“Die Freiheit der Kunst, das ist ja etwas sehr, sehr Wichtiges”

…sagt Stefan Petzner, seines Zeichens Kultursprecher des BZÖ und klagt den Wiener Cernin Verlag. David Schalko hat 2009 den Prosaband mit dem Titel “Weiße Nacht” veröffentlicht. Und darin fällt das entscheidende Stichwort: Lebensmensch. Jener Ausdruck, der Ende 2008 zum österreichischen Wort des Jahres 2008 gewählt wurde und 2009 als insbesonders österreichischer Ausdruck in den Duden aufgenommen wurde. Tja. Mit der Klage gegen den Verlag jedenfalls treten einige interessante Aspekte zutage, die als Gesamtpaket als Realsatire Made in Austria gelesen werden können.

Zunächst ist es gelinde gesagt mehr als bedenklich, dass Petzner dem Autor unterstellt, Mechanismen und Stilmittel zu verwenden, die in der NS-Zeit angewandt worden sind. Parallel dazu bekennt sich Petzner in einem Interview als echter Kunst- und Kulturfan: „Ich bin immer für die Freiheit der Kunst, das ist ja etwas sehr, sehr Wichtiges, ein sehr, sehr hohes Gut.“ (Und wir wissen von Victor Klemperer, dass man hinsichtlich Übertreibungen und Überhöhungen skeptisch sein sollte)

Leider wird mit seiner Klage eines klar; weder versteht das vermeintliche Opfer medieneigene Mechanismen: mit der Klage bewirbt er das Buch. Noch kann er sich von einem Werk distanzieren, von dem er sich angesprochen fühlt, trotzdem er der Kunst ihre Freiheit zugesteht. Vermutlich stört es Petzner, dass den Protagonisten im Buch das gleiche Tattoo ziert, wie ihn selbst. Es ist ein kleiner Delfin auf dem Unterbauch. Woher Schalko das wissen konnte? Nun, Petzner posiert ja auch gerne Fotomodell, sagt das Internetorakel.

Lieber BZÖ-Kultursprecher, mögliche Ähnlichkeiten mit deiner Person sind vermutlich frei erfunden und rein zufällig! (War das nun eine Untertreibung? Zumindest ist mir entfallen, ob sich Klemperer auch dazu äußerte …)

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