Habemus feministas

Auf Initiative der Künstlerin und Aktivistin Oona Valarie Serbest wurde in diesem Jahr in Linz der internationale Frauentag deutlich sichtbar begangen. Vorbei die Zeit kleiner Pfeifkonzerte und Flashmobs zwischen Taubenmarkt und Hauptplatz. Wir wollen kein Stück vom Schmidtor, wir wollen die ganze Stadt!

Beginnen wir mit etwas Positivem. Normalerweise schreiben in der KUPFzeitung Projektbeteiligte nicht über ihre eigenen Projekte, aber weil wir Frauen* ohnehin erst kürzlich den Subjektstatus zugesprochen bekommen haben, macht die KUPF für uns eine Ausnahme. Wir berichten selbst über unseren Frauenkampftag. (Wir verwenden hier das Wort Frauen*, um ungleiche Machtverhältnisse deutlich zu machen. In dem Wissen, dass sex und gender konstruiert sind, fügen wir das * bei.)

« Wir nehmen uns das Recht, uns nicht permanent in ‹Männer› und ‹Frauen› einteilen zu lassen, nur weil wir angesichts der bestehenden Ungerechtigkeiten gegenüber Frauen für Frauenrechte kämpfen. »

In sieben Vorbereitungstreffen in der Stadtwerkstatt einigten wir uns auf das Programm. Insgesamt waren in etwa vierzig Frauen* von einundzwanzig verschiedenen Vereinen sowie Einzelpersonen am kollektiven Prozess beteiligt. Dies war eine, wie Tania Araujo von maiz feststellte, «außergewöhnliche Allianz ». Um es mit den Worten der Organisatorin Valarie auszudrücken: «Basisdemokratie funktioniert anscheinend, wenn nur Frauen* daran beteiligt sind.»

« Wir nehmen uns das Recht, nicht gleich sein zu müssen. »

 

Zum Tagesablauf im Telegrammstil:

12:00 Uhr: Feministisches Raum-Einnehmen durch Aufstellen unserer Forderungsschilder – auch die Pestsäule erstrahlt dadurch wie nie zuvor – dazwischen Prozession am Bauern- und Bäuerinnenmarkt mit einer Kardinälin in Konklave-Montur  – sexistische Grundstrukturen finden Ausdruck in den Bemerkungen von Pasant*innen, die empört über unsere feministische, antiklerikale Performance sind.

« Wir nehmen uns das Recht, Österreich nicht zu lieben. »

13:00 Uhr: Performances auf der «Franzi Feigel», unserem Protestschiff – die «Innereiministerin Grace Leitner Miki Jones» aka Edith Paule reißt sich aus Engagement für die protestierenden Flüchtlinge sämtliche Organe aus dem Leib und die Punkmusik von ana threat & rita rumble ist bis in entlegenste Hinterhöfe zu hören.

« Wir fordern das Recht auf ein Ende der staatlichen Illegalisierung von Flüchtlingen und Migrant*innen. »

14:30 Uhr: Start des Protest- und Performanceparcours – die Clownessen sorgen für «Recht und Ordnung ».

15:00 Uhr: «Habemus Mamas» – am Martin-Luther-Platz werden zwei Päpstinnen basisdemokratisch gewählt.

16:00 Uhr: Künstler*innen am Bau – von wegen es gibt nicht genug weibliche Künstlerinnen.

« Wir fordern das Recht auf die besten Jobs, ohne Karrierezwang und Leistungsdruck! »

17:00 Uhr: Abschlusskundgebung am Hauptbahnhof, umbenannt in «Phoolan-Devi-Platz», mit Radioballett von Radio FRO.

20:00 Uhr: Feministisches Wunschkonzert in der Stadtwerkstatt mit dem besten feministischen Programm und der besten Moderation ever von und mit Grace Latigo.

« Wir nehmen uns das Recht, laut zu sein. »

Kommen wir zu etwas Negativem: Wir haben zwar die Macht, ein Schiff auf den Hauptplatz zu bringen, aber gewisse Sexismen sind in den Köpfen mancher Männlichkeiten so verankert, dass es unmöglich war, auch auf dieser «open for all gender»-Party sexualisierte Übergriffe und männlich-dominantes «sich Raum nehmen» ganz zu vermeiden. Krikela hat schon recht wenn sie singt: «I hate all their privileges and what they make out of them.»

Enden wir mit etwas Positivem. Es soll weitergehen. Nach unserer Analyse haben wir im Gruppendynamikprozess die «forming»-Phase hinter uns gebracht, jetzt geht’s ans «storming». Ihr werdet uns noch kennenlernen!

internationalerfrauentag.servus.at