KULTURARBEIT IST ARBEIT UND ARBEIT IST …WAS WERT?

Elisabeth Mayerhofer
und
Monika Mokre
untersuchen die Geschichte und Inhalte von freier Kulturarbeit –schließlich sollen alle wissen, wovon die KUPF da eigentlich spricht.

ANFÄNGE UND ANSPRÜCHE

Am Anfang stand der Wunsch nach einer Neupositionierung von Kultur als politischer Praxis,jenseits eines elitären Kunstsystems,in dem das Genie herrscht.Der Begriff Kulturarbeit tauchte in den 1970er Jahren auf und richtete sich gegen den Mythos der autonomen Kunst und zugleich auch gegen die Einschränkung des Arbeitsbegriffs auf (fordistische)Lohnarbeit.Kulturarbeit stand für partizipative,politisch engagierte Arbeit im kulturellen Feld und/oder mit kulturellen bis künstlerischen Mitteln,wobei die Akzeptanz durch den Kunstbetrieb zweitrangig war. Der Ansatz der klassischen Avantgarde,die Trennung zwischen „Kunst und Leben “aufzuheben,sollte in konkreten lokalen Kontexten wieder belebt werden.Im Gegensatz zum Kunstbetrieb ging es nicht in erster Linie um die Schaffung neuer Werke,sondern auch darum,kulturelle Produktionen etc. zu ermöglichen und durchzuführen,zu veranstalten. Letzteres trägt bis heute zu dem Missverständnis bei,Kulturarbeit sei weniger „produktiv “als die Kunst-Kunst. Bei beidem handelt es sich letztlich um das Auslösen und Weiterführen von kommunikativen Prozessen,unterschiedliche Arbeits-und Produktionsformen ergeben sich aus der jeweiligen Beziehung zum Kunstbetrieb,zu politischem Aktivismus,zu Kunstvermittlung etc. Der Begriff „KulturarbeiterIn “ist hier in vielerlei Hinsicht programmatisch:Kulturelle Arbeit wird nicht mehr als Schöpfungsakt eines Individuums aus dessen Inneren verstanden,sondern als kollektiver Prozess,an dem auch Nicht-ExpertInnen teilnehmen können bzw.dessen Ergebnisse breiter zugänglich sein sollen. Der Geniekunst,die den vergeistigten Gegenpol zur kapitalistischen Logik darstellen soll,wird ein demystifiziertes Modell kultureller Arbeit an und mit den Verhältnissen gegenübergestellt.
In den 1980ern setzte eine Phase der Institutionalisierung ein – Vereine wurden gegründet,Infrastrukturen errichtet,in den meisten Fällen ehrenamtlich und selbstbeauftragt und oft abseits der Zentren, mit dem Ziel einen anderen Kulturbegriff neben Hochkultur und volkstümelnder Kultur zu etablieren –die Soziokultur. Dieser Institutionalisierung wurde in den 1990ern von der Kulturpolitik insofern Rechnung getragen,als eine eigene administrative Einheit mit eigenem Budget eingerichtet wurde.

GEGENWART UND REALITÄTEN

Mit den 1990er Jahren ging jedoch auch die letzte Phase des sozialdemokratisch orientierten Wohlfahrtsstaates zu Ende und ein neues politisches Paradigma,das sich bereits in den Umwegrentabilitätsdiskussionen angekündigt hatte setzte sich fest:Die Geschichte von unmittelbar ökonomisch verwertbarer Kunst/Kultur. Die Kreativwirtschaft wurde entdeckt und an die Stelle der KulturarbeiterInnen trat der neue Leittypus der „cultural entrepreneurs “.Diese vereinigen in sich Charakteristika der Geniekünstler und der KulturarbeiterInnen. Wie der Geniekünstler schaffen sie aus sich selbst heraus,sind dabei allerdings im Unterschied zu ersterem nicht nur in ihren Produkten,sondern auch in ihren Verwertungsstrategien innovativ (und zielen auf breitere Märkte ab als die schmale Nische des Kunstmarktes).Trotzdem arbeiten sie aus intrinsischer Motivation und nicht um ein regelmäßiges Einkommen zu erzielen. Daher handelt es sich bei ihrer Arbeit – ebenso wie bei der Kulturarbeit – auch nicht um entfremdete Lohnarbeit,sondern um die Aufhebung der Trennung zwischen Beruflichem und Privatem –wenn auch in einer Form,die deutlich von den Ideen der politischen Kulturarbeit der 1970er abweicht:Individuen werden zu Ein-Personen-Unternehmen. Die außerordentlich hohe Motivation im Kunstbereich wie in der Kulturarbeit wurde auf einen primär profitorientierten Dienstleistungssektor übertragen;gemeinsam ist all diesen Sektoren die geringe Entlohnung,das kritische Potenzial jedoch wird durch reibungslose Marktgängigkeit ersetzt. Das Konzept des „cultural entrepreneur “zehrt also parasitär von älteren Konzepten und verändert sie zugleich grundlegend durch den absoluten Vorrang der Ökonomisierung vor allen anderen Ansprüchen. Die handelnden Personen sind allerdings zum Teil dieselben geblieben: Da sich Kulturinitiativen nicht im luftleeren Raum befinden,kommerzialisierten sich manche –manchmal schleichend,manchmal bewusst – und gaben ihren politischen Anspruch zugunsten der Erbringungen professioneller Dienstleistungen beispielsweise als VeranstalterInnen auf, wobei ihnen gerade ihre vormals politische Arbeit einen gewissen verruchten Schick gab,der in Nischenmärkten hervorragend kapitalisierbar ist.

DAS ENDE DER KULTURARBEIT?

Die Kulturinitiativen sind in die Jahre gekommen,die Konzepte der 1970er scheinen nicht mehr adäquat,die öffentliche Hand reduziert zusätzlich die Förderungen –gibt es noch eine Chance für Kulturarbeit?Dass die Rahmenbedingungen schlecht sind,ist keine grundlegende Neuerung –auch wenn sie zunehmend noch schlechter werden. Dies betrifft nicht nur die Fördermodalitäten,durch die Projekte statt Strukturen gefördert werden,sondern auch den allgemeinen Rückbau des öffentlichen Sektors,der dazu führt,dass sich viele KulturarbeiterInnen ihr ehrenamtliches Engagement schlicht nicht mehr leisten können.Wer selbst mehrere prekäre Jobs jongliert,hat meistens wenig Zeit für unbezahlte Organisationsarbeit. Die grundlegende Problematik liegt aber anderswo: Seit längerem ist nicht klar,was Kulturarbeit ausmacht und was sie von anderen Aktivitäten im kulturellen Feld unterscheidet. Gehen wir also davon aus,dass Kulturarbeit noch immer wichtig ist,so gilt es,diesen Begriff zu überdenken,zu diskutieren oder auch um ihn zu streiten. Um diesen Streit zu fördern,hier einige Überlegungen,die keinesfalls auf allgemeine Zustimmung hoffen dürfen. Kulturarbeit definiert sich über Formen und Inhalte,doch lassen sich weder in der einen noch in der anderen Hinsicht trennscharfe Grenzen zu anderen Aktivitäten ziehen,seien sie nun kulturell oder nicht. So ist es z.B.einerseits noch keine Kommerzialisierung der Kulturarbeit,wenn diese auch Geld für die KulturarbeiterInnen abwirft. So lassen sich aber auch andererseits durchaus löbliche Inhalte,wie Antirassismus oder Geschlechtergleichstellung,in einer Form bearbeiten,die eher kommerziell und kulinarisch als politisch ist. So gibt es z.B. auch keine klare Grenze zwischen der Aufwertung einer
Region oder eines Stadtteils durch emanzipatorische Kulturarbeit und einer Tourismusförderung durch kulturelle Aktivitäten. Es geht hier also nicht um fixe Definitionen,sondern um kritische Debatten konkreter Projekte,in denen sich KulturarbeiterInnen über ihre eigenen Ziele und Beweggründe klar werden und diese auch veröffentlichen.In den 1970er Jahren war es oft der Kampf um eigene Räume,der am Beginn kultureller Arbeit stand. Das Aufsehen,das diese Kämpfe erregten,wie auch die lebhafte Nutzung der erkämpften Räume brachten dann Öffentlichkeit – nicht im Sinne eines Massenpublikums,aber in Form der Partizipation von Interessierten. Manchen der „älteren “Kulturinitiativen ist es gelungen,sich diese Räume zu erhalten,andere „jüngere “ Initiativen suchen nicht mehr nach einigermaßen stabilen Strukturen,sondern entwickeln andere,flüchtigere Organisationsformen,etwa lose Arbeitsgemeinschaften um konkrete Projekte,die sich nach Projektabschluss wieder auflösen. Nicht um eigene Räume geht es also heutzutage primär,sondern um öffentliche Räume, genauer:Um Räume,die Öffentlichkeit ermöglichen,seien es nun öffentliche Räume im wörtlichen Sinn oder Räume,die öffentlich gemacht werden. In diesen Räumen kann Kulturarbeit politisch und damit gesellschaftlich relevant werden. Wenn Formen und Inhalte von Kulturarbeit zur Debatte gestellt werden,heißt das zugleich,dass nicht automatisch bestimmte Aktivitäten anderen vorzuziehen sind. Hybride Netzwerke können in manchen Kontexten besser funktionieren als klare Strukturen –und in anderen nicht. Gemeinsam ist allen Möglichkeiten der Kulturarbeit aber,dass sie Geld brauchen und zwar einigermaßen kontinuierlich. Und auch wenn nichts dagegen spricht,dass dieses Geld teilweise von den RezipientInnen oder AnsprechpartnerInnen kommt,so steht doch nicht zu erwarten,dass sich Kulturarbeit in diesem Sinne je privat finanzieren kann. Hier ist also die öffentliche Hand gefragt,deren Förderziele jedoch den Zielsetzungen von KulturarbeiterInnen oft diametral entgegengesetzt sind. Nicht selten verstehen KulturpolitikerInnen und -beamtInnen Kunst und Kultur als unterhaltsame Standortfaktoren,mit denen schwelende gesellschaftliche Konflikte vorübergehend übertönt,d.h. in der medialen Wahrnehmung befriedet werden können. Doch soziale Ausverhandlungsprozesse laufen im Regelfall alles andere als friedlich, bunt und freundlich ab,nämlich konfliktreich und heftig. Und wenn Minderheiten,wie sie auch immer definiert sein mögen,einen derartigen Lärm schlagen,gefährdet dies das reibungslose Funktionieren hegemonialer Strukturen. Doch es ist gerade die Aufgabe von Kulturarbeit, hegemoniale Strukturen in Frage zu stellen,abweichende Meinungen und Konzepte zu Wort kommen zu lassen und somit gesellschaftliche Konflikte darzustellen oder gar zuzuspitzen.(Teil-)Lösungen sind dann von anderer
Seite her zu entwickeln,insbesondere von der Politik. Kulturarbeit ist immer Arbeit. Wenn sie öffentlich wird,sich also der Öffentlichkeit stellt und von dieser auch wahrgenommen wird,dann ist sie Arbeit an der Gesellschaft. Und die muss sich eine Gesellschaft auch etwas kosten lassen.

Monika Mokre
ist Vorsitzende der „Forschungsgesellschaft für kulturökonomische und kulturpolitische Studien (FOKUS)“,stellvertretende Direktorin des Institut für europäische Integrationsforschung;

Elisabeth Mayerhofer
ist Geschäftsführerin der IG Kultur Österreich und Mitglied der Forschungsgesellschaft für kulturökonomische und kulturpolitische Studien.

FREQUENTLY ASKED QUESTIONS ZUR KUPF-KAMPAGNE „KULTURARBEIT IST ARBEIT“

Anstelle einer Einleitung.
Klemens Pilsl
sucht Inhalt und Sinn der Kampagne sowie der KUPF selbst.
Stefan Haslinger
hat ihm dabei geholfen.

Q:
Was ist die Kampagne „Kulturarbeit ist Arbeit “?
A:Die Bedeutung steckt im Titel,wobei die Kampagne ursprünglich „Und das soll Arbeit sein?“heißen sollte. Mit dieser Frage werden KulturarbeiterInnen,wenn sie nach ihrem Beschäftigungsfeld gefragt werden,sehr oft konfrontiert –weil Kulturarbeit im gängigen Denken mit Freizeitvergnügen und hedonistischer Beschäftigung verbunden wird,aber nicht mit der dahinter steckenden Arbeit. Die KUPF versucht mit der Kampagne die Arbeit,die Initiativen und KulturarbeiterInnen abseits des Sichtbaren (Veranstaltungen,Ausstellungen)leisten,in den Vordergrund zu rücken. Und die Arbeit,die KulturarbeiterInnen leisten,damit es zum Sichtbaren kommt. Das ist für uns der immanent wichtige Teil. Wir haben das übersetzt mit einer demokratiepolitischen Aufgabe –über diesen Begriff könnte man natürlich streiten,aber wir sehen darin das Herstellen von Vernetzungen,das Kreieren von neuen Organisationsformen,das Schaffen von Konfliktfeldern,auf denen auch „Kämpfe “ausgetragen werden.

Q:
Wie wird die Kampagne ablaufen?
A:Die Kampagne findet von 17.April bis 17.Juni 2008 statt und vollzieht sich auf verschiedenen Ebenen:Öffentlichkeitswirksam via Giveaways (Shirts,Postkarten,Sticker,Poster). Medial über Pressearbeit mit den Mainstreammedien,aber auch über die eigenen Kanäle,zum Beispiel freie Radios oder die eingerichtete Homepage.
Diskursiv im Rahmen Diskussionsveranstaltungen in den Regionen oder mit dieser Broschüre.

Q:
Ist es nicht seltsam für eine progressive Organisation wie die KUPF,wenn sie genau weiß,dass eine politische Kampagne von 17.April bis zum 17.Juni dauert?
A:Eine Kampagne muss immer einen Anfang und ein Ende haben. Der Zeitraum massiver Öffentlichkeitsarbeit dauert drei Monate an. Die Inhalte werden aber darüber hinausgehend weiter getragen werden,reflektiert und in neue Arbeitszusammenhänge eingebracht.

Q:
Wenn die KUPF eine Kampagne macht –kommt die an? Verändert das irgendwas?
A:Das wird sich nach dieser Kampagne weisen,denn das ist die erste Kampagne der KUPF. Erfolg wäre auch,wenn sich in der politischen Haltung der KUPF selbst und der Mitgliedsinitiativen etwas verändert,das Bewusstsein,das wir politisch agieren,gestärkt wird.

Q:
Lässt sich so etwas evaluieren,messen:Der Mehrwert,der Nutzen,der Erfolg dieser Kampagne?
A:Wahrscheinlich nicht.Für die KUPF selbst wird die Messbarkeit darin liegen,in wie weit wir die Ergebnisse der Kampagne im Herbst in die Arbeitsprogramme für 2009 und später hineinfließen lassen werden. Um auch die KUPF selbst wieder als eine politische Organisation zu positionieren und nicht als Serviceeinrichtung.

Q:
Die KUPF führt in dieser Kampagne zwei Arbeitsbegriffe zusammengeführt:Einerseits die Sichtbarmachung von Reproduktionsarbeiten für kulturelle Arbeit und andererseits geht es auch um gesellschaftlichen „Mehrwert “,den Kulturarbeit produziert. Warum muss man die eigene Nützlichkeit betonen?
A:Die in der Frage angesprochene Nützlichkeit ist Umwegrentabilität,ist Zahlenmaterial,wie viele BesucherInnen habe ich da und dann. Und die Arbeit,die die Frage als „Mehrwert “bezeichnet hat,wird ja nicht bewertet. Das Anliegen der KUPF ist es den Blick auf Kulturarbeit genau umzukehren –diese nicht über das Veranstaltungsvolumen zu determinieren,sondern zu sagen:„Da ist etwas anderes,was viel wichtiger ist!“Das spannende für die KUPF ist zudem,dass sich sehr viele der Initiativen dieses Wertes gar nicht bewusst sind. Die sich grundsätzlich nicht als politische Initiativen sehen,sondern als Veranstaltungsvereine und kulturelle Nahversorger.

Q:
Das heißt die Öffentlichkeit definiert Kulturpolitik oft über das Leistungsmerkmal der Quantität: ZuschauerInnenzahlen,Anzahl der Flyer und Aussendungen.Und die KUPF würde gerne als „Leistungsmerkmal “ gesellschaftliche Arbeit und Produktivität hervorkehren?
A:Als „Leistungsmerkmal “?So kann man es sicher nennen,aber wir sprechen vom politischen Antrieb,den freie Kulturarbeit immer hat! Der in den 1970ern genuin gegebene Antrieb ist jungen Initiativen nicht mehr inne –die Motivation zu Kulturarbeit ist heute vielleicht eher der Versuch,neue Organisationsformen auszuprobieren. Den explizit politischen Anspruch haben heute nur einige Initiativen. Wir unterstellen aber,dass sie natürlich alle politisch agieren in ihrer Organisationsform,indem wie sie an einem Ort agieren. Sie sind sich oft der politischen Relevanz nicht bewusst,die sie eigentlich einnehmen könnten.

Q:
Das heißt die Kampagne zielt nicht nur auf irgendeine Öffentlichkeit ab,sondern auch speziell auf die Initiativen?
A:Genau.Die Kampagne hat auf jeden all zwei Ebenen. Das eine ist sozusagen die Ebene der kulturpolitischen Öffentlichkeit bis hin zu Huber,Peppi und Mitzi und andererseits ist die Kampagne natürlich auch ganz stark an die
KUPF-Mitgliedsinitiativen und KulturarbeiterInnen gerichtet,im Sinne eines Reflexionsauftrags der KUPF.

Q:
Wir erleben zur Zeit einen Kulturhype,auch bei autonomer Kulturarbeit. Boomt freie Kulturarbeit deswegen,weil die „Linke “im weitesten Sinne sich zunehmend in kulturlinke Positionen und Zusammenhänge zurückzieht?Ist die „Linke “ auf einem Rückzugskampf und ist die Kulturarbeit unser Dschungel,wohin wir uns zurückziehen?
A:Grundsätzlich ist zu befürchten,dass die Linke sich wirklich zurückzieht –genau in dieser Pauschalität;an die Parteienlandschaft überhaupt nicht gedacht,sondern wirklich im Sinne einer linken Hegemonie,wenn man jemals davon sprechen kann. In diesem Kontext ist die These auf jeden Fall gerechtfertigt. Linke Theorien und Diskussionen finden im kulturellen Feld den meisten Platz. Wobei der Link zu Kultur oder Kulturarbeit gar nicht immer gegeben ist,aber es sind oft Kulturinitiativen,die die Räume und die Nischen zur Verfügung stellen, wo diese Diskurse stattfinden können. Das ist auch wieder spannend zu beobachten,weil ja von der linken Parteienlandschaft Kultur nicht als Thema anerkannt wird.

Q:
Wäre die Linke besser beraten,aus diesen Kulturzusammenhängen wieder auszubrechen und offensiv Politik zu machen oder ist Kulturarbeit zu Beginn des 21.Jahrhunderts eine großartige Art und Weise,um Politik und politischen Aktivismus zu betreiben?
A:Sie ist solange eine wirklich großartige Art und Weise,solange keine Instrumentalisierung passiert. Kultur und Kulturarbeit ist ja lange,bis Anfang der 1990er noch,nicht als eigene politische Kraft verstanden worden,sondern eher als Trägermedium,als Vehikel um Inhalte zu transportieren. Solange die Verantwortung über die Diskussion bei den Kulturinitiativen bleibt,kann es durchaus auch eine politische Kraft werden,die entsteht. Begrüßenswert wäre es natürlich,wenn politische Diskurse aus dem kulturellen Feld einen breiten Weg hinaus finden würden.

Q:
Die Versuche gäbe es ja. Es gibt in unserer Gesellschaft Personengruppen,für die Kulturarbeit die einzige Möglichkeit,sich politisch zu betätigen,darstellt. MigrantInnen etwa verfügen über kein Wahlrecht und finden keinen Platz in den traditionellen politischen Betätigungsfeldern. Wird da die Kulturarbeit Label für politischen Aktivismus oder ist es legitim,über dieses Label Kultur ganz konkret Politik zu betreiben?
A:Gerade bei migrantischer Politik ist nicht von Instrumentalisierung zu sprechen,sondern von einer engen Verschränkung von Kulturarbeit und politischer Arbeit. Ohne dass das Eine zu Gunsten des Anderen geopfert wird.

Q:
Zur politischen Genese der KUPF:Die KUPF institutionalisiert sich,auch manche ihrer älteren Initiativen wie Röda,KAPU oder Kino Ebensee sind mittlerweile Institutionen. Ist das eine Gefahr oder eineChance?
A:Es ist dann eine Gefahr,wenn man sich dessen nicht bewusst ist.Die KUPF hat das fast ein bisschen verschlafen,aber sie hat die Kurve noch gekratzt. Die KUPF ähnelt auch in der Institutionalisierungsfrage einer Gewerkschaft:Diese Gratwanderung zwischen Opposition einerseits und andererseits gemeinsame Vorgehensweisen mit dem politischen Gegenüber zu finden. Mit dem Land OÖ oder dem Kulturreferenten Entscheidungen treffen zu müssen,die zum Teil auch gut zu heißen. Wie weit darf man das machen?Für OÖ war es zum Teil gut,dass sich die KUPF institutionalisiert hat,weil sich ihr Gewicht dadurch verändert hat. Wobei durch die Institutionalisierung sicher einiges an politischer Schlagkraft verloren gegangen ist. Ein Röda oder eine KAPU können mittlerweile in ihren Städten ein ganz anderes politisches Gewicht vorweisen,weil sie als Faktoren in diesen Städten anerkannt sind. Es sind nicht mehr die,die nicht einschätzbar sind,was natürlich ambivalent zu betrachten ist,sondern sie verfügen über einen Statusfaktor,der in einer politischen Auseinandersetzung eine Stärke darstellt. Es hängt grundsätzlich von den handelnden Personen da drinnen ab. Die müssen sich der Gefahren und der Macht von Institutionalisierung bewusst sein. Es gibt den Begriff der Postkultur:Man muss davon abkommen, dass Kultur immer per se was Gutes ist. Und sozusagen immer diese ästhetisierende,gestalterische Kraft drinnen hat. Anerkennen,dass Kultur durchaus negative
Formen einer Auseinandersetzung mit sich bringen soll. Das sollte man in der Diskussion um Zukunft von Kulturarbeit mitdenken. Bewusst einsetzen,was wir an kulturellem Kapital in der Hand haben. Die Negation in den Diskurs hineinzubringen.

Q:
Wenn das so ist möchten wir/unser Verein/der ganze Tribe/ meine Band/mein Steuerberater/die ganze Ortschaft an der Kampagne partizipieren. Wie?
A:Gern!Alles was es zu wissen gibt ist auf kupf.at/kampagne zu erfahren.

Stefan Haslinger
ist Geschäftsführer der KUPF und lebt in Wels.

Klemens Pilsl
arbeitet in der KAPU und lebt in Linz.s

Kulturarbeit ist Arbeit: Deutungs- und Erklärungsraum

Dem breiten Deutungs- bzw. Erklärungsraum (freier) Kulturarbeit in Oberösterreich widmet sich der dritte Teil der Radio KUPF-Spezialsendungen zur Kampagne ‚Kulturarbeit ist Arbeit‘.

Dazu werden zwei relativ exponierte VertreterInnen der oberösterreichischen Kulturszene von David Guttner (Vorstandsmitglied der KUPF, Freies Radio Salzkammergut) zum Studiogespräch gebeten: Jutta Skokan (Kulturbüro Wels, Festwochen Gmunden) und Klemens Pilsl (KAPU Linz).

Zum download/stream: Kulturarbeit ist Arbeit: Deutungs- und Erklärungsraum

FRS Magazin: Widerhall: Kulturarbeit ist Arbeit

Ein Beitrag des Freien Radio Salzkammergut zur Kampagne „Kulturarbeit ist Arbeit“.
Sie hören Wortbeiträge, Statements und O-Töne von den KUPF GeschäftsführerInnen Eva Immervoll und Stefan Haslinger, von den KUPF Vorstandsmitgliedern David Guttner und Martin Böhm, ein kurzes Telefoninterview mit Richard Schachinger, Sprecher des Sozialforum Freiwerk Vöcklabruck sowie ein kurzes Gespräch mit Clemens Pilsl, GF KV Kapu Linz.

Zum download/stream: Widerhall – FRS Magazin

RadioKUPF: Kulturarbeit ist Arbeit: 9ern im öffentlichen Raum

Die Kampagne „KulturARBEIT ist Arbeit“ startete am 17. April 08 mit einer Jausenpause von Kulturarbeiter_innen. Mit Bier und Leberkäse stärkten sich die Arbeiter_innen für einen langen und arbeitsintensiven Arbeitstag.

Bei diesem „9ern“ der Kulturtäter_innen im öffentlichen Raum hat sich Radio KUPF mit Aktivist_innen über ihren persönlichen Zugang zu Freier Kulturarbeit unterhalten.

Zum download/stream: Kulturarbeit ist Arbeit: 9ern im öffentlichen Raum

„Metatext“ – Kulturarbeit ist Arbeit

Das Schaffen von Strukturen gesellschaftlicher Beteiligung ist Arbeit. Und diese Strukturen gesellschaftlicher Beteiligung bedürfen einer aktive Belebung und Erhaltung durch demokratisches Engagement und einer Sicherstellung der Partizipationsmöglichkeiten.

In Oberösterreich gibt es zahlreiche Kulturvereine, die diese Modelle demokratischer Beteiligung leben und ermöglichen. Sie schaffen und besetzen Räume und Themen und leisten damit einen unersetzlichen Beitrag für eine lebendige, aktive Gesellschaft. Engagement steht hier im Mittelpunkt – die AktivistInnen in diesen Vereinen agieren aus eigenem Antrieb. Sie warten nicht darauf, dass von anderen gehandelt wird. Sie organisieren Kulturveranstaltungen unterschiedlichster Sparten, oft in künstlerischen Nischen mit hohem innovativen Charakter, gestalten Projekte zu Themen die gesellschaftlich relevant sind oder engagieren sich für freie Medien mit offenem Zugang. Dies großteils ehrenamtlich und freiwillig. Das Engagement dieser KulturarbeiterInnen ist nicht nur deswegen bedeutsam, weil damit regional oder thematisch neue Aktivitäten entstehen, sondern auch wegen der aktiven demokratie- und gesellschaftspolitischen Beteiligung, als die sie verstanden werden muss.

Der Wert Freier Kulturarbeit kann nicht im Output, Quoten und Veranstaltungszahlen bemessen werden, vielmehr ist Freie Kulturarbeit ein Modell für eine demokratisierte Praxis. Sie ermöglicht Menschen unterschiedlichster sozialer und kultureller Hintergründe aktive Beteiligung – und das im Widerspruch zum Alltag der Entdemokratisierung und -politisierung

Freie Kulturarbeit ist Arbeit, die über den gängigen Status der Erwerbs- und Lohnarbeit hinausgeht. Freie Kulturarbeit ist Arbeit an und mit der Gesellschaft und tritt an, die prägenden Rahmenbedingungen zu verschieben und zu verändern.

Der Weg zu einer demokratischen, sozialen und offenen Gesellschaft bedingt ein anderes Verstehen von gesellschaftlicher Beteiligung.
Kulturarbeit gibt zu denken, wer da wo Gesellschaft gestaltet.
Kulturarbeit gestaltet Gesellschaft. Kulturarbeit ist Arbeit.

Kulturarbeit im Gespräch

Den Rahmen für die Reihe „Kulturarbeit im Gespräch“ bilden
Veranstaltungen bei regionalen Kulturinitiativen.
Die AkteurInnen der Kulturinitiativen in den Regionen sind ExpertInnen
für kommunale, regionale Kulturarbeit.
Die Gesprächsreihe stellt die Kulturinitiativen in den Mittelpunkt der
(kultur)politischen Diskussion, und lotet ihrer Anliegen, Forderungen
und Befürchtungen im Kontext regionaler / kommunaler Kulturarbeit aus.
Die Themenpalette dabei ist äußerst breit, und spiegelt jeweils die
aktuellen Schwerpunkte und Handlungsfelder der Kulturinitiativen wider.

Termine:

Montag, 19. Mai 08, 19:00 | Röda, Gaswerkasse 4, Steyr


„Kulturarbeit mit Entwicklungsplänen – Diskussion in Permanenz“
Steyr hat einen Kulturentwicklungsplan. Ein Papier, das die kulturelle Entwicklung von Steyr für die nächsten Jahre gestaltet, und bestimmt.Wie mit solchen Plänen üblich, ist es die Aufgabe von Politik und Verwaltung für eine Umsetzung der Maßnahmen zu sorgen. Für die lokalen Kulturarbeiter und Kulturarbeiterinnen geht es darum diesen Plan zu verlebendigen, und ihn als Grundlage für ihre Kulturarbeit zu verstehen. Ein Kulturentwicklungsplan sollte aber nicht als statisches Konstrukt verstanden werden. Die Weiterentwicklung und die Diskussion über die verschriftlichten Ziele und Maßnahmen muss von den lokalen Kulturarbeitern und Kulturarbeiterinnen permanent betrieben werden.

Als Auftakt dieser Diskussion in Permanenz lädt die KUPF – Kulturplattform Oberösterreich mit dem Kulturverein Röda zu einer Gesprächsrunde ein.
Es diskutieren:
Susanne Blaimschein (Kunstraum xtd., Linz, Mitglied des Stadtkulturbeirat)
Till Mairhofer (Schriftsteller, Verleger, Steyr)
Klaus Peter Schnopfhagen (Kulturaktivist, Steyr)
Gerlinde Winter (Sozialarbeiterin im Migrationsumfeld

Moderation: Stefan Haslinger (KUPF – Kulturplattform OÖ)

Donnertag, 5. Juni 08,18.00| Literaturnetzwerk Innkreis
Stadtbücherei Rossmarkt 29, 4910 Ried i. Innkreis

Kulturarbeit im Gespräch ­ die Kultur(haupt)stadt des Innviertels

36 Vereine aus dem Kulturfeld weist die Homepage der Stadt Ried aus. 36
Vereine, hinter denen eine Vielzahl an Menschen steht, die tagtäglich
Kulturarbeit in und für Ried machen. Darüber hinaus ist eine Vielzahl von
KünstlerInnen und Kulturschaffenden zu finden, die keiner Institution
angehören, die aber nichts desto trotz das kulturelle Leben in Ried
entscheidend mit prägen. Der Antrieb, der hinter der Kulturarbeit steht, ist
zumeist der Wille zur Veränderung und Weiterentwicklung von Bestehendem.
Dieser Anspruch ist es auch, der Kulturvereine und Kulturschaffende sowie
die Arbeit, die sie leisten, so einzigartig macht.
Die KUPF ­ Kulturplattform OÖ ­ lädt in Zusammenarbeit mit dem
Literaturnetzwerk Innkreis zu einer Diskussion ein, in welcher der Frage
nach dem Stellenwert von initiativer Kulturarbeit nachgegangen
werden soll und auch die Anregungen, Wünsche und Forderungen der
KulturarbeiterInnen Gehör finden sollen.

Was macht Kulturarbeit in einer Region so einzigartig?
Wie schaffen es Kulturvereine, einen Generationenwechsel zu vollziehen?
Welche Medien stehen Kulturschaffenden zur Verfügung, und wie können sie
genutzt werden?
Wie ist es bestellt um Respekt und Wertschätzung für freie Kulturarbeit ­
von Seiten der Politik ebenso wie von Seiten des Publikums?

Es diskutieren:
Dr. Sieglinde Baumgartner, Leiterin Kulturabteilung Ried
Walter Horn ­ Redakteur Tips Ried
Josef Brescher – Bildender Künstler
Peter Baier-Kreiner – Geschäftsführer Literaturnetzwerk Innkreis
1 VertreterIn KIK Ried (n.n.)

Moderation: Stefan Haslinger ­ KUPF ­ Kulturplattform OÖ

Dienstag, 10. Juni 08, 19.30 Uhr | Hotel Post, Hauptstraße 19, Ebensee

Diskussionsveranstaltung: Kulturarbeit ist Arbeit!
Kulturinitiativen und Vereine engagieren sich lokal für eine Veränderung der Gesellschaft. Sie schaffen und besetzen Räume und Themen und leisten damit einen unersetzlichen Beitrag für eine lebendige, aktive Gesellschaft. Sie schaffen Plattformen um andere gesellschaftliche Entwicklungsmöglichkeiten vorstellbar zu machen, und agieren als soziale „Experimentierbaustellen“. Die Wichtigkeit regionaler Kulturarbeit für die Entwicklung von gesellschaftlichen, demokratischen Plätzen der Auseinandersetzung kann nicht genug betont werden. Wie wichtig und wirksam ist die Vereinsarbeit? Welche Vorstellung von Gesellschaft haben die jeweiligen Vereine? Haben sie Leitbilder und wie transportieren sie diese in die Öffentlichkeit? Kulturarbeit gibt zu denken, wer da wo Gesellschaft gestaltet.
Kulturarbeit gestaltet Gesellschaft.

Es diskutieruen:
Gertrude Piontek (Obfrau des Frauenforums Salzkammergut)
Riki Müllegger (Obfrau des Kulturvereins Kino Ebensee)
Josef Piontek (Vorsitzender von der Friedens-Städtepartnerschaft Prato-Ebensee)
Eva Sagmeister (Mitglied im Trachtenreferat des Verbandes der Heimat- und Trachtenvereine Salzkammergut).

Moderation: Stefan Haslinger ­ KUPF ­ Kulturplattform OÖ

Frauenforum Salzkammergut

Kulturarbeit ist Arbeit – klingt komisch, ist aber so!

Die öffentliche Wahrnehmung der Arbeit von Kulturinitiativen beschränkt sich zumeist auf „coole“ Veranstaltungsorte und ebensolche Veranstaltungen.

Dieser rein konsumorientierte Aspekt wird dem Stellenwert der Arbeit in den regionalen Kulturinitiativen nicht gerecht.

Die regionalen Kulturinitiativen schaffen Plattformen um andere gesellschaftliche Entwicklungsmöglichkeiten vorstellbar zu machen, und agieren als soziale „Experimentierbaustellen“.

Bei der Kampagne „Kulturarbeit ist Arbeit“ liegt der Fokus auf den Möglichkeiten der Gestaltung des eigenen Lebensraumes in den Regionen, welche durch die Arbeit der Kulturinitiativen vor gelebt werden.

Die Wichtigkeit regionaler Kulturarbeit für die Entwicklung von gesellschaftlichen, demokratischen Plätzen der Auseinandersetzung kann nicht genug betont werden.

Kulturarbeit gibt zu denken, wer da wo Gesellschaft gestaltet. Kulturarbeit gestaltet Gesellschaft. Kulturarbeit ist Arbeit.