Liebe SPÖ!
Tut mir leid, aber du bist dabei. Die letzte Gnackwatsch’n, die es in die gerade erschienene „Edition Gnackwatsch’n“ der KUPF geschafft hat, trifft dich. Keine leichte Entscheidung angesichts der vielen Kandidatinnen: So hätte dich zum Beispiel das Möchtegern- Qualitätsblatt „Oberösterreichische Nachrichten“ mit seinem dumm-durchsichtigen Angriff auf dorf.tv fast noch überholt. Aber ein bösartiger Artikel ist eben nicht dasselbe wie bösartige Politik. Genau das ist nämlich dein Umfaller beim Bettelverbot.
Weil bei der ganzen Diskussion so offensichtlich wurde, dass du dich nie ernsthaft mit dem Thema beschäftigt hast, an dieser Stelle eine kleine Anekdote aus Linz: Eine rumänische Familie hat Monate in einem Zelt verbracht und sich mühsam Geld erbettelt. Weil sie ständig damit rechnen müssen, dass es beschlagnahmt wird, haben sie es in einem Schließfach am Bahnhof gesammelt. Als sie schließlich genug zusammen hatten, um die gröbsten Probleme zuhause bewältigen zu können, wollten sie die Heimreise antreten. Wollten wohlgemerkt, denn kurz vor der Abreise liefen sie der Polizei in die Arme und mussten sich, wie offenbar am Bahnhof nicht unüblich, zwecks Durchsuchung bis auf die Unterhose ausziehen. Die Polizei entdeckte den Schlüssel zum Schließfach und kassierte das ganze Geld ein. Mit der Konsequenz, dass die Familie noch heute in Linz haust und verzweifelt versucht, den Verlust wieder reinzukriegen.
Und da, liebe SPÖ, sind wir auch schon beim Kern der Sache. Denn anstatt dich mutig der Hetze gegen Armutsreisende entgegenzustellen und eine seriöse und solidarische Auseinandersetzung mit den dahinterstehenden Problemen einzufordern, hast du mit einem beispiellosen Kniefall vor dem Boulevard zu genau diesem Klima beigetragen. Indem du nach einer miesen und faktenwidrigen Krone- Kampagne gemeinsam mit ÖVP und FPÖ eine Verschärfung des Bettelverbots beschlossen hast. Eine Verschärfung jenes Gesetzes also, das du noch vor drei Jahren abgelehnt und sogar juristisch bekämpft hast.
Deine Argumentation war dabei so haarsträubend und widersprüchlich, dass man eigentlich lachen müsste, wenn es nicht so traurig wäre. Du hast genau das gemacht, was du der FPÖ sonst immer vorwirfst: Politisches Kleingeld auf dem Rücken der Schwächsten. Aus Angst, aus Mutlosigkeit, aus Schäbigkeit, ich weiß es nicht. Ich weiß nur eins: Retten wird dich das nicht, denn für Ausgrenzungs- und Vertreibungspolitik brauch ich dich nicht, das können die anderen besser. Du hast um diese Gnackwatsch’n wahrlich gebettelt und die kann dir niemand mehr wegnehmen.