Einsparung der Mauthausen-Filmretrospektive?

Die Österreichische Lagergemeinschaft Ravensbrück & FreundInnen hat erfahren, dass die bekannte „Mauthausen-Filmretrospektive“ eingespart werden soll. Untenstehende Zeilen wurden diesbezüglich an Innenministerin Mikl-Leitner gerichtet:

 
Sehr geehrte Frau Bundesministerin Mikl-Leitner,
 
Seit 2005 gibt es Jahr für Jahr im August in der Gedenkstätte Mauthausen eine Filmretrospektive mit einem Schwerpunkt zum Themenkreis Nationalsozialismus und seine Folgen, die ein halbes Jahr später in Wien wiederholt wird. Bis 2013. Erst im Dezember erfuhren die Organisatoren, dass die Filmretrospektive in Wien aus finanziellen Gründen eingestellt wird. Zwar gibt es für den kommenden Sommer nun die Zusage, dass die Retrospektive doch abgehalten wird, aber wie es weitergehen wird, bleibt ungewiss.
 
Thema der Filmretrospektive 2013 war gemäß Programmtext:
„Die Debatten über Rückerstattung ‚arisierten‘ Besitzes haben in den vergangenen Jahren in Österreich die Gemüter erhitzt. Doch geht es rückblickend nicht nur um den geraubten Besitz jüdischer Familien, sondern um viel umfangreichere Fragen: Wurde unmittelbar nach 1945 Recht gesprochen, wurden Verbrechen gegen die Menschlichkeit konsequent verfolgt? Gab es ein Unrechtsbewusstsein? Was geschah mit Wohnungen, Büros, Ordinationen, Geschäften, die 1938 jüdischen Familien gehörten? Und was geschah, wenn es keine Überlebenden gab, keine RückkehrerInnen aus KZ und Vernichtungslagern oder dem erzwungenen Exil? Wie verhielten sich Betriebe und Firmen, die vor, während und nach der Nazi-Herrschaft wirkten, oft Profite auf Kosten der Verfolgten, Vertriebenen und Ermordeten machten und nach 1945 schwiegen? Wer waren im Nachkrieg die NutznießerInnen der wirtschaftlichen Folgen von Rassismus und Antisemitismus? Welches Menschenbild hinterließ die NS-Herrschaft und was wirkt davon noch heute nach?
Es sind solche Fragen, die in der diesjährigen Retrospektive gestellt und deren Antworten seit 1946 FilmemacherInnen in vielen Ländern beschäftigen. Die Retrospektive wird von Frank Stern, Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien, und Stephan Matyus, Mauthausen Memorial beim Bundesministerium für Inneres, kuratiert.“
 
WIR PROTESTIEREN GEGEN EINSPARUNGEN AUF KOSTEN DIESER AUSGEZEICHNETEN VERANSTALTUNGEN!
SIE LEISTEN EINEN ALLJÄHRLICHEN BEITRAG ZUM ÖSTERREICHISCHEN GESCHICHTSBEWUSSTSEIN!
 
Aufklärung über die Verbrechen des Nationalsozialismus und die Wirkung auf das gesellschaftliche Klima nach dem Krieg bis zur Gegenwart hat kein Ablaufdatum!
 
Für die heute heranwachsenden Generationen werden „Niemals vergessen!“ und „Wehret den Anfängen!“ leere Worte bleiben, wenn sie nicht mit lebendigem Inhalt vermittelt werden können. Die Filmretrospektive tut dies in vorbildlicher Weise. Die Vorstellungen waren alljährlich bei freiem Eintritt ausverkauft und haben so viele Menschen erreicht! Dafür muss es Geld geben!
 
Mit der Bitte um Aufklärung, wie die Zukunft der Filmretrospektive aussehen wird,
 
Die Österreichische Lagergemeinschaft Ravensbrück & FreundInnen (ÖLGR/F)
Lassallestraße 40/2/6
1020 Wien
www.ravensbrueck.at

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