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Befreiungsfeier in Mauthausen

Am 8. Mai feierten tausende Menschen aus aller Welt den 66. Jahrestag der Befreiung des KZ Mauthausen durch US-Amerikanische Truppen. Hier ein paar Eindrücke:

 

Tausende ziehen durch das Tor auf den Appellplatz.

Mauthausen5 Eine Botschaft an die Burschenschafter, die am selben Tag auf dem Heldenplatz trauern.

Mauthausen8 Nur hier: friedlich nebeneinander…

Mauthausen6 Die Befreiungsfeier ist ein Pflichttermin für viele LinzerInnen.

Mauthausen7 Wie immer dabei: die Fahne der Antifaschistischen Aktion.

Mauthausen2 Noch gibt es sie: Überlebende des Nazi-Terrors.

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Mauthausen3 Betroffenheit nach einem Lokalaugenschein in den Baracken.

Mauthausen4 Ein Teil der Gäste muss leider immer noch beschützt werden…

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Mauthausen13 Ein beliebtes Fotomotiv.

Mauthausen11 In der Baracke 1 ist eine neue Ausstellung zu sehen.

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Mauthausen15 An manche Teilnehmer werde ich mich wohl nie gewöhnen…

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1. Mai in Linz

Hier ein paar Pics vom 1. Mai in Linz. Die SPÖ hat sich mit ihrem „Festzug“ leider so lange Zeit gelassen, dass die Alternative Maidemo zum ersten Mal seit ich denken kann in schweren Regen geraten ist. Die Welt steht wohl nicht mehr lange..

 

Niemand fühlte sich auf die Schaufel genommen.

1mai11_Linz_6 Die Jusos führen den Maiaufmarsch der SPÖ an und demonstrieren gegen das von ihrer Partei beschlossene Fremdenrechtspaket.

1mai11_Linz_8 AktivistInnen von Social Impact haben besonders mit den Musikkapellen ihren Spaß.

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1mai11_Linz_13 Aber auch andere nutzten den SPÖ-Aufmarsch für „stillen“ Protest.

1mai11_Linz_12 Der Slogan der Stadtpartei wurde inhaltlich etwas ergänzt.

1mai11_Linz_11 Endlich bringt sich auch die radikale Linke in den tagespolitischen Diskurs ein.

1mai11_linz_15 Die Alternative: wie immer unvermummt.

1mai11_Linz_9 Highlight der alternativen Demo war aber einmal mehr der pink&silver-Block.

 

Bei Touristinnen und Demonstrantinnen gleichermaßen beliebt: Urban Knitting - Strickguerilla-Aktivistinnen haben zahlreiche Bäume entlang der Ringstraße "eingestrickt".

Tag des Apfels?

15.000 Frauen und Männer marschierten gestern über die Wiener Ringstraße. Ein breites Bündnis bis hinein in die ÖVP hat die bunte Demo organisiert.
Der 8. März ist ein Fixtermin für frauenpolitischen Aktionen. Ein Kampftag, ständig von Kommerzialisierung und Ritualisierung bedroht und doch zäher als mann glaubt. Das Datum erinnert an einen Textilarbeiterinnen-Streik in New York 1857. Die Assoziation damit gibt es aber erst seit dem Kalten Krieg. Ursprünglich wurde der Kampftag stark mit den sozialistischen und kommunistischen Bewegungen verbunden. Aufgrund der schaurigen Performance des realen Sozialismus fand frau dann in dem (historisch umstrittenen) New Yorker Streik eine bessere Erzählung.
Die große Demo fand heuer aber am 19. März statt, dem Tag an dem der internationale Frauentag auch die alte Donaumonarchie erfasste. 20.000 Menschen gingen 1911 in Wien für die Rechte der Frauen auf die Straße. Während in den letzten hundert Jahren viele der damaligen Forderungen durchgesetzt wurden, ist zumindest eine peinlicherweise hochaktuell. „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ ist uralt und noch lange nicht erreicht. Bis diese Selbstverständlichkeit nicht endlich Realität ist, würde ich Maria Rauch-Kallat und ihren emanzipierten Freundinnen nicht den Gefallen tun und den Internationalen Kampftag der Frauen, Mädchen, Lesben zu einem schlichten Frauentag verkommen lassen. Denn dann ist er nur mehr einer unter vielen, zwischen dem Tag des Apfels und der Woche der Hautkrebsvorsorge.

Der Geist des konservativen Frauentags zeigt sich schockierend offen in diesem großartigen Video:

Logo Bettellobby OÖ

KUPF gegen Bettelverbot

Wie viele andere Vereine und Organisationen unterstützt auch die KUPF die kürzlich gegründete BettelLobby Oberösterreich:

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Presseaussendung BettelLobby OÖ Linz, am 24.2.2011

Betreff: BettelLobby OÖ gegründet

Sehr geehrte MedienvertreterInnen,

Der oberösterreichische Landtag wird am 10. März ein verschärftes Bettelverbot beschließen. Mit diesem Gesetz sollen arme Menschen von den Straßen vertrieben werden. Die Armut wird bleiben, auch weil die Politik bei der Bekämpfung der Armut nachlässig ist. Über Jahre wurde von Boulevard und Rechtsparteien der „Mythos Bettelmafia“ aufgebaut. Mit der Realität der Menschen hat das jedoch nichts zu tun. Bettelverbote sollen diese bloß aus der öffentlichen Wahrnehmung verdrängen.

Wir glauben, dass Betteln ein Menschenrecht für Menschen in Not ist. Niemand bettelt freiwillig. Meist ist es der letzte Ausweg für VerliererInnen des kapitalistischen Systems oder für rassistisch Diskriminierte, denen nichts anderes übrig bleibt.

Wir fordern daher:

• Die Abschaffung aller Bettelverbote
• Das Ende der Kriminalisierung von bettelnden Menschen
• Die Bekämpfung der Armut und nicht die Bekämpfung der Armen

Der öffentliche Raum muss allen gehören und nicht nur den Kaufkräftigen!

Um ein deutlich sichtbares Zeichen zu setzen haben zahlreiche Organisationen und Einzelpersonen die BettelLobby Oberösterreich gegründet. Eine Liste der UnterstützerInnen können Sie auf http://www.bettellobby.at/ nachlesen. Auch auf der Facebook-Seite http://www.facebook.com/bettellobbylinz formiert sich Widerstand.

Es gibt auch in OÖ genug Menschen, die dieses Gesetz nicht widerspruchslos hinnehmen.

Die BettelLobby OÖ

****************KUPF-Blog Originaltextservice*******************

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Ein Bettelverbot kommt selten allein

Wie beim Domino fällt ein Bundesland nach dem anderen und führt mehr oder weniger strenge Bettelverbote ein. Jahrelang wurde gegen BettlerInnen mobilisiert. Krone, FPÖ und Teile der ÖVP orten eine organisierte Mafia, die arme BürgerInnen aus Osteuropa nach Österreich karrt und zum Betteln zwingt. Um die angebliche Ausbeutung zu unterbinden wird der scheinbar einfachste Schritt gesetzt. Der Umgang mit dem Thema ist beispielhaft für die Kopf-in-den-Sand-Politik Österreichs. Denn die Gründe sind so vielschichtig, dass eine echte Lösung der Frage viel Kapital erfordern würde: finanzielles und vor allem politisches.

Kernproblem ist die Ratlosigkeit der EU im Umgang mit einem Teil ihrer BürgerInnen: den Roma, Sinti und anderen, die durch die Etablierung der Nationalstaaten und die z.T. willkürlich gezogenen Grenzen und damit verbundenen Reisebeschränkungen ihrer Art zu Leben beraubt wurden. Besonders in Ungarn, Rumänien und der Slowakei wurden die ehemaligen Nomaden zu Ausgestoßenen und Verfolgten. Zuerst von den realsozialistischen Regimen zur Sesshaftigkeit gezwungen, fielen sie nach der Wende endgültig durch den Rost der neuen Zeit. Sie sind dazu bestimmt von mickriger Sozialhilfe zu leben ohne Aussicht auf Veränderung. Rechte Schlägertrupps machen Jagd auf sie und kein Wahlkampf wird ohne sie geschlagen, keine Wahl ohne sie gewonnen.

Ein minimaler Prozentsatz nutzt die einzige Freiheit die ihnen die EU wiedergegeben hat: die Freiheit zu reisen und – bis vor kurzem – die Freiheit zu betteln.

Mit den Bettelverboten wird versucht ein Stück Menschheitsgeschichte abzuschaffen: das zweitälteste Gewerbe der Welt und manchmal einfach nur eine verzweifelte Reaktion auf eine akute Notsituation. Erbärmlich ist die Herangehensweise und doch mittlerweile eine der großen Konstanten österreichischer Innenpolitik: Sozialpolitischen Problemen wird mit ordnungspolitischen Maßnahmen begegnet. Und die anständige Mehrheit freut sich, dass ihr der Anblick der Armut künftig erspart bleibt.

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Neue Ideen für eine neue Welt

Da ich es diesmal nicht geschafft habe meinen Weihnachtsbuchtipp für die KUPF-Zeitung rechtzeitig (also 3 Wochen nach Redaktionsschluss) abzugeben, beglücke ich jetzt den KUPF-Blog damit. Das Buch war schon damals nicht mehr brandneu und Weihnachten ist längst verdrängt, aber der Inhalt ist natürlich nicht passé.

Robert Misik – Anleitung zur Weltverbesserung

Die Linke ist nach dem Ende des realen Sozialismus in Lethargie versunken und hat jeden Gestaltungswillen verloren. Der kurze Hype der globalisierungskritischen Bewegung wurde vom „Kampf gegen den Terrorismus“ weggespült. Dabei scheinen die Dinge nicht erst seit der Krise relativ klar zu sein: die Märkte gehören reguliert, ein starker Staat muss Grundbedürfnisse und eine annähernd gleiche Wohlstandsverteilung gewährleisten. Demokratische Strukturen gehören weiterentwickelt und nationalstaatliches Denken überwunden. Die Welt schreit nach einer „Neuen Aufklärung“ (Neil Postman) samt dazugehöriger Revolution wenn es denn sein muss. So einfach das klingt, so einfach könnte es auch sein. Würde sich die bürgerliche Linke zu diesen Zielen bekennen, könnten wir endlich darüber diskutieren, wie wir sie alle gemeinsam durchsetzen werden. Wie eine neue linke Agenda im Detail aussehen kann, beschreibt Robert Misik kurzweilig und nicht ohne Selbstironie in seinem neuen Buch „Anleitung zur Weltverbesserung“, das abgesehen vom Titel absolut lesenswert ist.

Robert Misik, Anleitung zur Weltverbesserung. Das machen wir doch mit links, aufbau Verlag, Berlin 2010

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Made in Dagenham

Das Linzer Programmkino Moviemento ist deshalb eine der wichtigsten Einrichtungen in Linz, weil es immer wieder passiert, dass einen ein dort gesehener Film über Tage beschäftigt. Positiv und negativ. Die Sozialkomödie „We want Sex“ ist so ein Film. Warum der Originaltitel „Made in Dagenham“ ersetzt wurde ist mir zwar rätselhaft, aber die Story hat es in sich. Erzählt wird mit britischem Humor die Geschichte eines legendären Streiks in Großbritannien. 1968 waren die Gewerkschaften noch stark und die Insel wurde von einem Labour-Premier regiert. Henry Ford II war einer der wichtigsten Arbeitgeber des Landes. Weil sie – wie damals (und leider auch noch heute) üblich – deutlich weniger verdienten als Männer traten 187 Näherinnen in den Ford-Werken in Dagenham/Wales in den Streik. Zu dieser Zeit war das völlig ungewöhnlich. Zwar streikten die Männer regelmäßig und auch erfolgreich, bei Frauen war das fast so undenkbar wie ihre Forderung nach „equal pay“.

Nach einem langen und kräfteraubendem Arbeitskampf setzten sich die Frauen durch. Zwei Dinge sind bezeichnend und genauso wie „equal pay“ nach wie vor brandaktuell: Die Konzernführung übte enormen Druck auf die Regierung aus, die Forderungen nicht zu unterstützen. Das Argument „sonst verlegen wir die Produktion in ein anderes Land“, ist also kein Kind des Neoliberalismus der 80er, sondern viel mehr ein alter Hut. Umso schlimer, dass sich die Staaten noch heute damit erpressen lassen. Erschütternd war aber auch die Trägheit und Feigheit der Gewerkschaften, deren Führung den Streik am liebsten abgedreht hätte, weil sie schon tief in den Mühlen der Realpolitik steckten. Den Todesstoß erhielten sie einige Jahre später von der genialen Queen des Neoliberalismus Margaret Thatcher. Die katastrophalen Folgen für die Menschen in Großbritannien sind ja bekannt. Die Frauen sind aber nach wie vor Heldinnen und der Film von Nigel Cole wirklich zu empfehlen.

Die stille Zeit

Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Ich wünsch allen armen Schweinen, dass es schnell vorübergeht. Und den geistig Umnachteten, die Weihnachten schön finden: alles Gute!

Stadtwache – Der Film

Die neue Linzer Stadtwache kämpft mit ihrem schlechten Image. Nach Monaten des Abwartens reagiert die Stadt nun endlich und hat eine Werbekampagne in Auftrag gegeben. Auf City-Lights wird um Verständnis für den Ordnungsdienst geworben und heute ist auch ein Werbespot präsentiert worden.

Seht selbst, wie unverzichtbar unsere Stadtwache ist. Etwaige Ähnlichkeiten mit stadtbekannten Querolanten sind natürlich reiner Zufall.

Regie: Ünal Uzunkaya
Produktion: flimmerfrei media

Dancing Auschwitz

Kunst kann bestehende, eingebildete oder aufoktroyierte Denkmuster mit einem einfachen „Kunstgriff“ zerstören. Schafft sie das, wird sie interessant und auch politisch relevant. Jane Korman aus Melbourne hat das in beeindruckender Weise erreicht.

Gemeinsam mit ihrer Familie besuchte sie Stationen des Leidensweges ihres Vaters: Lodz, Theresienstadt, Auschwitz
Herausgekommen ist ein ebenso beeindruckendes, wie berührendes Video, das sich via Youtube schnell in der ganzen Welt verbreitete und für heftige Diskussionen sorgt. Die Meinungen gehen weit auseinander, egal ob in Israel oder in Deutschland, ob jüdisch oder sonst was.

Der 89jährige Überlebende tanzt gemeinsam mit seinen Enkelkindern an den Stätten des Grauens, auf den Feldern des Todes zu dem 70er Jahre-Hit „I will survive“. Was auf den ersten Blick makaber und verharmlosend wirkt ist ein spektakulärer und kraftvoller Akt der Befreiung. 65 Jahre war er fast ausschließlich Opfer und Überlebender. Gewissensbisse, ob des Glücks überlebt zu haben, nagten an seiner Generation. Auch Kinder und Enkelkinder leben mit und trotz des Holocausts, sind ständig damit konfrontiert und versuchen das Unbewältigbare zu bewältigen. Die ritualisierte und trauernde Form des Gedenkens und Mahnens hat sich erschöpft und kann der Situation nach all den Jahren immer weniger gerecht werden. Auch in der Linken wirkt es auf viele verstörend, dass sich das Opfer plötzlich nicht mehr wie ein Opfer verhält. Die Rote Armee hat dem Großvater das Leben gerettet, befreit hat er sich – spät aber doch – selbst.