Die leitende Redakteurin Tamara Imlinger über diese Ausgabe
Mit dem Schwerpunkt Europäische Identität? schließen wir an unsere Frühjahrsausgabe an – zuletzt haben wir uns dem Kulturkampf gewidmet. Dieses Mal beschäftigt uns, wie Kulturarbeit zur Überwindung der Nationalstaaten beitragen kann, wie Identität zustande kommt und was das spezifische an der europäischen sein kann.
Ihren gerade in Buchform erschienenen Essay titelt Ulrike Guérot mit Der neue Bürgerkrieg. Das offene Europa und seine Feinde und schon in den ersten Zeilen finden sich die Schlagworte: Kulturkampf, Bürgerkrieg, Europa, Aufruhr, gespaltene Gesellschaft. An Bord dieser Zeitung ist sie mit einem Text, der – anlässlich der Wahlen in Frankreich und Deutschland – eine „europäische Renaissance“ einfordert. Heidemarie Uhl denkt darüber nach, was Europa ausmacht und wie in Europa Identität konstruiert wird. Eine Gnackwatsch’n verdient sich linker Nationalismus – gekoppelt an die Aufforderung, Europa zu gestalten.
Konkreter Anlass für dieses Schwerpunktheft ist die Europäische Kulturhauptstadt, die Österreich – nach Graz und Linz in den Nullerjahren – im Jahr 2024 erneut stellen wird. Aktuell läuft der Bewerbungsprozess an. Salzkammergut, Rheintalregion, Murtal, St. Pölten, Salzburg, Wels und und – diverse Städte und Regionen spekulieren mit einer Bewerbung. Klemens Pilsl plädiert, sich auf den Bewerbungsprozess einzulassen und hält Hinweise bereit, worauf dabei zu achten ist.
“Werdet EuropäerInnen!”, ermutigt Christian Diabl. Er setzt sich dafür ein, dass man durch Kulturhauptstadt zu europäischer Identität gelangen kann. Fragen zu Verbindungslinien zwischen dem Kulturhauptstadtprogramm und europäischer Identität beantwortet Heidemarie Meissnitzer. Im Leitartikel unterstreicht Thomas Diesenreiter die Bedeutung von Kulturinitiativen.
Wir haben KulturaktivistInnen gefragt, wie es Ihnen mit der Bewerbung ihrer Stadt oder Region geht. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema hat Klemens Pilsl für uns recherchiert und sich zudem bei Expertin Kathrin Kneissel vom Bundeskanzleramt erkundigt. Außerdem widmen wir uns den Budgets, die Kulturhauptstädten zur Verfügung gestanden sind und haben Daten aus über zehn Jahren visualisiert.
Julia Müllegger, KUPF-Redakteurin und Aktivistin aus dem Salzkammergut, war mit dem Bad Ischler Bürgermeister Hannes Heide bei einem Workshop im Bundeskanzleramt. In ihrer Reportage gibt sie Einblick ins Bewerbungsprozedere. Einen Kommentar aus dem Salzkammergut steuert Klaus Wallinger bei: Er will Kulturhauptstadt als Chance nutzen, die Region zu entwickeln und dabei Europa im Blick zu haben. Von dieser Idee haben wir uns inspirieren lassen und im Sujet für den Zeitungsschwerpunkt die Umrisse des Salzkammerguts mit der Europaflagge kombiniert.
Salzkammergut, Wels, Oberösterreich – bis hier Europa angekommen ist, gehe ich erstmal ein Jahr in Bildungskarenz und nach Leipzig. Meine KUPFzeitungsagenden wird ab der Herbstausgabe Edith Huemer übernehmen.
stay out of tune
Tamara Imlinger
für die Redaktion