4 Fragen an … die Initiatorin der Diskussionsplattform kulturhauptstadt2024
Die Architektin Elisabeth Leitner von der TU Wien ist Initiatorin von kulturhauptstadt2024.at, einer Diskussionsplattform zur österreichischen Kulturhauptstadt Europas 2024, die bundesweit agiert und zahlreiche Projektideen entwickelt sowie Diskursveranstaltungen durchführt. Wir haben ihr vier Fragen zur Kulturhauptstadt 2024 gestellt.
KUPF: Kulturhauptstadt2024 – wie läuft das Prozedere?
Elisabeth Leitner: Die Mitgliedsstaaten sind von der EU dazu angehalten, eigenverantwortlich einen Wettbewerb zu organisieren, der spätestens sechs Jahre vor dem Veranstaltungsjahr ausgelobt wird. Der minimalste Bewerbungszeitraum beträgt zehn Monate. In Anbetracht der Tatsache, dass das Veranstaltungsjahr in einen langfristigen Stadtentwicklungsprozess integriert sein soll, erscheint dieser Zeitrahmen als deutlich zu knapp bemessen. Dies ist der Grund, warum wir „kulturhauptstadt2024.at“ als Diskussionsplattform ins Leben gerufen haben. Wir glauben an die Chance, die ein ernsthaft geführter Prozess für eine Stadt bringen kann und verstehen nicht, warum diese Chance von offizieller Seite nicht als solche aufgegriffen und kommuniziert wurde und wird.
Die Entscheidung selbst wird schlussendlich von einer 13-köpfigen, international besetzten Jury in einem zweistufigen Verfahren getroffen und steht im Jahr 2020 fest.
Gibt es bereits InteressentInnen? Auch aus OÖ?
Unterschiedliche Interessengruppen beschäftigen sich – auch mit unterschiedlichen Zielen vor Augen – in mehreren österreichischen Städten mit dem Thema. In OÖ spielt momentan das Salzkammergut mit dem Gedanken, sich zu bewerben, allerdings ist noch unklar, welche Stadt Bannerträger sein würde. Auch in Wels und Linz arbeitet man an der Thematik. Ich finde es spannend, dass die Diskussionen in diesen beiden Städten nicht automatisch eine Bewerbung zum Ziel haben müssen. Linz und Wels wollen eine Antwort auch auf die Frage, warum man diese Chance nicht ergreifen sollte.
Was braucht’s, um Kulturhauptstadt zu werden?
Eine klare Antwort, was für die Stadt und ihre Bevölkerung „Kultur“ bedeutet. Ein darauf aufbauendes Programm, das die eigene Bedeutung für Europa zum Ausdruck bringt und den Austausch mit Europa fordert und fördert. Die Lust und den Willen, sich diesem Prozess zu stellen. Und dann natürlich auch Intendanz, Organisation, Infrastruktur, Budget, …
Was kostet so eine Kulturhauptstadt eigentlich?
Es gibt seitens der EU keine Vorgabe eines Mindestbudgets, weshalb ich hier keine Zahl nenne. Ich finde es auch nicht in Ordnung, immer wieder von 60 Mio. Euro zu sprechen, die für Graz und Linz budgetiert waren. Viele Städte haben mit deutlich geringeren Budgets gearbeitet. Ich denke, dass die Zeit der „Kulturhauptstädte der großen Budgets“ vorbei sein sollte zugunsten einer ernsthaften Auseinandersetzung mit der kulturellen Entwicklung Europas. Ich würde mir wünschen, dass jene österreichische Stadt 72. Kulturhauptstadt Europas wird, die das Potenzial des Prozesses und damit mindestens das Jahr 2030 vor Augen hat und diesem Titel vielleicht auch eine neue Bedeutung gibt.