Offener Brief an die Regierung

Offener Brief an
Bundeskanzler Sebastian Kurz
und Staatssekretärin Andrea Mayer
sowie an
die Österreichische Bundesregierung
und den Nationalrat


Sehr geehrte Damen und Herren!
Im Zuge der Verordnungen zum neuerlichen Lockdown in Österreich wurde auch gegen die Kulturbetriebe sowie die Kunstschaffenden in Österreich ein Erscheinungsverbot in der Öffentlichkeit verhängt.
Im humanistischen Sinne und der Vernunft folgend, akzeptieren wir diesen Affront, im Gegensatz zum Frühjahr können wir dies diesmal jedoch nicht unkommentiert und widerspruchslos zur Kenntnis nehmen.

Warum?

Bereits Ende des Frühjahres wurde vonseiten der Bundesregierung darauf hingewiesen, dass, mit Vorausblick auf den zu erwartend schwierigen Herbst und Winter, wirksame Konzepte entwickelt werden müssen und in Aussicht gestellt, dass ebendies auch von der Bundesregierung in Angriff genommen werden würde, was auch in Ihren Aufgabenbereich fällt.
Basierend auf den Erkenntnissen des ersten Lockdowns, Vorsicht und Voraussicht, sowie dem Mut zum Bekenntnis, dass “die Dinge nun einmal anders sein werden”, haben unzählige Kulturbetriebe Veranstaltungskonzepte entworfen, die nicht nur in vielen Fällen nur unter erhöhtem Engagement unzähliger Freiwilliger durchführbar waren, sondern vor allem so effektiv sein sollten, dass mit ihnen mittelfristig ein geregelter Betrieb stattfinden können würde.

Dies verlangte von den meisten Einrichtungen auch den Mut, ihr Publikum mit Umständen zu konfrontieren, die unter normalen Umständen diametral zum Anspruch der Einrichtung standen, vor allem im Alternativen Kultur- und Kunstbereich. Nicht wider Erwarten, sondern aufgrund dieses Vertrauens auf die Vernunft des Publikums, erfuhren all diese Einrichtungen positive Reaktionen und Bekenntnisse zu den veränderten Bedingungen.
Während alle Bereiche der Gesellschaft, in denen nicht konsequent Solidarität GEFORDERT und DURCHGESETZT wurde, mit Clusterbildungen und steigenden Infektionszahlen zu kämpfen hatten, konnte sich die Kulturszene als “safe spot” in der SARS-Cov2 Situation etablieren. Und zwar schlicht, weil konsequent die selbst entwickelten Konzepte durchgesetzt und eingehalten wurden.
Konzepte, die der Österreichischen Bundesregierung sogar als Blaupause für ein wirksames Konzept für ALLE ÖFFENTLICHEN RÄUME (Schulen, Büros, Kulturbetriebe und Dienstleistungswirtschaft) dienen könnten. (siehe https://www.daswerk.org/covid-19-praeventionskonzept-2-0/?fbclid=IwAR3UcsGpEogJgwdlVrLVbd5Okt_fxz67OEdWpzMyVtjKkzYuxtmxTJf48-Y)

Darauf begründet unsere Fassungslosigkeit gegenüber der aktuellen Entscheidung:

Während Sie damit beschäftigt waren, alle populären Klüngel von der Leine zu lassen und weitestgehend den überholten Status Quo wiederherzustellen, haben Sie die tatsächlich wirksamen und langfristig wirksamen Konzepte, die in der Kulturszene entworfen wurden, ignoriert, obwohl sie am Präsentierteller liegen! Konzepte, die einen erfolgreichen Umgang mit der Pandemie und ihren gesellschaftlichen Konsequenzen garantieren. Nicht nur haben wir unsere Aufgabe der intellektuellen und emotionalen Erweiterung der Gesellschaft weiterverfolgt, sondern nachweislich gezeigt, dass wir uneitel, flexibel und dynamisch an der reellen Gestaltung eines neuen Alltags teilnehmen können. Wenn von einem Beitrag zur Gesellschaft die Rede ist, den die Kunst und Kultur leistet, so ist dieser nun unmissverständlich und greifbar erfolgt.

Wenn Sie, Herr Bundeskanzler, also von “Kulturverliebtheit” so abschätzig sprechen, sollte das eigentlich mit Dankbarkeit verknüpft sein, denn wir Kulturbetriebe lieben tatsächlich unsere Gesellschaft, in aller Vielfalt und Widersprüchlichkeit. Denn unser Erfolg basiert auf Respekt. Denken Sie darüber nach und staunen Sie.

Kulturverein KAPU
et al.

Dazu noch zwei Video links:

https://www.youtube.com/watch?v=uohOnYX3ZaM

https://www.zdf.de/comedy/heute-show/heute-show-vom-30-oktober-2020-100.html

Schreibe einen Kommentar