Der erste Innovationstopf danach: Transparenz zum Beispiel

Nach der Zusammenstutzung des KUPF Innovationstopfes auf ein biennales Format ist der erste IT danach über die Bühne gegangen – Gelegenheit, um einige markante Aspekte des ITs 2012 zu beleuchten.

Der KUPF Innovationstopf 2012 wurde mit dem sehr transparenten Thema „Der gläserne Boden“ ausgeschrieben und veranlasste heuer lediglich 16 Einreicherinnen zu einer Teilnahme am Wettbewerb. Ein Umstand, den die KUPF teilweise im Thema verortet, weil Gender-Reflexion an der Kulturbasis „eher auf Strukturen abzielt und somit viele Einzelkünstlerinnen mit ihren Projekten wegfallen“. Andererseits erkennt man die Gründe für diesen Einbruch auch in einer verlorenen Präsenz des ITs nach der Zäsur 2010, wie Stefan Haslinger von der KUPF weiter meint: „Generell müsste die Öffentlichkeitsarbeit nun anders bemessen werden, da die Präsenz eines biennal ausgeschriebenen Topfes anders erarbeitet werden muss als bei einer jährlichen Ausschreibung“.
Aktuell (Anfang Mai) befinden sich die ausjurierten Projekte beim Land OÖ zur Begutachtung. Und, die Anmerkung sei gestattet, ein politischer Eingriff in die Jury-Entscheidung ist dieses Mal kaum zu erwarten – es sei denn, dass man jedes einzelne Projekt tatsächlich noch einmal auf einen „künstlerischen Wert“ abklopfen will (wie einst argumentiert). Ein künstlerischer Wert, der (2010 kurz vergessen) inhaltlich in den Rahmen eines erweiterten Kulturbegriffs fällt. Und dessen Wert auch in der Auslagerung des gesamten Prozederes an die KUPF liegt – und damit auch in der Bestellung einer Fachjury, die zudem in einer öffentlich zugänglichen Jurysitzung argumentiert und entscheidet.
Dieses Jahr fand sich zur Jurysitzung auch das BmUKK ein. Der Besuch ging auf eine Initiative der IG Kultur zurück, und, wie Haslinger erläutert, auf eine bereits länger andauernde „Debatte um das Transparenzpaket“. Seitens der IG Kultur erachtet man den KUPF IT oder das Tiroler Pendant „TKI open“ als best practice-Beispiele in Sachen Transparenz, „die auch für diverse Beiräte des Bundes spannend sein könnten, etwa für den Beirat Initiative Kulturarbeit“. Ministeriums-Mitarbeiterin Karin Zizala hielt sich allerdings bedeckt: Es ginge in erster Linie  darum, „sich das Prozedere anzusehen, einen atmosphärischen Eindruck zu gewinnen, aus einem grundsätzlichem Interesse“. Ein grundsätzliches Interesse, das vorhanden ist, aber: Daraus ein allgemeines Förderprozedere für den Bund abzuleiten – das ginge „sowieso nicht eins zu eins, beim Bund gibt es andere Hierarchien und Zuständigkeiten, außerdem permanente Beirats- und Jurysitzungen, was organisatorisch enorm großen Aufwand bedeuten würde“. In Sachen Transparenz wird relativiert: „Ein etwas strapazierter Begriff, auch beim Bund bekommt jeder Auskunft“. Allerdings ist Transparenz ein Wert, der neue Prozesse einleitet, oder auch maximal in Richtung „Augenhöhe“ vorantreibt – und eine öffentliche Jury ist auch noch mal was anderes: Wenn man Jurymitglieder konkret in ihrer Debatte um Projektinhalte, Parameter, Definitionen und auch mal um Befangenheiten beobachten kann, ist das immer ein Erkenntnisgewinn. Und dieses Prozedere stellt vor allem hinsichtlich Szene-Diversität und wechselnder Ausschreibungsthemen einem Modell von Kuratierung/Intendanz ein angemessenes Instrumentarium entgegen. Kritischerweise muss hier festgestellt werden, dass das Interesse der Einreicherinnen an diesen öffentlichen Sitzungen traditionell relativ gering ist.
Ein anderes Transparenz-Modell wird übrigens mit den Sonderförderprogrammen der Stadt Linz praktiziert: In einen partizipativen Prozess eingebettet (Stichwort Kartell) finden Themenstellung und Jurybestellung statt. Absurderweise stellte heuer das Thema „Kein Thema“ stadtintern die Grundfesten von LinzImpuls kurz auf den Kopf. Generell darf, trotz der Wichtigkeit dieser Sondertöpfe und ihres innovativen Umgangs mit den Faktoren Transparenz und Partizipation an deren Grenzen gerüttelt werden: Die Vereinheitlichung verschiedenster Kunstsparten in die Sammelgleichung Freie Szene = „Wenns Geld brauchts, dann nehmt‘s doch an den Sonderförderprogrammen teil, dort könnt‘s eh mitbestimmen“ verschleiert die Tatsache, dass bei Projekt- und Strukturförderungen in Sachen Kunstsparten deutliche Verbesserungen geben müsste (Transparenz erwünscht!). Eine forcierte Auslagerung der „freien Szene“ an Sondertöpfe (wie eben seitens der Ämter jetzt schon teilweise argumentiert wird) würde Kunstschaffende in eine zusätzliche Wettbewerbssituation drängen, wo jetzt schon heftige Bedingungen herrschen – und wo eigentlich, ganz eigentlich, kontinuierliche Arbeit sein sollte.