Lange galt Oberösterreich als kulturelles Vorzeigebundesland. Seit Kurzem stottert der Betrieb aber. Eine Spurensuche.
Die Kulturverwaltung des Landes OÖ war bisher als gut geölte Maschine bekannt. Der ehemalige Landeshauptmann und Kulturreferent Pühringer kannte bis zuletzt jedes Zahnrädchen des Betriebs. Und scheute sich auch nicht davor, selbst an den Stellschrauben zu drehen. Doch wie geht es dem Apparat heute?
In den letzten eineinhalb Jahren ist ordentlich Sand ins Getriebe gekommen: Da verunglückte die Diskussion zur Reform der Landesmuseen und verunsicherte die MitarbeiterInnen. Da sägte man unter dubiosen Umständen die fachlich hochqualifizierte wissenschaftliche Leiterin des Landesmuseums Gerda Riedler ab. Da vergaß die Landesverwaltung kurioserweise, die Ausschreibung der eigenen Landeskulturpreise zu veröffentlichen. Da war der ungewohnt kritische Rechnungshofbericht zur Gebahrung des Kulturquartiers OK. Da blieben ganze Förderbereiche monatelang unbearbeitet, weil schlicht übersehen wurde, personelle Abgänge zeitgerecht nachzubesetzen. Und nicht zuletzt gab es massive Probleme in der Förderabwicklung, unter denen besonders die zeitgenössischen Kulturinitiativen leiden. Die Folgen? Ausstehende Löhne, private Kredite, Haftungsrisiken für die Vorstandsmitglieder, weniger kulturelles Programm. Und das ungute Gefühl bei vielen Kunst- und Kulturschaffenden, dass ihre Arbeit vom Land OÖ nicht mehr honoriert wird.
Personalpolitik
Nicht zuletzt hätten die Folgen des massiven Kahlschlags im Förderbudget eine aktiv agierende Verwaltung gefordert. Die Stimmung in der Kulturdirektion ist allerdings an einem Tiefpunkt angekommen, die Gerüchteküche brodelt seit Monaten. Es überraschte daher nicht, dass Josef Ecker als langjähriger Leiter der Förderabteilung im Sommer seinen Sessel räumte. Ein herber Schlag für die zeitgenössische Kulturszene, galt er doch trotz mancher Meinungsverschiedenheiten als profunder Kenner des Kultursektors.
Seine Nachfolge soll im Zuge einer Ausschreibung geklärt werden. Vermutlich eine Augenauswischerei, denn Eckers Nachfolger wurde schon lange in Stellung gebracht: Vor etwa einem Jahr wurde mit Johannes Nußbaumer bereits ein Vertrauter des Kulturdirektors als “Förderkoordinator”, vulgo Aufpasser, zwischen der Förderabteilung und dem Direktoriat installiert. Ein Posten, den es davor nicht gab, der extra geschaffen werden musste und der, sollte Nußbaumer die Abteilungsleitung übernehmen, wohl auch nicht mehr nachbesetzt wird. Gut möglich ist dafür, dass zukünftig die Förderung der zeitgenössischen Kultur nicht mehr beim Abteilungsleiter liegt, sondern in einen Sachbearbeitungsposten nach unten geschoben wird. Eine weitere drohende Abwertung des Stellenwerts zeitgenössischer Kultur.
Wohin will Stelzer?
Egal wohin man blickt, im Kulturland Oberösterreich läuft derzeit wenig rund. Wegen der politisch gewollten Kürzungen drohen ganze Kulturstätten zu schließen, es gibt weniger Programm fürs Publikum, Arbeitsplätze für KulturarbeiterInnen gehen verloren und in den öffentlichen Einrichtungen wird getuschelt und gemurrt. Es ist offensichtlich, dass Kulturreferent Stelzer eingreifen muss. Sowohl auf Verwaltungsebene, als auch bei
der Finanzierung der unabhängigen Kultureinrichtungen und KünstlerInnen. Die oberösterreichische Wirtschaft wächst in einem Rekordtempo, die Steuereinnahmen sprudeln. Die KUPF hat bereits einen „Pakt zur Sicherung des Kulturlandes“ vorgelegt. Darin wird unter anderem ein stabiler und gesicherter Budgetpfad ab 2019 gefordert, der kulturelles Wachstum ermöglicht und das entstandene Förderminus von 68 % bis 2022 schrittweise wieder ausgleicht. Die zusätzlichen Ausgaben wären im Gesamtbudget erst in der zweiten Nachkommastelle sichtbar. Der langsame Niedergang des einst bejubelten Kulturlandes könnte also ohne Probleme gestoppt werden.
Dafür braucht es aber eine Kursänderung und den politischen Willen Stelzers. Als Landeshauptmann, Finanz- und Kulturreferent liegt das weitere Schicksal des Kulturlandes Oberösterreich in seiner Hand. Wir alle sollten ihn bei jeder Gelegenheit daran erinnern und zum Handeln auffordern.