Parallax Error #151

Wie oft bin ich in den letzten Jahren auf dieses Wörtchen gestoßen: Intersektionalität. Vor allem in den hiesigen feministischen Debatten über Diskriminierung und soziale Ungleichheit ist sie zum neuen Buzzword mutiert und gilt gar als neues Paradigma. Der «intersektionale Ansatz» steckt heute in feministisch orientierten Forschungsperspektiven und Analysen, Antidiskriminierungsarbeit und Gewaltprävention. Was hat es auf sich mit dem I-Wort? Mit dem Schlagwort Intersektionalität wird auf die vielen gleichzeitigen sozialen Zugehörigkeiten von Individuen hingewiesen – etwa Frau, Migrantin / of Color, lesbisch / queer, mit Behinderung, aus sozial «niedrigen» Verhältnissen. Aufgrund dieser Zugehörigkeiten verteilen sich gesellschaftliche Chancen und Zugänge zu Ressourcen … Weiterlesen …

Eine österreichische Landplage: Lustbarkeitsabgabe

Auch wenn sich Ägypten nach den zehn biblischen Plagen vor Jahrtausenden wieder erholen konnte, werden österreichische VeranstalterInnen seit Kaiserszeiten noch immer von einer gefährlichen Landplage heimgesucht, wie man zuletzt bei der Formel 1 in Spielberg verfolgen konnte – Streitigkeiten wegen vier Millionen Euro Lustbarkeitsabgabe. Ein weiteres kommerzielles Festival, das FM4 Frequency – mittlerweile vergleichbar mit dem Ballermann – wird von St. Pölten mit einem Betrag, der der Höhe der Lustbarkeitsabgabe entspricht, unterstützt, und das bei über 150.000 Besuchern. Beim Nova-Rock bei Nickelsdorf, wo die Ticketeinnahmen auch den zweistelligen Millionenbetrag überschreiten, gibt es mit der zuständigen Gemeinde ein Abkommen: fixe € … Weiterlesen …

Regiotopia

Beobachtungen zur Regionalentwicklung in Oberösterreich Die KUPF beschäftigt sich nach wie vor intensiv mit den Strukturfonds der EU, insbesondere mit dem LEADER-Programm. Diese Beschäftigung trägt Früchte – neben großem Interesse aus der Szene wurde die KUPF unter anderem zu einer Enquete in das Parlament, aber auch zu Inputs in LEADER-Regionen eingeladen. Die Kulturplattform betont dabei vor allem neben finanziellen Möglichkeiten die inhaltlichen Chancen, welche Kulturarbeit der Regionalentwicklung eröffnet – und vice versa (siehe KUPFzeitung Nr. 149 + 150). Im laufenden Jahr bildeten sich in ganz Oö neue Felder der Regionalentwicklung, vor allem neue und erneuerte LEADER-Regionen. Das große Versprechen, diesmal … Weiterlesen …

Linz09 – Bilanz ziehen?

Ziehen tut man nicht nur den Strudelteig, sondern auch Bilanzen. Für den perfekten Apfelstrudel gibt es wahrscheinlich eben- so viele Techniken wie Köch*innen. Ähnlich verhält es sich beim Ziehen von Bilanzen. Während in der Küche aber das Ziel, der gelungene Strudel, bei allen das selbe ist, entscheidet beim Bilanzieren die eigene Position über das Endergebnis. Ein Backversuch: In der 2010 erschienen Broschüre «Eine Bilanz – Linz 2009» nannte Intendant Martin Heller Linz09 ein sich lohnendes Wagnis, während sich Altbürgermeister Dobusch und Ex-Kulturministerin Schmied über die gelungene Präsentation als moderne, offene und lebendige Kulturstadt freuten. Landeshauptmann Josef Pühringer wiederum war sichtbar … Weiterlesen …

Mitgegeben

Linz war 2009 „Europäische Kulturhauptstadt“. Im November 2014 wird der Linzer Tourismusverband eine 5-Jahres-Bilanz ziehen. Die Kulturhauptstadt-MacherInnen selbst wollen, dass Linz09 am städtischen Entwicklungsstand des Jahres 2015 gemessen wird. Was gilt es zu beachten, was steht zu befürchten? Olivia Schütz „Es ist zu befürchten, dass Linz09 und die Jahre danach vorwiegend als touristische Erfolgsgeschichte betrachtet werden. Anhand von Umsatz- und Nächtigungszahlen ist hier die Entwicklung leicht anschaulich zu machen. Imagegewinn und Vermarktbarkeit stellen aus ökonomischer Sicht messbare Größen dar. Auch die Höhe der BesucherInnenzahlen ist dann ein schneller Gradmesser für Erfolg. Ob der Anspruch einer dauerhaften Verbesserung des kulturellen und … Weiterlesen …

500.000 neue Augenzwinkerer.

Eine lustige Pressemitteilung hat das Kupf-Büro erreicht. «500.000 neue Mitarbeiterinnen für die Linzer Kultur» gibt es, die «fast unbemerkt» seit April ausschwärmen um zu arbeiten, was das Zeug hält. Diese Mitarbeiterinnen sind organisiert in 9 Völkern und leben am Dach «ausgewählter Kultureinrichtungen», wo deren Tätigkeit «liebevoll kultiviert» wird, um «auf hohem Niveau Kultur- einrichtungen geschmackvoll erlebbar zu machen». Neben ihrer Tätigkeit für die Linzer Kultur sammeln diese «500.000 Individuen » übrigens auch «Nektar in den umliegenden Parks, Terrassen und Gründächern für ein einzigartiges Stadthonig-Projekt». Ja, genau: Die 500.000 Mitarbeiterinnen sind Bienen – und beim Projekt handelt es sich um die … Weiterlesen …

Kunzwana # 1

„Die Gegensätze in den Mittelpunkt rücken …“ … so titelte der Standard seine Beilage über das diesjährige Festival «Glatt & Verkehrt» in Krems und bezog sich dabei auf die Essenz des Projekts Kunzwana #1 der Linzer arge Zimbabwe Freundschaft, mit dem das Festival am 23. Juli sein Hauptprogramm eröffnet hat. Für das trans-kulturelle Ensemble mit MusikerInnen aus Zimbabwe, Frankreich und Österreich war es gleichzeitig Höhepunkt und Finale einer begeistert akklamierten Österreich-Tournee. Für die arge Zimbabwe Freundschaft ist es die konsequente Fortsetzung eines jahrelangen Kulturaustauschs, der nicht nur zwischen unterschiedlichen Kulturen und Genres vermitteln will, sondern in kooperativer Anstrengung künstlerisches Neuland … Weiterlesen …

„Gedenken vermitteln“

Das klingt nach einem Grundkurs in „Hände falten und Klappe halten“, könnte man meinen. Die Fahrt nach Mauthausen gehört oft zum Pflichtprogramm für Schulklassen. Auf Gedenkstätten als Lernorte werden sehr viele Ansprüche projiziert, schreibt Yariv Lapid (2014: 19). Der Holocaust soll als abschreckendes Beispiel dienen, um die Wichtigkeit der Menschenrechte zu erfassen, erwarten manche Pädagog*innen. Das würde eine Instrumentalisierung der nationalsozialistischen Verbrechen bedeuten. Um einer solchen zu entgehen, weichen Vermittler*innen auf die vermeintlich neutrale Vermittlung von Fakten aus, was dann der den Gedenkstätten zugeschriebenen Aufgabe widerspreche. Gefördert (insbesondere finanziell) werden Gedenkstätten wegen ihrer Aufgabe, die historischen Geschehnisse zu interpretieren. Der … Weiterlesen …

Zeitgeist und Vielfalt in europäischen Online-Archiven

Im 21. Jahrhundert sind Archive, unabhängig davon welche, Schätze sie bergen, von einer Herausforderung betroffen: der Digitalisierung ihrer Bestände und deren Implikationen. Die Archivia Konferenz 2014 in Linz suchte Anfang September nicht nur den Diskurs im Spannungsfeld von Urheberrecht und Nutzerrechten. Hinter Archivia steht ein EU-gefördertes Projekt „Captcha“, dessen AktivistInnen an einer Studie zu Archiven und darüber hinaus an einer Datenvisualisierung arbeiten, die eine neue Narration von Archivbeständen eröffnen wird. Die KUPF hat anlässlich der Konferenz zu Digitalen Archiven Joachim Losehand (wissenschaftlicher Kurator) und Thomas Diesenreiter (CBA Entwickler) um einen Einblick gebeten.   Was sind aktuelle Probleme innerhalb des Urheberrechts? … Weiterlesen …

Leidenschaft und Gespür für freie Musik

Gigi Gratts offenes Improvisationsensemble GIS Orchestra landete — auf Bewerbung durch die Vereine KomA Ottensheim und waschaecht Wels — erfolgreich im Kupf-Innovationstopf. Was es mit dem Orchester, in dem GIS für Go for Improvised Sounds steht, auf sich hat und wofür der warme Kupf-Geldregen gut ist, versucht Andrea Agnoli herauszufinden. Ein Phänomen, das noch nicht hinreichend analysiert wurde, ist die Dichte an kreativen Geistern der kleinen Donaugemeinde Ottensheim, die, auf die Einwohnerzahl gerechnet, in einer globalen Hitparade ganz weit oben rangieren müsste. Warum das, kulturhistorisch und soziodynamisch gesehen, so ist, wäre noch wissenschaftlich zu beleuchten. Einer der Leitwölfe dieser beachtlich … Weiterlesen …

Statistische Nabelschau

Wie ist es um die Kulturinitiativen in OÖ finanziell bestellt? Wie werden etwaige Förderungen eingesetzt? Die KUPF erhebt seit Jahren Zahlenmaterial ihrer Mitglieder, um sich in die Kulturpolitik einzumischen. Dabei ist klar, dass sich der eigentliche Mehrwert von Kulturarbeit nicht in Zahlen messen lässt. Angesichts des gegenwärtigen Spardrucks wurde die Erhebung zuletzt verfeinert. Diese Datenvisualisierung gibt Einblicke in das vergangene Jahr.   Durchschnittliche Einnahmenstruktur 2013 der befragten Kulturinitiativen (exkl. Ehrenamt)     Die befragten Kulturinitiativen weisen einen beachtlichen Eigenfinanzierungsgrad von 60 % auf. Gleichzeitig spiegeln sich die Sparmaßnahmen des Landes im Jahr 2013 insofern wieder, als dass der Anteil an … Weiterlesen …

Neulich auf dem Klo mit Diogenes

Manche Dinge im Leben sind wirklich einfach, dafür kann man dankbar sein. Der Gang aufs Klo so eine einfache und klare Sache. Als man jünger war, hat man dieses easy-going oft noch mit der Freundin geteilt, um zwischen Tür und Angel die wichtigsten Dinge zu besprechen. Neulich fand ich in Vöcklabruck zwischen Videoscreening und Drink an der Bar ein passendes stilles Örtchen, an dem sogar die Couch für potentielle Gespräche nicht gefehlt hat. In den Untiefen des Linzer OK gings mir kürzlich auf dem Klo dafür dann wieder ganz anders. Wieder der unsägliche Schreck vor Farbe und Sendung. Mit dem … Weiterlesen …

Schlag nach bei IG Kultur Steiermark

Wieder einmal ein kulturpolitischer Reader, ein Kompendium, das den Versuch unternimmt die komplexe Materie zeitgemäßer Kulturpolitik und die sich daraus ableitenden Notwendigkeiten zusammenzufassen. Ein Unterfangen, dem das Scheitern von Anfang eingeschrieben zu sein scheint, teils aufgrund der Vielfältigkeit der Themenstellung aber vor allem aufgrund mutloser und unwilliger politischer Gegenüber. Trotzdem oder gerade deswegen hat die IG Kultur Steiermark «Es gibt viel zu tun. Für eine Demokratisierung der Kulturpolitik im 21. Jahrhundert» herausgegeben, ein Resultat eines seit 2011 laufenden Diskussionsprozesses. Gleich einmal vorweg – und das ist der IG und den im Reader vertretenen Autorinnen hoch anzurechnen – Lokalkoloritabhandlung ist nicht … Weiterlesen …

Über die Lust am Transversalen – oder: Wir sind Wolke

Im Juli ist eine neue Zeitschrift namens «diekamion» erschienen. In der Nullnummer mit dem Titel «Der Aufstand der Verlegten» ist unter anderem zur Agonie der Publikationsindustrie zu lesen – und über das eigene Begehren, Zeitung zu machen. Im allgemeineren Sinn eines Redaktionscredos bedeutet diekamion: theoretisch-diskursive Beiträge, die sich mit «politischen Theorien und nützlichen Nachrichten aus dem Alltag von Prekrarisierung» beschäftigen – oder mit der «Vernähung zwischen sozialen Bewegungen, Kunstpraxen und kritischer Intellektualität». Hinter dem kamion-Heft steht die bekannte Größe der ehemaligen Kulturrisse-Redaktion. Diese hat sich Anfang des Jahres, nach dem auch für sie recht plötzlichen und überraschenden Ende der von … Weiterlesen …

Nachlesebühne

Seit 2009 bespaßt die Lesebühne «Original Linzer Worte» die düstergraue Stahlstadt. Hauptschauplatz des allmonatlichen Pointenfeuerwerks war bis zu dessen Exodus der Rothe Krebs, nun wird wohl das Salonschiff Florentine geentert werden. Die inoffizielle «Präsidentin» des «Satirekombinats» (treffliche Selbstbeschreibung) ist Dominika Meindl, ihres Zeichens Schreibkraft in allen Gassen. Der lang gediente OÖN-Redakteur Klaus Buttinger und René Monet, der gern auch mal mit dem gekonnten Griff in die Gitarrensaiten bezaubert, komplettieren das Trio, zu dem das Team nach dem Abgang von Anna Weidenholzer geschrumpft ist. Was offeriert wird, ist nonchalantes Amüsement mit literarisch-performativen Mitteln. Die Texte stehen mit einem Bein im Poetry … Weiterlesen …

Löwengasse

Wir überholen eine Frau mit Kinderwagen, seitlich hängt der Kopf eines grünen Dinosauriers heraus. Die Frau schiebt den Wagen langsam, aber mit viel Kraft, als hätte das Gefährt viel Gewicht, als müsse sie sehr schnell irgendwohin und dabei stellt sich immer wieder ein Hindernis in den Weg. Die Haare der Frau sind zu einem Dutt hochgesteckt, sie schüttelt ohne Unterbrechung den Kopf, als wir an ihr vorbeigehen. Der Dinosaurier ist nicht allein, der Kinderwagen ist gefüllt mit Kuscheltieren, jüngere und ältere, letztere schon ein wenig mitgenommen, kein Baby darin. Das Irritierende ist, dass wir nicht irritiert sind. Es ist Sommer … Weiterlesen …