Da haben sie sich wieder was ausgedacht, die von qujOchÖ. Weil es sie nämlich nervt, dass man ständig verarscht wird von den grausigen Hybriden aus Wirtschaft und Politik. Und weil ein vorgehaltener Spiegel ganz erstaunliche Resultate erzielen kann – außerdem macht es auch noch Spaß.
Das hochwertige Imitat
Wir blicken nicht mehr durch. Sollen wir auch nicht. Es ist heutzutage Usus, einen undurchforstbaren Wald aus Firmen, Tochterfirmen, Unternehmen, Sub-Unternehmen und Fata Morganas zu bilden, um seine allzu oft dubiosen Geschäfte zu verschleiern und die Rückverfolgung der teilillegalen Geldmacherei schwierig bis unmöglich zu machen. Hier hakt qujOchÖ ein und hat nun begonnen, diese Prozesse in den Kunstbereich zu transportieren. Vorhang auf: Das Imperium schlägt zurück.
Das Ziel der Unternehmung ist es, den Aufstieg und Fall eines Imperiums von Scheinvereinen zu vollführen, zu dokumentieren und schließlich, nach Zerschlagung durch öffentliche Hand, zu präsentieren. Zu diesem Zweck wurden in einem ersten Schritt 115 Vereine in diversen europäischen Ländern (Österreich, Deutschland, Schweiz, Liechtenstein und Spanien) gegründet, wobei die Vereine einerseits mit ihren Namen überzeugen (gruppe des Querulant_innenwahns, Neigungsgruppe oink und Quiek), andererseits angesichts ihrer Zweckgebung der Welt wirklich noch gefehlt haben (verein zur bekämpfung von Almräuschen durch Quietscheentchen, Hauptverband gegen pein und Qual und der dem Autor besonders am Herzen liegende club Zehn: zerquetschte zwetschken Quetschen – kulturverein zu förderung des schönen sprechens). Weitere Vereine in zB Irland, Island, Osteuropa und Skandinavien werden noch folgen. Das noble Vorhaben, aus Gramais in Tirol (mit 54 Einwohnern die kleinste Gemeinde Österreichs) durch die Anmeldung von 13 Vereinen den Ort mit der größten Kulturvereinsdichte Österreichs zu machen, schlug übrigens leider aufgrund zahlreicher Absagen fehl – aber ist nicht jeder seines Glückes Schmied?
Zur Verdeutlichung der Strapazen, die qujOchÖ auf sich genommen haben, sei empfohlen: http://www.youtube.com/watch?v=h4GQyfe-D6I
Wenn man vor lauter Knoten das Netz nicht mehr sieht
qujOchÖ vs. Behörden. Runde 1. Durch Kontaktaufnahme anhand von Serienbriefen an die Gemeinden, folgt, was qujOchÖ als den „bürokratischen Overkill“ bezeichnet. Aber schließlich muss alles seine Ordnung haben. Bei den Antwortschreiben wurde das gesamte Spektrum von freudiger Erwartung bis zu scharfer Ablehnung erreicht, die cleveren BeamtInnen der Liechtensteiner Behörden vermuteten sogar hier bereits ein Kunstprojekt und bekundeten ihren Missmut diesem gegenüber.
Im nächsten Schritt verknüpfte und verschachtelte qujOchÖ die 115 Vereine mit- und ineinander. Dies erfolgte im Zuge von 99 Vorstandssitzungen, bei denen Aufnahmeanträge von Vereinen bei Vereinen abgesegnet wurden und das Imperium immer weiter ins Unüberschaubare getrieben wurde. Wir nähern uns dem Status Quo. qujOchÖ hat sein Netz über Europa geworfen. Das Imperium ist aktionsbereit.
Verwendungszweck: imperare sibi maximum imperium est
Dieses ist der erste Streich. Als ProtagonistInnen fungieren Personen des öffentlichen Lebens, die wir alle in unsere österreichischen Herzen geschlossen haben, wie zB Karl-Heinz Grasser, Ernst Strasser, Uwe Scheuch oder Alfons Mensdorff-Pouilly. Diese wurden von qujOchÖ mit Briefen kontaktiert, in denen auf ein fiktives Gespräch mit dem jeweiligen Protagonisten Bezug genommen, die (tatsächlich niemals) erörterte Investment-Idee als hervorragend befunden und von der Gründung der 115 Organisation berichtet wird. Auszugsweise der weitere Wortlaut: „Den von MS vorgeschlagenen „Initialbetrag“ von 9.90 Euro habe ich auf dein Konto (…) überwiesen (…). Die Rücküberweisung in Höhe von 9.89 Euro über die von MS gegründete, zwischengeschaltete Gesellschaft sollte auf folgendes Konto erfolgen (…), Verwendungszweck: imperare sibi maximum imperium est.“
Wir dürfen auf die Reaktionen der werten Herren und Damen gespannt sein.
Zukunft & Fall
Am Fall des Imperiums wird nun in den folgenden Monaten gearbeitet werden. Dies wird qujOchÖ mit verschiedensten Aktionen bewerkstelligen. Manche Vereine werden sich gegenseitig verklagen, andere bei ebay zur Versteigerung angeboten, wieder andere durch Abdriften in die Illegalität vernichtet. Das Imperium zerbröckelt. Und wir sehen dabei zu.
Le roi est mort, vive le roi.
Zur weiteren Verfolgung des Projekts: http://www.qujochoe.org
Dieser Artikel basiert auf einem Gespräch mit Thomas Philipp von qujOchÖ.