Schweinsbraten ist eine Männerlust, sagte eine Frau beim Mostbauern, und Putenfleisch reizt mich nicht. Am Donnerstag, der Topfenstrudel, dafür waren sie berühmt, deshalb sind wir hingegangen. Sie trank einen Schluck und sprach weiter, als sie das Glas wieder am Tisch abstellte. Aber den Grenadiermarsch, nein, den kennen sie nicht. Sie nehmen sich die Zeit nicht, es sind so viele Dinge vorrangig. Wir saßen der Frau und ihrem Mann gegenüber, wir sprachen, wenn Worte an uns gerichtet wurden, wir tranken Most, er schmeckte gut. Ich dachte an das Café Weidinger in Wien, wo an manchen Abenden der Spritzer dem Most nahekommt. Es war Mai, und trotzdem zu kalt, um im Freien zu sitzen.
Für Aufenthalte im Freien war es im August warm genug. Im Volksgarten sah ich eine Frau, sie hatte viele Einkaufstaschen auf der Bank neben sich, sie sprach mit sich selbst. In Zeiten der Freisprecheinrichtungen ist nicht immer gleich zu klären, ob jemand mit sich selbst oder jemand anders in ein Gespräch verwickelt ist, man muss gut auf die Ohren achten, was in ihnen steckt. Taschentelefon, schreibt Olga Martynova in ihrem Roman Sogar Papageien überleben uns, was für ein schönes und treffendes Wort. Die Frau auf der Bank im Linzer Volksgarten trug keine Kabel, sie murmelte etwas, sie suchte in ihren Taschen, sie wühlte und hörte wieder auf damit. Dann schaute sie still das Musiktheater an, hob ihre Achseln und senkte sie wieder. Na, ist er ein guter Fleischer geworden, sagte sie nach einer Weile und ließ das Gebäude nicht aus den Augen.
Ich wollte ihr noch länger zuhören, aber die Öffnungszeiten zogen mich weiter, vorbei an der Gruppe Männer beim Schachbrett am Ausgang des Parks, wo einer den Boden kehrte, hinein die Weingartshofstraße. Im Supermarkt traf ich einen Mann in der Obstabteilung. Er erkundigte sich bei einem anderen Einkäufer, ob der gelbe Paprika tatsächlich der gesündeste sei, ohne eine Antwort zu bekommen. So schönes Gemüse, Gemüse ist gesund, gelb wie die Sonne, sagte er, und griff nach einem Apfel. Was soi’s, seufzte er, als er an der Kassa wartete. Er machte eine etwas zu lange Pause und schaute die anderen Kundinnen an, als würde er etwas suchen. Sagt der Lois, fügte er hinzu und entschied sich für eine Baumwolltragetasche, um seinen Einkauf zu verpacken.
Anna Weidenholzer ist Autorin, lebt und arbeitet in Wien und Linz.