Ich liebe Freiräume. Besonders jene, die einfach zugänglich und für alle offen sind. Man sollte meinen, dass Partizipation dort automatisch passiert. Aber so einfach ist es nicht. Auch hier können sich verkrustete Strukturen einschleichen und emotionale und soziale Mauern entstehen, die häufig schwer zu erkennen sind. Daher braucht es immer wieder Anstrengungen, um solche Hindernisse sichtbar zu machen. Diese Prozesse werden oft vermieden, dabei sind sie gar nicht unangenehm und immer ein Gewinn für die Einzelnen, die Gemeinschaft und die Unternehmung.
Radio FRO ist einer dieser Freiräume. Das Radioprogramm entsteht zu einem großen Teil aus ehrenamtlicher Betätigung, genau wie die Vereinsarbeit. Wir bemühen uns stetig, einladend zu sein, doch es ist nicht leicht, neue Menschen zu gewinnen. Vielen fehlt die Zeit, sich ehrenamtlich zu engagieren. Andere haben keine Lust, sich selbst für eine Gesellschaft auszubeuten, in der unbezahlte Arbeit systematisch vorausgesetzt wird. Zusätzlich ist das Internet ins Land gezogen. Menschen können heute unabhängig von Gemeinschaften Medien produzieren. Der Preis, dabei Teil einer großen Medienindustrie (Google, Facebook, Spotify und Co) zu sein, wird schnell beiseite geschoben.
Die Umsetzung der Idee von Community Medien währt in Österreich nun gut zwei Jahrzehnte. Ziel ist es, die Gesellschaft in ihrer ganzen Vielfalt abzubilden und teilhaben zu lassen. Diese Idee weiter mit Leben und Sinn zu füllen braucht stetigen Wandel, um durchlässig zu bleiben und im Austausch mit den gesellschaftlichen Entwicklungen zu stehen. Und sie braucht Standfestigkeit, wenn es Grundwerte und Menschenrechte zu sichern gilt. Hier kann kritischer Journalismus unabhängig von Marktinteressen gemacht werden. Lokale Medienarbeit, die aus der Mitte und den Rändern der Gesellschaft entspringt, gehört ebenso dazu wie ein Selbstverständnis, Labor für Medienkompetenz zu sein.
Für all das lohnt es sich, immer wieder Strukturen aufzubrechen. Bewusst Diversität zu fördern. Paritäten zu leben. Einzuladen, zu öffnen und Veränderungen zuzulassen. Denn nur was sich stetig wandelt, hat auf Dauer Bestand.