend ein einvernehmlich enges und klug abgestimmtes Zusammenwirken der Stadt Linz und des Landes Oberösterreich für den Erfolg insgesamt war. Linz09 fiel das leicht, weil der Auftrag an die Projektorganisation seitens der Fördergeber explizit und von Haus aus auf eine starke Synthese abzielte. Im Alltag nach 2009, belastet mit doppelten Strukturen, mit doppelten Funktionsträgern und möglicherweise mit politischen Rivalitäten fällt das alles weit schwerer.

Das schreibt die Intendanz, und das ist ziemlich klug. Denn es ist so, dass die Thematik der Verpflichtung zur Mitförderung für viele Initiativen aus dem Kulturbereich eine erhebliche Hürde darstellt, ihr Jahresprogramm bzw. ihre Projektvorhaben durchzuführen.
In der Regel funktioniert das so: Das Land sagt: „Wir warten auf die Zusage der Stadt“. Die Stadt lässt sich Zeit. (das Gros der Kultursubventionen wird im April Gemeinderat beschlossen) Und über allem steht noch der Bund der – aufgrund gesetzlicher Vorschriften auf die er sich beruft – nur fördert wenn Stadt und Land das auch tun. Großartig. Doppelt- bis Dreifach-Bestrafung heißt das für die Vereine, Initiativen und KünstlerInnen.

Weiters heißt es im Ausblick:
Sowohl die Anstrengungen der Stadt wie jene des Landes müssen koordiniert und da, wo es Sinn macht, komplementär und ressourcenschonend aufeinander abgestimmt sein.

Das klingt schon fast nach Förderalismusreform. Wagt sich die Intendanz wirklich an eines der großen Tabuthemen Österreichs. Das will ich nicht glauben. Aber im Grunde haben sie recht. Die Abstimmung der Kulturverwaltungen im Rahmen eines strukturierten Dialogs, in den auch die Betroffenen eingebunden sind ist notwendiger denn je. Vorschläge dafür gibt es zufhauf.
Lesen bildet!

Replik zum Ausblick! Part II!

Versprochen ist versprochen, und nachdem der Pilot zur Serie schon auf Kommentare gestoßen ist, gibt es jetzt die Fortsetzung.
Lassen sie mich also weiter eintauchen in den Ausblick, den das Intendantenteam von Linz 09 gewährt und lassen sie mich darauf antworten:

Nr. 2 Neue Konzepte statt Ideologien!

Einleitend steht hier der Satz: „Zu diesem Klima gehört, dass Linz weiterhin unnötige ideologische Barrieren abbaut“. Um es gleich vorweg zu nehmen: Um welche Ideologien es sich handelt, die – nach Meinung der Linzversteher(Innen) – wird einmal außen vor gelassen. Vielleicht sprechen sie ja von den „ideologischen Staatsapparaten“. Dann wäre die Diskussion zumindest spannend. Aber so weit geht es dann doch nicht.

Was hier hochtrabend als Neue Konzepte präsentiert wird, liesst sich dann so: „Linz09 ist stolz darauf, neue Allianzen geschaffen zu haben – zwischen Kultur und Wirtschaft insgesamt etwa, oder zwischen Kultur und Tourismus.“ Sind das die neuen Konzepte? Kultur trifft Wirtschaft, Kultur trifft Tourismus? Aber hallo, wann ist ihnen denn das eingefallen?

Linz 09 hat „dezidiert auf einen Wettbewerb der Ideen gesetzt“ Aber Ideen wozu? Zur Positionierung der Stadt? Zu einem partizipativen Miteinander außerhalb der oft engen Grenzen des Kulturbegriffs. Nein, nein. Was hier in der Überschrift steht – zumindest der zweite Teil – ist eigentlich Teil des Konzeptes von Linz 09 gewesen, um das hier einmal sehr pauschal zu formulieren: Nur ja keine Ideologie in die Kunst und Kultur bringen. Amusement rules! Reflektiert wird nach 2015.

Am Ende muss auch noch die Freie Szene für ein Bashing herhalten, wenn die Intendanz verlauten lässt: „Aber es bleibt noch vieles zu leisten. […] Oder in der so genannten Freien Szene, wo vielfach die reflexhafte Verteidigung kultur- und gesellschaftspolitisch längst überholter Stellungen die lustvolle Entwicklung von Neuem verhindert.“
Wieder müssen sie sich nicht erklären, wie praktisch. Was kann den gemeint sein mit den überholten Stellungen? Feminismus, Quotenregelung, Kulturarbeit von MigrantInnen. Alles überholt bei der Intendanz! Lieber etwas Neues entwickeln.
Freilich, gesellschaftliche Realitäten auszublenden scheint – so lese ich das – Aufgabe der Kunst zu sein. Und verteidigen sollen sich die Betroffenen selbst!

Es ist jammerschade, was hier an Worthülsen in eine Debatte geworfen wird, die notwendigerweise geführt werden müsste.
Aber mit dem Duktus der „Allwissenden Müllhalde“ wird es wohl nicht zum diskutieren kommen.