Jelena Gučanins Emanzenkolumne
Gratis arbeiten werden wir Frauen ab dem 13. Oktober. Für einige mag das bloß eine Schlagzeile sein, die sie am Equal Pay Day flüchtig aufschnappen, doch für uns ist es brutaler Alltag. Denn wir verdienen um ca. 22 Prozent weniger als Männer. Für die gleiche Arbeit, mit den gleichen oder gar besseren Qualifikationen. Das ist eine unschöne Realität – was viele nicht einsehen wollen, meist weil sie selbst nicht davon betroffen sind.
Doch Frauen verrichten nicht nur in ihren Arbeitsräumen gratis Arbeit, sie leisten sie auch täglich in ihrem Zuhause. Diese unbezahlte und emotionale Arbeit ist eine, die nach wie vor die Unsichtbarste ist. Und sie zeigt, wie politisch das Private wirklich ist. Denn Frauen tragen in ihren Beziehungen, Ehen und Familien oft die volle Last. Und nicht zu selten zerbröckeln sie daran, ohne jemals jene Wertschätzung und Unterstützung erfahren zu haben, die sie verdient hätten. Denn wir leisten diese Arbeit, die uns die Gesellschaft aufbürdet, oft ohne sie zu hinterfragen. Wir räumen hinter ihnen her, ohne zu jammern. Wir geben ihnen unsere Aufmerksamkeit, wenn sie sie verlangen. Wir hören zu, pflegen, kümmern und sorgen uns, weil wir sonst nicht in die Rolle passen würden, die für uns zusammengeschustert wurde, um uns aus der Öffentlichkeit zu verdrängen.
Ein Mann, der mit Anfang 30 in einer Führungsposition sitzt und zur gleichen Zeit Vater wird? Keine Seltenheit. Eine Frau, die mit Anfang 30 und als Jungmutter in einer Führungsposition sitzt? Definitiv eine Seltenheit. Niemand fragt ihn, den erfolgreichen Familienvater, wie er seinen Alltag bestreitet. Denn wir alle wissen wie: Sie ist der Grund. Männer, die ihre Karrieren ganz selbstverständlich auf dem Rücken ihrer Frauen austragen, werden leider noch immer zu oft aus der Verantwortung gezogen.
Es schmerzt natürlich, sich dieser Dinge bewusst zu werden. Es schmerzt auch, selbst erkennen zu müssen, wie viele Dinge wir nur machen, weil wir Frauen sind. Weil uns gesagt wurde, dass es unsere Aufgabe ist. Und ja, diese privaten Räume können auch jene sein, in denen Frauen freiwillig sein wollen. Dennoch muss hinterfragt werden, warum sie uns zugeteilt wurden. Warum sich Frauen zurückziehen, Platz machen, und sich von ihren Partnern finanziell und emotional abhängig machen sollen.
Denn es gibt nur diesen einen Grund: Die öffentliche Macht soll männlich bleiben. Und die Arbeit von Frauen soll genau das bleiben, zu dem sie Jahrtausende lang gemacht wurde: selbstverständlich, nicht außergewöhnlich und schon gar nicht wertvoll.