Crip Chronicles – Fieberträume von Eva Egermann: Auftaktkolumne
«Oh du mein behinderndes Österreich!» hieß ein 1999 erschienener Band über die Behindertenrechtsbewegung in Österreich. Die Legasthenikerin, die ich bin, las «Oh du mein behindertes Österreich!» – und war begeistert. Die Umdichtung des historischen Marschmusiktitels symbolisierte für mich einen Gegenpol zur neoliberalen Form von heimatverbundenem Vitalismus.
Woran ich dabei auch denken muss: kulturelle Großartigkeiten, die Töchter_*Söhne hervorgebracht haben – von Qualtingers «Krüppellied» bis zur Linzer Hardcore-Band Krüppelschlag, von Sigi Maron bis zum Rap-Duo Okma & Relups. An Behindertenrechts-Institutionen wie Selbstbestimmt Leben Österreich, Freak Radio oder das bidok-Archiv; die oberösterreichische Gedenkstätte Schloss Hartheim. Und natürlich an jüngere Initiativen wie Dis_ability Mad Pride Vienna, PRO 21 oder Danceability Austria. Liste unvollständig.
Demnächst an dieser Stelle mehr aus dem behinderten Kulturland. 20 Jahre nach Erscheinen besagter Publikation wäre jedenfalls eine neuerliche Bestandsaufnahme des hiesigen Behindertenrechtsaktivismus angebracht, begleitet von passender Marschmusik, versteht sich. Interessierte Volksmusiker_*innen bitte melden. Chiffre: Oh du mein behindertes Österreich!