Small Talk

„Wie geht’s?“ Eine Frage, die für sehr viele Menschen derzeit sehr schwer zu beantworten ist. Wie soll es uns auch gehen, während dieser katastrophalen Krise, auf dieser ungerechten Welt, innerhalb dieses kaputten Systems? 

Planbar ist schon lange nichts mehr. Jeder Tag bringt neues Grauen, neue Trauer, neue Wut. Der Kampf ums Überleben wird für immer mehr Menschen realer und brutaler denn je. Doch statt Solidarisierung setzt Individualisierung ein, und das ist wenig verwunderlich: Machthabende schieben die Verantwortung und Schuld auf Einzelne in der Gesellschaft und nicht auf das System, das sie stützen und ermöglichen.

Die Folge: Zur finanziellen Krise kommt die psychische dazu – und sie bleibt, auch jetzt, leider unsichtbar, ungehört und vor allem unbehandelt. Therapieplätze sind rar und teuer. Das Sprechen über psychische Erkrankungen ist ein nur langsam aufbrechendes Tabu. Dabei sind die Zahlen mehr als alarmierend: Eine repräsentative Umfrage der Donau-Uni Krems aus dem Frühjahr 2020 sieht einen Anstieg von depressiven Symptomen von vier auf 20 Prozent. Auch andere Studien und Befragungen zeigen: Angstsymptome, Schlafstörungen und Depressionen sind während der Pandemie stark angestiegen. Besonders belastet sind – wenig verwunderlich – junge Menschen unter 35, Frauen, Alleinstehende und Arbeitsuchende.

Weil all das im öffentlichen Bewusstsein noch immer nicht angekommen ist, heißt es für Betroffene weiterhin: an kleinen Schrauben im Privaten drehen. So gut es geht zu leben und zu überleben. Kollektiv und solidarisch handeln, soweit es möglich ist (wie es etwa die Initiative Zero Covid vormacht). Aber auch: Dem eigenen Umfeld Raum und Zeit lassen. Es ist okay, nicht auf jede Nachricht zu antworten. Es ist okay, sich aus allem raus zu nehmen und in dieser Zeit alles zu tun, was hilft. Für die einen sind das Zoom-Calls, für andere ist es Rückzug. Jeder Mensch geht anders mit dieser Krise um, muss anders damit umgehen. Die Angst vor der Gegenwart und auch vor dem, was nach dieser Krise kommt, ist real. Bis dahin und sowieso immer müssen wir einsehen, dass dieses auf Wachstum ausgerichtete kapitalistische System krank macht. Wer innerhalb dessen gesund bleibt, ist leider – vor allem zur Zeit – mehr Ausnahme als Regel. Die Strukturen können wir, aus dieser Position, zwar nicht wirklich verändern. Reden müssen wir trotzdem endlich drüber.

Zum Gendern: 
Inklusive Sprache ist mir enorm wichtig. Deshalb versuche ich, sie im Rahmen der Möglichkeiten der deutschen Sprache so zu gestalten, dass sich möglichst viele Personen darin wiederfinden. Die Form „Machthabende“ oder „Studierende“ ist für mich ein guter Weg, nicht auf binäre Konstruktionen zurückgreifen zu müssen. Wenn ich explizit eine bestimmte Personengruppe meine, dann benenne ich sie auch so – etwa Männer. Alles andere wäre für mich zu unspezifisch. Denn: Wer behauptet, inhaltlich präzise und korrekt zu schreiben, sollte das auch bei der Nennung von Personen berücksichtigen.