Kaum eine Gemeinde kommt noch ohne aus und fast kein Projekt scheint so unerschöpflich: Vom überschaubaren Gewerbepark bis zum weitläufigen Einkaufszentrum sind in den vergangenen Jahren unzählige neue Betriebsstätten an den Rändern von Ortschaften und Städten emporgeschossen.
Unerschöpflich?
Seit den 1960er Jahren ist das Shopping Center in Europa bekannt; es folgt dabei dem Vorbild aus den USA. Geplant oft zur Versorgung neu entstandener Stadtteile wurde es in letzter Zeit zur wachsenden Konkurrenz für Ortszentren mit dessen alten gewachsenen Strukturen im Bereich der Nahversorgung. Mit dem Angebot eines besonderen Einkaufserlebnisses und einer neuen Definition des Shoppings als Freizeitgestaltung – verbunden mit einem breiten Gastronomieangebot und vielen Unterhaltungsmöglichkeiten – ist es einerseits attraktiv für Kunden und andrerseits lukrativ für die Betreiber.
Oberösterreich weist eine vergleichsweise hohe Dichte an Einkaufszentren auf. Als hier der Markt für Einkaufszentren in den Regionen um größere Städte allmählich ausgeschöpft war, wurden die Gegenden um kleinere Städte für Neuerrichtungen immer gefragter. Laut einer Umfrage aus dem Jahr 2012 wird in Oberösterreich die Plus City Pasching am besten bewertet, am schlechtesten schneidet das benachbarte Uno Shopping Leonding ab. Zentrales Kriterium bei der Bewertung ist dabei die Umsatzleistung.
Die großen Shopping Malls mit einer Gesamt-Geschäftsfläche von mehr als 40.000 m² sind dabei deutlich beliebter als kleinere Einkaufszentren; und auch ein Standort außerhalb von Orts- und Stadtzentren, niedergelassen auf der „grünen Wiese“, kommt bei den Kunden gut an (vorausgesetzt eine gute Erreichbarkeit mit dem PKW).
Da überrascht es kaum, dass sich jene Stadtrand-Einkaufsmöglichkeiten – ausgestattet mit großzügigen Angebot an Gratis-Parkplätzen – als große Verkehrserreger erwiesen haben. Hierher kommen fast hundert Prozent der Kunden mit dem Auto; die Erreichbarkeit ohne PKW gestaltet sich oft schwierig und zu unbequem.
Der größte Konflikt, den der Trend der Shopping Mall mit sich bringt, ist aber wohl die Diskrepanz zwischen dem alten, gewachsenen Ortskern oder Stadtzentrum samt seiner Geschäfte und der neuen, nach Maß entstandenen Einkaufswelt außerhalb. Während sich die Kundschaft für einen Einkaufs-Ausflug „hinaus“ entscheidet, haben kleinere Geschäfte und Lokale im Ortszentrum immer mehr ums Überleben zu kämpfen. In Sachen Aktualität und Wandlungsfähigkeit können sie mit den neueren Läden des Einkaufszentrums nicht Schritt halten (wurden sie ja von Anfang an ganz anders konzipiert).
Werden alte Geschäfte dann zugesperrt, weil niemand mehr kommt, hinterlassen sie nur einen tristen Leerstand als Zeugen, dass hier einst einmal mehr los war.
Und so sind die Ortszentren seit Jahren von einem einschneidenden Wandel betroffen, der sich als traurige Stille zwischen den Schaufenstern der ehemaligen Geschäftsfassaden breit macht und sich weiter durch ganze Straßen und Ortsteile zieht.
Bis auf einige gut gewillte Ausnahmen gehen die Menschen nun anderswo hin und folgen einem neuen Tempo und tun dies in einem neuen Ausmaß.
Einkaufen gehen, Geld ausgeben, Sachen anschaffen – der Begriff der Versorgung hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Bunt, breit und stets neu gestaltet sich Shopping heute gerne. Der Erfolg eines Einkaufszentrums wird fast ausschließlich an seiner Wirtschaftlichkeit, an seinem Profit gemessen. Andere Kriterien haben hier nicht Platz.
Und es geht hier – am Rande – um viel mehr als nur Shopping. Denn die Entscheidung zwischen den kleinen, noch erhaltenen, im Ortszentrum verzweigten Läden, aus verschiedenen Ecken zusammengestellten Einkäufen, und der flotten Shopping Mall, die alles bequem und griffbereit unter einem Dach bietet, ist durchaus auch eine, die Gesellschaft, Kultur und letztendlich uns selbst betrifft. Immerhin geht es um Orte und Plätze, die wir beleben oder nicht, und es geht um Gewohnheiten und Strukturen, denen wir uns verschreiben oder verweigern.
Es stehen die kleinen Bissen dem ganz großen Eintopf gegenüber; unterschiedlich würzige, warme, krosse oder süße Happen, die beim Zugreifen auch einmal überraschen können contra einheitlich wohltemperiertes Mittagsmenü, schnell sättigend und immer gleich, vorhersagbar.
Letztendlich entscheiden es wir, wie wir es gern lieber haben wollen, im Leben so wie bei den Dingen, die wir in Anspruch nehmen.