Ana Threat

Vor ihren Auftritten wärmt Ana Threat ihre Stimme auf und stretcht ihren Körper. Für die Musikerin und Performerin ist er eines ihrer Instrumente. «Lieber eine gute Präsenz haben, als ein Lied schön spielen», definiert sie ihre Prioritäten im Gespräch mit der KUPFzeitung. Aktuell arbeitet sie an einer Tanzproduktion der Choreografin Elizabeth Ward, die im Jänner 2020 im Tanzquartier Wien gezeigt wird. Der zeitgenössische Tanz ist als Praxisfeld Neuland für sie und «das Mainstreamigste, das ich mache». Seit Mitte der 1990er ist sie in do-it-yourself- und Garagenszenen aktiv – als Jugendliche in Linz u. a. in der Punkband Anarchophobia. Damals performte sie auch als Besucherin «oft mehr als die Dudes auf der Bühne». Es war immer selbstverständlich für sie, ihren Körper einzusetzen, heute tut sie es bewusster.

Ana Threat sucht Nischen, liebt kleine Räume und nennt sich «Subkultur-Snob». Sie mag es, wenn sich Kunst an wenige wendet, (noch) nicht bekannt ist. Ihre Musik beschreibt sie zuallererst als DIY und dann als «formal-ästhetisch oft reduziert, kratzig und schräg, rhythmisch und perkussiv». Stimme, Gitarre, Schlagzeug, Performance – mit den Duos The Happy Kids und Kristy And The Kraks veröffentlicht sie u. a. auf Independent-Labels wie Totally Wired Records, Fettkakao und Trash Rock Productions. Das letzte Ana Threat-Album, veröffentlicht 2016, heißt Cold Lve, das aktuellste Soloalbum hat sie 2018 als The Boiler unter dem Titel BODY=DEATH releast. Ein Tape-Release ihres dritten 1-Personen-Projekts Pfarre steht aktuell an. Ihren Künstlerinnennamen hat Ana Threat in klassischer Punk-Manier in etwas Bestehendem gefunden: der Band Minor Threat. Ana wurde ihr zu Beginn eines vierjährigen Aufenthalts in China und Taiwan von der örtlichen Behörde als Name verpasst, A bedeutet Friede, na verweist auf einen Frauennamen. Auch wegen der vermeintlichen Widersprüche, etwa militant für Frieden einzutreten, entschied sie sich für Ana Threat. Wochentags forscht und lehrt sie unter ihrem bürgerlichen Namen Kristina Pia Hofer an der Universität für angewandte Kunst mit Schwerpunkt auf Sound und audiovisuelle Beziehungen. 2017 kuratierte sie das Popfest Wien, zwei Jahre davor initiierte sie diese Musikkolumne, die ursprünglich Kabinett Threat hieß, um die Absurdität jener kolonialistischen Praxis auf die Spitze zu bringen, wenn Entdecker*innen etwas nach sich benennen und der Eindruck entsteht, «gelebte Welten würden jemandem gehören».

anathreat.bandcamp.com
theboiler.bandcamp.com