Marketing Spezialist*innen müssen sich nicht zwangsläufig dafür interessieren, was sie verkaufen. Wurscht sollte es ihnen trotzdem nicht sein. Eine allzu offensiv bekundete Politikferne eines politisches Campaigners mutet allerdings seltsam an. So einer ist Philipp Maderthaner, Eigentümer der Agentur, die die Kurz’schen Wahlkämpfe konzipiert.
Berichte über ihn beginnen gern mit Schilderungen all der türkisen Accessoires in seinem Büro. Unwesentlich älter als der Alt- und möglicherweise bald-wieder-Kanzler, kann auch er auf eine beachtliche Karriere verweisen, die so politikfern dann nicht ist. Als jüngster Kommunikationschef der niederösterreichischen VP landete er 22-jährig mit der Erwin Pröll-Glatzenhaube seinen ersten Marketing Coup. Anschließend wechselte er mit Josef Pröll nach Wien, wo er, angeregt von diversen Casting Shows, die Suche nach dem «Superpraktikanten» erfand. Zwischenzeitlich zog er in die USA, wo er den Obama-Wahlkampf beobachtete und sich mit digitalen Marketingstrategien beschäftigte. Zurück in Wien traf er auf seinen alten Kumpel Sebastian. Und setzte das Gelernte gleich in die Praxis um. Mit einer Partei als Sammelbecken politischer Positionen konnte er wenig anfangen. Seine Kampagne brauchte einen Kandidaten, der sich zur Marke machen ließ. Parallel dazu sammelte er eifrig persönliche Daten von Wähler*innen. Mit Hilfe von Big Data konnte er so die entsprechenden Botschaften zielgruppengerecht platzieren und die Angesprochenen zum Mittun auffordern.
Ob er nun Politik oder Winterreifen bewerbe, sei egal, sagt Maderthaner in Interviews. Denn die Erfolgsstrategie Individualisierung und Personalisierung funktioniert da wie dort.
Politisch ist das brandgefährlich. Wer die offenkundigen gesellschaftspolitischen Interessengegensätze verschleiert und ihre öffentliche Aushandlung diffamiert, vertreibt das Politische aus der Politik. Und das bedient nicht nur eine hidden agenda des Neoliberalismus, sondern befördert auch die Entstehung autoritärer Strukturen.
Der Politikverkäufer, der sich unpolitisch gibt, passt da ebenso gut ins Bild wie Maderthaners Beteuerung, dass sein Büroteppich schon vor der Umfärbung der Volkspartei in Türkis gehalten war.