Das Leben danach

Wo Eugenie Kain der Schuh drückt.

 

Sie machen sich schon Gedanken über das Leben danach. Die Generalsekretärin überlegt einen Neustart als Lebensberaterin, er lernt Cello. Boogie spielen auf dem Klavier und Gitarrensaitenzupfen kann er schon. Vorher aber wollen sie noch kräftig abkassieren -Wählerstimmen- und deshalb kam ein Teil der schwarzen Regierung nach Oberösterreich zum Auftakt für das Manöver P2P, Parole: Wo drückt der Schuh. Die Sache ist die: Die Popularitätswerte der kleineren Regierungspartei sind niedrig, und vor allem der Bundeskanzler hat zu tun, sein Austrickser – und Unsympathlerimage loszuwerden. Er muss jetzt auf das Volk zugehen und „ein menschliches Antlitz“(copyright Meinungsforscher W. Bachmayer) zeigen. Also P2P. P2P means Party to people means Volkspartei, means ÖVP krallt sich den Bürger und die Bürgerin. Charmeoffensive nennt es sich, wenn der Bundeskanzler in der Landesfrauenklinik auftaucht und verdatterten Wöchnerinnen mit dem Kindergeld kommt. Ein Vorgeschmack auf den richtigen Wahlkampf. Da stürmen sie dann die Hospize, um sich neben dem Morphiumtropf mit der Sterbekarenz zu brüsten.

Die Frage nach den Druckstellen des Schuhwerks führt ohnehin nur zu einer Hühneraugenbestandsaufnahme. Jeder Ganzheitsmediziner weiß, dass es für eine Heilung nicht zielführend ist, Symptome zu bekämpfen. Richtig gestellt hätte die Frage heißen müssen: Warum drückt der Schuh? Der Schuh drückt, wenn er nicht passt und wenn es der falsche ist und dagegen gibt es ein einfaches Mittel: Sich seiner zu entledigen. Die Frage nach dem Warum wurde also logischerweise nicht gestellt. Es interessierte auch nicht, was noch alles drückt in Linz. Es drückt das Knie im Parkett des Linzer Landestheaters gegen den Stuhl der Vorderreihe, während oben auf den Rängen beim Wunsch nach Bühnensicht die Nackenwirbel krachen. Es drückt der Magen, wenn die freiheitlichen Schmissgesichter ihre eintrainierten Stehsätze zu Temelin, Altstadt, Kunst und Sicherheit immer und immer wieder abspulen.

Die Schuhdrückmetapher ist nicht die einzige Ungenauigkeit im Phrasenmarketing von P2P. „Wir wollen informieren, informieren, informieren und zuhören“, erklärte der Kanzler, der schnell etwas sagt, der auch schon einmal gesagt hatte, man möge die Regierung nicht an ihren Worten messen, sondern an ihren Taten, den Sinn dieser PR-Tour. 3-mal reden, 1-mal zuhören ist aber nicht Kommunikation sondern Niederreden. Zu den Taten: was hat er gemacht, der Kanzler in OÖ? Bei der Westspange in Wels fasste er sich eine Gitarre und schrummte ein paar E-Akkorde mit der hiesigen Band, zur Kundgebung in die Versteigerungshalle in Ried kam er 40 Minuten zu spät und dann verschwand er noch einmal hinter einer Seitentür. Da drückte nicht der Schuh sondern die Blase. Alles nachzulesen. In Zeitungen und Magazinen. 3-mal zuviel informiert, 3-mal zuwenig zugehört.

Eugenie Kain