Über die männliche Dominanz in den Redaktionsstuben von Zeitungen und Zeitschriften ist schon so einiges gesagt worden. In Deutschland etwa kampagnierte vor gut einem halben Jahr ein Bündnis von Journalistinnen für eine Frauenquote von dreißig Prozent in den Chefredaktionen – warum da nicht gleich der halbe Anteil gefordert wurde, bleibt zwar unklar, und auch allzu systemfreundliche Argumente à la „Unternehmen in Frauenhand sind wirtschaftlich vergleichsweise viel erfolgreicher!“ sind eher lästig. Aber immerhin: Selbst von prominenten Mediengesichtern sind die Geschlechter-Schieflagen an den Schauplätzen der öffentlichen Meinungsbildung benannt und skandalisiert. Leider bleibt es in der Regel auch dabei – bei der Empörung. Dies gilt nicht nur für bürgerliche Blätter, auch in linken Medien streifen Männer das ein, was die kritische Männerforscherin Raewyn Connell einst als „patriarchale Dividende“ bezeichnete. Männer – insbesondere weiße Männer – profitieren von der Geschlechterhierarchie, egal ob in konservativen Wirtschaftsklüngeln oder in linksalternativen Projekten.
Nochmals zurück zum Medienfeld. Immer wieder höre ich die Klage: „Wir hätten gerne mehr Autorinnen, die für uns schreiben – aber wir finden einfach keine geeigneten Autorinnen!“ Funktioniert übrigens genau so gut mit Migrantinnen: „Wir geben uns Mühe und meinen Migrantinnen immer mit … aber sie kommen einfach nicht zu uns.“ Nicht selten endet das Geheule damit, dass (einmal mehr) ein „Themen-Special“ zu Gender, Migration u.ä. angeleiert wird. Es ist wenig verwunderlich, dass das selten klappt: Erstens kommen solche Akte der Selbstvergewisserung bei den Angesprochenen weniger gut rüber als man meinen möchte. Zweitens zieht die Selbstanklage nur selten auch tatsächlich Konsequenzen nach sich. Zwar sollen bestimmte Gruppen partizipieren, doch die üblichen Arbeitsabläufe, die Betriebskultur, das Selbstverständnis etc. innerhalb des Mediums nicht stören. Privilegien abbauen, „sich öffnen“ – klingt super. Ist aber in der Praxis vor allem: mühsam, lästig, anstrengend.
Ein Medium, das von sich behauptet, eine kritische Perspektive einzunehmen, befindet sich heutzutage im Erklärungsnotstand, wenn trotz aller Aufgeklärtheit Redaktion und Autorinnenschaft von weißen Hetero-Männern dominiert werden. Gut so. So sehr einer solchen Schräglage entgegengearbeitet werden muss – so sehr lässt sich umgekehrt auch dieser Schluss ziehen: „Die“ Frauen oder „die“ Migrantinnen brauchen Medium XY offenbar gar nicht. Umgekehrt aber sehr wohl.
Vina Yun ist Redakteurin beim feministischen Monatsmagazin „an.schläge“ (www.anschlaege.at) sowie bei migrazine.at, dem „Online-Magazin von Migrantinnen für alle“.