Budgetsperre bedeutet massive Einschnitte

15%ige Budgetsperre des Landes OÖ über die freien Ermessensausgaben 2004 stellt Kulturinitiativen vor große Probleme!

KUPF Vorsitzender Stefan Haslinger: “Einschnitte in der Kultur bedeuten Einschnitte in die regionale Lebensqualität. Kulturarbeit ist ein Faktor dem als solcher die notwendige Relevanz seitens der Regierungsverantwortlichen zuerkannt werden muss.”

“Das Sparpotential durch die Budgetsperre im Kulturbereich beträgt 2,9 Mio EUR, das sind 2,4% des Kulturbudgets oder 0,076% des Gesamtbudgets des Landes” rechnet KUPF-Geschäftsführer Udo Danielczyk vor. “Für diesen minimalen Spareffekt die vielfältige und hochwertige Arbeit der Kulturinitiativen zu gefährden, während die Landeseinrichtungen von den Kürzungen nicht betroffen sind, entspricht nicht dem Stellenwert, den LH Pühringer in Sonntags- und Budgetreden dem Bereich der Zeitkultur gerne beimisst.”

Die Budgetkürzung bedeutet zum Teil massive finanzielle Einbußen und Unsicherheit für die Kulturinitiativen, die Ausfälle durch diese Kürzung belaufen sich im Schnitt auf ca. 5%, in Einzelfällen bis zu 10% der Jahresbudgets und sind nur schwer verkraftbar. Die meisten Kulturinitiativen arbeiten ohnehin sehr kostenbewusst, die Einnahmemöglichkeiten und Sparpotentiale werden seit Jahren so gut wie möglich ausgeschöpft.
Besonders betroffen sind natürlich Kulturstätten mit eigener Infrastruktur und Personal. Hier gibt es kaum Einsparpotential und aufgrund langfristiger Mietverträge bzw. aufgrund von Anstellungsverhältnissen wenig Spielräume im Budget. Aber auch ehrenamtlich geführte Vereine spüren diese Kürzung, die sich direkt auf die Dichte und Qualität des vielfältigen Kulturprogramms der über 90 Mitgliedsvereine der KUPF auswirken wird.

Kritisiert wird seitens der KUPF auch die mangelnde Informationspolitik seitens der Landeskulturdirektion: “Bei den Subventionszusagen findet sich kein Hinweis auf die Budgetsperre, die Zusagen sind einfach um 15% gegenüber dem Vorjahr gekürzt.” erläutert Danielczyk “Es ist auch unwahrscheinlich, dass die Vereine nach einer möglichen Aufhebung der Sperre die restlichen 15% erhalten.” Angebote der KUPF, einen Informationstext der Landeskulturdirektion an die Kulturinitiativen weiterzuleiten, wurden nicht wahrgenommen.

Die KUPF, die in dieser Angelegenheit seit über zwei Monaten mit der Landeskulturdirektion und zuständigen Politikern in Kontakt und Verhandlung ist, fordert endlich klare Aussagen und eine sofortige Aufhebung der Budgetsperre im Kultur- und auch im Sozialbereich.
“Ende März wurde uns seitens LH Pühringer eine Entscheidung bis Ende Mai zugesagt, die jetzt auf Juli verschoben wurde” bedauert Danielczyk die Hinhalte-Politik des Landes und verweist auf alte Forderungen der KUPF: “Notwendig ist vielmehr, die Arbeit der Kulturinitiativen mit dreijährigen Fördervereinbarungen abzusichern und mit ausreichend finanziellen Mitteln auszustatten.”
“Die Landesregierung muss endlich Kultur und Soziales als zentrale Lebensbereiche anerkennen und dementsprechend verpflichtend absichern” ergänzt Vorsitzender Haslinger.

In der aktuellen Ausgabe der KUPF-Zeitung (Nr. 106, am 11.05.04 erschienen) ist ein Artikel zu diesem Thema erschienen.
Dieser und weitere Artikel zu Fragen der Finanzierung von Kulturvereinen finden sich auch auf der Website der KUPF

Dossier Landtagswahlen

Ein kulturpolitischer Schwerpunkt der KUPF anlässlich der Landtagswahlen 2003.

Am 28.9.2003 fanden in Oberösterreich Landtagswahlen statt. Grund und Anlass für die KUPF die Positionen der Parteien zu verschiedenen Fragen freier Kulturarbeit etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Aus diesem Grund erging Anfang Juli ein Fragebogen an die Parteivorsitzenden der zum Landtag kanditierenden Parteien. Neben den vollständigen Antworten finden Sie auf dieser Seite auch eine Analyse zu den Standpunkten der einzelnen Parteien. Für die Analyse von SPÖ und KPÖ wurde neben den Fragebögen deren aktuelles Wahlprogramm herangezogen. Bei den anderen Parteien war dies nicht möglich, da diese ihre Programm erst Ende August, das heißt nach Redaktionsschluss präsentierten. Bei den Antworten von Dr. Josef Pühringer ist außerdem zu berücksichtigen, dass dieser den Fragebogen dezidiert in seiner Position als von der ÖVP nominierte Landeskulturreferent beantwortet hat, deshalb die sehr auf die Person Pühringers bezogene Analyse der ÖVP.

Die Ergebnisse der Landtags-, Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen finden sich unter http://www.ooe.gv.at/wahl03

Neben den eigenen Analysen und Recherchen hat die KUPF fünf Frauen aus dem Kulturbereich um ein persönliches Kommentar zur Kulturpolitik der verschiedenen Parteien gebeten. weiter

Darüber hinaus finden Sie auf dieser Seite eine geschlechterspezifische Betrachtung der oö. Kulturpolitik, verfasst von Fiftitu% (Vernetzungsstelle von Frauen in Kunst und Kultur), einen Beitrag über die Akzeptanz der Kulturarbeit von MigrantInnen von Seiten der Politik, einen Kommentar zu den Tiroler Landtagswahlen, eine köstliche Analyse zur Wahlwerbungder einzelnen Parteien und einen Beitrag zu regionaler Kulturentwicklung und Gemeindekulturpolitik.

Positionspapier: Mittelfristige Finanzierung (2004)

Positionspapier der KUPF – Kulturplattform Oberösterreich.

Schon Ende der 90er Jahre hat die KUPF die Forderung nach verbindlichen, mittelfristigen Förderzusagen zu einem Schwerpunkt gemacht. Gerade das Jahr 2004 machte deutlich, wie sehr Kulturinitiativen – angesichts einer prekären Finanzsituation des Landes Oberösterreich – mit Unsicherheiten, die Planung, die Budgets betreffend konfrontiert sind.
Verbindliche, abgesicherte Förderzusagen und -verträge würden bedeuten, dass für die Kulturinitiativen die Planungssicherheit gegeben ist, die Planung allgemein seriöser erfolgen könnte, und sowohl für die Kulturinitiativen als auch für die Verwaltungsebene erhebliche Entlastungen des Arbeitspensums möglich wären.

Die KUPF fordert daher:

  • Abschluss mittelfristiger Finanzierungsverträge (mit Inflationsanpassung) für alle interessierten oberösterreichischen Kulturinitiativen und Kulturstätten für mindestens 3 Jahre.
  • Die Möglichkeit ausserhalb dieser Finanzierungsverträge um Projekt- und Investitionsförderung anzusuchen.
  • Die Nachverhandlung mittelfristiger Förderverträge in einem Jahr in dem keine Landtagswahlen stattfinden.
  • Die Möglichkeit für die Kulturinitiativen und -stätten innerhalb des Zeitraums der mehrjährigen Förderung Rücklagen zu bilden.

     

     

  • Eine entsprechende Evaluierung nach der ersten Runde mehrjähriger Förderungen

Das Finanzierungsmodell

 

  • Bindungsbeschluss & Anhebung des Budgets für Zeitkultur im Budgetlandtag
  • Abschluss der Mehrjahres-Finanzierungsverträge zwischen den Kulturinitiativen bzw. -stätten und den zuständigen BeamtInnen der Landeskulturdirektion
  • Die Abrechnung soll – im Sinne einer besseren Planbarkeit – jährlich, mit saldierten Originalbelegen erfolgen, bei grösseren Vereinen mit dem von der Jahreshauptversammlung bestätigten Jahresabschluss
  • Vor Ablauf der Vertragsfrist müssen die Verträge zwischen Kulturinitiativen bzw. -stätten und Verwaltung nachverhandelt werden.

     

     

Bindende – zentrale Vertragspunkte

 

 

  • Die Richtlinien der Kulturförderung des Landes Oberösterreich sind integraler Bestandteil der Verträge
  • Fixierung des Zeitraumes, des Gesamtbetrages der mehrjährigen Förderung, sowie Aufschlüsselung der Auszahlungsbeträge
  • Die Kulturinitiativen bzw. -stätten sind vertraglich angewiesen ein ausgeglichenes Rechnungsergebnis anzustreben, und die Förderungen widmungsgemäss zu verwenden
  • Massnahmen zur begleitenden Kontrolle seitens des Fördergebers sind im Sinne des Förderungsvertrages des Landes Oberösterreich vertraglich abzusichern.
  • Die Kulturinitiativen bzw. -stätten verpflichten sich zu Jahresbeginn eine Programmvorschau und einen Budgetplan (Einnahmen und Ausgaben) für das laufende Jahr vorzulegen.

 

 

 

 

Vorteile für die Kulturinitiativen bzw. -stätten

  • Sicherheit gegenüber Dritten
  • Rechtmässige Verträge können über die Jahresgrenze hinaus abgeschlossen werden
  • Die Qualität der Arbeit wird gesteigert. Der bürokratische Aufwand wird weniger.
  • Erleichterung i.d. Verhandlungen gegenüber anderen Gebietskörperschaften
  • Die Zielerstellung und Erfolgskontrolle wird erleichtert
  • Der Finanzierungsbedarf wird längerfristig erhoben
  • Überbrückungskredite können leichter verhandelt werden. Überziehungszinsen fallen nicht so schnell an.

     

     

  • Längerfristige Projektplanung wird ermöglicht

Nachteile für Kulturinitiativen bzw. -stätten

 

  • Der Landtag muss die Mehrjahresverträge genehmigen
  • Mehrjährige Ansuchen müssen erarbeitet werden
  • Die Fördersummen für den laufenden Betrieb sind fixiert

Vorteile für den Fördergeber

 

 

 

 

 

  • Arbeitsersparnis innerhalb des Amts
  • Mittelfristige Planung wird auch auf Ebene der Verwaltung möglich
  • Erleichterung bei Subventionsabrechnungen
  • Entwicklung der Zeitkultur wird positiv beeinflusst, durch das Freiwerden von Ressourcen bei den Kulturinitiativen bzw. -stätten.

Zum geplanten Linzer Musiktheater (2004)

Positionspapier der KUPF – Kulturplattform Oberösterreich.

 

zu Lasten der freien Szene?
Der geplante Bau eines Musiktheaters sorgt auch innerhalb der KUPF seit geraumer Zeit immer wieder für Diskussionen. Einerseits die grundsätzliche Zustimmung zur Erweiterung der kulturellen Vielfalt in Oberösterreich, andererseits die Befürchtung, dass ein derart kostspieliges Projekt sowohl was die Errichtung als auch den laufenden Betrieb des Theaters betrifft, zu Lasten der freien Szene, zum Nachteil alternativer Zeitkultur geschehen könnte und damit die infrastrukturelle und finanzielle Schieflage zwischen “Hochkultur” und alternativer Kulturarbeit noch verschärfen würde. Der Standpunkt der KUPF zum Musiktheater ist daher wohl am ehesten mit einem zaghaften ja, begleitet von einem lauten und deutlichen aber zu beschreiben.

Wirkungsmöglichkeiten
Wenn das Musiktheater gebaut wird, muss zum einen überlegt werden, wie die die freie Szene, die die regionale, alternative Zeitkultur in diese geänderten Rahmenbedingungen eingebunden werden kann. Im Grundsatzbeschluss des Oberösterreichischen Landtags zur künftigen Aufgabenstellung, Weiterentwicklung und Angebotsverbesserung des oberösterreichischen Landestheaters heißt es dazu, dass zeitgenössischen Autoren – müsste allerdings auch für Autorinnen gelten – ein Wirkungsfeld geboten werden soll, die Wirkungsmöglichkeiten des Mediums Theater durch Experimente ausgelotet und aktualisiert, die künstlerische Auseinandersetzung gesucht werden soll, das Theater als multifunktionales Theater des 21. Jahrhunderts Ausdruck der gesellschaftlichen Entwicklung werden soll und ganz besonders löblich: “ein Haus, das Gastspiele und interkulturellen Austausch ermöglicht und Projektpartnerschaften mit lokalen Kulturschaffenden und der freien Szene eingeht.” Das sind Grundsätze an denen nichts auszusetzen ist – es bleibt allerdings abzuwarten, in wieweit sie umgesetzt werden.

Ressourcen erhalten
Der Vorsatz, die lokale Szene in den Theaterbetrieb einzubinden ist – wie gesagt – gut und schön. Es kann aber nicht nur um die Einbindung ortsansässiger KünstlerInnen in Produktionen des neuen Theaters gehen, es muss viel mehr die Existenz einer alternativen Kunst und Kulturszene gesichert werden. Deshalb fordern wir auch weiterhin eine mutige, zukunftsorientierte Kulturpolitik, die verstärkt auf die Bedürfnisse und Anforderungen lokaler, freier Kulturinitiativen eingeht, und für die unzähligen (meist ehrenamtlichen) AktivistInnen Zukunftsperspektiven eröffnet. Bestehende freie Kulturinitiativen müssen finanziell unabhängig agieren können. Darüber hinaus müssen Ressourcen für neue kritische Projekte erhalten bleiben, damit eine vielfältige Kulturlandschaft in Oberösterreich auch für die Zukunft gewährleistet bleibt.

Kulturelle Vielfalt

muss auch innerhalb des Hauses oberstes Prinzip sein. Im Grundsatzbeschluss des Landtages wird ein Mehrspartenhaus, für Schauspiel, Musiktheater (Oper, Operette, Musical), Tanz, sowie Kinder- und Jugendtheater proklamiert. Hier sollte vor allem darauf Bedacht genommen werden, dass mehr Sparten als die lukrativen wie Musical und Operette Raum finden. Das Musiktheater Linz muss in der Achse Wien Salzburg München eine eigene Position in Richtung Offenheit, Zeitkultur und alternativer Produktion finden. Wir fordern daher ein mutiges, modernes Musiktheater, das sich besonders abseits von Operette und Musical positioniert, das durch moderne (Bühnen)Technik und Saal-Architektur neue Entwicklungsmöglichkeiten für zeitgemäßes Musiktheaterschaffen ermöglicht.

Standortfrage
Offenheit und Mut ist auch hinsichtlich des Standorts des Musiktheaters gefordert. Unter den vier verbleibenden Standortempfehlungen der Expertenkommission befindet sich auch jener zwischen Lentos und Brucknerhaus, einer der letzten freien Plätze in dieser Stadt. Gerade dort ein weiteres Gebäude hinzupflanzen, wäre weniger ein Zeugnis für Offenheit und Weitblick als für Enge und Beschränktheit. Der Donaupark zählt wohl zu den wichtigsten Erholungsgebieten der Linzerinnen und Linzer, die ihn auf unterschiedlichste Weise nutzen. Auch aus architektonischer Sicht ist die Vorstellung, das in der freien Fläche zwischen Brucknerhaus und Lentos, die den Charme der Gebäude erst so richtig zur Geltung bringt, künftig noch eine Bauwerk ranken soll, nichts abzugewinnen. Es erscheint auch wenig sinnvoll – um es mit Stella Rolligs Worten auszudrücken (OÖN, 4.2.2004) – durch die Zusammenballung zu vieler Kulturstandorte an einem Platz Gettoisierungen zu schaffen.

die beste Lösung
Wenngleich wir im Gegensatz zu Bürgermeister Dobusch (der “seinen Urfahrmarkt” – wie es scheint – mit Zähnen und Klauen verteidigt) auf den Urfahrmarkt gerne verzichten können, plädieren wir dennoch für den ursprünglich geplanten Standort im Berg. Schon aus wirtschaftlichen Überlegung ist diese Variante die überzeugenste. Einerseits wären die bereits getätigten Investitionen nicht in den Sand gesetzt, andererseits wäre so eine direkte Anbindung der alten Theaterwerkstätte an das neue Musiktheater möglich und damit künftige Wege- und Transportkosten minimiert. Mit der gehörigen Portion Mut wäre diese Lösung auch politisch durchsetzbar. Das viel gebrauchte Argument, es würde nicht gegen den Willen der OberösterreicherInnen entschieden, die sich in der rechtlich unverbindlichen Volksbefragung gegen das Theater im Berg aussprachen, entbehrt jeglicher Überzeugungskraft. Schließlich wurde damals grundsätzlich nach dem Bau eines Musiktheaters und nicht nach einem möglichen Standort gefragt. Da dürfte eben gar kein Musiktheater gebaut werden. Wir ersuchen die verantwortlichen PolitikerInnen an dieser Stelle, das Volk nicht dümmer zu verkaufen als es ist. Wenn schon gegen den so hoch geachteten “Volkswillen” entschieden wird, ist es wohl das mindeste nicht irgendeine – von der Expertenkommisson für gut befundene – sondern die beste Lösung zu suchen. Wir fordern von den politisch Verantwortlichen daher eine ebenso mutige wie offene Entscheidung in der Standortfrage.

Welche Partei vertritt meine Meinung?

wahlkabine.at als Online-Orientierungshilfe für Landtagswahlen

Was sagen Oberösterreichs Parteien zu politischen Fragen wie Temelin, VOEST oder dem Neubau des Musiktheaters in Linz? Was ist die Ansicht der Parteien zum Wahlalter, zu mehr Direktdemokratie oder zum Wahlrecht für MigrantInnen, und haben die Landesparteien zu bundespolitischen Themen dieselben Standpunkte wie die Parteizentrale in Wien? Am 28. September finden in Oberösterreich Landtagswahlen statt, doch für viele Menschen ist es kaum möglich, sich einen Überblick über die verschiedenen Parteipositionen zu verschaffen. Um hier einen Beitrag zu mehr Transparenz zu leisten, hat die Kulturplattform OÖ gemeinsam mit dem Wiener Institut für Neue Kulturtechnologien (Public Netbase t0) eine oberösterreichische Version der Wahlkabine realisiert.

wahlkabine.at kam erstmals bei den Nationalratswahlen im Herbst vergangenen Jahres zum Einsatz und war mit 448.875 Zugriffen ein voller Erfolg. Hauptträger des Projektes ist Public Netbase, weitere Kooperationspartner sind das “IFF – Abteilung für politische Bildung”, die „Österreichische Gesellschaft für Politikwissenschaft“ sowie die „Gesellschaft für politische Aufklärung“. wahlkabine.at kommt außerdem bei den Landtagswahlen in Innsbruck zum Einsatz.

Public Netbase-Geschäftsführer Martin Wassermair und KUPF-Vorstandsfrau Andrea Mayer-Edoloeyi erklären: “Bei dem Projekt werden im Internet 25 Fragen zu aktuellen Politikthemen in Oberösterreich gestellt. wahlkabine.at ordnet dann die Antworten des Benutzers den verschiedenen Parteien zu (ÖVP, SPÖ, FPÖ, Grüne und KPÖ) und ermöglicht so jedem, die individuelle Nähe zu deren Programmen auszuloten. Das kann gerade für unentschlossene Wählerinnen und Wähler aufschlussreich sein.”

Für die Zusammenstellung der Fragen und die sachliche Korrektheit sorgt ein Redaktionsteam, dem fachkundige PolitikwissenschafterInnen, Journalisten und VertreterInnen der KUPF angehören. Es wird angegeben, auf welcher Quellenbasis die Standpunkte der Parteien beruhen. Auch die Methodik wird offen gelegt. Die Wahlkabine ist auf http://wahlkabine.at zu finden.

Kontaktadresse:

Public Netbase Media~Space!, Zwischenquartier Burggasse 21, 1070 Wien,

Tel. 01 / 522 18 34, Fax. 01 / 522 50 58, http://www.t0.or.at, wassermair@t0.or.at

Kulturplattform OÖ, Hofgasse 12/1, 4020 Linz, Tel. 0732/79 42 88, Fax: 0732/79 42 89, https://kupf.at, kupf@kupf.at

Kultur ist keine Ware

Am 7. Oktober findet ein österreichweiter STOPP GATS-Aktionstag statt, um auf die Gefahren der Liberalisierung öffentlicher Dienstleistungen hinzuweisen. Auch für den Kunst- und Kulturbereich stellt GATS eine Bedrohung dar. Die Kulturplattform OÖ beteiligt sich an den Protesten.

Presseaussendung der Kulturplattform OÖ
Linz, 6. Oktober 2003

Das GATS (General Agreement on Trade in Services) ist ein weltweites Abkommen über den Handel mit Dienstleistungen, das derzeit zwischen der Welthandelsorganisation und der EU ausverhandelt wird. Langfristiges Ziel von GATS ist die Liberalisierung des gesamten Dienstleistungssektors, öffentliche Dienstleistungen wie das Gesundheitswesen, das Bildungssystem, öffentlicher Nahverkehr, … miteingeschlossen.

Auch für den Kulturbereich sind negative Auswirkungen zu befürchten.
Um auf die Gefahren von GATS hinzuweisen, findet am 7. Oktober ein österreichweiter Aktionstag statt, der unter dem Motto “GATS bedrohte Zonen” steht. Österreichweit sind mehr als 100 Aktionen geplant. Auch die Kulturplattform OÖ , Netzwerk und Interessensvertretung von 90 Kulturinitiativen in Oberösterreich, beteiligt sich an den Protesten.

An mehreren Orten in Oberösterreich werden Kulturinitiativen ihre Veranstaltungsstätten mit einem Absperrband einzäunen, um auch auf die Betroffenheit der Kultur hinzuweisen. Werden Kunst und Kultur nicht aus den Verhandlungen ausgenommen, können künftig öffentliche Förderungen, die einen wichtigen und notwendigen Beitrag zur Arbeit der Kulturinitiativen leisten, als wettbewerbsverzerrend eingestuft werden. Dadurch würde freie Kulturarbeit in direkte Konkurrenz mit kommerziellen Anbietern treten müssen!

“Problematisch ist vor allem der Geist, der diesen Verhandlungen zugrunde liegt, so Bettina Mayr-Bauernfeind von der Kulturplattform OÖ. “die Allmacht des Marktes wird in den Vordergrund gestellt, politische Gestaltung verliert an Bedeutung.” Berechtigung hat nur, was sich am freien Markt behaupten kann. Kunst und Kultur erfüllen wichtige gesellschaftliche Aufgaben, die sich nicht an quantitativen Kriterien wie Verkaufs- oder BesucherInnenzahlen bemessen lassen. Kunst und Kultur sind entscheidend für einen offenen, demokratischen Diskurs einer Gesellschaft, sie stehen für neue Exprimentierfelder, alternative Denk- und Handelsmuster und zivilgesellschaftliche Opposition.

Die KUPF wehrt sich entschieden dagegen, über Kunst und Kultur wie über eine x-beliebige Ware zu verhandeln und fordert deshalb die Ausklammerung des Kulturbereiches aus den Verhandlungen sowie einen Stopp des Ausverkaufs öffentlicher Dienste. Darüberhinaus kritisiert die KUPF die Art und Weise wie die Verhandlungen geführt werden. Diese laufen unter Ausschluss der Öffentlichkeit ab und zeichnen sich durch hohe Intransparenz aus –
dies widerspricht zutiefst demokratischen Grundprinzipien und somit dem Selbstverständnis freier Kulturarbeit.

Rückfragen
Kulturplattform OÖ, Hofgasse 12/1, 4020 Linz
Tel. 0732/79 42 88, kupf@kupf.at

Fragenkatalog der KUPF

1. Was hat Ihre Partei in den letzten sechs Jahren in OÖ kulturpolitisch bewegt?

2. Nennen Sie die drei wichtigsten kulturpolitischen Schwerpunktsetzungen Ihrer Partei in den letzten sechs Jahren.

3. Nennen Sie die drei wichtigsten kulturpolitischen Schwerpunktsetzungen ihrer Partei für die kommenden sechs Jahre?

4. Was waren Ihrer Einschätzung nach die größten kulturpolitischen Versäumnisse und Fehlentwicklungen in OÖ in den letzten Jahren?

5. Wie beurteilen Sie die Entwicklung des Budgetansatzes für Zeitkultur mit Ausnahme der Landeskulturinstitutionen? Treten Sie für eine Erhöhung des Budgetansatzes für unabhängige Initiativen aus dem Bereich der Zeitkultur ein?

6. Welchen Stellenwert messen Sie der KUPF als Interessensvertretung von Kulturinitiativen in OÖ bei?

7. Welche Bedeutung bzw. welchen Stellenwert messen Sie Freier Kulturarbeit in/für Oberösterreich bei?

8. Die KUPF tritt für eine förderpolitische Bevorzugung von Kulturaktivitäten von MigrantInnen, auch abseits von Folkloredarstellungen, im Sinne einer positiven Diskriminierung ein. Wie steht Ihre Partei dazu?

9. Um die kulturelle Betätigung von MigrantInnen sichtbarer zu machen, fordert die KUPF als erste Sofortmaßnahme die Einrichtung eines Landeskulturpreises für Kulturarbeit von MigrantInnen, entsprechend dem Modell der anderen Landeskulturpreise. Werden Sie sich für die Einrichtung eines solchen Preises einsetzen?

10. Der Kulturförderbericht des Landes OÖ wurde mit dem Jahr 2000 eingestellt. Will Ihre Partei, dass ein öffentlich zugänglicher Kulturförderbericht wieder eingesetzt wird? Wenn ja, können Sie sich vorstellen, dass dieser transparenter gestaltet wird (z. B. extra Ausweisung von Förderungen an Kunst- und Kulturprojekten von Frauen, Jugendlichen, MigrantInnen und Behinderten, Gegenüberstellung der tatsächlichen Fördersumme und der Höhe des Ansuchens, Daten im Förderbericht müssen mit Rechnungsabschlüssen der Kulturbudgets vergleichbar sein)?

11. In den letzten Jahren ist eine schleichende Verschiebung in der Finanzierung von unabhängigen Kulturinitiativen von der Jahresförderung hin zu Projektförderung festzustellen. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung?

12. Schon seit Jahren tritt die KUPF für verbindliche Förderkriterien, Förderbeiräte, schnellere Entscheidungen über die Vergabe von Förderungen, raschere Auszahlung von zugesagten Mitteln, Einrichtung einer Anhörungsstelle für abgelehnte FörderwerberInnen ein. Steht Ihre Partei für eine solche Reform der Kulturförderung in Richtung Transparenz und Objektivierung?

13. Sind Sie für die verpflichtende Besetzung von Beiräten, Jurys, dem Landeskulturbeirat mit anteilsmäßig gleich vielen Männern und Frauen und mind. 14 % MigrantInnen (entsprechend ihrem jeweiligen Bevölkerungsanteil)?

14. Wie steht Ihre Partei zur Schaffung eines eigenen Budgetansatzes für Kulturarbeit von körperl. und geistig Behinderten (besser gesagt: die von der Gesellschaft zu solchen deklariert werden)?

15. Treten Sie ein für die Schaffung eines Medientopfes, der aus Mitteln des Kultur-, Bildungs- und Wirtschaftsressorts sowie aus dem Zukunftsfonds finanziert wird, der zur Förderung freier nichtkommerzieller Medieninitiativen (Radios, Public Access, Medienlabors, Contentproduktion, Vermittlung von Medienkompetenz…) dienen soll?

16. Tritt Ihre Partei für eine Basisfinanzierung der freien Radios aus Landesmitteln ein?

17. Welche Maßnahmen sind von Ihrer Partei geplant, um eine bessere regionale Verteilung zeitkultureller Aktivitäten über ganz Oberösterreich zu erreichen?

Antworten der ÖVP OÖ

durch Dr. Josef Pühringer, Landeshauptmann von OÖ, Landeskulturreferent;

1. Was hat Ihre Partei in den letzten sechs Jahren in OÖ kulturpolitisch bewegt?

Sehr viel. Den im Programm von 1997 formulierten Grundsätzen wurde in hohem Maße entsprochen. So wurde z.B. umgesetzt:
a) Dezentralisierung des Kulturangebotes:
Generell gezielte Förderung des regionalen Kulturlebens über die gesamte Landtagsperiode mit steigender Intensität.
Beginn der landesweiten „Choroffensive“ (1997)
Neueröfnung des Kubinhauses Zwickledt (1997)
Regionale Auffächerung der Landesausstellung „Land der Hämmer“ auf 26 Standorte (1998)
Aktion „Land am Ton – Städteklang“, landesweit Openair-Konzerte des
Landesmusikschulwerkes (1999)
Start der Anton-Bruckner-Wanderausstellung (1999)
Landesweite Ausstellungskette „Kunst der Linie“ (1999)
Landesausstellung 2000 „Zeit“ in Wels
Millenniumsprojekte: landesweite Kulturanimation „Zeitreise“ (2000)
Gemeinde – Kultur – Wettbewerb (2000)
Gründung des OÖ. Museumsverbundes zur Koordination
der über 250 Heimatmuseen (2001)
Landesumspannendes Gotik-Projekt (2002)
Landesausstellung 2002 „Feste Feiern“ in Waldhausen
Durchführung des Stelzhamer-Jahres in ganz Oberösterreich
Landesumspannende Aktion „Worauf wir stehen“ (2003)
Landesweites Jubiläum „25 Jahre Landesmusikschulwerk“

b) Erleichterung des Zuganges zur Kunst:
Chorfestival „Europa Cantat“ für breite Akzeptanz (1997)
Interaktives Jugendkulturprojekt „Tore, Brücken, Wege“ (1999)
Aktion „Kunst der Linie“ (1999)
Erstmals OÖ. Kunstmesse in der Landesgalerie
Erste Chorolympiade mit 15.000 Teilnehmern (2000)
Aufbau eines eigenen Budgetbereichs „Kinderkultur“ (2000)
Populäre Ausstellung „Meilensteine“ (2000)
Start der populären Reihe „Kunst-Treffpunkt“ im ORF (2001)
Start der Reihe für Neue Musik „Klangfluss“ landesweit (2001)
Erstes großes Jugendtheaterfestival „Schäxpir“ (2002)
populäres Landesausstellungsthema „Feste feiern (2002)

c) Auffächerung des kulturellen Geschehens von der Basiskultur bis zu Spitzenleistungen der Hochkultur und Zuwendung zu möglichst vielen Sparten und Epochen der Kunst mit besonderer Betonung der Gegenwartskultur
Das Land leistet seit Jahren eine ausgewogene Förderpolitik, die allen kulturellen Sparten in der gesamten Breite die gebührende Aufmerksamkeit schenkt. Die Zahlen des Landesvoranschlages 2003 sprechen eine klare Sprache: Die Spitzenposition unter den Förderansätzen nimmt die Zeitkultur ein (EUR 2,125.000,–); mit deutlichem Abstand folgen die Musikpflege (EUR 1,406.500,–), die Blasmusik (EUR 1,272.800,–), die Kulturvereine und das Veranstaltungswesen (EUR 1,265.700,–) und die freien Theatergruppen (EUR 1,115.000,–) sowie die Bildende Kunst (EUR 973.000,–), Film/Video/Kino (EUR 537.000,–). Der gesetzlich installierte OÖ. Landeskulturbeirat hat sich als Integrationsbasis für alle Kultursparten erwiesen und zur Entwicklung der gesamten Kulturszene ganz wesentliche Impulse gegeben.
Die besondere Beachtung der Gegenwartskultur zeigt sich nicht nur in den schon zitierten Entwicklungsschritten der Dezentralisierung, sondern auch in vielen anderen Beispielen, angeführt vor allem vom Festival der Regionen (seit 1993), das ganz wesentlich vom Land gefördert wird.

Weitere Maßnahmen:
Dotierung des KUPF-Innovationstopfes (seit 1996)
Neuordnung der Filmförderung (1997)
Literaturprojekt „Lektorat“ (1997)
Einführung des Bühnenkunstpreises (1998)
Beteiligung am EU-Kulturmonat (1998)
Kompositionswettbewerb „Klanglandschaften“ (1999)
Einführung des Stifter-Stipendiums (2000)
Einführung des Bruckner- und des Bilger-Stipendiums (2001)
Eröfnung des Thomas-Bernhard-Forschungszentrums Gmunden (2001)
Bereitstellung von Künstler-Ateliers beim Bernhard-Zentrum Gmunden (2001)
Kunst-Impuls für Theater und Orchester: Engagement D. Russell Davies (2002)
Erstes Jugendtheaterfestival „Schäxpir“ (2002)
Eröfnung des Zentrums für modernen Tanz CCL (2003)
Jubiläum 10 Jahre Zentrum für zeitgenössische Literatur Stifterhaus (2003)

d) Schaffen von Podien und Entwicklungsräumen für Künstler aus unserem Land:
In diesem Fall ist der Weg das Ziel, da sich die moderne Kunstszene in einem permanenten Entwicklungs- und Umstrukturierungsprozess befindet. Beispielhaft können folgende Maßnahmen genannt werden:
Jährliche Literaturpräsentationen in Frankfurt (seit 1995) und Leipzig (seit 1998).
Jährliche Auslandstourneen des Brucknerorchesters (seit 1996)
OÖ. Kunstpräsentation in Wien (1999)
Kunstmesse in der Landesgalerie (seit 1999)
OÖ. Kultur-Präsentation bei der Expo Hannover (2000)
Aktion „Klangfluss“ für junge Komponisten und Ensembles (seit 2001)
Kunst-Treffpunkt im ORF (seit 2001)
permanente Präsentation aktueller Kunst in der Landesgalerie
Bereitstellung von Künstlerateliers in Gmunden, Paliano (I) und Krumau (Cz)
über 100 Kunstpräsentationsprojekte („Grenzgänger“) des BKAB in Italien, Bayern, Tschechien und Russland

2. Nennen Sie die drei wichtigsten kulturpolitischen Schwerpunktsetzungen Ihrer Partei in den letzten sechs Jahren.

Etablierung des Schwerpunktes „Kinder- und Jugendkultur“ mit dem Höhepunkt „Jugendfestival Schäxpir“
Steigerung der freien Kulturförderung des Landes um 48 %
Signalwirkung des Engagements von Dennis Russell Davies

3. Nennen Sie die drei wichtigsten kulturpolitischen Schwerpunktsetzungen ihrer Partei für die kommenden sechs Jahre?

Gültige, von einer deutlichen Mehrheit akzeptierte bauliche Neukonzeption des Landestheaters
Förderung integrativer Kulturkonzepte, die
a) die Basis verbreitern
b) das allgemeine Kulturverständnis intensivieren
c) aus dem Nebeneinander der Kultursparten ein Miteinander machen.
Intensivierung grenzüberschreitender Kulturkontakte z.B. im Zuge der Landesausstellung 2004 und des Stifterjahres 2005.

4. Was waren Ihrer Einschätzung nach die größten kulturpolitischen Versäumnisse und Fehlentwicklungen in OÖ in den letzten Jahren?

Ich bin mir keiner gravierenden Versäumnisse bewusst. Als Fehlentwicklung möchte ich bezeichnen, dass der Grundgedanke der notwendigen Erneuerung des Landestheaters hinter der durch die Volksbefragung verschärften Diskussion um ein Musiktheater zu lange aus dem Blickfeld geraten ist.

5. Wie beurteilen Sie die Entwicklung des Budgetansatzes für Zeitkultur mit Ausnahme der Landeskulturinstitutionen? Treten Sie für eine Erhöhung des Budgetansatzes für unabhängige Initiativen aus dem Bereich der Zeitkultur ein?

Gerade in den letzten 6 Jahren wurden die Budgetansätze in den Bereichen Zeitkultur massiv erhöht. Inwieweit es auch in Zukunft Erhöhungen geben kann, hängt in erster Linie von der Entwicklung des Gesamtbudgets ab. Wichtig wird es sein, dass die Kulturförderung auf neue Strömungen und neue Entwicklungen reagieren kann, die es gerade im Kulturbereich gibt und auch in Zukunft immer geben soll. Kultur ist auch ein Motor gesellschaftlicher Entwicklungen.

6. Welchen Stellenwert messen Sie der KUPF als Interessensvertretung von Kulturinitiativen in OÖ bei?

Interessenvertretungen haben in allen Bereichen ihre Berechtigung und Aufgabe. Insbesondere als Servicestelle für die Mitgliedsvereine, als auch zur Hilfestellung für neue Vereine u. Kulturinitiativen. Auch der Kontakt zu den Förderstellen kann von Interessenvertretungen gut wahrgenommen werden. Die KUPF kann als Kooperationspartner verstanden werden und als solcher für ihre Mitglieder fungieren und eine einheitliche – auf demokratische Basis gestellte – Sprache nach außen hin sprechen.

7. Welche Bedeutung bzw. welchen Stellenwert messen Sie Freier Kulturarbeit in/für Oberösterreich bei?

Freie Kulturarbeit ist Ideenträger und Impulsgeber. Soweit sie in der Sphäre der Basiskultur und der neuen Medien geleistet wird, fungiert sie auch als Motor für einen wesentlichen Aspekt der gesamten, pluralistisch strukturierten Kulturszene. Freie Kulturarbeit ist aber kein Monopol einer bestimmten Gruppierung, sondern wird in weiten Bereichen des gesamten Kulturspektrums geleistet: Es gibt auch sehr viele freie Gruppen in den sozusagen klassischen Sparten wie Theater, Musik, Literatur und bildende Kunst, die z.T. interaktiv und fachübergreifend arbeiten. Auch diese Gruppen leisten so wie die angestammte „Szene“ einen unverzichtbaren Beitrag zu unserem Kulturleben.

8. Die KUPF tritt für eine förderpolitische Bevorzugung von Kulturaktivitäten von MigrantInnen, auch abseits von Folkloredarstellungen, im Sinne einer positiven Diskriminierung ein. Wie steht Ihre Partei dazu?

In einer liberalen, pluralistischen Kulturpolitik sollte das Wort „Diskriminierung“ generell nicht vorkommen; jede auch noch so begründete einseitige Bevorzugung schafft zugleich inkriminierbare Defizite. Wir haben mehrmals bewiesen, dass wir den Kulturaktivitäten von MigrantInnen aufgeschlossen gegenüber stehen. Wer besondere Qualität mit einer positiven soziokulturellen Perspektive bietet, wird auch entsprechend unterstützt werden.

9. Um die kulturelle Betätigung von MigrantInnen sichtbarer zu machen, fordert die KUPF als erste Sofortmaßnahme die Einrichtung eines Landeskulturpreises für Kulturarbeit von MigrantInnen, entsprechend dem Modell der anderen Landeskulturpreise. Werden Sie sich für die Einrichtung eines solchen Preises einsetzen?

Ich verkenne nicht die identitätsstiftende Bedeutung der Kulturarbeit von MigrantInnen im Sinne eines integrativen Prozesses. Dieser Aspekt ist sicher in besonderem Maße unterstützenswert. Die Stiftung eines eigenen Preises kann ich mir aus präzudiziellen Gründen nicht vorstellen, wohl aber die Einbeziehung in den Preis für initiative Kulturarbeit oder die Bereitstellung gezielter Arbeitsstipendien.

10. Der Kulturförderbericht des Landes OÖ wurde mit dem Jahr 2000 eingestellt. Will Ihre Partei, dass ein öfentlich zugänglicher Kulturförderbericht wieder eingesetzt wird? Wenn ja, können Sie sich vorstellen, dass dieser transparenter gestaltet wird (z. B. extra Ausweisung von Förderungen an Kunst- und Kulturprojekten von Frauen, Jugendlichen, MigrantInnen und Behinderten, Gegenüberstellung der tatsächlichen Fördersumme und der Höhe des Ansuchens, Daten im Förderbericht müssen mit Rechnungsabschlüssen der Kulturbudgets vergleichbar sein)?

Sie sprechen hier die Kompetenz des Landtages an, der aufgrund seiner Budgethoheit sich die Entscheidung darüber vorbehält, in welchem Umfang und nach welchem System ein genereller Förderbericht des Landes künftig erstellt wird.

11. In den letzten Jahren ist eine schleichende Verschiebung in der Finanzierung von unabhängigen Kulturinitiativen von der Jahresförderung hin zu Projektförderung festzustellen. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung?

Diese Entwicklung kann ich beim Land Oberösterreich nicht nachvollziehen, da gerade in den letzten Jahren bei sehr vielen Kulturinitiativen gerade die Jahresförderung massiv angehoben wurde. Die vermehrte Projektförderung ist damit begründet, dass immer mehr Projektanträge eingereicht werden.

12. Schon seit Jahren tritt die KUPF für verbindliche Förderkriterien, Förderbeiräte, schnellere Entscheidungen über die Vergabe von Förderungen, raschere Auszahlung von zugesagten Mitteln, Einrichtung einer Anhörungsstelle für abgelehnte FörderwerberInnen ein. Steht Ihre Partei für eine solche Reform der Kulturförderung in Richtung Transparenz und Objektivierung?

Zu den von Ihnen bemühten Kriterien wie Verbindlichkeit und Objektivierung möchte ich Folgendes festhalten: Ein Rechtsanspruch auf eine freiwillige Leistung des Landes kann eo ipso nicht bestehen und wird speziell auch im Kulturfördergesetz des Landes ausgeschlossen. Richtlinien, die solche Ansprüche der Höhe und dem Grunde nach festlegen, sind daher nicht gesetzeskonform. Ich bin ein Freund der Objektivierung in gesetzlich normierten Verfahren. Ich mache aber aufmerksam, dass wir – nicht nur in Sachen Kultur – in einem auch von Ihnen geschätzten pluralistischen, offenen und liberalen Klima leben, in dem viele Kultur- und Wertbegriffe gleichrangig nebeneinander bestehen. Die „Objektivierung des Kulturbegriffs“ steht in offenem Widerspruch zur gelebten Praxis der Gesellschaft und vor allem zu allen liberalen und pluralistischen Ansprüchen. Schon allein aus diesem Grund ist die „Objektivierung von Förderungsmaßnahmen“ ein höchst theoretisches Ziel, da weder die Gesellschaft selbst noch die Wissenschaft hiezu verbindliche Maßstäbe bereithält. Wir verfügen über ein ausreichendes Instrumentarium an formalen und inhaltlichen Förderkriterien, die sich im vollen Einklang mit den allgemeinen Förderrichtlinien des Landes befinden. Darüber hinausgehende Reglementierungen könnten sich nicht nur zum Nachteil der Förderungswerber auswirken, sondern würden die notwendige Flexibilität in der Budgetgestaltung sowie die auch von Ihnen erwünschten Schwerpunktsetzungen massiv beeinträchtigen.

13. Sind Sie für die verpflichtende Besetzung von Beiräten, Jurys, dem Landeskulturbeirat mit anteilsmäßig gleich vielen Männern und Frauen und mind. 14 % MigrantInnen (entsprechend ihrem jeweiligen Bevölkerungsanteil)?

Wer verpflichtet und wer wird verpflichtet? Ich bin dafür, die im Zuge des Gender Mainstreaming getroffenen Empfehlungen umzusetzen. Die besten Leute sollen in die Gremien!

14. Wie steht Ihre Partei zur Schaffung eines eigenen Budgetansatzes für Kulturarbeit von körperl. und geistig Behinderten (besser gesagt: die von der Gesellschaft zu solchen deklariert werden)?

Kulturarbeit ist nicht teilbar. Es steht im Vordergrund, was geleistet wird und nicht wer leistet. Wie bereits ausgeführt, lehne ich auch in diesem Fall einen diskriminierenden Denkansatz ab.

15. Treten Sie ein für die Schaffung eines Medientopfes, der aus Mitteln des Kultur-, Bildungs- und Wirtschaftsressorts sowie aus dem Zukunftsfonds finanziert wird, der zur Förderung freier nichtkommerzieller Medieninitiativen (Radios, Public Access, Medienlabors, Contentproduktion, Vermittlung von Medienkompetenz…) dienen soll?

Ich halte den Gedanken der gezielten Förderung derartiger Unternehmen grundsätzlich für erstrebenswert und warte, soweit es das Kulturressort betrifft, seit der Verabschiedung des LKB-Vorschlagspakets 2002 auf Vorschläge für die Förderung eines Pilotprojekts. Ob der Zukunftsfonds allein bereitstehen oder ob zusätzliche Fonds eingerichtet werden können bzw. sollen, diese Frage ist Verhandlungen der künftigen Landtagsperiode vorbehalten.

16. Tritt Ihre Partei für eine Basisfinanzierung der freien Radios aus Landesmitteln ein?

Mein Standpunkt hiezu ist bekannt und ist sowohl durch die Gesetzeslage als auch durch die realen Verhältnisse bestätigt.

17. Welche Maßnahmen sind von Ihrer Partei geplant, um eine bessere regionale Verteilung zeitkultureller Aktivitäten über ganz Oberösterreich zu erreichen?

Ich fühle mich für die Förderung des kulturellen Lebens in Oberösterreich zuständig. Seit vielen Jahren leistet das Land OÖ Überdurchschnittliches für die Entwicklung der Kulturinitiativen im Lande. Wenn dieses positive Beispiel außerhalb des Landes keine Wirkung zeigen sollte, sind meine Möglichkeiten in anderen Bundesländern erschöpft.

(Dr. Josef Pühringer hat den KUPF-Fragebogen ausdrücklich in seiner Funktion als von der ÖVP nominierter OÖ Landeskulturreferent beantwortet.)

Antworten der SPÖ OÖ

durch LH-Stv. DI Erich Haider, zuständig für Wohnbau, Verkehr, ArbeitnehmeInnenförderung, SPÖ-Landesparteivorsitzender

1. Was hat Ihre Partei in den letzten sechs Jahren in OÖ kulturpolitisch bewegt?

Ich möchte diese Frage zunächst nicht zu eng gestellt auffassen. Für mich ist es eine Frage danach, nach welchen grundlegenden Werten Politik gemacht wird. Sozial-demokratischer Politik geht es in allen Belangen um Gleichberechtigung, freien Zugang und Entwicklung von Fähigkeiten, Vielfalt, Toleranz und Offenheit. Diese Werthaltungen haben unsere Politik geprägt: in der Bildungspolitik, bei unseren Vorschlägen zur Arbeitsmarkt- und Wirtschaftspolitik, bei unseren Aktivitäten für die Frauen, für die Kinder und für die Jugend und für die älteren Menschen; im Sozial- und Gesundheitswesen, im Wohnbau und im Verkehrsbereich war und ist es unser Hauptanliegen, Chancengleichheit, Entwicklungsmöglichkeiten und vielfältige Gestal-tung der Lebensvollzüge bei abgesicherten Grundbedürfnissen sicherzustellen.
Kulturpolitik hat für uns SozialdemokratInnen die Bedeutung, dass sie kritisches Bewusstsein fördern soll und zu aktiver und solidarischer Lebensgestaltung anregen soll. Kunst und Kultur als Reflexion von Werten und Normen in der Gesellschaft sollen die Kooperation und Kommunikation unter den Menschen fördern, sie sind ein wesentlicher Pfeiler einer zivilgesellschaftlich verfassten Demokratie.
So sind für uns die Prozesse des kulturellen Wandels vor allem im Bereich Transkulturalität, der Reflexion über die Rolle der Geschlechter sowie die Aus-einander-setzung um freien Zugang zu öffentlichen Gütern politisch wichtig. Gerade im Zusammenhang mit dem Mediensektor halten wir es für notwendig, die technologischen Entwicklungen zu reflektieren und den Menschen aller Alters-gruppen einen subjektiv sinnvollen Umgang damit zu ermöglichen.

Mittel für unabhängige Kulturinitiativen
Durch eine Umschichtung von Mitteln im Landesbudget konnte erreicht werden, dass für die Aktivitäten von Kulturinitiativen im Bereich der Zeitkultur höhere Mittel zur Verfügung stehen.

Inter Kultur Preis
Ein wichtiges Projekt, das wir nun seit sieben Jahren betreiben, ist der Inter Kultur Preis. Ziel dieses Preises ist die Förderung von Projekten und Konzeptionen, die Integration, Menschenrechte und soziale Sicherheit in den Vordergrund stellen. Beim laufenden Preis ist es gelungen, durch die Besetzung der Jury eine europäische Anbindung und Vernetzung der ProjekteinreicherInnen zu ermöglichen. Über den Preis hinaus muss auch die alltägliche, praktische Integrationsarbeit der sozialdemokratischen Organisationen erwähnt werden.

Schloss Hartheim
Eine wichtige Sache in den letzten Jahren war die Initiative und die Vorbereitung für die Schaffung des Lern- und Gedenkortes Schloss Hartheim und die Ausstellung „Wert des Lebens“.

Medien
Ein weiterer Schwerpunkt war der Bereich Medien: Erwähnt sei hier die Studie „Medium Internet und die Freie Szene“, die Medienkonferenz Linz 1999 ( in Kooperation mit der KUPF), das Engagement zum Aufbau und zur Weiterent-wicklung von freien Radios, die Tagung zu streaming-Technologien im Internet.

Europäischer Dialog
Wir unterstützen Maßnahmen und Prozesse, deren Ziel der Aufbau einer gemeinsamen europäischen Identität ist. Unserer Ansicht nach ist Dialog und Austausch, Anbindung und Vernetzung mit wissenschaftlichen, kulturellen und politischen PartnerInnen in Europa ein erster und wesentlicher Schritt zur Schaffung europäischer Öffentlichkeit und europäischer Identität. Durch verschiedene Projekte (coram publico) und Kooperationen haben wir diesen Prozess in OÖ wesentlich mitgestaltet. Im Hinblick auf die Erweiterung der EU ist es notwendig, die Vermittlung, Kommunikation und den Dialog mit den regionalen Kulturen der Beitrittsländer der EU zu verstärken und zu unterstützen.

Neues Theater
Wir haben uns kontinuierlich in die Diskussion zum Landestheater eingebracht. Es wurden zwei qualitativ interessante Studien erstellt „Plädoyer für einen leeren Raum“ sowie das 2001 publizierte „Positionspapier für das Neue Theater in Linz“. Wir haben hier insbesondere immer darauf Wert gelegt, dass die künstlerischen Inhalte angesprochen werden und dass ein Haus für die Zukunft geschaffen werden muss.

2. und 3. Nennen Sie die drei wichtigsten kulturpolitischen Schwerpunktsetzungen Ihrer Partei in den letzten sechs Jahren und für die kommenden sechs Jahre.

Ich habe es oben angesprochen, dass es uns letztlich in allen Politikbereichen darum geht, Gleichberechtigung, freien Zugang und Entwicklungsmöglichkeiten für die Fähigkeiten der Menschen, Vielfalt, Toleranz und Offenheit zu gewährleisten.
Um dies auch wirklich systematisch umzusetzen, stellen wir neuerlich als eine Haupt-Forderung auf, dass ein oberösterreichischer Kulturentwicklungsplan unter intensiver Einbindung der Kulturschaffenden erstellt werden soll. Dieser Plan soll längerfristig kulturpolitische Projekte und Ziele des Landes definieren.

4. Was waren Ihrer Einschätzung nach die größten kulturpolitischen Versäumnisse und Fehlentwicklungen in OÖ in den letzten Jahren?

Es wurde verabsäumt, langfristige kulturpolitische Leitlinien für das Land OÖ zu entwickeln, die auch den Kultureinrichtungen und -initiativen eine längerfristigere Planung unter Wahrung ihrer Autonomie erlaubt hätten. Die immer wieder erhobene Forderung nach Transparenz in der Kulturpolitik und -verwaltung ist für mich Ausdruck dieses Versäumnisses.
Ein wesentliches Versäumnis ist sicher auch die Zögerlichkeit des Kulturreferenten in der Frage des Landestheaters. Zulange wurden aufrechte, einstimmige Beschlüsse nicht umgesetzt, bis es schließlich zum bekannten Ergebnis der Volksbefragung kam. Umgekehrt sieht man beim Lentos, welche positive Annahme eine gut konzipierte Kultureinrichtung mit optimaler Vorbereitung finden kann und welche Impulse davon ausgehen können. Ein modern konzipiertes neues Landestheater, dass sich zukünftigen Entwicklungen stellt, könnte ebensolche Impulse für die kulturpolitische Entwicklung des ganzen Bundeslandes auslösen. Ein zügiges Vorgehen ist unerlässlich, wenn das Ziel 2009 mit Linz als europäischer Kulturhauptstadt erreicht werden soll.
Wir sind der Ansicht das regionale Verankerung und europäische Anbindung kein Widerspruch sind, sondern einen notwendigen Prozess darstellen, um Regionalisie-rung- fern jeglicher Provinzialisierung- zu gestalten und ein Mehr an Lebensqualität zu erreichen. Diese Form der Regionalisierung sollte zukünftig mehr als bisher die Kulturpolitik in OÖ prägen.

5. Wie beurteilen Sie die Entwicklung des Budgetansatzes für Zeitkultur mit Ausnahme der Landeskulturinstitutionen? Treten Sie für eine Erhöhung des Budgetansatzes für unabhängige Initiativen aus dem Bereich der Zeitkultur ein?

Wir stellen die erfreuliche gesellschaftliche Entwicklung fest, dass neben den etablierten Kulturinstitutionen die Bedeutung von unabhängigen Initiativen zunimmt und diese ihre kulturellen Aktivitäten ausweiten. Ich habe mich deshalb dafür einge-setzt, dass für diese Aktivitäten höhere Mittel zur Verfügung gestellt werden und werde mich auch weiterhin dafür verwenden, dass entsprechende Budgetansätze zur Verfügung stehen, die eine Weiterentwicklung der Initiativen erlauben.

6. Welchen Stellenwert messen Sie der KUPF als Interessensvertretung von Kulturinitiativen in OÖ bei?

Die KUPF leistet effizientes Lobbying für die Kulturinitiativen in Oberösterreich und bietet eine Plattform für die Vernetzung der Initiativen, was für die positive Entwicklung der Aktivitäten der Initiativen unerlässlich ist.

7. Welche Bedeutung bzw. welchen Stellenwert messen Sie Freier Kulturarbeit in/für Oberösterreich bei?

Die freie Kulturarbeit durch unabhängige Initiativen ist für mich unerlässlich für eine tolerante und offene Gesellschaft, wie wir sie anstreben und fördern.

8. Die KUPF tritt für eine förderpolitische Bevorzugung von Kulturaktivitäten von MigrantInnen, auch abseits von Folkloredarstellungen, im Sinne einer positiven Diskriminierung ein. Wie steht Ihre Partei dazu?

Die Förderung kultureller Aktivitäten von MigrantInnen muss ein wichtiger Bestandteil der geforderten kulturpolitischen Leitlinien sein. Dementsprechend müssen auch die finanziellen Förderungen eingesetzt werden. Die Politik muss die Aktivitäten gerade der „wenig sichtbaren Menschen und Gruppen“ (Frauen, Transgender, Kinder, Jugendliche, MigrantInnen, Ö) im Kulturbereich unterstützen. Das gegenwärtige und frühere künstlerische Schaffen dieser Gruppen muss in der Öffentlichkeit stärker präsentiert und auch durch Forschung gesichert werden. Ich möchte in diesem Zusammenhang noch einmal auf das Projekt Inter Kultur Preis hinweisen.

9. Um die kulturelle Betätigung von MigrantInnen sichtbarer zu machen, fordert die KUPF als erste Sofortmaßnahme die Einrichtung eines Landeskulturpreises für Kulturarbeit von MigrantInnen, entsprechend dem Modell der anderen Landeskulturpreise. Werden Sie sich für die Einrichtung eines solchen Preises einsetzen?

Eine stärkere Präsentation der kulturellen Aktivitäten von MigrantInnen entspricht unseren Vorstellungen. Es sollte jedenfalls diskutiert werden, ob für diesen Zweck die Schaffung eines eigenen Landespreises für Kulturarbeit von MigrantInnen das geeignete Instrument ist. Ich würde es bevorzugen, die erforderlichen Maßnahmen im Rahmen der Diskussion um die kulturpolitischen Leitlinien zu entwickeln.

10. Der Kulturförderbericht des Landes OÖ wurde mit dem Jahr 2000 eingestellt. Will Ihre Partei, dass ein öffentlich zugänglicher Kulturförderbericht wieder eingesetzt wird? Wenn ja, können Sie sich vorstellen, dass dieser transparenter gestaltet wird (z. B. extra Ausweisung von Förderungen an Kunst- und Kulturprojekten von Frauen, Jugendlichen, MigrantInnen und Behinderten, Gegenüberstellung der tatsächlichen Fördersumme und der Höhe des Ansuchens, Daten im Förderbericht müssen mit Rechnungsabschlüssen der Kulturbudgets vergleichbar sein)?

Wir unterstützen grundsätzlich Maßnahmen, die Transparenz und Begründbarkeit im Bereich der Kulturförderung ergeben. Ich würde es begrüßen, wenn die KUPF in Kooperation mit dem Institut für Kulturförderung des Landes OÖ ein Konzept für einen Förderungsbericht erarbeitet, das die von den Beteiligten gewünschten In-formationen in angemessener Qualität liefert.

11. In den letzten Jahren ist eine schleichende Verschiebung in der Finanzierung von unabhängigen Kulturinitiativen von der Jahresförderung hin zu Projektförderung festzustellen. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung?

Durch diese Entwicklung wird eine mittel- und langfristige Planung für Kultureinrichtungen und -initiativen erschwert bzw. verhindert. Das wichtigste Instrument, um hier gegenzusteuern, wären die angesprochenen kulturpolitischen Leitlinien. Wir setzen uns für eine Förderungspraxis ein, die auf die konkrete Situation der jeweiligen Kulturinitiative Bedacht nimmt und dem angepasst Direktförderungen (z.B. Stipendien), Förderung von Projekten (z.B. Veranstaltungen) bzw. Struktur-förderungen gewährt. Es muss auf jeden Fall möglich sein, auch mehrjährige Förderungen zu gewähren, wenn es dem zu fördernden Vorhaben angemessen ist.

12. Schon seit Jahren tritt die KUPF für verbindliche Förderkriterien, Förderbeiräte, schnellere Entscheidungen über die Vergabe von Förderungen, raschere Auszahlung von zugesagten Mitteln, Einrichtung einer Anhörungsstelle für abgelehnte FörderwerberInnen ein. Steht Ihre Partei für eine solche Reform der Kulturförderung in Richtung Transparenz und Objektivierung?

Diese Anliegen entsprechen unseren Vorstellungen einer „bürgernahen Verwaltung“. Die Verbesserung der Kommunikation zwischen Kulturverwaltung und KünstlerInnen bzw. Kulturschaffenden ist unbedingt anzustreben. Wir wünschen die Erarbeitung von kulturpolitischen Schwerpunktsetzungen, an denen sich die Förderungspraxis orientieren soll. Dies soll auch eine mittel- und langfristige Planung von Aktivitäten in finanzieller Sicherheit erlauben. Es müsste wenigstens bei negativ behandelten Ansuchen eine ausdrückliche Be-gründung geben.

13. Sind Sie für die verpflichtende Besetzung von Beiräten, Jurys, dem Landeskulturbeirat mit anteilsmäßig gleich vielen Männern und Frauen und mind. 14 % MigrantInnen (entsprechend ihrem jeweiligen Bevölkerungsanteil)?

In einer Evaluierung des Landeskulturbeirates durch die Gesellschaft für Kulturpolitik (2000) wurde diese Notwendigkeit bereits erkannt und die dementsprechende politische Forderung erhoben. Wir unterstützen diese Forderung.

14. Wie steht Ihre Partei zur Schaffung eines eigenen Budgetansatzes für Kulturarbeit von körperl. und geistig Behinderten (besser gesagt: die von der Gesellschaft zu solchen deklariert werden)?

Wir setzen uns für ein Förderungskonzept ein, dass bewusst dort Schwerpunkte setzt, wo es um kulturelle Aktivitäten von Menschen geht, die sich nach wie vor nur mit Schwierigkeiten oder gegen Widerstände artikulieren können. Wir unterstützen Maßnahmen und Projekte, die die „Sichtbarkeit“ und Präsenz dieser Gruppen im öffentlichen Raum verstärken. Ich erwarte mir auch hier, dass die erforderlichen Maßnahmen im Rahmen der Diskussion um die kulturpolitischen Leitlinien entwickelt werden. Budgetansätze sind immer die Folge von klar deklarierten politischen Schwerpunktsetzungen.

15. Treten Sie ein für die Schaffung eines Medientopfes, der aus Mitteln des Kultur-, Bildungs- und Wirtschaftsressorts sowie aus dem Zukunftsfonds finanziert wird, der zur Förderung freier nichtkommerzieller Medieninitiativen (Radios, Public Access, Medienlabors, Contentproduktion, Vermittlung von Medienkompetenz…) dienen soll?

Wir unterstützen die Entwicklung von nicht-kommerzieller Medienarbeit und treten auch dafür ein, dass hier eine öffentliche Finanzierung gewährt wird. Wir unterstützen auch die Forderung, das Initiativen in diesem Bereich eine Finanzierung für die Schaffung der Infrastruktur erhalten können.

16. Tritt Ihre Partei für eine Basisfinanzierung der freien Radios aus Landesmitteln ein?

Wir unterstützen grundsätzlich die Forderung nach einer Basisförderung aus Lan-des-mitteln, halten aber darüber hinaus einen Diskussionsprozess über weitere Finanzierungsmodelle, zur Sicherung und Wahrung der Unabhängigkeit der Freien Radios für unerlässlich. Wir sehen dies als wesentlichen politischen Auftrag zur Sicherung medialer Vielfalt.

17. Welche Maßnahmen sind von Ihrer Partei geplant, um eine bessere regionale Verteilung zeitkultureller Aktivitäten über ganz Oberösterreich zu erreichen?

Ich denke, dass nicht eine Partei alleine Maßnahmen planen sollte, sondern dass in einem intensiven Diskussionsprozess zwischen Kulturpolitik und Kulturschaffenden in Institutionen und Initiativen erarbeitet werden sollte, welche kulturpolitischen Schwerpunkte gesetzt werden. Das schließt mit ein, dass eine gute regionale Verteilung angestrebt werden muss, denn es gilt natürlich, freien Zugang und Entwicklungsmöglichkeiten für alle zu schaffen. Es ist klar, dass eine gute regionale Verteilung sich nicht unbedingt im Selbstlauf ergibt, sondern aktive Maßnahmen der politischen Kräfte erfordert.

Antworten der Grünen OÖ

durch Rudi Anschober, LAbg. und Klubobmann der Grünen im Oö. Landtag

1. Was hat Ihre Partei in den letzten sechs Jahren in OÖ kulturpolitisch bewegt?

MigrantInnen in den Landeskulturbeirat
Regionalfestival Südböhmen-Oberösterreich Stifterjahr 2005
Grundsatzbeschluss Neues Landestheater
Forschungsprojekt: Geschichte des Nationalsozialismus in OÖ.

2. Nennen Sie die drei wichtigsten kulturpolitischen Schwerpunktsetzungen Ihrer Partei in den letzten sechs Jahren.

Förderung kultureller Minderheiten (MigrantInnen, Sinti und Roma, Menschen mit Behinderungen)
mehrjährige Fördervereinbarungen für Kulturinitiativen (nur teilweise erreicht, derzeit nur mündliche Zusage durch Referenten)
Bessere Einbindung der Arbeit des Landeskulturbeirates in die Arbeit des Landtags
Einrichtung eines „echten“ (ständigen) Kulturausschusses im Landtag

3. Nennen Sie die drei wichtigsten kulturpolitischen Schwerpunktsetzungen ihrer Partei für die kommenden sechs Jahre?

Vermehrte Strukturförderung statt ausschließlicher Projektförderung und mehrjährige Fördervereinbarungen
Transparente Förderkriterien, -vergaben und -berichte
Projekt Linz, Kulturhauptstadt 2009 unter Einbindung der regionalen KünstlerInnen und Kulturinitiativen samt der Errichtung des neuen Landestheaters

4. Was waren Ihrer Einschätzung nach die größten kulturpolitischen Versäumnisse und Fehlentwicklungen in OÖ in den letzten Jahren?

Die Vernachlässigung besonderer Förderung von Minderheiten und Frauenkunst und -kultur. Jahrelanger Stillstand ums neue Landestheater.

5. Wie beurteilen Sie die Entwicklung des Budgetansatzes für Zeitkultur mit Ausnahme der Landeskulturinstitutionen? Treten Sie für eine Erhöhung des Budgetansatzes für unabhängige Initiativen aus dem Bereich der Zeitkultur ein?

Ja, aber auch für eine behutsame Neustrukturierung des Kulturbudgets und der Förderbereiche

6. Welchen Stellenwert messen Sie der KUPF als Interessensvertretung von Kulturinitiativen in OÖ bei?

Das dokumentiert das Interesse der Grünen an den Aktivitäten und Zielen der KUPF: EINEN HOHEN!

7. Welche Bedeutung bzw. welchen Stellenwert messen Sie Freier Kulturarbeit in/für Oberösterreich bei?

Sie ist Kernbereich der kulturellen „Landschaft“

8. Die KUPF tritt für eine förderpolitische Bevorzugung von Kulturaktivitäten von MigrantInnen, auch abseits von Folkloredarstellungen, im Sinne einer positiven Diskriminierung ein. Wie steht Ihre Partei dazu?

Die Grünen werden weiterhin die Dotierung eines eigenen Budgetansatzes „Interkulturelle Kulturarbeit“ im Kulturbudget fordern und durchsetzen. Die Grünen treten weiters u.a. für interkulturelle Kompetenz (MitarbeiterInnen mit Migrationshintergrund) in der Kulturdirektion ein, für Beratung, Betreuung und mit Entscheidungskompetenz.

9. Um die kulturelle Betätigung von MigrantInnen sichtbarer zu machen, fordert die KUPF als erste Sofortmaßnahme die Einrichtung eines Landeskulturpreises für Kulturarbeit von MigrantInnen, entsprechend dem Modell der anderen Landeskulturpreise. Werden Sie sich für die Einrichtung eines solchen Preises einsetzen?

Diese Forderung ist ebenfalls in den aktuellen Vorschlägen des Landeskulturbeirats enthalten. Wir werden sie natürlich unterstützen.

10. Der Kulturförderbericht des Landes OÖ wurde mit dem Jahr 2000 eingestellt. Will Ihre Partei, dass ein öffentlich zugänglicher Kulturförderbericht wieder eingesetzt wird? Wenn ja, können Sie sich vorstellen, dass dieser transparenter gestaltet wird (z. B. extra Ausweisung von Förderungen an Kunst- und Kulturprojekten von Frauen, Jugendlichen, MigrantInnen und Behinderten, Gegenüberstellung der tatsächlichen Fördersumme und der Höhe des Ansuchens, Daten im Förderbericht müssen mit Rechnungsabschlüssen der Kulturbudgets vergleichbar sein)?

Die Frage der Förderberichte in allen Bereichen (Kultur, Wirtschaft, Soziales u.s.w.) wird Gegenstand der Parteienverhandlungen nach den Wahlen sein. Die Grünen wollen Transparenz in ALLEN Bereichen und die Veröffentlichung eines künftigen Förderberichts im Internet.

11. In den letzten Jahren ist eine schleichende Verschiebung in der Finanzierung von unabhängigen Kulturinitiativen von der Jahresförderung hin zu Projektförderung festzustellen. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung?

Für Die Grünen steht die Notwendigkeit von mehrjährigen Jahres- und Strukturförderungen außer Zweifel.

12. Schon seit Jahren tritt die KUPF für verbindliche Förderkriterien, Förderbeiräte, schnellere Entscheidungen über die Vergabe von Förderungen, raschere Auszahlung von zugesagten Mitteln, Einrichtung einer Anhörungsstelle für abgelehnte FörderwerberInnen ein. Steht Ihre Partei für eine solche Reform der Kulturförderung in Richtung Transparenz und Objektivierung?

Die Grünen stehen für eine Reform der Förderpolitik in allen Bereichen, natürlich auch im Kulturbereich. Gespräche über eine Neuordnung der Förderpraxis sollten so rasch wie möglich nach den Wahlen mit den FörderungsnehmerInnen und den Dachorganisationen (wie KUPF) aufgenommen werden. Grundsätze sollten sein:
klare Förderrichtlinien
transparente Vergabe
nachvollziehbare Entscheidungen
Veröffentlichung des Förderberichts

13. Sind Sie für die verpflichtende Besetzung von Beiräten, Jurys, dem Landeskulturbeirat mit anteilsmäßig gleich vielen Männern und Frauen und mind. 14 % MigrantInnen (entsprechend ihrem jeweiligen Bevölkerungsanteil)?

Ja.

14. Wie steht Ihre Partei zur Schaffung eines eigenen Budgetansatzes für Kulturarbeit von körperl. und geistig Behinderten (besser gesagt: die von der Gesellschaft zu solchen deklariert werden)?

Eine besondere Förderung ist notwendig, allerdings nicht in einem gesonderten Ansatz, sondern in allen Ansätzen, soll Kunstschaffen und Kulturarbeit von und mit Menschen mit Behinderungen gefördert werden.

15. Treten Sie ein für die Schaffung eines Medientopfes, der aus Mitteln des Kultur-, Bildungs- und Wirtschaftsressorts sowie aus dem Zukunftsfonds finanziert wird, der zur Förderung freier nichtkommerzieller Medieninitiativen (Radios, Public Access, Medienlabors, Contentproduktion, Vermittlung von Medienkompetenz…) dienen soll?

Förderung nichtkommerzieller Medien ja, ob ein eigener „Topf“ budgetpolitisch richtig und ausreichend transparent ist, muss diskutiert werden.

16. Tritt Ihre Partei für eine Basisfinanzierung der freien Radios aus Landesmitteln ein?

Ja.

17. Welche Maßnahmen sind von Ihrer Partei geplant, um eine bessere regionale Verteilung zeitkultureller Aktivitäten über ganz Oberösterreich zu erreichen?

Dazu brauchen wir das Know-How der Kulturschaffenden und der Kulturinitiativen.