„Das-kann-ich-auch“-Kunst-Verständnis

oder „Man muss darüber nachdenken, ob ich jetzt Kunst fördere, die ich auch für privaten Eintritt am Wiener Gürtel bekomme.“

Es gibt Bücher, die tausende mögliche Definitionen über Was-ist-Kunst auseinandersetzen. Für die FPÖ ist das rasch beantwortbar oder zumindest weiß die FPÖ was Kunst nicht ist, beispielsweise: „Rudelbumsen sei einmal keine Kunst.“
Dieser blumigen Sprache bemächtigt sich die FPÖ, wenn sie sich zur aktuellen Ausstellung in der Secession äußert. Denn dort stellt der Schweizer Künstler Christoph Büchel seinen Ausstellungsraum mit dem Titel Element6 aus. Und für die FPÖ ist es „eine Schweinerei, den als Kunst zu deklarieren.“
FPÖ-Funktionäre und Parteichef Strache hetzten wie auch der Boulevard gegen die sogenannte Rathaus-SPÖ, denn „die muss schon völlig durchgeknallt sein, wenn sie öffentlichen Gruppensex mit 90.000 Euro unterstützt“. Es lag schon vor Tagen auf der Hand, dass eine Kunst-Subventionsdebatte angerissen werden würde. Zur Sicherheit hat die FPÖ ein Plakat – im üblichen Sujet – entworfen, indem sie Missbrauch von Steuergeldern anprangert und mit Reizworten wie „Gruppensex“ zu untermauern versucht.

Also was versteht eine FPÖ unter Kunst? „Kunst“, sagt FPÖ-Kultursprecherin Heidemarie Unterreiner, „sei gerade in der Kulturnation Österreich identitätsstiftend. Wenn man jetzt alles zur Kunst deklariert – auch was gar keine Kunst ist -, dann achtet man unsere kulturelle Identität nicht, auch nicht die österreichischen Sitten und unseren Wertekanon.“ Und Bezirksfunktionär Tiller, in der Donaustädter FPÖ zuständig für Museen und Brauchtumspflege ist, gibt hingegen unumwunden zu, „ein Waldmüller gefällt mir halt besser. Heute kannst auf einem Bild gar nix mehr erkennen. Vielleicht bin ich auch schon zu alt, aber ich versteh’s nicht, und was ich nicht verstehe, werde ich nicht unterstützen.“

Der Eklat um die Förderungen der Secession Ausstellung ist ein stellvertretendes Beispiel für Probleme im Bereich der Subventionen im Kunst- und Kulturbereich. Als die Glöcklerinnen beim KUPF Innovationstopf 2009 einreichten und ihr Projekt umsetzten „sie brachen den männerdominierenden Ebenseer Glöcklerlauf oder in anderen Worten, sie bereicherten den Lauf um die Frauen“, gab es Proteste. Auch beim Landeshauptmann wurde man vorstellig. Auch hier Tradition vs. reaktionäre Verweigerung der Anführungszeichen Moderne Anführungszeichen? Jedenfalls ist es nicht nur ein lästiges Problem sich mit PolitikerInnen auseinandersetzen zu müssen, die offen gesagt, mit Kunst überfordert sind.
Die Kürzung von Kulturbudgets, wie es in OÖ noch im Kulturhaupstadtjahr passierte, ist im Übrigen ein weiteres Indiz für das fehlende Verständnis was Kunst und Kultur für eine Gesellschaft bedeuten.

Und wieder frage ich: Kunst ma an Fufzga leichn?