4,6 % Frauen* und das liebe Geld

Kommentar von Andrea Mayer-­Edoloeyi

Der Frauen*anteil in den Vorstandsetagen börsennotierter Unternehmen in Österreich liegt bei 4,6 %. Da sind wir im Kunst­ und Kulturbereich ja wirklich gut dran! Das wird manche*r sagen und vielleicht meinen, das Thema Geschlechterverhältnisse in Kunst und Kultur lässt sich 2017 wohl sowieso ad acta legen.

Ein genauerer Blick macht deutlich: Kunst und Kultur ist ein weitreichend feminisierter* Bereich, das heißt es gibt viele Frauen*, aber prekäre Bedingungen. Der Kunst­ und Kulturbereich ist role model für den neoliberalen Umbau der ganzen Gesellschaft in Richtung mehr Flexibilität, weniger sozialer Absicherung, dem Verfließen der Grenzen von Arbeit und Privat und der Identifikation mit der eigenen prekär oder nicht bezahlten Tätigkeit. Deregulierte Verhältnisse schaden stets den jeweils schwächeren Gruppen in einer Gesellschaft zuerst – Frauen*, Migrant*innen und Personen aus sozioökonomisch benachteiligten Bereichen. Wenn das Geld knapp ist, wird bei den Personalkosten dieser Gruppen als erstes gespart.

Das Land Oberösterreich will 10 % bei der Kultur sparen. Dieses Sparen ist nicht neu, denn seit Jahren lässt vielerorts die notwendige Index­Anpassung auf sich warten. Das Sparen des Staates und der damit verbundene neoliberale Umbau der öffentlichen Verwaltung findet nie gleich verteilt statt. Die Chef*innen der großen Kultureinrichtungen werden es auf ihrem privaten Konto nicht merken, wohl aber die mittels irgendeinem Werkvertragskonstrukt dort beschäftigten Mitarbeiter*innen – und erst recht die Aktivist*innen der Freien Szene und freischaffende Künstler*innen. Wer ist das?

Es lohnt nicht nur prinzipiell, sondern auch spezifisch aus feministischen Gründen, um eine ausreichende und transparente öffentliche Kulturförderung zu kämpfen. Hier ist auch der Ort, wo politisch gekämpft und verhandelt werden kann, nach welchen Kriterien Kunst­ und Kulturprojekte gefördert werden. Wer definiert Qualität? Ist es relevant, wer Protagonist*in ist? Gibt es soziale Standards? Anzunehmen, dass die 95,4 % Chefs der großen Wirtschaftsunternehmen – falls sich diese überhaupt zu Kultursponsoring bewegen lassen – für anständige Arbeitsverhältnisse und eine Symmetrie der Geschlechter im Kulturbereich sorgen werden, ist in etwa so naiv wie zu glauben, es genüge, den Kulturpolitiker*innen ein freundlich grinsendes Einhorn zu schicken und dann fließen die Gelder in Strömen