Das Ludwig Boltzmann Institut Medien.Kunst.Forschung. lädt ein zum
Salon.
Mittwoch, 11. Februar 2009 um 19.00 Uhr
im ÖH Café Dokapi, Kunstuniversität Linz, Kollegiumgasse 2 (Postgebäude), 2. Stock
Am Anfang steht die Trennung von Bild und Ton. Aber die Montagebeziehung bewirkt etwas, das weder Bild noch Ton alleine bewerkstelligen können. Geblieben ist die getrennte Bearbeitung von Filmbild und Filmton. Sie sind bei der Produktion technisch völlig autonom durch die Montage behandelbar. Dies auch als ästhetisches Programm für die Autonomie von Bild und Ton zu postulieren, führte zu einer kompositorisch gestalterischen und auch ideologiekritischen Auseinandersetzung, deren Folgen bis heute im bipolaren Modell der Filmmusik nachklingen. Das musikalische Spannungsfeld wird idealtypisch gemäß ihren Funktionsweisen in die zwei Pole aufgeteilt: Auf der einen Seite dieses Modells ist die Musik völlig bild- und handlungsorientiert, steht eine illustrative, untermalende Filmmusik, die ausdrucksmäßig stark mit den Bildern und der szenischen Handlung verknüpft ist; und damit die Einheit des Ausdrucks bzw. Gehalts von Bild und Musik zum Ziel hat. Auf der anderen Seite ist die Filmmusik völlig unabhängig von Bild und Handlung. Sie steht kommentierend und kontrapunktisch und hat die Gegenläufigkeit des Ausdrucks bzw. Gehalts von Bild und Musik zum Ziel. Die Pole dieser Montagebeziehung gilt es herauszuarbeiten und außerdem aufzuzeigen, wie bis heute in der Filmproduktion zwischen diesen Polen changiert wird. Das Spannungsfeld zwischen Mickey-Mousing und Kontrapunkt wird anhand von konkreten Filmszenen deutlich. Mit den filmischen Fallstudien als möglichen Erfahrungen werden auch filmhistorische Weichenstellungen des bipolaren Modells anschaulich und hoffentlich heutige audiovisuelle Deutungen plausibel.
Hans Beller, Jahrgang 1947 ist Absolvent der Hochschule für Fernsehen und Film und Diplompsychologe (Diplom über Filmwahrnehmung am Beispiel der Filmmontage); seit über 30 Jahren Regisseur und Autor von dokumentarischen Filmen; seit über 20 Jahren Erfahrung in Forschung und Lehre mit Schwerpunkt Filmmontage. U.a. Herausgeber des „Handbuch der Filmmontage“ (5. Auflage 2005).