Öffentlicher Raum und Plakatierverbot schwirren seit gut einem Jahr als mögliche Themen durch die Redaktionssitzungen dieser Zeitung – nun haben wir diesen Fokus erweitert und verschiedene “Öffentlichkeiten” aufbereitet.
Im Leitartikel denkt Thomas Diesenreiter über das Öffentliche im Zeitalter des Individualismus nach und macht auf, was alles „Öffentliches“ sein kann und wer dafür zuständig ist (oder sein sollte und sein wird), öffentliche Interessen zu vertreten und zu wahren.
Franz Koppelstätter und Christoph Weidinger vom architekturforum oö beschreiben, dass Kunst im öffentlichen Raum alles Mögliche sein kann und auch von Kulturinitiativen ausgeht. Außerdem erwähnen sie, dass die Kunstförderung durch „Kunst am Bau“ in anderen Bundesländern anders abläuft als in Oberösterreich. Etwa in Niederösterreich: Ashurina Mikhaeel – temporäre Mitarbeiterin der KUPF, sie steuert auch die Bürokolumne bei – hat die dort zuständige Beamtin Katharina Blaas befragt.
Bei “Kunst am Bau” klingelt noch etwas: 2013 hat eine fast rein männlich besetzte Jury ausschließlich Künstler zur Bereicherung des Musiktheaters in Linz ausgewählt, fiftitu% hat aufgeschrien und in der KUPFzeitung gab es eine Gnackwatsch’n (#144).
Die freischaffende Künstlerin Josseline Engeler berichtet über soziale Aspekte des Kunstschaffens im öffentlichen Raum und über ihre Erfahrungen. Einem brandaktuellen Beispiel widmet sich die Fotokolumne: Sie zeigt den „Skulpturenpark Westautobahn“.
Die KUPF-Mitgliedsinitiative qujOchÖ war im Sommer zu Gast „im Mutterland des EU-Austritts“: Thomas Philipp berichtet nicht über die dortigen qujOchÖ-Arbeiten im öffentlichen Raum, sondern darüber, was sie in Birmingham getrunken und über den Brexit erfahren haben.
Über einen anderen Tellerrand blickt Thomas Rammerstorfer, er hat sich in kurdischen Kreisen umgehört.
„Was ist das für 1 öffentliches Leben?“, fragt Edith Huemer und sinniert über freie Kulturarbeit und den analogen öffentlichen Raum – etwa über Kommerzialisierung und das Plakatieren. Den Artikel ziert ein Foto der Hausmauer der Linzer Kulturinitiative KAPU: Ein Refugees Welcome-Banner ist dort angebracht. Ein ähnliches hängt am Balkon des KUPFbüros. Das an der KAPU-Mauer wurde schon mehrmals beschädigt. Das am KUPF-Balkon wurde Ende August gestohlen. Wenige Tage nachdem mehrere Rechtsextreme in Richtung des Transparents und damit der Büroräume der KUPF den Hitlergruß zeigten. Die Rechtsradikalen trauen sich raus. Nährboden liefert unter anderem der Wutbürger, für den es eine wütende Gnackwatsch’n gibt.
Die Pro & Kontra-Rubrik widmet sich der Frage, ob es nötig ist, Medien mit öffentlichen Geldern zu unterstützen. Julian Ausserhofer spricht sich dafür aus. Fast hätten wir niemand für die Kontra-Perspektive gefunden, dann haben wir noch bei Niko Alm angeklopft. Netzkolumnist Leonhard Dobusch ergänzt wie ausgemacht: „Öffentlich-rechtlich – öffentlich nutzbar?“.
Der Frage, woran man guten Kulturjournalismus erkennt, stellen sich vier MedienmacherInnen.
Apropos öffentliche Gelder und wo sie hinfließen: Thomas Diesenreiter hat sich den Rechnungsabschluss 2015 des Landes OÖ und besonders das Kulturbudget genau angesehen. Beim neuen Kulturminister Thomas Drozda hat Christian Diabl nachgefragt, wie genau der „New Deal“ für Kulturschaffende aussieht. Wie sich Kulturinitiativen finanzieren, wieviel Ehrenamt einfließt und welche Ausgaben aufkommen, zeigen Visualisierung und Analyse der aktuellen Basisdatenerhebung der KUPF, in der sie ihre Mitglieder befragt hat.
Das Private ist politisch
Tamara Imlinger
für die Redaktion