Der Dokumentarfilm „Freiräumen“ von Andreas Kurz und Mario Hengster schafft einen Überblick über Möglichkeiten der Partizipation von Jugendlichen im Bezirk Vöcklabruck. Konkret beleuchtet wird der Versuch kultureller Vereine, Orte für sich zu schaffen.
Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit. Es ist ein scheinbar banaler Spruch, der allerdings die Wichtigkeit unterstreicht, sich mit aktuellen Themen generell zu beschäftigen. Dieser Spruch ist wohl ein Argument für kritische Kultur, immer auf Höhe der Zeit. Regisseur Andreas Kurz und Kameramann Mario Hengster haben einen Dokumentarfilm namens „Freiräumen“ produziert, welcher über die Thematik Jugendlicher auf Suche nach freien Räumen an konkreten Beispielen im Bezirk Vöcklabruck erzählt: 2005 wurde der Verein „Sozialforum Freiwerk“ von Vöcklabrucker Jugendlichen gegründet, der das „Bock Ma’s“-Festival bis zum Jahr 2010 veranstaltete, ein Benefizfest für die Ute Bock-Flüchtlingsbetreuung. Auch Gründer des Vereins „Young and Culture“ werden im Film zur schwierigen kulturpolitischen Situation in Vöcklabruck befragt. Beiden Organisationen ist der Kampf um „ihre“ Räume gemein. Im Herbst 2010 manifestierte sich dieser im „Marsch der Maroden“, einer Demonstration in der Vöcklabrucker Stadt, um ein Zeichen zu setzen und auf die Bedeutung lokaler Kulturpolitik hinzuweisen.
Rationale Auflehnungsgesten
Zwischen den Zeilen präsentiert der Film ein Stimmungsbild der rationalen Auflehnungsgesten: Im Gegensatz zu einem verwirrten Grüppchen anarchischer Dilettanten hat man es bei den erwähnten Vereinen mit selbstbewussten und aufgeklärten Menschen zu tun, die ihren Drang nach Partizipation in unserer Gesellschaft stets mit genügend Reflexion und auch Selbstkritik untermauern. Das wird vor allem bei einer Szene erkenntlich, in der die „Bock Ma’s“-Veranstalter in einem Raum sitzen und über ihr Vorhaben diskutieren, offen, Fehler eingestehend, sich selbst hinterfragend.
„Freiräumen“ spannt thematisch einen weiten Bogen, bezieht auch Aspekte wie Landflucht („Zentrifugalpotenzial“), Beschäftigung mit Asylwerbern ein und stellt lokalpolitische Bezüge her, die in einem größeren Zusammenhang gedacht werden müssen.
An einer Stelle des Films stellt jemand einen Satz in den Raum: „Die Frage ist: Kann man etwas erreichen?“ „Freiräumen“ gibt nicht nur eine Antwort darauf, sondern auch Auskunft über das vorhandene politische Bewusstsein vieler Jugendlicher dieser Generation. Ein Umstand, der oft und gerne verschwiegen wird. Und immerhin: Seit Herbst 2011 existiert in Vöcklabruck ein offizielles Offenes Kunst- und Kulturhaus (OKH), welches regelmäßig für Veranstaltungen genützt werden wird – Ergebnis eines jahrelangen Kampfes der unabhängigen Kulturvertreter gegen örtliche Behörden und andere Widerstände. Man könnte hier einen anderen Spruch anmerken: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.