Vor kurzem war ich zu Gast in einer TV-Talksendung zum Thema «Frauen in den Medien». In einer – durchwegs feministisch besetzten – Frauenrunde wurde darüber diskutiert, warum Frauen weniger oft zu Fernseh- und Podiumsdiskussionen eingeladen werden als Männer, und wie sich die unausgewogene Geschlechterrepräsentation in den Medien auf deren Inhalte auswirkt. Hinsichtlich der Gründe für diese Schieflage fiel bald das Argument: Medien würden in erster Linie die politische Wirklichkeit abbilden – und Tatsache sei eben, dass es in männerdominierten Bereichen weniger Entscheidungsträgerinnen gebe und folglich Frauen weniger zum Zug kommen.
Zum einen beißt sich hier die Katze in den Schwanz: Wie soll man es schaffen, mehr Frauen auf die mediale Bühne zu hieven, wenn das Auswahlkriterium lediglich den bestehenden sozialen Hierarchien folgt? Zum anderen liegen jedoch auch unterschiedliche Auffassungen über die Funktionsweise von Medien vor: Ich meine, Medien spiegeln nicht einfach eine angeblich objektiv vorhandene Realität wider – vielmehr konstruieren sie unsere Wirklichkeit mit. Man brauche nur an «heiße» Themen wie Migration zu denken, ein Beispiel, das deutlich macht, wie tiefgreifend die öffentliche Wahrnehmung von Zuwanderer_innen schon allein von der (meist rassistischen) Begriffswahl geformt wird.
In diesem Sinne stellen alternative Medien – vor allem feministische – schon seit längerem die viel beschworene Objektivität des bürgerlichen Journalismus kritisch infrage. Ob Mainstream oder alternativ: Hier wie da stellen Medien Öffentlichkeiten her, in denen verhandelt wird, was relevant ist für die Gesellschaft , wie sie gestaltet sein soll und vor allem, wer dazu etwas zu sagen hat. Wäre es also nicht wünschenswert, in einer von Rassismus, Sexismus, Klassismus, Homo- und Transphobie und Ableismus strukturierten Gesellschaft genau jene Stimmen in Medien zu hören, die sonst immer wieder zum Schweigen gebracht werden?
Ich hören schon Protestler_innen rufen: Minderheitenprogramm, Nischenpolitik, Partikularinteressen! Hinter der «objektiven Realität», die sie so leidenschaft lich verteidigen, steckt nichts anderes als das Interesse, die bestehende Ordnung aufrecht zu erhalten. Auch darum brauchen wir, als kritische Medienmacher_ innen und -konsument_innen, alternative Medien: Sie sind der Ort, an dem wir emanzipatorische Gesellschaftsentwürfe denken, formulieren, nach vorne bringen – kurzum eine Wirklichkeit, wie wir sie uns wünschen.
Vina Yun ist u.a. Redakteurin bei migrazine.at, dem feministisch-antirassistischen Online- Magazin von Migrantinnen für alle.