Wer nicht als schön gilt, wird an den Rand gedrängt. In einer lookistischen Gesellschaft, wie der unseren, werden Menschen bewertet, stereotypisiert und diskriminiert, weil sie so aussehen, wie sie eben aussehen. Es entspricht nicht der vorherrschenden Schönheitsnorm, dick, behaart, alt, queer, schwarz oder behindert zu sein. Wer oder was als schön gilt, ist kein Zufall und liegt nicht allein im Auge der Betrachtenden. Schönheit ist politisch und laut Elisabeth Lechner strukturell geprägt von kapitalistischen, patriarchalen und kolonialen Zusammenhängen.
In ihrem Buch Riot, don’t diet! Aufstand der widerspenstigen Körper ruft die Kulturwissenschafterin zum Aufstand gegen alle Schönheitsnormen auf. Lechner zeigt in fünf Schritten, wie eine Schönheitsrevolution und der Weg in eine inklusivere Gesellschaft gelingen können.
Persönliche Geschichten von Aktivist*innen führen vor Augen, was Dickenhass, Rassismus, Othering, Transfeindlichkeit, Behindertenfeindlichkeit, Altersdiskriminierung und der Schönheitsdruck, mit dem Menschen sozialisiert werden, im Alltag bedeuten. Lechner verwebt diese individuellen Erfahrungsberichte mit fundierter Theorie und führt praxisnahe in Phänomene und Begriffe ein. Dabei wird deutlich, dass hinter manch neuer Bezeichnung historisch gewachsene Bewertungssysteme, Repräsentationsrhetoriken, Unterdrückungsstrukturen und Diskriminierungslogiken stehen. Differenziert beleuchtet sie aktivistische Positionen in und außerhalb der sozialen Medien ohne diese gegeneinander auszuspielen und legt gemeinsame Schnittmengen frei. In ihrer Dissertation forschte sie zu ‚ekeligen‘ weiblichen Körpern und der Body Positivity Bewegung in sozialen Medien. Lechner ist sich sicher, dass individuelle Strategien wie #Selfcare- und #Selbstliebe-Konzepte, wie sie beispielsweise auf Instagram boomen, keine Strukturprobleme lösen können. Sie sind jedoch durchaus brauchbar, um sich den für die Schönheitsindustrie äußerst lukrativen Selbsthass abzutrainieren.
Die von Lechner angezettelte Schönheitsrevolution ist ein Akt der Befreiung der Körper und des Denkens aus der individuellen und kollektiven Unterwerfung im patriarchal-kapitalistisch dominierten Schönheitskonstrukt. Die vielfältigen widerständigen Körper treten aus den Nischen hervor, um sich mit einer großen Portion Systemgrant und Solidarität zusammenzuschließen. Let’s riot! #riotdontdiet