Feminismus ist das nicht

Handy an, Instagram auf: Yoga am Strand, platte Kalendersprüche, zelebrierte Heteronormativität, und dazwischen blitzt immer wieder das Wort «Girlpower» auf. Willkommen in der schillernden Welt des Fake-Feminismus im (vermarktbaren) Netz! Treten Sie ein in einen Feed voller Body Positivity, in dem normschöne Körperbilder reproduziert werden; in Postings voll mit intersektionaler Scheinsolidarität, wo jegliche Kritik in ‹white tears› ertränkt wird; in eine Welt, in der es unproblematisch ist, eine in den Neoliberalismus verliebte ‹Powerfrau› zu sein und verstaubte Rollenbilder als Selbstbestimmung zu vermarkten.

Besagte Insta-Influencer*innen schreiben zwar «smash the patriarchy» ins Netz, arbeiten im Hinter- und Vordergrund jedoch hart daran, das Patriarchat zu erhalten. Sie behaupten, alle Probleme dieser Welt – vor allem die, die sie durch Konsum ‹lösen› wollen – zu sehen, nur nicht ihre eigenen Privilegien. Sollten sie dann für problematische Aussagen kritisiert werden, lassen sie «nichts Negatives» an sich heran und inszenieren sich bei jeder Gelegenheit als die eigentlichen Opfer.

Ein ‹Argument› der Bullshit-Feminist*innen ist ja: besser Feminismus draufschreiben als es nicht tun. Das sehe ich anders. Denn durch die Vereinnahmung passiert Unsichtbarmachung. Wenn Women of Colour etwas problematisieren, dauert es meistens nicht lange, bis sich weiße cis Feministinnen auf das Thema draufsetzen und mehr Öffentlichkeit bekommen. So geschehen auch bei #metoo. Der Prozess des nachträglichen Sich-Hineinreklamierens ist schmerzhaft, nervig und oft entscheiden sich marginalisierte Personen dagegen – weil sie dann als ‹anstrengend› markiert werden. Dabei könnte eine einfache Frage diese Machtdynamik entlarven: Warum war es für mich einfach(er), gehört zu werden? Und: Wessen Ideen habe ich vereinnahmt, ohne Credits zu geben? Deshalb: Nützt eure eigenen Bühnen verantwortungsvoll. Stört die Ästhetik und brecht mit Klischees.

Feminismus muss anders gezeigt werden als mit ungefährlichen Sepiaporträts, die nur der eigenen Vermarktung dienen. Alles andere ist respektlos und unglaubwürdig. Feminismus bedeutet, das sexistische, rassistische, ableistische, transfeindliche Patriarchat als Ganzes zu hinterfragen. Nicht unhinterfragt in einem System zu agieren, um selbst nach neoliberaler Norm ‹erfolgreich› zu sein – koste es, was es wolle.