«Alles wird gut» prangt derzeit von diversen Hauswänden oder aus den Fenstern schöner Dachgeschosswohnungen. Manche Bewohner*innen lassen sich sogar dazu herab, täglich um 18 Uhr jenen Menschen zu applaudieren, die dieses «System erhalten» – also Migrant*innen, Frauen, Arbeiter*innen, die keine andere Wahl haben und deren Gesundheit dieser Gesellschaft nun mal weniger wichtig ist. «Wir schaffen das» (für uns), denken sich Liberalos und Bürgerliche, die brav weiterhin das Mantra der Pseudo-Solidarität befeuern, dabei gleichzeitig von Eigenverantwortung – «Wir Menschen sind das Virus» – faseln und alles «eh nicht so schlimm» finden.
Währenddessen werden rumänische 24-Stunden-Betreuer*innen zwei Wochen lang unbezahlt in Mehrbettzimmern untergebracht, um nachher österreichische Großeltern zu pflegen. Karoline Edtstadler (ÖVP) zeigt sich hocherfreut über eigens dafür eingerichtete Zugverbindungen für diese «wichtigen Arbeitskräfte», denen vor gar nicht allzu langer Zeit die Familienbeihilfe gekürzt wurde. «Wir sollen arbeiten, die Bedingungen sind egal», sagte eine Betreuerin dem MomentMagazin.
Egal ist derzeit so einiges – etwa die Arbeitsbedingungen von Erntehelfer*innen. Oder dass Sexarbeiter*innen ebenso vor dem Nichts stehen wie viele Künstler*innen, Gekündigte diverser Branchen, Armutsbetroffene, undokumentierte Menschen oder ehemals geringfügig Beschäftigte. Egal ist auch die psychische Gesundheit Alleinlebender, oder wie Eltern das alles hinkriegen sollen. Und irgendwie besonders egal sind derzeit den Regierenden und der EU die tausenden Geflüchteten, die in griechischen Lagern oder an der bosnischen Grenze dem sicheren Tod überlassen werden.
Dass Menschen das Virus sind, ist eine Lüge. Warum wird sie uns weiterhin erzählt? Verantwortung für diese Krise und die Toten tragen Strukturen, die dieses ungerechte System stützen, bilden und davon profitieren. Verantwortung für Armut, für alle, die schon vor Corona und jetzt umso mehr um ihre Existenz fürchten, tragen eine Politik und ein kapitalistisches System, das Sozialgelder kürzt, statt Reiche zu besteuern. Eine Politik, die die Immobilienbranche weiterhin walten lässt, statt Mieten auszusetzen. Eine Gesellschaft, die allein auf der Ausbeutung Arbeitender beruht. Nichts wird innerhalb dieses Systems ‹gut› – außer wir brennen es endlich nieder.