Es liegt in der Natur des Telefonierens, dass es eine halböffentliche Handlung ist. Schon in den frühen Telefonzellen befindet sich der Telefonierende in einer exponierten und fixierten Lage: Halte dich kurz! Es gab die Beobachter und die An-die-Scheibe- Klopfer. In der Ära Viertelanschluss half ein Sabotageakt und zwar Nadel-rein-ins-Telefonkabel, um Nachbarn den Sprech-Stop aufzuzwingen. Wenn Kinder den Einstich einmal kannten, konnten sie das Telefonat der Anderen immer wieder «verkürzen». Heute stört niemand. Die tausend Freiminuten werden den Kundinnen nachgeworfen. Wer mithört, ist ein Rätsel. Die strafrechtliche Anzeige geht an Unbekannt.
Detroit. Man geht in diesen Zeiten mindestens einen Kilometer bis zum nächsten Supermarkt. In österreichischen Städten verhält es sich so mit den Telefonzellen. Das wird aber nur noch einige wenige betreffen. Wer braucht sie schon: die Telefonzelle. Neuerdings sollen sie mit Multimedia- Tools ausgestattet werden und die im Land versprengten Telefonzellen-Menschen werden ihre Freude haben: die fremden Matrosen, die am Linzer Hafen anlegen, die Mittellosen ohne Handyvertrag, die Mobiltelefonverweigerer, die das Wischen nicht gelernt haben. Berlin. Angela Merkel wird belauscht. In Wien: Eva Glawischnig ist Betroffene. Werner Faymann nicht.
Das teure iPhone wird unter Bedingungen produziert, die Arbeiterinnen in den Selbstmord treiben. Das will niemand hören. Eine grässliche Geschichte. Dass Schnittstellen in Mobiltelefonen implementiert werden, was ETSI zwischen Polizei, Justiz und Politik vermittelt, kann man nicht wissen. Eine unglaubliche Geschichte. Dass man gegen die Überwachung wenig tun kann, ist eine alte Geschichte. Was macht das mit uns? Previously on Homeland: Zum Reden stellen sich die Doppelagenten auf den Balkon. Barack Obama taucht für sichere Kommunikation in ein Anti-Spy-Zelt ab; es wird für ihn in jedem Hotelzimmer aufgebaut. Ein Sprechraum im Raum, defacto das neue abhörsichere Telefonzellen-Zelt. Vier Augen auf dem Balkon. Wir werden wie die Spione. Das Mobiltelefon aus. Was Schönes flüstern. Nur nicht fragen: Wo bist du grade?
Bobo Parkinson, er vertelefoniert sich immer!