Gott war guter Laune: I love you, I love you, I love you… – God, las ich auf einer Plakatwand, als wir in Kalifornien Richtung Oakhurst fuhren. Schwarze Buchstaben, handgeschrieben. Im Radio erklärte die Moderatorin einer Arbeitslosen, dass Gott sie aus dem Nest gekickt habe, damit sie aus der Bequemlichkeit des geliebten Jobs herauskommen und sehen könne, welche Möglichkeiten er noch für sie habe. Ich drehte mich um und sah die Rückseite des Plakats: We need to talk – God, stand dort, gerichtet an jene, die der Gegend den Rücken kehrten. Ist eine Bequemlichkeit gemütlich, dachte ich im Supermarkt von Oakhurst, als in der Obstabteilung ein Mann auf einem motorisierten Einkaufswagen neben mir hielt und nach einer Packung Erdbeeren griff . In der Motelanlage fuhren die Angestellten mit Golfwagen von Zimmer zu Zimmer, die Nachbarn im Auto die zweihundert Meter zum Frühstücksraum. Sie bekamen schlechte Laune, weil sie nicht direkt davor parken konnten, vermutlich waren sie es, die beim Ausparken das Eichhörnchen überfahren hatt en, das später tot auf dem Parkplatz lag. Ein anderes Eichhörnchen kam und schnupperte an ihm, eine Hotelangestellte blieb mit ihrem Golfwagen stehen, sie sagte: Oh my God, und räumte es weg. In Oakhurst gebe es ausreichend Eichhörnchen, erklärte einer. Oakhurst liegt mitt en am Land, kurz vor dem Yosemite National Park. Im Yosemite Park schaute ich eine Weile den Fünf-Punkte-Plan zur Abwehr von Pumas an. Ich hatt e zuvor schon die Hinweise zu Begegnungen mit Bären und Mäusen in der Broschüre gelesen, die man bei der Einfahrt in den Park bekommt. Das Schild zu den Pumas war auf einem Wanderweg angebracht. Im Falle einer Begegnung solle man ruhig bleiben, es wurde geraten, Kinder hochzunehmen, sich größer zu machen, als man ist. Sollte das Tier aggressiv sein, wäre es gut zu schreien, Steine und Stöcke zu werfen. Der einzige Hinweis mit einem Ausrufzeichen war Punkt fünf: If att acked, fi ght back! Ich überlegte, wie ich mit einem Puma kämpfen würde, wenn Stöcke und Steine nichts nützen, dann fotografi erte ich Schnee. Wir verließen Oakhurst am nächsten Tag. An einer roten Ampel hielten wir, am Gehsteig saß ein übergewichtiger Mann in einem Campingstuhl. Er hatt e einen Chihuahua auf seinem Schoß, der Hund trug einen Pullover mit Herzen darauf, es war Winter in Kalifornien. Der Hund schleckte seine Pfoten ab, der Mann hielt ein Schild hoch. Don’t trust your government. Trust your gun, stand darauf.
Anna Weidenholzer ist Autorin, lebt und arbeitet in Wien und Linz.