Dossier Landtagswahlen

Ein kulturpolitischer Schwerpunkt der KUPF anlässlich der Landtagswahlen 2003.

Am 28.9.2003 fanden in Oberösterreich Landtagswahlen statt. Grund und Anlass für die KUPF die Positionen der Parteien zu verschiedenen Fragen freier Kulturarbeit etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Aus diesem Grund erging Anfang Juli ein Fragebogen an die Parteivorsitzenden der zum Landtag kanditierenden Parteien. Neben den vollständigen Antworten finden Sie auf dieser Seite auch eine Analyse zu den Standpunkten der einzelnen Parteien. Für die Analyse von SPÖ und KPÖ wurde neben den Fragebögen deren aktuelles Wahlprogramm herangezogen. Bei den anderen Parteien war dies nicht möglich, da diese ihre Programm erst Ende August, das heißt nach Redaktionsschluss präsentierten. Bei den Antworten von Dr. Josef Pühringer ist außerdem zu berücksichtigen, dass dieser den Fragebogen dezidiert in seiner Position als von der ÖVP nominierte Landeskulturreferent beantwortet hat, deshalb die sehr auf die Person Pühringers bezogene Analyse der ÖVP.

Die Ergebnisse der Landtags-, Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen finden sich unter http://www.ooe.gv.at/wahl03

Neben den eigenen Analysen und Recherchen hat die KUPF fünf Frauen aus dem Kulturbereich um ein persönliches Kommentar zur Kulturpolitik der verschiedenen Parteien gebeten. weiter

Darüber hinaus finden Sie auf dieser Seite eine geschlechterspezifische Betrachtung der oö. Kulturpolitik, verfasst von Fiftitu% (Vernetzungsstelle von Frauen in Kunst und Kultur), einen Beitrag über die Akzeptanz der Kulturarbeit von MigrantInnen von Seiten der Politik, einen Kommentar zu den Tiroler Landtagswahlen, eine köstliche Analyse zur Wahlwerbungder einzelnen Parteien und einen Beitrag zu regionaler Kulturentwicklung und Gemeindekulturpolitik.

Zitate

gesammelt zum Thema…

Es ist auch ein Ritual, dass man grundsätzlich in Missachtung der Regeln der deutschen Sprache, von den Rednerinnen und Rednern und von den Wählerinnen und Wählern redet, obwohl wir alle wissen, dass im Deutschen die Mehrzahl geschlechtsneutral ist, …

Lutz Weinzinger (FPÖ), Landtagsprotokoll, Dez. 2000 S 157

„Wer sind wir, die wir alle einen derartigen Blödsinn glauben, gar wissen sollen?
Wenn ein Nomen männlichen Geschlechts in den Plural gesetzt wird, verliert es dann sein Geschlecht und wird zum Neutrum, nur weil plötzlich viele von ihm vorhanden sind?
Beispiel: Ein Hausmann ist eindeutig männlich, wohl auch für Herrn Weinzinger. Viele Hausmänner werden dann zu geschlechtsneutralen Wesen. Und wenn Herr Weinzinger unter Beachtung der Regeln der deutschen Grammatik – selbstverständlich – dann von ihnen spricht, erspart er es sich die Hausfrauen extra zu erwähnen, weil sie im geschlechtsneutralen Plural der Hausmänner mitgemeint sind? Das sind die Regeln der deutschen Grammatik, wie wir alle wissen. Genau!“

Hanna Schatz

…vielleicht hat ja Hr. Weinzinger mittlerweile etwas über den geschlechtssensiblen Sprachgebrauch in der neuen Broschüre des Landes OÖ gelesen. Und die neue FPÖ-Parole „Wir Männer müssen umdenken – nicht die Frauen“ betreffend: Auch ich darf, kann, soll, will und muss – umdenken, weiterdenken, mitdenken – was sagen Sie dazu Herr Weinzinger?

Veronika ALmer, Fiftitu%

Antworten der KPÖ

durch Leo Mikesch, KPÖ-Landesvorsitzender OÖ

1. Was hat Ihre Partei in den letzten sechs Jahren in OÖ kulturpolitisch bewegt?

Da die KPÖ weder im Nationalrat, noch im Landtag und in Oberösterreich auch in keinem Gemeinderat vertreten ist, sind die Möglichkeiten kulturpolitisch etwas zu bewegen zwangsläufig bescheiden und beschränken sich auf Stellungnahmen zu aktuellen kulturpolitischen Themen und die Mitarbeit von KommunistInnen in Kulturinitiativen als Beitrag zu einer fortschrittlichen Entwicklung.

2. Nennen Sie die drei wichtigsten kulturpolitischen Schwerpunktsetzungen Ihrer Partei in den letzten sechs Jahren.

Eintreten für eine entsprechende Förderung von Kulturarbeit, Auseinandersetzung mit populistischen Attacken gegen fortschrittliche Kultur bzw. schematische Aufrechnungen von Kultur gegen Soziales, Verkehr etc., Kritik an der Kommerzialisierung der Kultur durch zunehmendes Sponsoring und Degradierung zu einem Standortfaktor.

3. Nennen Sie die drei wichtigsten kulturpolitischen Schwerpunktsetzungen ihrer Partei für die kommenden sechs Jahre?

Abhängig von der Entwicklung wahrscheinlich ähnlich wie in den letzten sechs Jahren.

4. Was waren Ihrer Einschätzung nach die größten kulturpolitischen Versäumnisse und Fehlentwicklungen in OÖ in den letzten Jahren?

Jahrelange Verzögerung beim Bau eines Musiktheaters durch die Landesregierung trotz eines einstimmigen Beschlusses und damit Ermöglichung populistischer Winkelzüge bei diesem Projekt.
Abschaffung der begünstigten Postzeitungstarife und damit eine wesentliche Verschlechterung für die Informationstätigkeit auch der Kulturvereine.
Einstellung des Kulturförderungsberichts der Landesregierung.

5. Wie beurteilen Sie die Entwicklung des Budgetansatzes für Zeitkultur mit Ausnahme der Landeskulturinstitutionen? Treten Sie für eine Erhöhung des Budgetansatzes für unabhängige Initiativen aus dem Bereich der Zeitkultur ein?

Da in den letzten Jahren eine Stagnation bei der Förderung von Zeitkultur festzustellen ist, halten wir eine Erhöhung für notwendig und gerechtfertigt.

6. Welchen Stellenwert messen Sie der KUPF als Interessensvertretung von Kulturinitiativen in OÖ bei?

Der KUPF kommt als parteiunabhängiger „Gewerkschaft“ der Kulturinitiativen ein großer Stellenwert zu, der hoffentlich in den nächsten Jahren weiter ausgebaut werden kann.

7. Welche Bedeutung bzw. welchen Stellenwert messen Sie Freier Kulturarbeit in/für Oberösterreich bei?

Die Freie Kulturarbeit ist aus Sicht der KPÖ ein wesentlicher Bestandteil der gesamten Kulturszene, die jedoch durch eine immer stärkere Prekarisierung und Selbstausbeutung gekennzeichnet ist.

8. Die KUPF tritt für eine förderpolitische Bevorzugung von Kulturaktivitäten von MigrantInnen, auch abseits von Folkloredarstellungen, im Sinne einer positiven Diskriminierung ein. Wie steht Ihre Partei dazu?

Eine besondere Förderung von MigrantInnenkultur ist sicher sinnvoll, wobei eine Abgrenzung von rein folkloristischen, einer Emanzipation von MigrantInnen eher entgegenstehenden Kulturformen schwierig ist.

9. Um die kulturelle Betätigung von MigrantInnen sichtbarer zu machen, fordert die KUPF als erste Sofortmaßnahme die Einrichtung eines Landeskulturpreises für Kulturarbeit von MigrantInnen, entsprechend dem Modell der anderen Landeskulturpreise. Werden Sie sich für die Einrichtung eines solchen Preises einsetzen?

Hiefür gilt Ähnliches wie beim vorigen Punkt.

10. Der Kulturförderbericht des Landes OÖ wurde mit dem Jahr 2000 eingestellt. Will Ihre Partei, dass ein öffentlich zugänglicher Kulturförderbericht wieder eingesetzt wird? Wenn ja, können Sie sich vorstellen, dass dieser transparenter gestaltet wird (z. B. extra Ausweisung von Förderungen an Kunst- und Kulturprojekten von Frauen, Jugendlichen, MigrantInnen und Behinderten, Gegenüberstellung der tatsächlichen Fördersumme und der Höhe des Ansuchens, Daten im Förderbericht müssen mit Rechnungsabschlüssen der Kulturbudgets vergleichbar sein)?

Die KPÖ hält die jährliche Veröffentlichung eines Förderberichts, nicht nur im Kulturbereich, für ein Mindestmaß an demokratischer Transparenz, aus dem zumindest sichtbar sein muss, welche Gruppen bzw. Personen wie viel an Förderung erhalten haben.

11. In den letzten Jahren ist eine schleichende Verschiebung in der Finanzierung von unabhängigen Kulturinitiativen von der Jahresförderung hin zu Projektförderung festzustellen. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung?

Die beste Förderung dürfte wahrscheinlich ein Mix von Jahres- und Projektförderung sein, mit welchem sowohl eine längerfristige Absicherung von Kulturinitiativen als auch die Sicherstellung weiterführender Impulse durch konkrete Projekte möglich ist. Die Jahresförderung ist zur Absicherung der Kulturhäuser wichtig, wobei 3-Jahres-Verträge mit den Kulturinitiativen abgeschlossen werden sollen. Bei der Projektförderung ist die Gefahr inhaltlicher Einflussnahmen vorhanden.

12. Schon seit Jahren tritt die KUPF für verbindliche Förderkriterien, Förderbeiräte, schnellere Entscheidungen über die Vergabe von Förderungen, raschere Auszahlung von zugesagten Mitteln, Einrichtung einer Anhörungsstelle für abgelehnte FörderwerberInnen ein. Steht Ihre Partei für eine solche Reform der Kulturförderung in Richtung Transparenz und Objektivierung?

Die objektiven Förderkriterien schlechthin gibt es nicht, weil Förderungen letztlich immer eine politische Entscheidung sind. Die beste Förderung wird daher durch einen entsprechenden politischen Druck erreicht werden. Vermieden werden sollte auf jeden Fall eine Verbürokratisierung der Förderung.

13. Sind Sie für die verpflichtende Besetzung von Beiräten, Jurys, dem Landeskulturbeirat mit anteilsmäßig gleich vielen Männern und Frauen und mind. 14 % MigrantInnen (entsprechend ihrem jeweiligen Bevölkerungsanteil)?

Eine Vertretung von Frauen, MigrantInnen etc. in diversen Gremien ist zweifellos wichtig, sie sollte jedoch nicht zu einem Schematismus führen.

14. Wie steht Ihre Partei zur Schaffung eines eigenen Budgetansatzes für Kulturarbeit von körperl. und geistig Behinderten (besser gesagt: die von der Gesellschaft zu solchen deklariert werden)?

Für die Förderung der Kultur spezieller Zielgruppen wie Behinderte etc. sollten eigene Budgetansätze geschaffen werden.

15. Treten Sie ein für die Schaffung eines Medientopfes, der aus Mitteln des Kultur-, Bildungs- und Wirtschaftsressorts sowie aus dem Zukunftsfonds finanziert wird, der zur Förderung freier nichtkommerzieller Medieninitiativen (Radios, Public Access, Medienlabors, Contentproduktion, Vermittlung von Medienkompetenz…) dienen soll?

Ein Medientopf zur Förderung nichtkommerzieller Medienprojekte sollte klar von wirtschaftlichen Interessen abgegrenzt sein.

16. Tritt Ihre Partei für eine Basisfinanzierung der freien Radios aus Landesmitteln ein?

Angesichts der Dominanz der großen Medien sollte eine Basisfinanzierung freier Radios aus Landesmitteln geschaffen werden, um zumindest eine Nischenfunktion derselben sicherzustellen.

17. Welche Maßnahmen sind von Ihrer Partei geplant, um eine bessere regionale Verteilung zeitkultureller Aktivitäten über ganz Oberösterreich zu erreichen?

Die Förderung der regionalen Verteilung von Zeitkultur im Landesgebiet durch Maßnahmen wie z.B. das „Festival der Regionen“ oder eine verstärkte Förderung regionaler Kulturinitiativen und -projekte soll ausgebaut werden.

Antworten der Grünen OÖ

durch Rudi Anschober, LAbg. und Klubobmann der Grünen im Oö. Landtag

1. Was hat Ihre Partei in den letzten sechs Jahren in OÖ kulturpolitisch bewegt?

MigrantInnen in den Landeskulturbeirat
Regionalfestival Südböhmen-Oberösterreich Stifterjahr 2005
Grundsatzbeschluss Neues Landestheater
Forschungsprojekt: Geschichte des Nationalsozialismus in OÖ.

2. Nennen Sie die drei wichtigsten kulturpolitischen Schwerpunktsetzungen Ihrer Partei in den letzten sechs Jahren.

Förderung kultureller Minderheiten (MigrantInnen, Sinti und Roma, Menschen mit Behinderungen)
mehrjährige Fördervereinbarungen für Kulturinitiativen (nur teilweise erreicht, derzeit nur mündliche Zusage durch Referenten)
Bessere Einbindung der Arbeit des Landeskulturbeirates in die Arbeit des Landtags
Einrichtung eines „echten“ (ständigen) Kulturausschusses im Landtag

3. Nennen Sie die drei wichtigsten kulturpolitischen Schwerpunktsetzungen ihrer Partei für die kommenden sechs Jahre?

Vermehrte Strukturförderung statt ausschließlicher Projektförderung und mehrjährige Fördervereinbarungen
Transparente Förderkriterien, -vergaben und -berichte
Projekt Linz, Kulturhauptstadt 2009 unter Einbindung der regionalen KünstlerInnen und Kulturinitiativen samt der Errichtung des neuen Landestheaters

4. Was waren Ihrer Einschätzung nach die größten kulturpolitischen Versäumnisse und Fehlentwicklungen in OÖ in den letzten Jahren?

Die Vernachlässigung besonderer Förderung von Minderheiten und Frauenkunst und -kultur. Jahrelanger Stillstand ums neue Landestheater.

5. Wie beurteilen Sie die Entwicklung des Budgetansatzes für Zeitkultur mit Ausnahme der Landeskulturinstitutionen? Treten Sie für eine Erhöhung des Budgetansatzes für unabhängige Initiativen aus dem Bereich der Zeitkultur ein?

Ja, aber auch für eine behutsame Neustrukturierung des Kulturbudgets und der Förderbereiche

6. Welchen Stellenwert messen Sie der KUPF als Interessensvertretung von Kulturinitiativen in OÖ bei?

Das dokumentiert das Interesse der Grünen an den Aktivitäten und Zielen der KUPF: EINEN HOHEN!

7. Welche Bedeutung bzw. welchen Stellenwert messen Sie Freier Kulturarbeit in/für Oberösterreich bei?

Sie ist Kernbereich der kulturellen „Landschaft“

8. Die KUPF tritt für eine förderpolitische Bevorzugung von Kulturaktivitäten von MigrantInnen, auch abseits von Folkloredarstellungen, im Sinne einer positiven Diskriminierung ein. Wie steht Ihre Partei dazu?

Die Grünen werden weiterhin die Dotierung eines eigenen Budgetansatzes „Interkulturelle Kulturarbeit“ im Kulturbudget fordern und durchsetzen. Die Grünen treten weiters u.a. für interkulturelle Kompetenz (MitarbeiterInnen mit Migrationshintergrund) in der Kulturdirektion ein, für Beratung, Betreuung und mit Entscheidungskompetenz.

9. Um die kulturelle Betätigung von MigrantInnen sichtbarer zu machen, fordert die KUPF als erste Sofortmaßnahme die Einrichtung eines Landeskulturpreises für Kulturarbeit von MigrantInnen, entsprechend dem Modell der anderen Landeskulturpreise. Werden Sie sich für die Einrichtung eines solchen Preises einsetzen?

Diese Forderung ist ebenfalls in den aktuellen Vorschlägen des Landeskulturbeirats enthalten. Wir werden sie natürlich unterstützen.

10. Der Kulturförderbericht des Landes OÖ wurde mit dem Jahr 2000 eingestellt. Will Ihre Partei, dass ein öffentlich zugänglicher Kulturförderbericht wieder eingesetzt wird? Wenn ja, können Sie sich vorstellen, dass dieser transparenter gestaltet wird (z. B. extra Ausweisung von Förderungen an Kunst- und Kulturprojekten von Frauen, Jugendlichen, MigrantInnen und Behinderten, Gegenüberstellung der tatsächlichen Fördersumme und der Höhe des Ansuchens, Daten im Förderbericht müssen mit Rechnungsabschlüssen der Kulturbudgets vergleichbar sein)?

Die Frage der Förderberichte in allen Bereichen (Kultur, Wirtschaft, Soziales u.s.w.) wird Gegenstand der Parteienverhandlungen nach den Wahlen sein. Die Grünen wollen Transparenz in ALLEN Bereichen und die Veröffentlichung eines künftigen Förderberichts im Internet.

11. In den letzten Jahren ist eine schleichende Verschiebung in der Finanzierung von unabhängigen Kulturinitiativen von der Jahresförderung hin zu Projektförderung festzustellen. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung?

Für Die Grünen steht die Notwendigkeit von mehrjährigen Jahres- und Strukturförderungen außer Zweifel.

12. Schon seit Jahren tritt die KUPF für verbindliche Förderkriterien, Förderbeiräte, schnellere Entscheidungen über die Vergabe von Förderungen, raschere Auszahlung von zugesagten Mitteln, Einrichtung einer Anhörungsstelle für abgelehnte FörderwerberInnen ein. Steht Ihre Partei für eine solche Reform der Kulturförderung in Richtung Transparenz und Objektivierung?

Die Grünen stehen für eine Reform der Förderpolitik in allen Bereichen, natürlich auch im Kulturbereich. Gespräche über eine Neuordnung der Förderpraxis sollten so rasch wie möglich nach den Wahlen mit den FörderungsnehmerInnen und den Dachorganisationen (wie KUPF) aufgenommen werden. Grundsätze sollten sein:
klare Förderrichtlinien
transparente Vergabe
nachvollziehbare Entscheidungen
Veröffentlichung des Förderberichts

13. Sind Sie für die verpflichtende Besetzung von Beiräten, Jurys, dem Landeskulturbeirat mit anteilsmäßig gleich vielen Männern und Frauen und mind. 14 % MigrantInnen (entsprechend ihrem jeweiligen Bevölkerungsanteil)?

Ja.

14. Wie steht Ihre Partei zur Schaffung eines eigenen Budgetansatzes für Kulturarbeit von körperl. und geistig Behinderten (besser gesagt: die von der Gesellschaft zu solchen deklariert werden)?

Eine besondere Förderung ist notwendig, allerdings nicht in einem gesonderten Ansatz, sondern in allen Ansätzen, soll Kunstschaffen und Kulturarbeit von und mit Menschen mit Behinderungen gefördert werden.

15. Treten Sie ein für die Schaffung eines Medientopfes, der aus Mitteln des Kultur-, Bildungs- und Wirtschaftsressorts sowie aus dem Zukunftsfonds finanziert wird, der zur Förderung freier nichtkommerzieller Medieninitiativen (Radios, Public Access, Medienlabors, Contentproduktion, Vermittlung von Medienkompetenz…) dienen soll?

Förderung nichtkommerzieller Medien ja, ob ein eigener „Topf“ budgetpolitisch richtig und ausreichend transparent ist, muss diskutiert werden.

16. Tritt Ihre Partei für eine Basisfinanzierung der freien Radios aus Landesmitteln ein?

Ja.

17. Welche Maßnahmen sind von Ihrer Partei geplant, um eine bessere regionale Verteilung zeitkultureller Aktivitäten über ganz Oberösterreich zu erreichen?

Dazu brauchen wir das Know-How der Kulturschaffenden und der Kulturinitiativen.

Antworten der SPÖ OÖ

durch LH-Stv. DI Erich Haider, zuständig für Wohnbau, Verkehr, ArbeitnehmeInnenförderung, SPÖ-Landesparteivorsitzender

1. Was hat Ihre Partei in den letzten sechs Jahren in OÖ kulturpolitisch bewegt?

Ich möchte diese Frage zunächst nicht zu eng gestellt auffassen. Für mich ist es eine Frage danach, nach welchen grundlegenden Werten Politik gemacht wird. Sozial-demokratischer Politik geht es in allen Belangen um Gleichberechtigung, freien Zugang und Entwicklung von Fähigkeiten, Vielfalt, Toleranz und Offenheit. Diese Werthaltungen haben unsere Politik geprägt: in der Bildungspolitik, bei unseren Vorschlägen zur Arbeitsmarkt- und Wirtschaftspolitik, bei unseren Aktivitäten für die Frauen, für die Kinder und für die Jugend und für die älteren Menschen; im Sozial- und Gesundheitswesen, im Wohnbau und im Verkehrsbereich war und ist es unser Hauptanliegen, Chancengleichheit, Entwicklungsmöglichkeiten und vielfältige Gestal-tung der Lebensvollzüge bei abgesicherten Grundbedürfnissen sicherzustellen.
Kulturpolitik hat für uns SozialdemokratInnen die Bedeutung, dass sie kritisches Bewusstsein fördern soll und zu aktiver und solidarischer Lebensgestaltung anregen soll. Kunst und Kultur als Reflexion von Werten und Normen in der Gesellschaft sollen die Kooperation und Kommunikation unter den Menschen fördern, sie sind ein wesentlicher Pfeiler einer zivilgesellschaftlich verfassten Demokratie.
So sind für uns die Prozesse des kulturellen Wandels vor allem im Bereich Transkulturalität, der Reflexion über die Rolle der Geschlechter sowie die Aus-einander-setzung um freien Zugang zu öffentlichen Gütern politisch wichtig. Gerade im Zusammenhang mit dem Mediensektor halten wir es für notwendig, die technologischen Entwicklungen zu reflektieren und den Menschen aller Alters-gruppen einen subjektiv sinnvollen Umgang damit zu ermöglichen.

Mittel für unabhängige Kulturinitiativen
Durch eine Umschichtung von Mitteln im Landesbudget konnte erreicht werden, dass für die Aktivitäten von Kulturinitiativen im Bereich der Zeitkultur höhere Mittel zur Verfügung stehen.

Inter Kultur Preis
Ein wichtiges Projekt, das wir nun seit sieben Jahren betreiben, ist der Inter Kultur Preis. Ziel dieses Preises ist die Förderung von Projekten und Konzeptionen, die Integration, Menschenrechte und soziale Sicherheit in den Vordergrund stellen. Beim laufenden Preis ist es gelungen, durch die Besetzung der Jury eine europäische Anbindung und Vernetzung der ProjekteinreicherInnen zu ermöglichen. Über den Preis hinaus muss auch die alltägliche, praktische Integrationsarbeit der sozialdemokratischen Organisationen erwähnt werden.

Schloss Hartheim
Eine wichtige Sache in den letzten Jahren war die Initiative und die Vorbereitung für die Schaffung des Lern- und Gedenkortes Schloss Hartheim und die Ausstellung „Wert des Lebens“.

Medien
Ein weiterer Schwerpunkt war der Bereich Medien: Erwähnt sei hier die Studie „Medium Internet und die Freie Szene“, die Medienkonferenz Linz 1999 ( in Kooperation mit der KUPF), das Engagement zum Aufbau und zur Weiterent-wicklung von freien Radios, die Tagung zu streaming-Technologien im Internet.

Europäischer Dialog
Wir unterstützen Maßnahmen und Prozesse, deren Ziel der Aufbau einer gemeinsamen europäischen Identität ist. Unserer Ansicht nach ist Dialog und Austausch, Anbindung und Vernetzung mit wissenschaftlichen, kulturellen und politischen PartnerInnen in Europa ein erster und wesentlicher Schritt zur Schaffung europäischer Öffentlichkeit und europäischer Identität. Durch verschiedene Projekte (coram publico) und Kooperationen haben wir diesen Prozess in OÖ wesentlich mitgestaltet. Im Hinblick auf die Erweiterung der EU ist es notwendig, die Vermittlung, Kommunikation und den Dialog mit den regionalen Kulturen der Beitrittsländer der EU zu verstärken und zu unterstützen.

Neues Theater
Wir haben uns kontinuierlich in die Diskussion zum Landestheater eingebracht. Es wurden zwei qualitativ interessante Studien erstellt „Plädoyer für einen leeren Raum“ sowie das 2001 publizierte „Positionspapier für das Neue Theater in Linz“. Wir haben hier insbesondere immer darauf Wert gelegt, dass die künstlerischen Inhalte angesprochen werden und dass ein Haus für die Zukunft geschaffen werden muss.

2. und 3. Nennen Sie die drei wichtigsten kulturpolitischen Schwerpunktsetzungen Ihrer Partei in den letzten sechs Jahren und für die kommenden sechs Jahre.

Ich habe es oben angesprochen, dass es uns letztlich in allen Politikbereichen darum geht, Gleichberechtigung, freien Zugang und Entwicklungsmöglichkeiten für die Fähigkeiten der Menschen, Vielfalt, Toleranz und Offenheit zu gewährleisten.
Um dies auch wirklich systematisch umzusetzen, stellen wir neuerlich als eine Haupt-Forderung auf, dass ein oberösterreichischer Kulturentwicklungsplan unter intensiver Einbindung der Kulturschaffenden erstellt werden soll. Dieser Plan soll längerfristig kulturpolitische Projekte und Ziele des Landes definieren.

4. Was waren Ihrer Einschätzung nach die größten kulturpolitischen Versäumnisse und Fehlentwicklungen in OÖ in den letzten Jahren?

Es wurde verabsäumt, langfristige kulturpolitische Leitlinien für das Land OÖ zu entwickeln, die auch den Kultureinrichtungen und -initiativen eine längerfristigere Planung unter Wahrung ihrer Autonomie erlaubt hätten. Die immer wieder erhobene Forderung nach Transparenz in der Kulturpolitik und -verwaltung ist für mich Ausdruck dieses Versäumnisses.
Ein wesentliches Versäumnis ist sicher auch die Zögerlichkeit des Kulturreferenten in der Frage des Landestheaters. Zulange wurden aufrechte, einstimmige Beschlüsse nicht umgesetzt, bis es schließlich zum bekannten Ergebnis der Volksbefragung kam. Umgekehrt sieht man beim Lentos, welche positive Annahme eine gut konzipierte Kultureinrichtung mit optimaler Vorbereitung finden kann und welche Impulse davon ausgehen können. Ein modern konzipiertes neues Landestheater, dass sich zukünftigen Entwicklungen stellt, könnte ebensolche Impulse für die kulturpolitische Entwicklung des ganzen Bundeslandes auslösen. Ein zügiges Vorgehen ist unerlässlich, wenn das Ziel 2009 mit Linz als europäischer Kulturhauptstadt erreicht werden soll.
Wir sind der Ansicht das regionale Verankerung und europäische Anbindung kein Widerspruch sind, sondern einen notwendigen Prozess darstellen, um Regionalisie-rung- fern jeglicher Provinzialisierung- zu gestalten und ein Mehr an Lebensqualität zu erreichen. Diese Form der Regionalisierung sollte zukünftig mehr als bisher die Kulturpolitik in OÖ prägen.

5. Wie beurteilen Sie die Entwicklung des Budgetansatzes für Zeitkultur mit Ausnahme der Landeskulturinstitutionen? Treten Sie für eine Erhöhung des Budgetansatzes für unabhängige Initiativen aus dem Bereich der Zeitkultur ein?

Wir stellen die erfreuliche gesellschaftliche Entwicklung fest, dass neben den etablierten Kulturinstitutionen die Bedeutung von unabhängigen Initiativen zunimmt und diese ihre kulturellen Aktivitäten ausweiten. Ich habe mich deshalb dafür einge-setzt, dass für diese Aktivitäten höhere Mittel zur Verfügung gestellt werden und werde mich auch weiterhin dafür verwenden, dass entsprechende Budgetansätze zur Verfügung stehen, die eine Weiterentwicklung der Initiativen erlauben.

6. Welchen Stellenwert messen Sie der KUPF als Interessensvertretung von Kulturinitiativen in OÖ bei?

Die KUPF leistet effizientes Lobbying für die Kulturinitiativen in Oberösterreich und bietet eine Plattform für die Vernetzung der Initiativen, was für die positive Entwicklung der Aktivitäten der Initiativen unerlässlich ist.

7. Welche Bedeutung bzw. welchen Stellenwert messen Sie Freier Kulturarbeit in/für Oberösterreich bei?

Die freie Kulturarbeit durch unabhängige Initiativen ist für mich unerlässlich für eine tolerante und offene Gesellschaft, wie wir sie anstreben und fördern.

8. Die KUPF tritt für eine förderpolitische Bevorzugung von Kulturaktivitäten von MigrantInnen, auch abseits von Folkloredarstellungen, im Sinne einer positiven Diskriminierung ein. Wie steht Ihre Partei dazu?

Die Förderung kultureller Aktivitäten von MigrantInnen muss ein wichtiger Bestandteil der geforderten kulturpolitischen Leitlinien sein. Dementsprechend müssen auch die finanziellen Förderungen eingesetzt werden. Die Politik muss die Aktivitäten gerade der „wenig sichtbaren Menschen und Gruppen“ (Frauen, Transgender, Kinder, Jugendliche, MigrantInnen, Ö) im Kulturbereich unterstützen. Das gegenwärtige und frühere künstlerische Schaffen dieser Gruppen muss in der Öffentlichkeit stärker präsentiert und auch durch Forschung gesichert werden. Ich möchte in diesem Zusammenhang noch einmal auf das Projekt Inter Kultur Preis hinweisen.

9. Um die kulturelle Betätigung von MigrantInnen sichtbarer zu machen, fordert die KUPF als erste Sofortmaßnahme die Einrichtung eines Landeskulturpreises für Kulturarbeit von MigrantInnen, entsprechend dem Modell der anderen Landeskulturpreise. Werden Sie sich für die Einrichtung eines solchen Preises einsetzen?

Eine stärkere Präsentation der kulturellen Aktivitäten von MigrantInnen entspricht unseren Vorstellungen. Es sollte jedenfalls diskutiert werden, ob für diesen Zweck die Schaffung eines eigenen Landespreises für Kulturarbeit von MigrantInnen das geeignete Instrument ist. Ich würde es bevorzugen, die erforderlichen Maßnahmen im Rahmen der Diskussion um die kulturpolitischen Leitlinien zu entwickeln.

10. Der Kulturförderbericht des Landes OÖ wurde mit dem Jahr 2000 eingestellt. Will Ihre Partei, dass ein öffentlich zugänglicher Kulturförderbericht wieder eingesetzt wird? Wenn ja, können Sie sich vorstellen, dass dieser transparenter gestaltet wird (z. B. extra Ausweisung von Förderungen an Kunst- und Kulturprojekten von Frauen, Jugendlichen, MigrantInnen und Behinderten, Gegenüberstellung der tatsächlichen Fördersumme und der Höhe des Ansuchens, Daten im Förderbericht müssen mit Rechnungsabschlüssen der Kulturbudgets vergleichbar sein)?

Wir unterstützen grundsätzlich Maßnahmen, die Transparenz und Begründbarkeit im Bereich der Kulturförderung ergeben. Ich würde es begrüßen, wenn die KUPF in Kooperation mit dem Institut für Kulturförderung des Landes OÖ ein Konzept für einen Förderungsbericht erarbeitet, das die von den Beteiligten gewünschten In-formationen in angemessener Qualität liefert.

11. In den letzten Jahren ist eine schleichende Verschiebung in der Finanzierung von unabhängigen Kulturinitiativen von der Jahresförderung hin zu Projektförderung festzustellen. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung?

Durch diese Entwicklung wird eine mittel- und langfristige Planung für Kultureinrichtungen und -initiativen erschwert bzw. verhindert. Das wichtigste Instrument, um hier gegenzusteuern, wären die angesprochenen kulturpolitischen Leitlinien. Wir setzen uns für eine Förderungspraxis ein, die auf die konkrete Situation der jeweiligen Kulturinitiative Bedacht nimmt und dem angepasst Direktförderungen (z.B. Stipendien), Förderung von Projekten (z.B. Veranstaltungen) bzw. Struktur-förderungen gewährt. Es muss auf jeden Fall möglich sein, auch mehrjährige Förderungen zu gewähren, wenn es dem zu fördernden Vorhaben angemessen ist.

12. Schon seit Jahren tritt die KUPF für verbindliche Förderkriterien, Förderbeiräte, schnellere Entscheidungen über die Vergabe von Förderungen, raschere Auszahlung von zugesagten Mitteln, Einrichtung einer Anhörungsstelle für abgelehnte FörderwerberInnen ein. Steht Ihre Partei für eine solche Reform der Kulturförderung in Richtung Transparenz und Objektivierung?

Diese Anliegen entsprechen unseren Vorstellungen einer „bürgernahen Verwaltung“. Die Verbesserung der Kommunikation zwischen Kulturverwaltung und KünstlerInnen bzw. Kulturschaffenden ist unbedingt anzustreben. Wir wünschen die Erarbeitung von kulturpolitischen Schwerpunktsetzungen, an denen sich die Förderungspraxis orientieren soll. Dies soll auch eine mittel- und langfristige Planung von Aktivitäten in finanzieller Sicherheit erlauben. Es müsste wenigstens bei negativ behandelten Ansuchen eine ausdrückliche Be-gründung geben.

13. Sind Sie für die verpflichtende Besetzung von Beiräten, Jurys, dem Landeskulturbeirat mit anteilsmäßig gleich vielen Männern und Frauen und mind. 14 % MigrantInnen (entsprechend ihrem jeweiligen Bevölkerungsanteil)?

In einer Evaluierung des Landeskulturbeirates durch die Gesellschaft für Kulturpolitik (2000) wurde diese Notwendigkeit bereits erkannt und die dementsprechende politische Forderung erhoben. Wir unterstützen diese Forderung.

14. Wie steht Ihre Partei zur Schaffung eines eigenen Budgetansatzes für Kulturarbeit von körperl. und geistig Behinderten (besser gesagt: die von der Gesellschaft zu solchen deklariert werden)?

Wir setzen uns für ein Förderungskonzept ein, dass bewusst dort Schwerpunkte setzt, wo es um kulturelle Aktivitäten von Menschen geht, die sich nach wie vor nur mit Schwierigkeiten oder gegen Widerstände artikulieren können. Wir unterstützen Maßnahmen und Projekte, die die „Sichtbarkeit“ und Präsenz dieser Gruppen im öffentlichen Raum verstärken. Ich erwarte mir auch hier, dass die erforderlichen Maßnahmen im Rahmen der Diskussion um die kulturpolitischen Leitlinien entwickelt werden. Budgetansätze sind immer die Folge von klar deklarierten politischen Schwerpunktsetzungen.

15. Treten Sie ein für die Schaffung eines Medientopfes, der aus Mitteln des Kultur-, Bildungs- und Wirtschaftsressorts sowie aus dem Zukunftsfonds finanziert wird, der zur Förderung freier nichtkommerzieller Medieninitiativen (Radios, Public Access, Medienlabors, Contentproduktion, Vermittlung von Medienkompetenz…) dienen soll?

Wir unterstützen die Entwicklung von nicht-kommerzieller Medienarbeit und treten auch dafür ein, dass hier eine öffentliche Finanzierung gewährt wird. Wir unterstützen auch die Forderung, das Initiativen in diesem Bereich eine Finanzierung für die Schaffung der Infrastruktur erhalten können.

16. Tritt Ihre Partei für eine Basisfinanzierung der freien Radios aus Landesmitteln ein?

Wir unterstützen grundsätzlich die Forderung nach einer Basisförderung aus Lan-des-mitteln, halten aber darüber hinaus einen Diskussionsprozess über weitere Finanzierungsmodelle, zur Sicherung und Wahrung der Unabhängigkeit der Freien Radios für unerlässlich. Wir sehen dies als wesentlichen politischen Auftrag zur Sicherung medialer Vielfalt.

17. Welche Maßnahmen sind von Ihrer Partei geplant, um eine bessere regionale Verteilung zeitkultureller Aktivitäten über ganz Oberösterreich zu erreichen?

Ich denke, dass nicht eine Partei alleine Maßnahmen planen sollte, sondern dass in einem intensiven Diskussionsprozess zwischen Kulturpolitik und Kulturschaffenden in Institutionen und Initiativen erarbeitet werden sollte, welche kulturpolitischen Schwerpunkte gesetzt werden. Das schließt mit ein, dass eine gute regionale Verteilung angestrebt werden muss, denn es gilt natürlich, freien Zugang und Entwicklungsmöglichkeiten für alle zu schaffen. Es ist klar, dass eine gute regionale Verteilung sich nicht unbedingt im Selbstlauf ergibt, sondern aktive Maßnahmen der politischen Kräfte erfordert.

Antworten der ÖVP OÖ

durch Dr. Josef Pühringer, Landeshauptmann von OÖ, Landeskulturreferent;

1. Was hat Ihre Partei in den letzten sechs Jahren in OÖ kulturpolitisch bewegt?

Sehr viel. Den im Programm von 1997 formulierten Grundsätzen wurde in hohem Maße entsprochen. So wurde z.B. umgesetzt:
a) Dezentralisierung des Kulturangebotes:
Generell gezielte Förderung des regionalen Kulturlebens über die gesamte Landtagsperiode mit steigender Intensität.
Beginn der landesweiten „Choroffensive“ (1997)
Neueröfnung des Kubinhauses Zwickledt (1997)
Regionale Auffächerung der Landesausstellung „Land der Hämmer“ auf 26 Standorte (1998)
Aktion „Land am Ton – Städteklang“, landesweit Openair-Konzerte des
Landesmusikschulwerkes (1999)
Start der Anton-Bruckner-Wanderausstellung (1999)
Landesweite Ausstellungskette „Kunst der Linie“ (1999)
Landesausstellung 2000 „Zeit“ in Wels
Millenniumsprojekte: landesweite Kulturanimation „Zeitreise“ (2000)
Gemeinde – Kultur – Wettbewerb (2000)
Gründung des OÖ. Museumsverbundes zur Koordination
der über 250 Heimatmuseen (2001)
Landesumspannendes Gotik-Projekt (2002)
Landesausstellung 2002 „Feste Feiern“ in Waldhausen
Durchführung des Stelzhamer-Jahres in ganz Oberösterreich
Landesumspannende Aktion „Worauf wir stehen“ (2003)
Landesweites Jubiläum „25 Jahre Landesmusikschulwerk“

b) Erleichterung des Zuganges zur Kunst:
Chorfestival „Europa Cantat“ für breite Akzeptanz (1997)
Interaktives Jugendkulturprojekt „Tore, Brücken, Wege“ (1999)
Aktion „Kunst der Linie“ (1999)
Erstmals OÖ. Kunstmesse in der Landesgalerie
Erste Chorolympiade mit 15.000 Teilnehmern (2000)
Aufbau eines eigenen Budgetbereichs „Kinderkultur“ (2000)
Populäre Ausstellung „Meilensteine“ (2000)
Start der populären Reihe „Kunst-Treffpunkt“ im ORF (2001)
Start der Reihe für Neue Musik „Klangfluss“ landesweit (2001)
Erstes großes Jugendtheaterfestival „Schäxpir“ (2002)
populäres Landesausstellungsthema „Feste feiern (2002)

c) Auffächerung des kulturellen Geschehens von der Basiskultur bis zu Spitzenleistungen der Hochkultur und Zuwendung zu möglichst vielen Sparten und Epochen der Kunst mit besonderer Betonung der Gegenwartskultur
Das Land leistet seit Jahren eine ausgewogene Förderpolitik, die allen kulturellen Sparten in der gesamten Breite die gebührende Aufmerksamkeit schenkt. Die Zahlen des Landesvoranschlages 2003 sprechen eine klare Sprache: Die Spitzenposition unter den Förderansätzen nimmt die Zeitkultur ein (EUR 2,125.000,–); mit deutlichem Abstand folgen die Musikpflege (EUR 1,406.500,–), die Blasmusik (EUR 1,272.800,–), die Kulturvereine und das Veranstaltungswesen (EUR 1,265.700,–) und die freien Theatergruppen (EUR 1,115.000,–) sowie die Bildende Kunst (EUR 973.000,–), Film/Video/Kino (EUR 537.000,–). Der gesetzlich installierte OÖ. Landeskulturbeirat hat sich als Integrationsbasis für alle Kultursparten erwiesen und zur Entwicklung der gesamten Kulturszene ganz wesentliche Impulse gegeben.
Die besondere Beachtung der Gegenwartskultur zeigt sich nicht nur in den schon zitierten Entwicklungsschritten der Dezentralisierung, sondern auch in vielen anderen Beispielen, angeführt vor allem vom Festival der Regionen (seit 1993), das ganz wesentlich vom Land gefördert wird.

Weitere Maßnahmen:
Dotierung des KUPF-Innovationstopfes (seit 1996)
Neuordnung der Filmförderung (1997)
Literaturprojekt „Lektorat“ (1997)
Einführung des Bühnenkunstpreises (1998)
Beteiligung am EU-Kulturmonat (1998)
Kompositionswettbewerb „Klanglandschaften“ (1999)
Einführung des Stifter-Stipendiums (2000)
Einführung des Bruckner- und des Bilger-Stipendiums (2001)
Eröfnung des Thomas-Bernhard-Forschungszentrums Gmunden (2001)
Bereitstellung von Künstler-Ateliers beim Bernhard-Zentrum Gmunden (2001)
Kunst-Impuls für Theater und Orchester: Engagement D. Russell Davies (2002)
Erstes Jugendtheaterfestival „Schäxpir“ (2002)
Eröfnung des Zentrums für modernen Tanz CCL (2003)
Jubiläum 10 Jahre Zentrum für zeitgenössische Literatur Stifterhaus (2003)

d) Schaffen von Podien und Entwicklungsräumen für Künstler aus unserem Land:
In diesem Fall ist der Weg das Ziel, da sich die moderne Kunstszene in einem permanenten Entwicklungs- und Umstrukturierungsprozess befindet. Beispielhaft können folgende Maßnahmen genannt werden:
Jährliche Literaturpräsentationen in Frankfurt (seit 1995) und Leipzig (seit 1998).
Jährliche Auslandstourneen des Brucknerorchesters (seit 1996)
OÖ. Kunstpräsentation in Wien (1999)
Kunstmesse in der Landesgalerie (seit 1999)
OÖ. Kultur-Präsentation bei der Expo Hannover (2000)
Aktion „Klangfluss“ für junge Komponisten und Ensembles (seit 2001)
Kunst-Treffpunkt im ORF (seit 2001)
permanente Präsentation aktueller Kunst in der Landesgalerie
Bereitstellung von Künstlerateliers in Gmunden, Paliano (I) und Krumau (Cz)
über 100 Kunstpräsentationsprojekte („Grenzgänger“) des BKAB in Italien, Bayern, Tschechien und Russland

2. Nennen Sie die drei wichtigsten kulturpolitischen Schwerpunktsetzungen Ihrer Partei in den letzten sechs Jahren.

Etablierung des Schwerpunktes „Kinder- und Jugendkultur“ mit dem Höhepunkt „Jugendfestival Schäxpir“
Steigerung der freien Kulturförderung des Landes um 48 %
Signalwirkung des Engagements von Dennis Russell Davies

3. Nennen Sie die drei wichtigsten kulturpolitischen Schwerpunktsetzungen ihrer Partei für die kommenden sechs Jahre?

Gültige, von einer deutlichen Mehrheit akzeptierte bauliche Neukonzeption des Landestheaters
Förderung integrativer Kulturkonzepte, die
a) die Basis verbreitern
b) das allgemeine Kulturverständnis intensivieren
c) aus dem Nebeneinander der Kultursparten ein Miteinander machen.
Intensivierung grenzüberschreitender Kulturkontakte z.B. im Zuge der Landesausstellung 2004 und des Stifterjahres 2005.

4. Was waren Ihrer Einschätzung nach die größten kulturpolitischen Versäumnisse und Fehlentwicklungen in OÖ in den letzten Jahren?

Ich bin mir keiner gravierenden Versäumnisse bewusst. Als Fehlentwicklung möchte ich bezeichnen, dass der Grundgedanke der notwendigen Erneuerung des Landestheaters hinter der durch die Volksbefragung verschärften Diskussion um ein Musiktheater zu lange aus dem Blickfeld geraten ist.

5. Wie beurteilen Sie die Entwicklung des Budgetansatzes für Zeitkultur mit Ausnahme der Landeskulturinstitutionen? Treten Sie für eine Erhöhung des Budgetansatzes für unabhängige Initiativen aus dem Bereich der Zeitkultur ein?

Gerade in den letzten 6 Jahren wurden die Budgetansätze in den Bereichen Zeitkultur massiv erhöht. Inwieweit es auch in Zukunft Erhöhungen geben kann, hängt in erster Linie von der Entwicklung des Gesamtbudgets ab. Wichtig wird es sein, dass die Kulturförderung auf neue Strömungen und neue Entwicklungen reagieren kann, die es gerade im Kulturbereich gibt und auch in Zukunft immer geben soll. Kultur ist auch ein Motor gesellschaftlicher Entwicklungen.

6. Welchen Stellenwert messen Sie der KUPF als Interessensvertretung von Kulturinitiativen in OÖ bei?

Interessenvertretungen haben in allen Bereichen ihre Berechtigung und Aufgabe. Insbesondere als Servicestelle für die Mitgliedsvereine, als auch zur Hilfestellung für neue Vereine u. Kulturinitiativen. Auch der Kontakt zu den Förderstellen kann von Interessenvertretungen gut wahrgenommen werden. Die KUPF kann als Kooperationspartner verstanden werden und als solcher für ihre Mitglieder fungieren und eine einheitliche – auf demokratische Basis gestellte – Sprache nach außen hin sprechen.

7. Welche Bedeutung bzw. welchen Stellenwert messen Sie Freier Kulturarbeit in/für Oberösterreich bei?

Freie Kulturarbeit ist Ideenträger und Impulsgeber. Soweit sie in der Sphäre der Basiskultur und der neuen Medien geleistet wird, fungiert sie auch als Motor für einen wesentlichen Aspekt der gesamten, pluralistisch strukturierten Kulturszene. Freie Kulturarbeit ist aber kein Monopol einer bestimmten Gruppierung, sondern wird in weiten Bereichen des gesamten Kulturspektrums geleistet: Es gibt auch sehr viele freie Gruppen in den sozusagen klassischen Sparten wie Theater, Musik, Literatur und bildende Kunst, die z.T. interaktiv und fachübergreifend arbeiten. Auch diese Gruppen leisten so wie die angestammte „Szene“ einen unverzichtbaren Beitrag zu unserem Kulturleben.

8. Die KUPF tritt für eine förderpolitische Bevorzugung von Kulturaktivitäten von MigrantInnen, auch abseits von Folkloredarstellungen, im Sinne einer positiven Diskriminierung ein. Wie steht Ihre Partei dazu?

In einer liberalen, pluralistischen Kulturpolitik sollte das Wort „Diskriminierung“ generell nicht vorkommen; jede auch noch so begründete einseitige Bevorzugung schafft zugleich inkriminierbare Defizite. Wir haben mehrmals bewiesen, dass wir den Kulturaktivitäten von MigrantInnen aufgeschlossen gegenüber stehen. Wer besondere Qualität mit einer positiven soziokulturellen Perspektive bietet, wird auch entsprechend unterstützt werden.

9. Um die kulturelle Betätigung von MigrantInnen sichtbarer zu machen, fordert die KUPF als erste Sofortmaßnahme die Einrichtung eines Landeskulturpreises für Kulturarbeit von MigrantInnen, entsprechend dem Modell der anderen Landeskulturpreise. Werden Sie sich für die Einrichtung eines solchen Preises einsetzen?

Ich verkenne nicht die identitätsstiftende Bedeutung der Kulturarbeit von MigrantInnen im Sinne eines integrativen Prozesses. Dieser Aspekt ist sicher in besonderem Maße unterstützenswert. Die Stiftung eines eigenen Preises kann ich mir aus präzudiziellen Gründen nicht vorstellen, wohl aber die Einbeziehung in den Preis für initiative Kulturarbeit oder die Bereitstellung gezielter Arbeitsstipendien.

10. Der Kulturförderbericht des Landes OÖ wurde mit dem Jahr 2000 eingestellt. Will Ihre Partei, dass ein öfentlich zugänglicher Kulturförderbericht wieder eingesetzt wird? Wenn ja, können Sie sich vorstellen, dass dieser transparenter gestaltet wird (z. B. extra Ausweisung von Förderungen an Kunst- und Kulturprojekten von Frauen, Jugendlichen, MigrantInnen und Behinderten, Gegenüberstellung der tatsächlichen Fördersumme und der Höhe des Ansuchens, Daten im Förderbericht müssen mit Rechnungsabschlüssen der Kulturbudgets vergleichbar sein)?

Sie sprechen hier die Kompetenz des Landtages an, der aufgrund seiner Budgethoheit sich die Entscheidung darüber vorbehält, in welchem Umfang und nach welchem System ein genereller Förderbericht des Landes künftig erstellt wird.

11. In den letzten Jahren ist eine schleichende Verschiebung in der Finanzierung von unabhängigen Kulturinitiativen von der Jahresförderung hin zu Projektförderung festzustellen. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung?

Diese Entwicklung kann ich beim Land Oberösterreich nicht nachvollziehen, da gerade in den letzten Jahren bei sehr vielen Kulturinitiativen gerade die Jahresförderung massiv angehoben wurde. Die vermehrte Projektförderung ist damit begründet, dass immer mehr Projektanträge eingereicht werden.

12. Schon seit Jahren tritt die KUPF für verbindliche Förderkriterien, Förderbeiräte, schnellere Entscheidungen über die Vergabe von Förderungen, raschere Auszahlung von zugesagten Mitteln, Einrichtung einer Anhörungsstelle für abgelehnte FörderwerberInnen ein. Steht Ihre Partei für eine solche Reform der Kulturförderung in Richtung Transparenz und Objektivierung?

Zu den von Ihnen bemühten Kriterien wie Verbindlichkeit und Objektivierung möchte ich Folgendes festhalten: Ein Rechtsanspruch auf eine freiwillige Leistung des Landes kann eo ipso nicht bestehen und wird speziell auch im Kulturfördergesetz des Landes ausgeschlossen. Richtlinien, die solche Ansprüche der Höhe und dem Grunde nach festlegen, sind daher nicht gesetzeskonform. Ich bin ein Freund der Objektivierung in gesetzlich normierten Verfahren. Ich mache aber aufmerksam, dass wir – nicht nur in Sachen Kultur – in einem auch von Ihnen geschätzten pluralistischen, offenen und liberalen Klima leben, in dem viele Kultur- und Wertbegriffe gleichrangig nebeneinander bestehen. Die „Objektivierung des Kulturbegriffs“ steht in offenem Widerspruch zur gelebten Praxis der Gesellschaft und vor allem zu allen liberalen und pluralistischen Ansprüchen. Schon allein aus diesem Grund ist die „Objektivierung von Förderungsmaßnahmen“ ein höchst theoretisches Ziel, da weder die Gesellschaft selbst noch die Wissenschaft hiezu verbindliche Maßstäbe bereithält. Wir verfügen über ein ausreichendes Instrumentarium an formalen und inhaltlichen Förderkriterien, die sich im vollen Einklang mit den allgemeinen Förderrichtlinien des Landes befinden. Darüber hinausgehende Reglementierungen könnten sich nicht nur zum Nachteil der Förderungswerber auswirken, sondern würden die notwendige Flexibilität in der Budgetgestaltung sowie die auch von Ihnen erwünschten Schwerpunktsetzungen massiv beeinträchtigen.

13. Sind Sie für die verpflichtende Besetzung von Beiräten, Jurys, dem Landeskulturbeirat mit anteilsmäßig gleich vielen Männern und Frauen und mind. 14 % MigrantInnen (entsprechend ihrem jeweiligen Bevölkerungsanteil)?

Wer verpflichtet und wer wird verpflichtet? Ich bin dafür, die im Zuge des Gender Mainstreaming getroffenen Empfehlungen umzusetzen. Die besten Leute sollen in die Gremien!

14. Wie steht Ihre Partei zur Schaffung eines eigenen Budgetansatzes für Kulturarbeit von körperl. und geistig Behinderten (besser gesagt: die von der Gesellschaft zu solchen deklariert werden)?

Kulturarbeit ist nicht teilbar. Es steht im Vordergrund, was geleistet wird und nicht wer leistet. Wie bereits ausgeführt, lehne ich auch in diesem Fall einen diskriminierenden Denkansatz ab.

15. Treten Sie ein für die Schaffung eines Medientopfes, der aus Mitteln des Kultur-, Bildungs- und Wirtschaftsressorts sowie aus dem Zukunftsfonds finanziert wird, der zur Förderung freier nichtkommerzieller Medieninitiativen (Radios, Public Access, Medienlabors, Contentproduktion, Vermittlung von Medienkompetenz…) dienen soll?

Ich halte den Gedanken der gezielten Förderung derartiger Unternehmen grundsätzlich für erstrebenswert und warte, soweit es das Kulturressort betrifft, seit der Verabschiedung des LKB-Vorschlagspakets 2002 auf Vorschläge für die Förderung eines Pilotprojekts. Ob der Zukunftsfonds allein bereitstehen oder ob zusätzliche Fonds eingerichtet werden können bzw. sollen, diese Frage ist Verhandlungen der künftigen Landtagsperiode vorbehalten.

16. Tritt Ihre Partei für eine Basisfinanzierung der freien Radios aus Landesmitteln ein?

Mein Standpunkt hiezu ist bekannt und ist sowohl durch die Gesetzeslage als auch durch die realen Verhältnisse bestätigt.

17. Welche Maßnahmen sind von Ihrer Partei geplant, um eine bessere regionale Verteilung zeitkultureller Aktivitäten über ganz Oberösterreich zu erreichen?

Ich fühle mich für die Förderung des kulturellen Lebens in Oberösterreich zuständig. Seit vielen Jahren leistet das Land OÖ Überdurchschnittliches für die Entwicklung der Kulturinitiativen im Lande. Wenn dieses positive Beispiel außerhalb des Landes keine Wirkung zeigen sollte, sind meine Möglichkeiten in anderen Bundesländern erschöpft.

(Dr. Josef Pühringer hat den KUPF-Fragebogen ausdrücklich in seiner Funktion als von der ÖVP nominierter OÖ Landeskulturreferent beantwortet.)

Fragenkatalog der KUPF

1. Was hat Ihre Partei in den letzten sechs Jahren in OÖ kulturpolitisch bewegt?

2. Nennen Sie die drei wichtigsten kulturpolitischen Schwerpunktsetzungen Ihrer Partei in den letzten sechs Jahren.

3. Nennen Sie die drei wichtigsten kulturpolitischen Schwerpunktsetzungen ihrer Partei für die kommenden sechs Jahre?

4. Was waren Ihrer Einschätzung nach die größten kulturpolitischen Versäumnisse und Fehlentwicklungen in OÖ in den letzten Jahren?

5. Wie beurteilen Sie die Entwicklung des Budgetansatzes für Zeitkultur mit Ausnahme der Landeskulturinstitutionen? Treten Sie für eine Erhöhung des Budgetansatzes für unabhängige Initiativen aus dem Bereich der Zeitkultur ein?

6. Welchen Stellenwert messen Sie der KUPF als Interessensvertretung von Kulturinitiativen in OÖ bei?

7. Welche Bedeutung bzw. welchen Stellenwert messen Sie Freier Kulturarbeit in/für Oberösterreich bei?

8. Die KUPF tritt für eine förderpolitische Bevorzugung von Kulturaktivitäten von MigrantInnen, auch abseits von Folkloredarstellungen, im Sinne einer positiven Diskriminierung ein. Wie steht Ihre Partei dazu?

9. Um die kulturelle Betätigung von MigrantInnen sichtbarer zu machen, fordert die KUPF als erste Sofortmaßnahme die Einrichtung eines Landeskulturpreises für Kulturarbeit von MigrantInnen, entsprechend dem Modell der anderen Landeskulturpreise. Werden Sie sich für die Einrichtung eines solchen Preises einsetzen?

10. Der Kulturförderbericht des Landes OÖ wurde mit dem Jahr 2000 eingestellt. Will Ihre Partei, dass ein öffentlich zugänglicher Kulturförderbericht wieder eingesetzt wird? Wenn ja, können Sie sich vorstellen, dass dieser transparenter gestaltet wird (z. B. extra Ausweisung von Förderungen an Kunst- und Kulturprojekten von Frauen, Jugendlichen, MigrantInnen und Behinderten, Gegenüberstellung der tatsächlichen Fördersumme und der Höhe des Ansuchens, Daten im Förderbericht müssen mit Rechnungsabschlüssen der Kulturbudgets vergleichbar sein)?

11. In den letzten Jahren ist eine schleichende Verschiebung in der Finanzierung von unabhängigen Kulturinitiativen von der Jahresförderung hin zu Projektförderung festzustellen. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung?

12. Schon seit Jahren tritt die KUPF für verbindliche Förderkriterien, Förderbeiräte, schnellere Entscheidungen über die Vergabe von Förderungen, raschere Auszahlung von zugesagten Mitteln, Einrichtung einer Anhörungsstelle für abgelehnte FörderwerberInnen ein. Steht Ihre Partei für eine solche Reform der Kulturförderung in Richtung Transparenz und Objektivierung?

13. Sind Sie für die verpflichtende Besetzung von Beiräten, Jurys, dem Landeskulturbeirat mit anteilsmäßig gleich vielen Männern und Frauen und mind. 14 % MigrantInnen (entsprechend ihrem jeweiligen Bevölkerungsanteil)?

14. Wie steht Ihre Partei zur Schaffung eines eigenen Budgetansatzes für Kulturarbeit von körperl. und geistig Behinderten (besser gesagt: die von der Gesellschaft zu solchen deklariert werden)?

15. Treten Sie ein für die Schaffung eines Medientopfes, der aus Mitteln des Kultur-, Bildungs- und Wirtschaftsressorts sowie aus dem Zukunftsfonds finanziert wird, der zur Förderung freier nichtkommerzieller Medieninitiativen (Radios, Public Access, Medienlabors, Contentproduktion, Vermittlung von Medienkompetenz…) dienen soll?

16. Tritt Ihre Partei für eine Basisfinanzierung der freien Radios aus Landesmitteln ein?

17. Welche Maßnahmen sind von Ihrer Partei geplant, um eine bessere regionale Verteilung zeitkultureller Aktivitäten über ganz Oberösterreich zu erreichen?

Kommentare der Anderen

Kommentare der Anderen zu den Wahlprogrammen und Antworten der Parteien auf den Fragenkatalog der KUPF

ÖVP SPÖ FPÖ Die Grünen KPÖ

ÖVP
Keine gravierenden Versäumnisse?

Die ÖVP ist bundesweit auf den Zug des gender mainstreaming aufgesprungen. Besonders vorbildlich gibt sich dabei das Land Oberösterreich. Und auch der Landeshauptmann bezieht sich bei der Beantwortung des KUPF-Fragenkataloges auf das neue „Wundermittel“ in Sachen Geschlechtergerechtigkeit. So ist er dafür „die im Zuge des gender mainstreaming getroffenen Empfehlungen umzusetzen“. Überhaupt scheint die ÖVP Frauen verstärkt als potentielle Wählerinnen wahrgenommen zu haben. So hängen übers Hoamatland verteilt zahlreiche Plakate mit der Aufschrift: „100% Frau 100% wert Frauen machen keine halben Sachen“.
Ich frage mich nun: Was bitte sind 100% Frau?
Das christlich-soziale Familienbild im Hinterkopf stelle ich mir das etwa so vor: Ca. 30% Kindererziehung, ca. 30% Haushaltsführung und Partnerbetreuung und weitere 30% Erwerbstätigkeit (Zuverdienen eben) dann bleiben noch 10% Frau zur individuellen Gestaltung – irgendeine ehrenamtliche Tätigkeit zum Allgemeinwohl vielleicht, oder ein bisschen Kunst zur Selbstverwirklichung? (Und wenn eine Frau keine Kinder hat ist sie dann nur 70% Frau und 70% wert?)
Investiert unsere beispielhafte Oberösterreicherin ihre restlichen 10% Frau tatsächlich in Kulturarbeit – und das natürlich zu 100% weil Frauen keine halben Sachen machen – wird sie ihr schwarzblaues Wunder erleben, weil Ausstellungsflächen (prominentes Beispiel Lentos), Konzertsäle, Förderungen, Entscheidungsfunktionen in Vereinen, Beiräten etc, mit nahezu 100% Mann belegt sind. Landeshauptmann Pühringer spricht zwar groß von gender mainstreaming und Umsetzung der getroffenen Empfehlungen, tatsächlich umgesetzt wird nichts. Im Gegenteil. Eine der Grundvoraussetzungen um im Kulturbereich überhaupt mit gender mainstreaming beginnen zu können – der Kulturförderbericht des Landes – wurde anstatt geschlechterspezifisch aufgeschlüsselt gänzlich eingestellt. Von der KUPF danach gefragt, antwortet Josef Pühringer: „Sie sprechen die Kompetenz des Landtages an, …“ und mit dem hat die ÖVP nichts zu tun? Der Landeshauptmann ist sich im kulturpolitischen Bereich in den letzten Jahren auch keiner „gravierenden Versäumnisse“ bewusst. Ganz glaubwürdig also – das mit dem gender mainstreaming. Männer machen eben keine halben Sachen – dann schon lieber gar nichts, oder?
Hanna Schatz, lebt und arbeitet in Linz

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SPÖ
Baustelle zwischen oberösterreichischer Identität und Transkulturalität

Im Fach Kultur ist in der SPÖ Oberösterreich seit einigen Jahren ein Umorientierungs- und Umstrukturierungsprozess im Gang – Dank der Vorreiterfunktion der KUPF in allgemeinen Kulturfragen, Fiftitu% in Frauen-Kulturfragen und Maiz in Migrantinnen-Kulturpolitik.
Allerdings lässt das Wahlprogramm der SPÖ nach wie vor auf ein Kulturverständnis schließen, das von herkömmlichen Identitäts- und Nationskonstrukten abgeleitet wird. So z. B. heißt es im Wahlprogramm der SPÖ auf Seite 4:“Die besondere Identität Oberösterreichs – ein für alle Einwohner unseres Bundeslandes sinnstiftendes Phänomen – muss gewahrt und geschützt werden. Das bringt es mit sich, dass auch die historisch gewachsenen Strukturen Oberösterreichs – von der topografischen Einteilung bis zur Lebensart seiner Bürgerinnen und Bürger – nicht aufgegeben werden dürfen.“
Die eigene Tradition als Gegenentwurf zu fremden Kulturen? Die Wahrung der eigenen kulturellen Identität als Abgrenzung zu anderen Kulturen?
Ich blättere weiter im SPÖ-Programm, … Seite 34 (Kapitel: Offenes Kulturland mit Qualität und Vielfalt): „Kulturpolitik hat für uns SozialdemokratInnen die Bedeutung, dass sie kritisches Bewusstsein fördern soll und zu aktiver und solidarischer Lebensgestaltung anregen soll. … So sind für uns die Prozesse des kulturellen Wandels vor allem im Bereich Transkulturalität, der Reflexion über die Rolle der Geschlechter, sowie die Auseinandersetzung um freien Zugang zu öffentlichen Gütern politisch wichtig.“
Hier bezieht sich die SPÖ auf den Begriff Transkulturalität. Was aber bedeutet Transkulturalität? Dazu ein Zitat des Philosophen Wolfgang Welsch: „Transkulturalität geht auf tatsächliche heutige Situationen in den Gesellschaften ein. Durch Migration, Kommunikationssysteme und ökonomische Interdependenzen sind die Kulturen miteinander vernetzt. Verschiedene Lebensformen enden dabei nicht an Nationalgrenzen. Die Unterscheidung zwischen Eigenes und Fremdes ist oft nicht mehr möglich. … Anstelle der separierten Einzelkulturen von einst ist eine interdependente Globalkultur entstanden, die sämtliche Nationalkulturen verbindet und bis in Einzelheiten hinein durchdringt.“ Transkulturalität steht also für Verflechtungen, Überschneidungen, Übergänge, etc. Zwischen oberösterreichischer Identität und Transkulturalität können wir das SPÖ-Wahlprogramm nur als BAUSTELLE bezeichnen. Nicht zufällig ist der SPÖ Kulturreferent (Landeshauptmann-Stellvertreter Dipl.-Ing. Erich Haider) auch Wohnbauförderungsreferent.
Loci et temporis ex more.
Tania Araujo, Gründerin und Mitarbeiterin bei MAIZ

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FPÖ
Inszenierung und Politik

Letzthin fuhr ich mit dem Fahrrad ins Parkbad und nahm aus den Augenwinkeln ein Plakat wahr, das mich beim Weiterradeln subkutan erfasste. Ein Bild von einem nackerten Männeroberkörper mit nassen Haaren im Wasser. Sympathisch fotografiert im Gegenlicht der untergehenden Sonne, so richtig passend zum heißen Sommersonnenschein. … Sapperlot … denke ich mir nach und nach, das ist doch der Herr Steinkellner, der oberösterreichische FP-Landesparteiobmann. Wieder mal gelungene Volksnähe. – Und Kulturpolitik? Dazu befragen Sie vielleicht den „Klub Austria Superior“, der laut FP in den letzten 6 Jahren ins Leben gerufen wurde zur „gründlichen Auseinandersetzung mit der oö Kulturpolitik“. Im Netz konnte ich keinen Link finden. Aber ich gehe davon aus, dass der seine Mitglieder darauf hinweist, dass „freie Kulturarbeit wichtig ist und gefördert gehört, sofern sie nicht die Würde des Menschen, seine religiösen Gefühle sowie die Achtung vor Heimat, Volk und Natur verletzt.“ Welche Interpretationsvielfalt das birgt, dazu blicke mensch auch zu einem anderen prächtigen Männerkörper nach Kärnten, unter dessen Herrschaft freie Kulturarbeit ausgedünnt wurde.
Allerdings – kann Oberösterreich Kärnten werden?
Gabi Kepplinger, Obfrau Stadtwerkstatt

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Die Grünen
Charme der QuerdenkerInnen

Beim Thema Kultur tun sich die Grünen schwer in Oberösterreich. Nicht weil sie ein unattraktives Programm hätten, ganz im Gegenteil, dieses ist umfassend, nachhaltig, innovativ, etc. Es berücksichtigt die Minderheiten, die Freien Kulturinitiativen, ein neues Landestheater und vieles mehr.
Doch damit in der öffentlichen Aufmerksamkeit durchzukommen ist schwierig. Allzusehr überstrahlt die Kulturpolitik des Landeskulturreferenten in Person des Landeshauptmannes das Bild. Mit dem Festival der Regionen beispielsweise, oder auch dem Kupf Innovationstopf werden regelmäßig unkonventionelle Projekte und damit auch Kulturinitiativen gefördert. Dabei fällt dann gar nicht auf, dass die großen Brocken woanders hingehen. Die Landesmusikschulen verschlingen fast die Hälfte des Kulturbudgets, und über die Sinnhaftigkeit von Landesausstellungen mit Themen wie „Feste feiern“ wird auch nicht groß diskutiert.
Gerade deshalb wäre es wünschenswert, wenn die Grünen künftig mehr Mitsprachemöglichkeiten im Lande hätten. Im Sinne von: Macht braucht Kontrolle, und manchmal auch den „Charme“ von QuerdenkerInnen.
Gerti Spielbüchler, Geschäftsführerin Freies Radio Salzkammergut

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KPÖ
Das find ich schade – ganz echt!

Zur Vorbereitung meines Kommentars hab ich eine kleine, private Umfrage bei politik-interessierten Mitmenschen gestartet. Auf meine Frage: „Was weißt Du über die Wahlinhalte der KPÖ?“ konnte ich in viele verdutzte Gesichter blicken und die Antworten reichten von wenig bis gar keinem Wissen. Daher jetzt ein Schnellantwortkurs bei lästigen Fragereien:
KPÖ – Liste 5 bei den o. ö. Landtagswahlen. Sie sind in 5 Wahlkreisen durch 3 Frauen und 2 Männer als SpitzenkanditatInnen vertreten. Insgesamt 53 Personen davon 14 parteilos und 2 Migranten. Parallel geht die Partei in 7 Gemeinden an den Start.
Die KPÖ hat die Themen Neutralität, Sozialstaat und öffentliches Eigentum zu ihren zentralen Anliegen erkoren.
„Die KPÖ ist eine kleine Partei, sie kann keine Bäume ausreißen. Sie zeigt aber auf, was die anderen verschweigen.“ (Wahlplattform der KPÖ)
Dem ersten Teil dieses Zitates kann ich voll zustimmen. Das Wahlprogramm wirkt sehr bemüht, regionale Aspekte sind großteils ausgespart und lässt Konkretes vermissen.
„Die KPÖ ist sich bewusst, dass für sie angesichts des undemokratischen Wahlrechts und der 4-Prozent-Klausel derzeit ein Einzug in den Landtag unwahrscheinlich ist. Wenn sie trotzdem kandidiert, dann um in einer Phase intensiverer politischer Diskussion Grundsatzpositionen und gesellschaftliche Alternativen darzulegen.“ (Wahlplattform der KPÖ)
Wo ist die kämpferische Partei, die selbstbewusst und selbstsicher für ihre Werte steht, unabhängig von Prognosen und Kaffeesudleserei?
Nur wer Visionen hat und diesen auch folgt kann nachhaltig gesellschaftsrelevante Veränderungen bewirken. Diesen Esprit kann ich leider nicht finden und das find ich schade – ganz echt!

Michi Schoissengeier, Kulturarbeiterin Lokalbühne Freistadt und Fiftitu%

Surfbrett

Die bevorstehenden Landtagswahlen stehen diesmal auch im Mittelpunkt des Surfbretts.

Mit den richtige Adressen lässt sich schnell viel Wissenswertes zum Thema recherchieren. Welche Partei vertritt am besten meine Positionen? Wie sah die Stimmenverteilung in der Gemeinde xy bei den letzten Wahlen aus? Was ist beim Beantragen von Wahlkarten zu beachten? Und wie stehen die Parteivorsitzenden zu verschiedenen Fragen freier Kulturarbeit?
KUPF

Anfang Juli hat die KUPF einen Fragenkatalog an die Vorsitzenden der zum Landtag kandidierenden Parteien zu verschiedenen Themen freier Kulturarbeit versandt. Die Antworten von Pühringer (ÖVP), Haider (SPÖ), Steinkellner (FPÖ), Anschober (Grüne) und Mikesch (KPÖ) können neben anderen Informationen zu den Wahlen auf der Webpage der KUPF nachgelesen werden.
https://kupf.at/wahlen03
Wahlkabine.at

Eine Online-Wahlhilfe, bei der ausgetestet werden kann, welche der Parteien den eigenen Positionen am nächsten kommt, findet sich unter (mehr dazu auch auf S. 19). www.wahlkabine.at kam erstmals bei den Nationalratswahlen im Herbst vergangenen Jahres zum Einsatz. Die KUPF erarbeitete gemeinsam mit dem Wiener Institut für Neue Kulturtechnologien Public Netbase für die Landtagswahlen eine oberösterreichische Variante dieses Online-Wahlhelfers.
http://www.wahlkabine.at
Wahlinformation und -Statistik

Informationen für all jene, die am Wahltag verreisen werden und sich eine Wahlkarte besorgen müssen, gibt es unter
http://www.ooe.gv.at/wahl03/index.htm

Immer wieder interessant auch die Wahlergebnisse vergangener Jahre. Nachzurecherchieren unter
http://www.ooe.gv.at/wahl03/index.htm
Parteien

Infos zu den Standpunkten, Positionen und Wahlprogrammen auf den offiziellen Webpages der verschiedenen Parteien …
http://www.ooevp.at
http://www.ooe.spoe.at

Startseite


http://ooe.gruene.at
http://www.kpoe.at/ooe

Zusätzlich umwerben ÖVP unter
http://www.daddy-cool.at
und Grüne unter
http://www.waehlbar.at
die begehrte Zielgruppe der JungwählerInnen.
Hosi Linz

Wie stehen Oberösterreichs PolitikerInnen zu Fragen der Lesben- und Schwulenbewegung in diesem Land? Die Antworten sind im Wahlbarometer der Hosi Linz nachzulesen.
http://www.hosilinz.at/ -> wahlbarometer
Wahlversprecher

Welche Themen und Aussagen haben den letzten Wahlkampf domi-niert? Was ist von den Wahlversprechen der letzten Landtagswahlen übrig geblieben? Die Künstlergruppe Social Impact hat von PolitikerInnen getätigte Aussagen aus dem Jahr 1997 gesammelt und WählerInnen und NichtwählerInnen um ihr Kommentar gebeten. Das Projekt wurde aus dem KUPF-Innovationstopf gefördert.
http://wahlversprecher.social-impact.at

Bettina Mayr-Bauernfeind