Liebe Abenteurer*innen!

Kulturförderung hier, Corona-Subvention da, Arbeitsstipendium X, Hilfsfonds Y, Fixkostenzuschuss Z. Lockerungsverordnung, Kriterienkatalog, Voraussetzungsketten, Kurzarbeit, Fair-Pay-Schema, Corona- Beauftragte*r – ist das schon die neue Normalität oder noch die alte Absurdität? Kaum eine*r blickt noch durch und trotzdem fehlt es an allen Ecken und Enden. Wie also manövriert man Kunst durch das Subventionsdickicht? Wer überlebt im Förderdschungel? Wie vereinbar sind Freiheit der Kunst hier – und Kontrolle der Verwaltung da? Wieso ist das alles überhaupt so und wem bringt das eigentlich etwas?

Unsanft setzt uns der aktuelle Leitartikel – ein absurdes Dramolett realer Kommunikationserfahrungen mit Förderstellen (S. 5) – mitten in das Dickicht dieser Strukturen. Im gesamten Heft geht es darum, Wege hindurch zu schlagen. So analysiert Florian Walter etwa die immanente Grundspannung zwischen Kulturproduktion und -verwaltung und gibt Impulse zur gegenseitigen Entspannung (S. 6 f.). In der Rubrik #WTF klärt James Lüpke Funktion und Geschichte der Landeskulturdirektion (S. 8 f.), dann sprechen wir mit der neuen Direktorin und höchsten Kulturbeamtin Oberösterreichs, Margot Nazzal, über ihr Rollenverständnis und Verbesserungsmöglichkeiten von Förderprozessen (S. 10 f.). Aliette Dörflinger macht schließlich Verwaltungslogiken aus Sicht der Organisationsentwicklung und mittels des chaordischen Prinzips nachvollziehbar (S. 12 f.).

Aus der Kulturpraxis führen die Autorinnen Lisa-Viktoria Niederberger (S. 14 f.) und Corinna Antelmann (S. 21) durch Absurditäten und Abhängigkeiten des (Nicht-)Gefördert-Werdens. Zudem meldet sich Gerhard Neulinger mit Buchhaltungssystemkritik aus dem Büro (S. 20) und empfehlen wir die aktuellste Auflage der ‹Bibel› der KUPF OÖ (S. 30). In dieser Rubrik findet sich zudem ein Sammelband, herausgegeben vom Neuzugang in der Crip & Mad Kolumne: Eliah Lüthi wird mit Texten der Unvernunft anregen, Zuschreibungen zu überdenken (S. 13).

Als kleines Service-Zuckerl für unsere Leser*innen warten wir nicht nur mit einem einzelnen Entscheidungsbaum, sondern einem ganzen Entscheidungswald auf, damit Kulturvereine und -arbeiter*innen sicher durch die aktuellen Corona-Regelungen und -Hilfsmaßnahmen navigieren können (S. 18 f.). Denn geplant ist so einiges für den Herbst (S. 16 f.).

Auch der Salzburg-Teil durchschaut verschiedene Systeme: Stefanie Ruep identifiziert «Kahlschlag, Kürzungen, Hinhaltetaktik» als die kulturpolitische Grundhaltung der Salzburg-Stadt-ÖVP (S. 26 f.), das Für und Wider von Tourismuskultur / Kulturtourismus diskutieren Touristikerin Sandra Woglar-Meyer und Autor Ben Blaikner (S. 24 f.).

Aus der Fülle der hier versammelten Positionen und Zugänge setzt sich am Ende hoffentlich ein geordnetes Bild davon zusammen, wie Kulturverwaltung und -praxis im besten Fall und trotz ‹neuer Normalitäten› funktionieren könnten, wie die Psychologie des Geldverteilens und -annehmens funktioniert, welche Abhängigkeiten dabei entstehen und welche Verantwortung die einzelnen Akteur*innen eingehen.

Wir wünschen gutes Durchdringen!
Katharina Serles für die Redaktion

WORTSPENDE:
„Wer Kultur sagt, sagt auch Verwaltung, ob er will oder nicht.“

Theodor W. Adorno (siehe auch S. 6-7 dieser Ausgabe)