Festival SOHO in Ottakring: Ausschreibung 2018

Festival SOHO in Ottakring 2018

Jenseits des Unbehagens: Vom Arbeiten an der Gemeinschaft

Wenn der Boden wankt und sich die Angst um eine sichere Zukunft wie ein Feuer ausbreitet, dann ist das zarte Flämmchen, das für Demokratie steht, im Herzen vieler Menschen am erlöschen. Es wächst das Unbehagen und damit die Kraft der gesellschaftlichen Spaltung, die dazu führt, die anderen, die Schwächeren, auszuschließen. Wenn das die Realität ist, verlieren am Ende alle.

Der Wert von Demokratie kommt mit handfesten Dingen: Bildung, Perspektive, soziale Zugehörigkeit, Qualität der Arbeit. Demokratische Werte scheinen aber angesichts der vielen Krisen, die das Leben der Menschen in unterschiedlicher Heftigkeit berühren, zunehmend sinnentleert und in Frage gestellt. Ist die Demokratie zu retten? Und wie wollen wir sie leben?

Die Komplexität der Fragen um die Zukunft und die Herausforderungen, die zukünftige Generationen erwarten, sind – auch angesichts der medialen Überflutung – nicht mehr überschaubar. Jedes Thema, jedes Problem steht in einer oft ungeahnten Vielzahl an Zusammenhängen.

Andererseits ist es erstaunlich, wie schnell ein System der Interdependenzen zusammenzubrechen droht, wenn die Rädchen ins Stocken geraten – sei es durch Naturgewalten oder endlose Macht- und Ressourcenkonflikte wie im Nahen Osten und in Nordafrika. Die Folgen – Entwurzelung, Flucht, Radikalisierung, Armut, Tod – bekommen alle zu spüren.

Wenn sich eine demokratisch organisierte, „heile“ Welt bedroht fühlt, wenn ein Nationalstaat in den Strudel des Weltgeschehens gerät, enttarnt sich das neoliberale System, das sich, solange die Verhältnisse halbwegs komfortabel sind, gar nicht bloßstellen will. Denn es will unter dem Deckmantel der Demokratie und solange es geht, alles verschlingen. In postkolonialer Tradition gehören Ausbeutung und Ressourcenvernichtung, die allzu viele Menschen spüren müssen, dazu.

An der Gemeinschaft arbeiten bekommt in diesem Zusammenhang eine besondere Bedeutung. Zivilgesellschaftliches Engagement ist – wie sich 2015 während der „Flüchtlingskrise“ gezeigt hat – wesentlich für Solidarität und gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Mit Geduld und in kleinen Schritten müssen auch dort, wo es aussichtslos scheint, Vertrauen und die Lust am Teilen wieder wachsen. Die kreativen Potentiale der Kunst können dabei einen konkreten Anschub leisten, dass Kräfte sich neu entfalten.

Ausschreibung für Projektvorschläge

SOHO in Ottakring lädt Einzelpersonen, unabhängige Kulturinitiativen, Vereine und Kollektive ein, an der Ausschreibung für das Kunstfestival SOHO in Ottakring 2018 teilzunehmen.

Festivalthema ist:

Jenseits des Unbehagens: Vom Arbeiten an der Gemeinschaft

Das Festival wird im Gebiet Sandleiten des 16. Wiener Gemeindebezirks Ottakring von

2. – 16. Juni 2018 stattfinden.

Die Ausschreibungsfrist ist 8. November 2017 (Es gilt der Poststempel)

Inhalt

  1. SOHO in Ottakring

  2. Künstlerischer Fokus

  3. Geografisches Setting

  4. Was wird finanziert?

  5. Bewerbungsunterlagen

  6. Bewerbungsfrist

  7. Was bietet SOHO IN OTTAKRING?

  8. Jury für die Auswahl von Projekten

  9. Kooperationspartner

  10. Kontakt

  11. Team

 

  1. SOHO in Ottakring

SOHO in Ottakring ist ein Kunstprojekt und -festival im urbanen Raum (seit 1999). Schwerpunkte sind Themen des urbanen Lebens mittels kollaborativer Kunstpraxis und die aktive Nutzung des öffentlichen Raumes während des biennal stattfindenden zweiwöchigen Festivals.
Seit 2012 liegt der geographische Fokus von SOHO in Ottakring im Gebiet Sandleiten im Wiener Bezirk Ottakring. Sandleiten ist Teil eines historisch gewachsenen Gebietes am westlichen Rand von Wien.
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http://www.sohoinottakring.at

  1. Künstlerischer Fokus

Für das Festival 2018 sucht SOHO in Ottakring Projekte, die komplexe Zusammenhänge sichtbar und be/greifbar machen, neue Sichtweisen anregen und die Öffentlichkeit, darunter spezifische Zielgruppen wie Erwachsene, Jugendliche, Kinder, Cross-Generation, einlädt, zu sehen, zu berühren, zu interagieren, sich zu engagieren, z.B. im Sinne von Kunst als Forschung und kollektivem Lernprozess.

Künstlerische und interdisziplinäre Methoden und Ansätze von Projekten sind offen. Work-in-progress, Interventionen, Workshops, Installationen, Touren, Präsentationen, Ausstellungen, ebenso spielerische und humorvoller Formate sind willkommen. Transkulturalität, Gender, interkulturelle Übersetzung, Sprache sind zu berücksichtigen. Während des Festivals sollten Ergebnisse sichtbar sein.

In exemplarischer Weise sind im Gebiet Sandleiten, insbesondere im Sandleitenhof, der Verlust des Ansehens der Sozialdemokratie ein dringliches Thema für viele offene Fragen:

Wie und in welcher Form ist Leben im öffentlichen Raum sichtbar? Wie stark prägt und kontrolliert die Stadtverwaltung das soziale Leben in der Nachbarschaft? Welche Rolle spielen die Medien? Wie viel Raum und Anreiz gibt es für Initiativen? Wo sind die Lücken, wo die informellen Spiel- und Freiräume? Wie können Konflikte artikuliert und verhandelt werden? Wie mündig sind Bürger*innen und welche Rollen werden ihnen zugestanden? Sind sie aufmüpfig und kritisch oder lediglich passive Wähler*innen und Passant*innen?

Diese Fragen können auch eine Anregungen für Beobachtung und Recherche in Sandleiten sein.

  1. Geografisches Setting

Sandleiten

Sandleiten ist Teil eines historisch gewachsenen Gebiets am nordwestlichen Rand von Wien-Ottakring. Besonders hervorzuheben sind der Sandleitenhof, der Kongresspark, das Kongressbad und eine Vielzahl gemeinnützig errichteter Wohnbauten. Mit 1.587 Wohnungen und ca. 4.500 Einwohner*innen ist der Sandleitenhof der größte Gemeindebau, der während der Ära des Roten Wien gebaut wurde2. Der Sandleitenhof wurde von 1924 bis 1928 errichtet und verkörperte die Vorstellung einer ‚Stadt in der Stadt’, die Arbeit, Wohnen und Leben miteinander verbindet3.

Beschreibung der Örtlichkeiten im Detail

  • Sandleitenhof und benachbarte Gemeindebauten wie Dr.-Adolf-Schärf-Hof (errichtet 1981-83) und Karl-Metschl-Gasse (errichtet in den 1960er Jahren).

Der Sandleitenhof wurde von 1924 bis 1928 errichtet und verkörperte die Vorstellung einer ‘Stadt in der Stadt‘, die Arbeit, Wohnen und Leben miteinander verbindet. Im Sandleitenhof als auch im Adolf Schärf Hof gibt es leerstehende Geschäftslokale, die – in Absprache mit Wiener Wohnen – für eine Zwischennutzung geeignet sein könnten. Außerdem gibt es insbesondere im Sandleitenhof zahlreiche einladende Plätze zum Verweilen. Zum Teil werden sie wenig genutzt.

  • Der Matteottiplatz4 ist ein schön gestalteter runder Platz, einst lebendiges Zentrum des Sandleitenhofs und Versammlungsort für 1. Mai – Aufmärsche.

  • Städtische Bücherei im Sandleitenhof, Rosa-Luxemburg-Gasse 4, eine der prachtvollsten „Arbeiterbibliotheken“ Wiens.

  • Drei Kindergärten. Der Kindergarten in der Rosenackerstraße 5, Sandleitenhof entstand 1927 bis 1929 nach den Plänen des späteren Leiters des Wiener Stadtbauamts, Erich Franz Leischner. Er war 100. Kindergarten und der 1. Montessori-Kindergarten Wiens.

  • Nietzscheplatz: zwischen Einkaufszentrum und Sandleitenhof gelegener, von Bäumen und Parkbänken gesäumter, rechteckiger und asphaltierter Platz.

  • Kongresspark (entstanden 1927-1929) mit 2 Spielplätzen, ehem. Milchtrinkhalle, Wiese. In den Sommermonaten wird der Park von einer multiethnischen Nachbarschaft intensiv genutzt.

  • Kongressbad (gebaut 1928), ein Symbol für sozialdemokratische Arbeiterkultur in Wien.

  • Sandleitengasse

    • 2 stöckiges Einkaufszentrum (gebaut 2002, 3400qm) mit Interspar und Apotheke ebenerdig, Geschäften und einem Interspar Restaurant im 1.Stock.

    • Traditionsbäckerei, -drogerie, veganer indischer Imbiss, 2 Kreisler, u.a. Geschäfte

    • Sport und Fun – Halle, eine multi-funktionale Sporthalle für Hobby und professionelles Training (2009 errichtet/ 2.800m2).

    • Pfarre mit Kindergarten und großem Gemeinschaftsraum (erbaut 1935 – 36)

  1. Was wird finanziert?

Künstlerische Projekte, die sich mit dem Jahresthema befassen und sich in gestalterischer oder dialogischer Form mit der örtlichen Situation auseinandersetzen, können finanziell unterstützt werden.

Aufgrund eines limitierten Budgets kann der Verein SOHO in Ottakring nur wenigen Projekten eine Summe von max. € 5.000 gewähren.

Projektvorschläge mit einem geringeren finanziellen Aufwand, bzw. mit einer Ko-Finanzierung sind daher willkommen.

Mittels Crowdfunding gibt es auch die Möglichkeit, für ein Projekt zusätzliche Mittel zu finden. Die Wiener Crowdfunding-Plattformen we make it oder startnext bieten ihr know-how und Unterstützung. Mehr: https://wemakeit.com | https://www.startnext.com

  1. Bewerbungsunterlagen

  • Projektbeschreibung: kurze Zusammenfassung (ca. 1500 Zeichen)

  • Detaillierte Beschreibung auf max. zwei A4 Seiten

  • Skizze als visuelle Darstellung des Vorhabens und örtliche Anforderungen (optional).

  • Ausführlicher Finanzplan inkl. Technik und künstlerisches Honorar.

Anm.: Alle mit SOHO in Ottakring vereinbarten Beträge können nur als Nettobeträge (ohne Mwst.) verrechnet werden. Für die Versteuerung muss selbst Sorge getragen werden.

  • Zeitplan

  • Eventuelle Kooperationspartner_innen oder weitere Sponsoren

  • Kontaktdaten der verantwortlichen Person/en + Webseiten

  • Kurzbiografie aller voraussichtlich involvierten Personen

Wichtig

Während der Festival-Öffnungszeiten ist eine aktive Betreuung des eigenen Projekts erforderlich:

Eröffnung Sa, 2. Juni 2018, 17.00 – 24.00 Uhr

So, 3. Juni 2018, 17.00 bis 21.00 Uhr

Mi, 6. – So 10. Juni 2018 und Mi, 13. – Fr, 15. Juni 2018, 17.00 bis 21.00 Uhr

Festivalfinale Sa, 16. Juni 2018, 17.00 bis 24.00 Uhr

  1. Bewerbungsfrist

Die Bewerbungsfrist endet am 8. November um 24.00 Uhr ( es gilt der Poststempel). Bitte Unterlagen ausschließlich per Post an folgende Adresse senden:

Verein SOHO in Ottakring, Brunnengasse 68/9, 1160 Wien, Österreich

Für Fragen im Vorfeld steht das SOHO-Team gerne zur Verfügung. Bitte uns wegen Terminabsprache kontaktieren. Bitte informieren Sie uns auch kurz per mail, dass Sie eine Bewerbung abgeschickt haben.

e-mail: contact@sohoinottakring.at | t. 0699 195 33 94

  1. Was bietet SOHO in Ottakring

  • Gesamtorganisatorische Koordination und Unterstützung in der Produktion

  • Bereitstellung der technischen Anforderungen zur Bespielung der Leerstände

  • Inhaltliche Beratung bei den künstlerischen Vorhaben

  • Unterstützung bei Kontaktsuche von lokalen Kooperationspartnern

  • Nutzung der SOHO-Projektwerkstatt im Sandleitenhof, Rosa-Luxemburg-Gasse 9 für Präsentationen, Treffen, Vorbereitungsarbeiten

  • Einholung der Genehmigungen

  • Vernetzung mit Künstler*innen, mit der Nachbarschaft, mit Geschäftsleuten, Vereinen, etc. vor Ort

  • Professionelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

  • Erstellung allgemeiner Druckssorten (Plakate und Programme) zur Bewerbung des Festivals, sowie deren Verteilung im Raum Wien

  • Social Media und Online Marketing

  • Webseite: http://www.sohoinottakring.at

  1. Jury für die Auswahl von Projekten

Eine unabhängige Jury, bestehend aus Aldo Giannotti (Künstler), Ruby Sircar (Künstlerin und Kulturwissenschaftlerin), Andrea Hubin (Kunsthistorikerin und Kunstvermittlerin) wird eine Auswahl von Projekten für das Festival SOHO in Ottakring 2018 empfehlen. Die Ergebnisse werden bis Anfang Dezember 2017 bekannt gegeben.

  1. Kooperationspartner Festival 2018

  • Wiener Konzerthaus

  • zoom 16 (Aussenstelle des zoom Kindermuseums im Sandleitenhof)

  • World Jam Session (mit dem Musiker Harri Stojka)

  • Haus Liebhartstal – Unterkunft für Flüchtlinge

  • Kunstschule.wien

  • Kunsthalle Wien

  • Institut für künstlerisches Lehramt, Akademie der bildenden Künste, Wien

  • Volkskundemuseum Wien

  • wohnpartner – Gemeinsam für eine gute Nachbarschaft

  1. Kontakt und Information

Verein SOHO IN OTTAKRING, Brunnengasse 68/9,1160 Wien

t. 0699 195 33 594

e-mail: contact@sohoinottakring.at

www.sohoinottakring.at

  1. Team

Künstlerische Leitung und Organisation: Marie-Christine Hartig, Hansel Sato, Ula Schneider

Kaufmännische Leitung: Sonja Schön

Beratung: Shams Asadi, Sonja Kothe

Grafik: Caterina Krüger

Öffentlichkeitsarbeit: content&event

Technik: prilfish

 

1Mit Straßenbahn 20 Minuten Fahrzeit vom Stadtzentrum nach Sandleiten.

2 Mit Straßenbahn 20 Minuten Fahrzeit vom Stadtzentrum nach Sandleiten.

3s. auch Text von Wolfgang Förster über den sozialen Wohnbau des Rote Wien: „80 Years of Social Housing in Vienna“ https://www.wien.gv.at/english/housing/promotion/pdf/socialhous.pdf

 

4 Giacomo Matteotti war ein sozialistischer Politiker in Italien, der 1924 nach einer flammenden Rede gegen den Faschismus von Anhängern Mussolinis ermordet wurde. Als Folge wurde die Diktatur in Italien besiegelt.

 

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